Kapitel 3: Ende einer Illusion Ewige Entscheidungen: Nietzsche über Erlösung Trostgründe: Freud gegen Vorsehung.

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Kapitel 3: Ende einer Illusion Ewige Entscheidungen: Nietzsche über Erlösung Trostgründe: Freud gegen Vorsehung

Nietzsche: Das Schein-Problem des Bösen Das Problem des Übels ist eine Erfindung: Schlechtreden der Welt. Vgl. hingegen die griechischen Götter: Sie leben selbst das menschliche Leben – das ist die Theodizee schlechthin. – Das Leben Jesu erscheint demgegenüber als Perversion. Falsche Ideale führen zum Leiden am Übel: „Das Problem des Bösen ist, dass es ein Problem sein soll. Es entsteht dadurch, dass man das Wirkliche an einem Ideal vermisst.“ (321). Wir sind für den Begriff des Bösen verantwortlich.

Nietzsches Lösungen: Das unbedingte Wollen des eigenen Lebens, mitsamt allem Zufälligen, Schicksalshaftem. Man kann/soll den Moment um seiner selbst willen wollen, ohne Hintergrundsinn oder Vordergrundbanalität: wer einen Moment wollen kann, der kann alles wollen. Lebens-Ästhetik: Ästhetik hat keinen Sinn, z.B. Musik. Leiden ist als ästhetische Angelegenheit zu betrachten: Prometheus‘ Frevel als Weg zur Würde. Neiman: das Ende des Prometheus – die Folgen des Sündenfalls.

Freud Vorsehungsglaube als Infantilismus: Verlust der Kindheit, Suche nach Geborgenheit. Lösung: Erwachsenwerden.

Selbstbestrafung Israels Unglück Leiden wird als Schuld gedeutet. Erhalt der Schuldigkeit durch unhaltbares Gesetz.

Götter und Leiden Drei Aufgaben der Götter: (1) Bannung des Naturschreckens; (2) Aussöhnung mit dem grausamen Schicksal; (3) Entschädigung für das Leiden durch die Zivilisation. (1‘) durch Naturwiss. gelöst; (2‘) Entdeckung der Unfähigkeit der Götter; (3‘) Moralabsicherung blieb den Göttern: durch die Moral sind wir stets Sünder; deshalb ist das Leid gerechtfertigt; die Gesellschaft besteht fort.

Lustgewinn statt Leidensfrust Unabhängigkeit vom Schicksal durch geistige Arbeit und Liebe; sie spenden Befriedigung – allerdings nicht allen. Kultur – begrenzte Befriedigung, wohltätige Wirkungen gegen das Böse: das Gewissen Problem der Kultur: deren Fortschritt richtet sich gegen das Glück, man richtet sich einer Realität aus, die über die konkrete Wirklichkeit hinausgeht. Trostlosigkeit

Naturalisierung des Bösen Die Sehnsucht nach der Beherrschbarkeit des Bösen führt zu dessen Naturalisierung: Das gezähmte Böse ist nicht mehr wirklich böse. Der böse Mensch wird zum Naturphänomen wie ein Erdbeben. Folge: Anklage der Natur, Pessimismus

Robert I. Simon Bad Men Do What Good Men Dream, Washington 2008; Die dunkle Seite der Seele. Psychologie des Bösen, Bern „Kein Mensch ist völlig gut oder böse. Wir sind eine Mischung aus beidem. In einer unerwarteten Situation könnte die eine oder andere Seite die Oberhand behalten. Im Krieg kann beispielsweise dieselbe Person je nach den Umstände zum Helden oder zum Feigling werden. Und in Friedenszeiten kann der einstige sadistische Aufseher eines KZ zum angesehenen und gefürchteten Streifenpolizisten werden.“ (17)

These Thomas G. Gutheil: „Das könnte ich sein, wenn ich nicht bessere Schutzmechanismen hätte.“ Letzte Unaufklärbarkeit des Bösen Definition des Bösen: Schaden, den man anderen zufügt.

Suspension der Sozialkontrolle Durch: Stromausfall: Einbrüche Naturkatastrophen: Plünderungen Nach Katrina August 2005: Falsche Steuererklärungen, überzogene Schadensangaben Initiationsrituale: Militär…

Fritz Riemann: Grundformen der Angst. Eine tiefenpsychologische Studie (1961) Riemann klassifiziert vier Grundformen der Angst, auf die sich seiner Meinung nach alle Formen der Angst zurückführen lassen: 1. Impuls zur Selbstwerdung – Angst vor Selbsthingabe – Ich-Verlust und Abhängigkeit – Schizoider Typ 2. Impuls zur Selbsthingabe – Angst vor Selbstwerdung – Ungeborgenheit und Isolierung – Zwanghafter Typ 3. Impuls zur Stabilität – Angst vor Veränderung – Vergänglichkeit und Unsicherheit – Depressiver Typ 4. Impuls zur Veränderung – Angst vor Notwendigkeit – Endgültigkeit und Unfreiheit – Hysterischer Typ

Evolutionäre Ethik, Soziobiologie Genetische Verhaltensmuster, die dem Überleben des Einzelnen wie der Gruppe dienen, steuern das Verhalten. Konsequenz: Unbedingte moralische Kategorien entfallen. Moralische Regeln sind nur als Einsichten in biologische Zusammenhänge zu formulieren: Du sollst nicht deine natürlichen Lebensgrundlagen vernichten. Oder: Schmerzen, die ich ablehne, füge ich (nach Möglichkeit) auch keinem anderen zu.

Neurowissenschaftliche Sicht Gehirnareale steuern Verhalten. Ihre Störung verändert das Verhalten. Dem Handeln geht ein Impuls voraus (Libet- Experiment). Die Selbsturheberschaft des Bösen ist nicht gegeben. Böse Menschen kann man nicht bestrafen, sondern nur therapieren. Benjamin Libet: Haben wir einen freien Willen? In: Christian Geyer (Hg.): Hirnforschung und Willensfreiheit. Zur Deutung der neuesten Experimente, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2004, 268ff.

Fragen für den Wie deutet Neiman „Lissabon“? 2. Wie versteht sie das Verhalten des Premierministers von Portugal, Marquis von Pombal ( ) 3. Wie deutet Neiman “Auschwitz”? 4. Welche philosophischen Optionen bleiben?