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Phonetische und altersbedingte Änderungen in

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Präsentation zum Thema: "Phonetische und altersbedingte Änderungen in"—  Präsentation transkript:

1 Phonetische und altersbedingte Änderungen in
den Weihnachtsreden der Königin Elizabeth II Jonathan Harrington Institut für Phonetik und Sprachverarbeitung, LMU. Unter welchen Umständen ändert sich langfristig die Aussprache eines Erwachsenen?

2 1. Phonetische Änderungen: Lautwandel in der Gemeinschaft
nehmen Erwachsene an Lautwandel teil, oder entsteht Lautwandel nur wegen Unterschieden zwischen verschiedenen (z.B. jungen/älteren) Sprechergruppen? Wie hat sich Received Pronunciation (die Standardaussprache von England) in den letzten 50 Jahren geändert? 2. Nicht-phonetische, altersbedingte Änderungen Die Anatomie und Physiologie der Vokalorgane ändern sich mit zunehmenden Alter. Was sind die akustischen Folgen dieser Änderungen? 3. Lautwandel und Sprachwahrnehmung Wie wird Lautwandel wahrgenommen? (Wenn überhaupt).

3 Die Weihnachtstreden. Jährliche Reden am (ca. 15 h) der Königin Elizabeth II Warum die Weihnachtsreden analysieren? Die einzigen aufgenommenen, jährlichen Reden seit 1952 von derselben Person. Kaum Änderungen im Sprecherziel (eine Botschaft für das Königreich/Commonwealth) gute akustische Qualität RP (die Standardaussprache von England) ist seit 1930 gründlich, wenn auch nur meistens auditiv, analysiert worden - siehe z.B. Wells, 1982; 1987; Gimson 1966, usw. RP hat sich in den letzten 50 Jahren deutlich geändert.

4 Received Pronunciation
Received Pronunciation (1869, Alexander Ellis): 'an educated pronunciation of the metropolis, of the court, the bar, the pulpit and one that does not differ across regions in England.' RP Varietäten (sind meistens klassenbedingt) ‘Estuary English’ (Rosewarne, 1984; Coggle, 1993) RP mit Einflüssen von Cockney: – z.B. /l/ Vokalisation, 'miuk' für 'milk' ‘Mainstream RP’ (Wells, 1982) = ‘Southern British English’ (Deterding, 1997, JIPA) oder ‘BBC English’. RP der Mittelstandsklasse. U-RP = ‘upper-crust RP’ (Wells,1982) oder ‘Conservative RP’ oder 'Refined RP' (Gimson, 1966)

5 RP und soziale Änderungen
Soziale Änderungen sind oft mit Lautwandel verbunden, und die soziale Struktur in England hat sich seit den 50er Jahren deutlich geändert (Änderungen von ‘unten’).

6 England 50er Jahre. Starke Trennung zwischen den Klassenschichten, ganz deutliche Trennung in der Aussprache zwischen RP und Cockney – daher auch keine Mischung dieser Aussprachen (= Estuary Englisch). “One either speaks RP, or one does not, and if the opportunity to learn it in youth has not arisen, it is almost impossible to learn it in later life” (Abercrombie, 1963). 1970s und danach Weniger Respekt für das Establishment, eine Verschmelzung der Grenzen zwischen Klassenschichten, (Cannadine, 1998), die Entwicklung von ‘Estuary English’ (Rosewarne, 1984, Coggle, 1993). Gimson, (1975): 'many young people are rejecting RP… ' Crystal (1995): 'Estuary English is now heard in the Establishment.' .

7 Die Vokale der Königin 1950-2000.
Die Königin ist eine U-RP Sprecherin. Phonetische Änderungen in den letzten 50 Jahren? . Wenn ja, sind einige davon 'von unten', d.h. in die Richtung von Mainstream RP also einer weniger aristokratischen Form von RP? .

8 Methode: Die akustische Messung phonetischer Unterschiede in Vokalen.
Es ist mehrmals gezeigt worden, dass Vokale sich phonetisch in einem 2D-Raum Höhe x Frontierung unterscheiden. Höhe hoch tief i: u: a: rief ruf rat Frontierung vorne hinten d.h. je näher zwei Vokale in diesem Raum, je ähnlicher werden sie wahrgenommen.

9 Vokale einer Sprache oder eines Dialektes halten in diesem Raum Abstand voneinander, da Hörer sie sonst miteinander verwechseln würden. Eine Verschiebung in einem Vokal kann eine Kette von Verschiebungen in benachbarten Vokalen auslösen (z.B. frühneuenglische Vokalverschiebung im 15. Jahrhundert; Neuseeland Englisch, ).

10 Neuseeland Englisch Verschiebungen seit 1950
Hier sind 3 Wörter einer modernen neuseeländischen Aussprache. Der erste Konsonant ist 'P' der letzte ist 'T'. Also P_T. Was sind die Wörter? PIT PET PAT Neuseeland Englisch Verschiebungen seit 1950 I E hoch tief vorne hinten hid head Q had RP hard A I head E had hid hard a (Aus Watson, Maclagan, Harrington, Language Variation & Change, 2000)

11 Welche Änderungen werden für RP (1950-2007) erwartet?
z.B. Gimson, 1975; Wells, 1982, Henton, 1983, Bauer, 1985 [Q] had 1. [Q] Senkung [Ã] bud [u] who'd [U] hood 2. [Ã], [U], [u] Frontierung vorne hinten hoch [i] heed [I] hid 3. [I] Spannung vor allem wortfinal in “-y” (‘city’, ‘lengthy’ usw.) [] hoard 4. [] Hebung tief

12 Einige dieser Verschiebungen sind in die Richtung von Estuary English…
/u/ Frontierung in RP Wells: “Thus spoon, conservatively [spu:n], may now range to a loosely rounded [spʊʉn] or even [spɪɨn]. A development … associated also with the rise of … Estuary English”

13 Die akustische (experimentelle) Festlegung Vokalverschiebungen
Akustisch sind diese Dimensionen Höhe und Frontierung mit den ersten zwei Resonanzen oder Formanten des Vokaltrakts korreliert. (Formant = die Frequenz, mit der die Luftmoleküle für eine gewisse Vokaltraktgestaltung mit maximaler Amplitude vibrieren). F1 x F2 Synthese

14 Datenbanken Datenbank 1: Die Vokale der Königin aus den 50er Jahren.
Harrington, Palethorpe, Watson, 2000, Nature, 408, Datenbank 1: Die Vokale der Königin aus den 50er Jahren. Datenbank 2: Die Vokale der Königin aus den 80er Jahren. Datenbank 3: Vokale von 5 BBC mainstream-RP Nachrichtenleserinnen aus den 80er Jahren. (ingesamt 3254 Vokale) Hypothese (wenn Lautwandel in derselben Person vorkommt, und wenn RP-Lautwandel 'von unten' ist): Die Vokale aus Datenbank 2 liegen zwischen denjenigen von Datenbanken 1 und 3.

15 Methode Alle Daten digitalisieren, etikettieren Die Resonanz- oder Formantfrequenzen (F1, F2) berechnen. weil: F1 und F2 im Verhältnis zur Höhe und Frontierung sind

16 Ergebnisse 5 Mainstream RP Sprecherinnen (1980s) Weihnachtsreden
F2 (Hz) F2 (Bark) Die Vokale der Königin haben sich phonetisch in die Richtung der Vokale von Mainstream RP (= Standardaussprache der Mittelstandsklasse) verschoben, ohne sie jedoch ganz und gar erreicht zu haben.

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19 Einige Beispiele der Änderungen
[Q] ist offener 1954: The family gathering 1966: The family remains [u] ist frontierter 1954 you have given me strength to do so 1999 to do this 1952 I mean too 1998 and steady too

20 wortfinaler [I] ist gespannter
duty (1954) duty (1999) [E:] [I:]

21 2. Altersbedingte Änderungen.
entstehen wegen der physiologischen Änderungen des Vokaltrakts mit zunehmenden Alter. Die Altersgruppe kann von der Stimme oft ziemlich gut eingeschätzt werden. (Daher muss 'Alter' im akustischen Signal veschlüsselt sein). Vielleicht sind daher die vorhin festgestellten Vokalverschiebungen nicht phonetisch, sondern einfach Bestandteil des älter werdenden Vokaltrakts?

22 Altersbedingte Änderungen können akustisch durch Durchschnittswerte aller stimmhaften Teile der Weihnachtsreden eingeschätzt werden (stimmhaft = Teile in denen die Stimmlippen vibrieren).

23 Durchschnittswerte pro Jahrzehnt, Weihnachtsreden

24 Durchschnittliche Änderungen zwischen den 40er/50er und 90er Jahren bei Margaret Lockwood (Schauspielerin, RP), Donald Bradman (einem australischen Cricket-Spieler) und Sir Edmund Hillary (einem Neuseeländischen Bergsteiger). grau = der Parameter fällt von früheren zu späteren Jahren. (Ähnliche Ergebnisse wie für die Königin).

25 Aber die Änderungen in den W-Reden zwischen 1952-2002 in z. B
Aber die Änderungen in den W-Reden zwischen in z.B. [Q] (F1 steigt) und in [u:] (F2 steigt) sind in die andere Richtung. Diese Änderungen sind daher nicht altersbedingt, sondern phonetisch. Daher wird die frühere Schlussfolgerung unterstützt: phonetischer Lautwandel findet in derselben Person statt.

26 3. Lautwandel und Wahrnehmung
Sind diese Änderungen von der Königin beabsichtigt/intendiert? z.B. wird der Sprecherstil informeller, weil das Publikum in auch eine informellere Redeweise bevorzugt? Verschiedene Gegenargumente…

27 (a) Die Änderungen sind gering über den langen Zeitraum betrachtet.
z.B. eine F2-Hebung in [u] von 300 Hz in 40 Jahren = ca. 7.5 Hz pro Jahr: Dies ist (von Jahr zu Jahr) nicht wahrnehmbar und kann daher nicht intendiert sein.

28 (b) Es gibt auch keinen plötzlichen Sprung von einem Jahr zu einem anderen: die meisten phonetischen Änderungen in den W-Reden sind allmählich über mehrere Jahrzehnte hinweg. Wenn beabsichtigt, dann würde das auf eine sehr langfristige, 50-jährige und vor allem präzise Planung hindeuten! (F1-Anstieg) Jahrzehnt [Q]-Senkung in den Weihnachtsreden (Geschwindigkeit davon)

29 4. Die Schlussfolgerung und ein Paradox
Wenn sich Lautwandel in einem Dialekt durchzieht, dann ändert sich auch teilweise die Aussprache eines/r Sprecher(in) dieses Dialekts – sogar auch wenn die Sprecherin die 'Queen's English' selbst verkörpert. Da diese Verschiebungen jedoch sehr langsam sind, sind sie nicht wahrnehmbar: man kann ihnen daher nicht widerstehen, d.h. sie können nicht intendiert sein.

30 Jetzt das Paradox! Einige Dialekt-Änderungen sind also zugleich nicht wahrnehmbar aber trotzdem müssen sie doch wahrnehmbar sein: denn sonst wäre die Aussprache eines Erwachsenen nicht in dieselbe Richtung der Gemeinschaftsänderungen mitgezogen! Es ist ein Ziel unserer neuesten Forschung (Jonathan Harrington, Felicitas Kleber, Ulrich Reubold, DFG-Projekt) dieses Paradox zu lösen.

31 Inzwischen: Her Majesty has the final word
“I have no doubt at all that the one certainty is change. This is true for all of us, young and old*.” (The Queen, Christmas Broadcast, 1999). *obwohl die Beatles, ('Her Majesty', Abbey Road, 1969) dieselbe Theorie schon vor 30 Jahren entwickelt hatten: '..her Majesty's a pretty nice girl and she changes from day to day…'

32 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Meinen Mitarbeiter(inne)n in diesem Projekt möchte ich danken: Felicitas Kleber, LMU, München. Sallyanne Palethorpe, Macquarie Uni, Sydney Ulrich Reubold, LMU, München Catherine Watson, Auckland Uni., Auckland.


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