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Vorlesung Romantik 16. Januar 2009

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Präsentation zum Thema: "Vorlesung Romantik 16. Januar 2009"—  Präsentation transkript:

1 Vorlesung Romantik 16. Januar 2009
Liebe und Weiblichkeit

2 Überblick Frauen der Romantik
Geschichtlichkeit der ‚Liebe‘: Der Wandel des Liebesverständnisses im 18. Jahrhundert Individualisierung und Intimität („zwischenmenschliche Interpenetration“, N. Luhmann) Aspekte des Medialen Goethe, Die Leiden des jungen Werther (1774) als romantisches Paradigma Die „ewige Geliebte“; Mutterphantasmen Unheimliche Weiblichkeit Spaltung des Weiblichkeitsbildes Weiblichkeit und Musik (Überleitung zur nächsten VL) Liebe und Ehe

3 Frauen der Romantik Karoline Günderode (1780-1806)
Dorothea Schlegel ( ) – geb. Mendelssohn, gesch. Veit (1798), mit F. Schlegel in Berlin, Jena, Paris; Ehe und Konversion 1804 Caroline Schlegel-Schelling ( ) – geb. Michaelis, verw. Böhmer; verh. A.W. Schlegel, 1803 verh. Schelling Bettina von Arnim ( ), geb. Brentano, 1811 verh. Achim von Arnim Sophie Mereau, gesch., seit 1803 verh. C. Brentano Henriette Herz ( ), Berliner Salon Rahel Varnhagen von Ense ( ), geb. Levin Markus, verh. Karl August Varnhagen von Ense, Berliner Salon, 1814 konvertiert Therese Huber ( ), geb. Heyne, 1785 verh. mit G. Forster, 1794 verh. Huber, 1804 verw. Johanna Schopenhauer ( ), Weimarer Salon Europa: Germaine de Stael, Jane Austen, Mary Shelley

4 Einige allgemeine Titel
Paul Kluckhohn, Die Auffassung von Liebe und Ehe im 18. Jahrhundert Edward Shorter, The Making of the Modern Family Niklas Luhmann, Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität, Frankfurt/M. 1994 Georg Simmel, Liebe Roland Barthes, Fragments d‘un discours amoureux, Paris 1977 Albrecht Koschorke, Körperströme und Schriftverkehr. Mediologie des 18. Jahrhunderts, München 1999

5 ‚Moderne‘ Liebe – Liebe und Moderne
Funktionale Differenzierung der Gesellschaft und Individualisierung vs geschichtete („stratifizierte“) traditionale Gesellschaft Lösung aus vorgegebenen Bestimmungen und freie Liebeswahl (Beispiel: Goethe, Hermann und Dorothea) Liebe als Kommunikation der (‚eigentlich‘) nicht-kommunizierbaren personalen Einzigartigkeit Das „In-der-Welt-des-Anderen-Vorkommen-und-daraufhin-handeln-Können“ Gründung der ganzheitlichen Identität im Anderen Verbindung von Liebe und Sexualität Friedrich Schlegel, Lucinde: „<…> in diesem Spiegel scheue ich mich nicht, mich selbst zu bewundern und zu lieben. Nur hier sehe ich mich ganz und harmonisch, oder vielmehr die volle ganze Menschheit in mir und in dir <…> darum liebst du mich auch ganz und überläßt keinen Teil von mir etwa dem Staate, der Nachwelt oder den männlichen Freunden. Es gehört dir alles und wir sind uns überall die nächsten und verstehn uns am besten. Durch alle Stufen der Menschheit gehst du mit mir von der ausgelassensten Sinnlichkeit bis zur geistigsten Geistigkeit <…>“

6 Koschorke, Körperströme und Schriftverkehr
Zusammenfassung im Aufsatz: Alphabetisierung und Empfindsamkeit, in: Hans-Jürgen Schings (Hg.), Der ganze Mensch. Anthropologie und Literatur im 18. Jahrhundert, Stuttgart 1994, S Bedeutung des Mediums der Schrift (verbreitet im Druck): Habitualisierte Distanzkommunikation Entfernung der Körper und Verschmelzung der „Seelen“; statt körperlicher Interaktion mediale Kommunikation Schrift-Phantasmen der Intimität und Unmittelbarkeit als Kompensation für faktische Distanz Paradigma des (sich ausweitenden) intimen Briefverkehrs und des literarischen Briefromans in der „Empfindsamkeit“ des 18. Jahrhunderts

7 Liebe als philosophisches Prinzip
Zur Erinnerung: Eichendorff, Mondnacht: „Es war als hätt der Himmel / Die Erde still geküßt …“ Liebende Partnerschaft zwischen Vernunft und Natur (statt Herrschaft, Zergliederung usw. einerseits, Anarchie und Willkür andererseits) Liebe als Prinzip gesellschaftlicher Verbindung (statt Vertrag, Tausch) – s. VL „Politische Romantik“

8 Novalis, Heinrich von Ofterdingen Liebesgespräch Heinrich – Mathilde
„O Geliebte, der Himmel hat dich mir zur Verehrung gegeben. Ich bete dich an. Du bist die Heilige, die meine Wünsche zu Gott bringt, durch die er sich mir offenbart, durch die er mir die Fülle seiner Liebe kund tut. Was ist die Religion als ein unendliches Einverständnis, eine ewige Vereinigung liebender Herzen? Wo zwei versammelt sind, ist Er ja unter ihnen. Ich habe ewig an dir zu atmen; meine Brust wird nie aufhören, dich in sich zu ziehen. Du bis die göttliche Herrlichkeit, das ewige Leben in der lieblichsten Hülle.“ „Ach! Heinrich, du weißt das Schicksal der Rosen; wir du auch die welken Lippen, die bleichen Wangen mit Zärtlichkeit an deine Lippen drücken <…>?“ „O könntest du durch meine Augen in mein Gemüt sehen! Aber Du liebst mich, und so glaubst du mir auch. Ich begreife nicht, was man von der Vergänglichkeit der Reize sagt, O sie sind unverwelklich. Was mich so unzertrennlich zu Dir zieht, was ein ewiges Verlangen in mir geweckt hat, das ist nicht aus dieser Zeit. Könntest du nur sehen, wie du mir erscheinst, welches wunderbare Bild Deine Gestalt durchdringt und mir überall entgegenleuchtet. Du würdest kein Alter fürchten. Deine irdische Gestalt ist nur ein Schatten dieses Bildes <…> das Bild ist ein ewiges Urbild, ein Teil der unbekannten, heiligen Welt.“ „Ich verstehe Dich, lieber Heinrich, denn ich sehe etwas Ähnliches, wenn ich Dich anschaue.“

9 Die Leidenschaft des modernen Mannes und die Geliebte als Bild
Lessing, Emilia Galotti (besonders die Eingangsszenen) Goethe, Werther Goethe, Wahlverwandtschaften

10 Die ewige Geliebte Tieck, Franz Sternbalds Wanderungen
Novalis, Heinrich von Ofterdingen (blaue Blume – Mathilde: „Mich dünkt, ich kennte Euch seit urdenklichen Zeiten“) Novalis, Die Lehrlinge von Sais (Hyazinth und Rosenblütchen)

11 Liebestod Wort zuerst in Brentanos Roman Godwi (1801)
Dort auch Ballade von der schönen Loreley Richard Wagner, Tristan und Isolde 2. Akt: „O sink hernieder, Nacht der Liebe …“

12 Unheimliche Phantasmen
Katastrophisch-glückliches Verschlungenwerden im Bergschlund: Tieck, Runenberg (1801); Hoffmann, Die Bergwerke von Falun Adoleszenzkrise zwischen archaischer Weiblichkeit und ehelicher Verbindung Berg und Frau Poesie und erotische Imagination Zwienatur der Wasserfrau: Friedrich de la Motte Fouqué, Undine (1811) Überwindung der Meduse: Eichendorff, Das Marmorbild

13 Tieck, Runenberg: Poetische Initiation
Erst nahm sie einen goldenen Schleier vom Haupte, und ein langes schwarzes Haar floß in geringelter Fülle bis über die Hüften hinab; dann löste sie das Gewand des Busens, und der Jüngling vergaß sich und die Welt im Anschauen der überirdischen Schönheit. Er wagte kaum zu atmen, als sie nach und nach alle Hüllen löste; nackt schritt sie endlich im Saale auf und nieder, und ihre schweren schwebenden Locken bildeten um sie her ein dunkel wogendes Meer, aus dem wie Marmor die glänzenden Formen des reinen Leibes abwechselnd hervorstrahlten. Nach geraumer Zeit näherte sie sich einem andern goldenen Schranke, nahm eine Tafel heraus, die von vielen eingelegten Steinen, Rubinen, Diamanten und allen Juwelen glänzte, und betrachtete sie lange prüfend. Die Tafel schien eine wunderliche unverständliche Figur mit ihren unterschiedlichen Farben und Linien zu bilden; <…> er aber stand, die Gegenstände mit seinen Blicken verschlingend, und zugleich tief in sich selbst versunken. In seinem Innern hatte sich ein Abgrund von Gestalten und Wohllaut, von Sehnsucht und Wollust aufgetan, Scharen von beflügelten Tönen und wehmütigen und freudigen Melodien zogen durch sein Gemüt, das bis auf den Grund bewegt war: er sah eine Welt von Schmerz und Hoffnung in sich aufgehen, mächtige Wunderfelsen von Vertrauen und trotzender Zuversicht, große Wasserströme, wie voll Wehmut fließend. Er kannte sich nicht wieder, und erschrak, als die Schöne das Fenster öffnete, ihm die magische steinerne Tafel reichte und die wenigen Worte sprach: »Nimm dieses zu meinem Angedenken!« Er faßte die Tafel und fühlte die Figur, die unsichtbar sogleich in sein Inneres überging, und das Licht und die mächtige Schönheit und der seltsame Saal waren verschwunden.

14 Adoleszenz und poetische Erweckung
Hartmut Böhme: Romantische Adoleszenzkrisen. Zur Psychodynamik der Venuskultnovellen von Tieck, Eichendorff und E.T.A. Hoffmann, in: Text und Kontext 10: Literatur und Psychoanalyse, Kopenhagen/München 1981, S Adoleszenzkrise und individuelle rite de passage Entgrenzungslust und Verschlingungsangst "Die Romantik formuliert <...> das Unbewußte der Aufklärung. Sie ist nicht deren Opposition, sondern die Komplettierung der bürgerlichen Subjektproduktion, die literarische Repräsentanz und Rehabilitation der allererst durch die Rationalitätsentwicklung des 18. Jahrhunderts wahrgenommenen Chaotiken und Wildnisse menschlicher Natur." (S. 136)

15 Hoffmann, Bergwerke von Falun
Doch als er fester und fester den Blick auf die wunderbare Ader im Gestein richtete, war es, als ginge ein blendendes Licht durch den ganzen Schacht, und seine Wände wurden durchsichtig wie der reinste Kristall. Jener verhängnisvolle Traum, den er in Göthaborg geträumt, kam zurück. Er blickte in die paradiesische Gefilde der herrlichsten Metallbäume und Pflanzen, an denen wie Früchte, Blüten und Blumen feuerstrahlende Steine hingen. Er sah die Jungfrauen, er schaute das hohe Antlitz der mächtigen Königin. Sie erfaßte ihn, zog ihn hinab, drückte ihn an ihre Brust, da durchzuckte ein glühender Strahl sein Inneres, und sein Bewußtsein war nur das Gefühl, als schwämme er in den Wogen eines blauen, durchsichtig funkelnden Nebels.

16 Eichendorff, Marmorbild
Der Mond, der eben über die Wipfel trat, beleuchtete scharf ein marmornes Venusbild, das dort dicht am Ufer auf einem Steine stand, als wäre die Göttin soeben erst aus den Wellen aufgetaucht, und betrachte nun, selber verzaubert, das Bild der eigenen Schönheit, das der trunkene Wasserspiegel zwischen den leise aus dem Grunde aufblühenden Sternen widerstrahlte. Einige Schwäne beschrieben still ihre einförmigen Kreise um das Bild, ein leises Rauschen ging durch die Bäume ringsumher. Florio stand wie eingewurzelt im Schauen, denn ihm kam jenes Bild wie eine langgesuchte, nun plötzlich erkannte Geliebte vor, wie eine Wunderblume, aus der Frühlingsdämmerung und träumerischen Stille seiner frühesten Jugend herausgewachsen. Je länger er hinsah, je mehr schien es ihm, als schlüge es die seelenvollen Augen langsam auf, als wollten sich die Lippen bewegen zum Gruße, als blühe Leben wie ein lieblicher Gesang erwärmend durch die schönen Glieder herauf. Er hielt die Augen lange geschlossen vor Blendung, Wehmut und Entzücken.

17 Fortsetzung: Umschlag zur Medusa
Als er wieder aufblickte, schien auf einmal alles wie verwandelt. Der Mond sah seltsam zwischen Wolken hervor, ein stärkerer Wind kräuselte den Weiher in trübe Wellen, das Venusbild, so fürchterlich weiß und regungslos, sah ihn fast schreckhaft mit den steinernen Augenhöhlen aus der grenzenlosen Stille an. Ein nie gefühltes Grausen überfiel da den Jüngling. Er verließ schnell den Ort, und immer schneller und ohne auszuruhen eilte er durch die Gärten und Weinberge wieder fort, der ruhigen Stadt zu; denn auch das Rauschen der Bäume kam ihm nun wie ein verständiges, vernehmliches Geflüster vor, und die langen gespenstischen Pappeln schienen mit ihren weitgestreckten Schatten hinter ihm dreinzulangen.

18 Die himmlische und die irdische Frau: Paradoxie der künstlerischen Inspiration (E.T.A. Hoffmann)
Der Sandmann Don Juan Rat Krespel Die Figur des Kapellmeisters Kreisler (in: Lebensansichten des Kater Murr)

19 Liebe und Ehe Charlotte Bronte, Wuthering Height
Stendhal, Rouge et noir Gustave Flaubert, Madame Bovary Leo Tolstoi, Anna Karenina Theodor Fontane, Effie Briest


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