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Was ist Schule? Zwei (von vielen) widersprechenden Positionen

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Präsentation zum Thema: "Was ist Schule? Zwei (von vielen) widersprechenden Positionen"—  Präsentation transkript:

1 Was ist Schule? Zwei (von vielen) widersprechenden Positionen
Einführung in die Schulwirklichkeit Karin Kleinespel Jena, August 2009

2 Exemplarische Position 1 Schule hat einen klar definierten Zweck (Gieseke)
„Dem Kind steht – bei allem Respekt vor seiner Persön-lichkeit – nicht frei, ob es in der Schule lernen will oder nicht. Die Entwicklung seiner Fähigkeiten ist kein Luxus und kein Selbstzweck, vielmehr ist es darauf angewiesen, um einmal damit seinen Lebensunterhalt verdienen zu können. Nur wenn es einen Dummen findet, der dies heute oder morgen für ihn besorgt, z.B. die Eltern oder Vater Staat – muss es nicht lernen. … Die hierin begründete Verantwortung der Eltern kann die Schule nicht stellvertretend übernehmen…“ (Giesecke 1995, S. 13)

3 Schule soll sich auf das Unterrichten beschränken
„Die Aufgabe der Schule kann nicht darin bestehen, die Maximen der „Erlebnisgesell-schaft“ in ihren Mauern zu reproduzieren, das kann das Fernsehen besser. Vielmehr muss sie die Idee des aufklärenden Unterrichts entgegen allen andersartigen, außerschulischen Erwartungen der Schüler und nicht zuletzt auch vieler Eltern zur Geltung bringen; nur dann vermag sie im Konzert der übrigen Sozialisa-tionsfaktoren ihren eigentümlichen Part zu spielen“ (Giesecke, S. 11)

4 Die Unterrichtsfunktion der Schule mit Sanktionen durchsetzen
Die Schule ist also eine Institution der Gesellschaft, die nicht einfach aus dem Willen der dort Versammelten resultiert, sondern deren Bestrebungen – bei aller Mitbestimmung – übergeordnet ist, weil sie eben wesentlich aus gesellschaftlichen Zwecken begründet ist. Jede Institution muss aber den Zweck, dem sie dient auch durchsetzen können. Wenn nun Zweck der Schule Unterricht ist – alle anderen ihre angesonnenen Zwecke werden von den übrigen Sozialisationsinstanzen mindestens ebenso gut und vor allem billiger erfüllt – dann folgt daraus, daß sie als Institution auch Sanktionen ergreifen können muss, um ihren Zweck zu sichern.“ (Giesecke, S. 11)

5 Exemplarische Position 2 Schule als Lebens- und Erfahrungsraum (Hartmut von Hentig)
"Die Lebensprobleme der heute heranwachsenden Kinder sind so viel größer als ihre Lernprobleme, sie schieben sich so gebieterisch vor diese oder fallen ihnen in den Rücken, daß die Schule, wenn sie überhaupt belehren will, es erst mit den Lebensproblemen aufnehmen muss: sie muss zu ihrem Teil Leben ermöglichen" (von Hentig 1987, S. 90). "Die Lebensprobleme der heute heranwachsenden Kinder sind so viel größer als ihre Lernprobleme, sie schieben sich so gebieterisch vor diese oder fallen ihnen in den Rücken, daß die Schule, wenn sie überhaupt belehren will, es erst mit den Lebensproblemen aufnehmen muß: sie muß zu ihrem Teil Leben ermöglichen" (von Hentig 19877, S.90). Von Hentig, Göttinger und Bielefelder Pädagoge, 1925 geboren, geht von der theoretischen Voraus­setzung aus, daß die moderne Gesellschaft so ab­strakt und komplex ist, daß sie für heranwachsende Kinder und Jugendliche nicht mehr durchschaubar wird. Sie ist "unerziehlich" geworden, weil sie den zum Aufwachsen notwendigen Reichtum an Erfahrungs­möglichkeiten unpädagogisiert nicht mehr zur Verfügung stellt. Im Leben werden Kinder und Jugendliche in zentralen gesellschaftlichen Sektoren ausgesondert. Sie können nicht mehr dem Leben zuschauend und in ihm mitmachend lernen; sie sind gefährdet. Die pädagogische Auf­gabe besteht deshalb darin, in einer für das Auf­wachsen unwirtlichen Welt einen Le­bensort und Erfahrungsraum für Kinder zu gestal­ten, der - im herkömmlichen Sinn - schulisches und außerschuli­sches Leben verbindet. Schule wird ihrerseits zu einer embryonic society (John Dewey), (von Hentig 1985b, S.39) zu einer Gesellschaft im Kleinen und im Werden, in der die Heranwachsenden sich auf die große Gesellschaft so wie sie ist vorbereiten, ohne sich ihr zu unterwerfen wie sie ist. (vgl. a.a.O., S.16) Die Kunst der Didaktik besteht darin, sich von jener "Verselbständigung" der Schulpädagogik zu befreien, die das Lernen als bloße Belehrung versteht und damit das Leben aussperrt. Schule muß sich entschulen und "soviel Be­leh­rung wie möglich und sinnvoll durch Erfahrung ersetzen" (von Hentig 1985b, S.10). Mit der Absicht herauszufinden, was das heißt, gründete von Hentig 1974 zusammen mit Lehrerinnen und Lehrern die Bielefelder Laborschule. Sie ist als Versuchsschule des Landes Nordrhein-Westfalen eine "Schule für alle Kinder". Gesamtschulartig organisiert, übernimmt sie die Ziele dieser Schulform: die Herstellung einer größeren Bildungsbeteiligung, ein möglichst langes Offenhalten der Schullaufbahnen, die Entwicklung neuer, "lebensnaher" Curriculumelemente und die Förderung sozialen Lernens. In einer Reihe von Merkmalen unterscheidet sich die Laborschule jedoch von der Gesamtschule. 5

6 Der Sokratische Eid Als Lehrer und Erzieher verpflichte ich mich…
Die Eigenart eines jeden Kindes zu achten und gegen jedermann zu verteidigen Für seine körperliche und seelische Unversehrtheit einzustehen Auf seine Regungen zu achten, ihm zuzuhören, es ernst zu nehmen Zu allem, was ich seiner Person antue, seine Zustimmung zu suchen, wie ich es bei einem Erwachsenen täte

7 Das Gesetz seiner Entwicklung, soweit es erkennbar ist, zum Guten auszulegen und dem Kind zu ermöglichen, dieses Gesetz anzunehmen Seine Anlagen herauszufordern und zu fördern Seine Schwächen zu schützen, ihm bei der Überwindung von Angst und Schule, Bosheit und Lüge, Zweifel und Mißtrauen, Wehleidigkeit und Selbstsucht beizustehen, wo es das braucht Seinen Willen nicht zu brechen – auch nicht, wo er unsinnig erscheint; ihm vielmehr dabei zu helfen, seinen Willen in die Herrschaft seiner Vernunft zu nehmen; es also den mündigen Verstandesgebrauch und die Kunst der Verständigung wie des Verstehens zu lehren

8 Es bereit zu machen, Verantwortung in der Gemeinschaft und für diese zu übernehmen
Es die Welt erfahren zu lassen, wie sie ist, ohne es der Welt zu unterwerfen, wie sie ist Es erfahren zu lassen, was und wie das gemeinte gute Leben ist Ihm eine Vision von der besseren Welt zu geben und die Zuversicht, daß sie erreichbar ist Es Wahrhaftigkeit zu lehren, nicht die Wahrheit, denn „die ist bei Gott allein“.

9 Damit verpflichte ich mich auch,
So gut ich kann, selber vorzuleben, wie man mit den Schwierigkeiten, den Anfechtungen und Chancen unserer Welt und mit den eigenen immer begrenzten Gaben, mit der eigenen immer gegebenen Schuld zurechtkommt Nach meinen Kräften dafür zu sorgen, daß die kommende Generation eine Welt vorfindet, in der es sich zu leben lohnt und in der die ererbten Lasten und Schwierigkeiten nicht deren Ideen und Möglichkeiten erdrücken

10 Meine Überzeugungen und Taten öffentlich zu begründen, mich der Kritik – insbesondere der Betroffenen und Sachkundigen – auszusetzen, meine Urteile gewissenhaft zu prüfen Mich dann jedoch allen Personen und Verhältnissen zu widersetzen – dem Druck der öffentlichen Meinung, dem Verbandsinteresse, dem Beamtenstatus, der Dienstvorschrift-, wenn diese meine hier bekundeten Vorsätze behindern. Ich bekräftige diese Verpflichtung durch die Bereitschaft, mich jederzeit an den in ihr enthaltenen Maßstäben messen zu lassen.


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