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Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit

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Präsentation zum Thema: "Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit"—  Präsentation transkript:

1 Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit
Modul 2: Das Christentum in seiner Geschichte Dogma und Bekenntnis Was ist rechtgläubig? Welche religiöse Überzeugung ist richtig? --- die beiden Fakultätssiegel sind eine Anspielung auf das dritte Kap.: natürliche Religion - Offenbarungsreligion Was ist orthodox? Universität Duisburg-Essen, Winter-Semester 2006/07

2 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis
Übersicht lutherische und reformierte Bekenntnisschriften das Konzil von Trient und die Confessio Tridentina natürliche Religion und Offenbarungsreligion ad 1: BS enthalten die Glaubensdefinitionen in der protestantischen Kirchen, vergleichbar den Konzilsdekreten oder lehramtlichen Verlautbarungen in der römisch-katholischen Kirche ad 2: das Konzil von Trient, das ursprünglich die Glaubenseinheit wieder herstellen sollte, ist sehr bald zu einem antiprotestantischen Reformkonzil geworden (insbes. in der III. Phase 1562/63). Fortan wird der Begriff katholisch, im Glaubensbekenntnis noch eine Aussage über die allgemeine Gesamtkirche, zu einer Konfessionsbezeichnung. ad 3: Gebildete und Wissenschaftler, die zugleich Christen und Wissenschaftler sein wollten, fanden ihr Anliegen in BS und Konzilsdekreten sehr bald nicht mehr hinreichend formuliert. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

3 1.1 Glossar – Dogma, Dogmatik
verpflichtender Glaubenssatz aus dem Griech.: Verordnung, Satzung, Lehrsatz; es ist auf Schrift und/oder Überlieferung gegründet, vom obersten Lehramt (Papst) verkündet bzw. vom Konzil formuliert; im Protestantismus werden nur die Konzilien der Alten Kirche anerkannt; durchgängig wird außerdem ein Schriftbeweis gefordert Dogmatik Darstellung der christlichen Glaubenslehre Disziplin der systematischen Theologie neben Ethik; als Lehrbuch umfasst sie i.a. folgende Kapitel: Polegomena (methodische Fragen), Gotteslehre, Christologie, Pneumatologie (Lehre vom hlg. Geist), Ekklesiologie (Kirche, Sakramente, Gnadenlehre), Eschatologie (die letzten Dinge, Jüngstes Gericht) > Dogma > Dogmatik KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

4 1.2 Glossar - Bekenntnisschriften
Sammlung offiziell anerkannter Erklärungen des Glaubens während die altkirchlichen Symbole (Apostolicum, Nicaeno-Constantinopolitanum) von allen großen christlichen Konfessionen anerkannt werden, wird von den Protestanten der weitere dogmatische Ausbau im Mittelalter abgelehnt. Die konfessionell spezifischen Überzeugungen sind in den Bekenntnisschriften festgehalten Apostolicum das angeblich auf die Apostel zurückgehende Bekenntnis aus frühchristlichen Taufbekenntnissen entstanden, erstmals als zusammenhängender Text bei Hippolyt († 235), Apostolische Überlieferung (traditio apostolica, um 215, 21) Nicaeno-Constantinopolitanum Glaubensbekenntnis des Konzils von Konstantinopol 381 um den 3. Artikel (Hl. Geist) erweitertes Nicaenum; christologische Erweiterungen im 2. Artikel: 'Fleisch geworden aus dem Hl. Geist und Maria der Jungfrau'; 'sitzt zur Rechten des Vaters'; in Chalcedon 451 weitere christologische Präzisierungen durch die Zwei-Naturen-Lehre 3 weitere Begriffe, die für das 1. Kap. wichtig sind >... KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

5 1.3 die Lutherischen Bekenntnisschriften
Die drei Haupt-Symbola oder Bekenntnis des Glaubens Christi in der Kirchen einträglich gebraucht¹ Confessio Augustana (Melanchthon, 1530) Apologie (Melanchthon, 1531) Schmalkaldische Artikel (Luther, 1536) De primatu papae (Melanchthon, 1537) der Große und der Kleine Katechismus (Luther, 1529) Konkordienformel (1577) Concordia. Christliche, wiederholete, einmütige Bekenntnüs nachbenannter Churfürsten, Fürsten und Stände Augsburgischer Confession und derselben Theologen alleinigen Lehre und Glaubens. Mit angeheffter, in Gottes Wort als der einigen Richtschnur wohlgegründter Erklärung etlicher Artikel, bei welchen nach D. Martin Luthers seligen Absterben Disputation und Streit vorgefallen [sc. Konkordienformel]. Aus einhelliger Vergleichung und Befehl obgedachter Churfürsten, Fürsten und Ständen derselben Landen, Kirchen, Schulen und Nachkommen zum Unterricht² und Warnung in Druck vorfertiget. 1580 1) das apostolische Glaubensbekenntnis, das nizänische Glaubensbekenntnis (Nicaeno-Constantinopolitanum), das Athanasische Bekenntnis (Verteidigung der Zwei-Naturen-Lehre, Jh.) --- die luth BS sind eine Slg. von Texten, die im Verlauf von ca. 10 Jahren auf ganz unterschiedlichen Gründen entstanden sind. Obrigkeitliche Bindung und territoriale Zersplitterung drohten, die lutherische Reformation sich in eine Vielzahl einzelner Kirchen verlieren zu lassen. 1577 Verabschiedung eines Textes lutherischer Theologen über die wichtigsten Punkte ihres Bekenntnisses; diese Formel wurde von den meisten (nicht allen) lutherischen Territorien übernommen. > Die „Konkordienformel“ (Übereinkommensformmel) wurde 1580 zusammen mit den aufgeführten Schriften Luthers und Melanchthons als Grundlagen des christlichen Glaubens in lutherischer Sicht publiziert 2) im Sinne von Unterrichtung, Information Das Konkordienbuch, 1580, Sammlung der oben genannten Schriften KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

6 1.4 die Confessio Augustana 1530
Teil I Artikel des Glaubens und der Lehre (I. – XXI.) Teil II Artikel, von welchen Zwiespalt ist, da erzählet werden die Mißbräuch, so geändert seind Von beiderlei Gestalt des Sakraments (De utraque specie) Vom Ehestand der Priester Von der Messe Von der Beicht (gegen die Auflistung der einzelnen Sünden) Von Unterschied der Speis (Fastengebote) Von den Klostergelübden Von der Bischofen Gewalt (keine politische Gewalt in der Kirche) das Urdokument der Lutheraner: Die Augsburger Confession, offizielles Bekenntnis der Stände, die sich zu der Lehre Luthers bekennen; redigiert von Philipp Melanchthon, 1530. >Überblick, Teil I Lehre >Überblick, Teil II Kritik KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

7 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis
1.5 CA Art. V: Predigtamt Solchen Glauben¹ zu erlangen, hat Gott das Predigtamt eingesetzt, Evangelium und Sakrament geben, dadurch er als durch Mittel den heiligen Geist gibt, welcher den Glauben, - wo und wenn er will, in denen, so das Evangelium hören, - wirket, welches² da lehret, daß wir durch Christus Verdienst, nicht durch unser Verdienst, ein gnädigen Gott haben, so wir solchs glauben. Und werden verdammt die Wiedertäufer und andere,³ so lehren, daß wir ohn das leiblich Wort des Evangelii den heiligen Geist erlangen. Aus dem 1. Teil ein zentraler Artikel: vom Predigtamt, der auf den vorangehenden Art.: Von der Rechtfertigung bezug nimmt „welches“: das Evangelium: „dass wir ... Gerechtigkeit vor Gott nicht erlangen mögen durch unser Verdienst, Werk und Genugtun, sonder ... aus Gnaden umb Christus willen durch den Glauben, ..., dass Christus für uns gelitten habe ...“ (Art. IV) wird hier formuliert: … > Verurteilung, wie es bei Bekenntnissen üblich ist: 3) gemeint sind die sog. Spiritualisten, die den Primat des Geistes für das richtige Verständnis des Wortes lehren (Franck, Denck, Schwenckfeld u.a.; vgl. Sitzung: Frömmigkeitseliten) --- 1530 war die Rechtfertigungslehre noch kein heißes Eisen. Johannes Eck und die altgläubige Kommission haben den Artikel akzeptiert; 1999 ist der erste Teil von Lutheraner und römischen Katholiken als gemeinsames Bekenntnis akzeptiert worden KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

8 1.6 die Überreichung der CA
Oberer Bildrand: er hat ein gedechtnus gestiftet seiner wunder, der gnedige unnd barmhertzige Herr. Halleluja. Psalmo CXI versum IIII unterer Bildrand: Historia der Augsburgischen Confession, mit Verzeichnis der Fürsten vnnd Herrn, so sich deryn bekend haben, Anno 1530, St. Kilianskirche, Kasendorf (1602), Konfessionsbilder von Andreas Herneisen ( ) CA eine Art Grundgesetz des Luthertums - Bilderläuterung: Vordergrund: Überreichung der Augsburger Konfession, ; Vordergrund: Kardinal Albrecht, Karl V. - viel älter als er 1530 war-, vier Kurfürsten, Johann der Beständige -beherrschend mit der Confessio - , auf einem Sessel vorne Hermann von Wied (Kurfürst und Erzbischof von Köln), hinter Johann die Fürsten -1. Reihe- und die Städte, die die Confessio unterschrieben haben. – Hintegrund: die Dreifaltigkeit mit Schlüsseln -Lösekraft Christi, nicht des Papstes- und die 4 Evangelisten. Chr. = Speise -sub utraque- den Glaubenden - dem Stifter plus Familie- gereicht. Oben v. links: Buße, Kindertaufe, Almosengeben, Abwehr der Glaubensfeinde, Predigt, Orgelspiel und Kirchengesang, Trauung. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

9 1.7 die reformierten Bekenntnisschriften
Bekenntnisschriften und Kirchenordnungen der nach Gottes Wort reformierten Kirche eine Sammlung historisch wirksam gewordener regionaler Bekenntnisschriften, insbes. des 16. Jh.: Der Genfer Katechismus, 1542 Ordonnances Ecclésiastiques de l‘Eglise de Genève, 1561 Confession de Foy und Discipline ecclesiastique, 1559 (Frankreich) Confession of Faith (Schottland) Kirchenordnung der Kurpfalz und Heidelberger Katechismus, 1563 Emder Synode, 1571 u.a. bei der anderen protestantischen Konfession, den Reformierten, ist die Bekenntnislage nicht zu einfach festzuschreiben. Eine reformierte Konkordienformel gibt es nicht. Deswegen muss man sich hier mit einer Sammlung verschiedener regionaler Bekenntnisse bescheiden, die allerdings untereinander einen hohen Grad an Übereinstimmung aufweisen. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

10 1.8.1 der Heidelberger Katechismus, 1563
Catechismus in unserer Christlichen Religion heißt ein kurzer und einfältiger¹ mündlicher Bericht² von dem fürnehmsten³ Stücken der christlichen Lehre, darinnen von den Jugendlichen und Einfältigen wiederum gefordert und gehört wird, was sie gelernt haben. Denn es haben alle Gottseligen von Anbeginn der christlichen Kirchen sich beflissen, ihre Kinder daheim, in Schulen und Kirchen in der Furcht des Herrn zu unterweisen ... modernisierter Text aus der Einleitung zum Katechismus in der Kirchenordnung der Kurpfalz, mit der 1563 dort die reformierte Konfession vom Kurfürsten eingeführt wurde; zitiert nach: Bekenntnisschriften und Kirchenordnungen der nach Gottes Wort reformierten Kirche, hg. v. Wilhelm Niesel, 2. Aufl., Zollikon-Zürich (1938)4, S. 148 Für die deutschsprachigen Reformierten hat ein Katechismus die Rolle einer Bekenntnisschrift quasi übernommen. Es ist der Katechismus, der bei der von Seiten der Obrigkeit aus eingeführten Reformation in der Kurpfalz verkündet wurde. > Zitat 1) einfach gehalten 2) der Begriff Katechismus ist abgeleitet von griechisch kata = "herab, entgegen" und echein = "schallen, tönen„ 3) wichtigsten > Angaben zur Edition > Bibliographische Angabe 4) ()=Erscheinungsjahr kann durch Titelblatt bzw. Rückseite des Titelblattes nicht erhoben werden, sondern muss anderwärtig erschlossen werden inspiriert vom systematischen Aufbau der Institutio religionis Christianae lauten die drei Teile des in Frage- und Antwortform abgefassten Katechismus: Von des Menschen Elend Von des Menschen Erlösung (enthält ausführliche Analyse des Glaubensbekenntnisses und Erläuterung von Taufe und Abendmahl) Von der Dankbarkeit (Erklärung der 10 Gebote und Vaterunser) Die Einleitung enthält einen detaillierten Plan für den Pfarrer, wie der Katechismus, übers Jahr verteilt, zu lernen ist. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

11 1.8.2 der Heidelberger Katechismus, Aufbau
1. Frag: Was ist dein einiger trost in leben vnd sterben? Antwort: Das ich mit Leib vnd Seel / beyde in leben vnd in sterben nicht mein / sonder meines getrewen Heilands Jesu Christi eigen bin / der mit seinem thewren blut / für alle meine sünden volkomlich bezalet / vnd mich auß allem gewalt des Teuffels erlöset hat / vnd also bewaret / das one den willen meines Vatters im Himmel / kein har von meinem haupt kan fallen / ja auch mir alles zu meiner seligkeyt dienen muß. Darumb er mich auch durch seinen heiligen Geist des ewigen lebens versichert / vnd jm forthin zu leben von hertzen willig vnd bereit macht. 2. Frag: Wieuiel stück seind dir nötig zu wissen / daß du in diesem trost seliglich leben vnd sterben mögest? Antwort: Drey stück. Wie groß meine sünde vnnd elend seyen. Zum andern / wie ich von allen meinen sünden vnnd elend erlöset werde. Vnd zum dritten / wie ich Gott für solche erlösung sol danckbar sein. > 1. Frage (im Wortlaut des Originals) > Antwort (zum Auswendiglernen), > ... Die Antwort auf die zweite Frage gibt den Aufbau bekannt: 1. Teil: Von des Menschen Elend: 9 Fragen/Antworten zur christlichen Sündenlehre 2. Teil: Von des Menschen Erlösung: Erläuterung des apostolischen Glaubensbekenntnisses, der Sakramente: Taufe und Abendmahl 3. Teil: Von der Dankbarkeit (sc. Zum christlichen Lebenswandel): Dekalog, Vater unser Aufbau aus Calvins Institution übernommen Die gleichen Stücke wie im luth. Katechismus: 10 Gebote, Vater unser, Glaubensbekenntnis, Taufe, Abendmahl, aber eingearbeitet in einen theologisch-anthropologischen Gesamtbezug: von der Sündenerkenntnis als Ausgangspunkt aller christlichen Selbsterkenntnis bis zur Heiligung (=zunehmende Verchristlichung) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

12 1.9 die Dordrechter Synode, 1618-19
Nationalsynode der niederländischen reformierten Kirche unter Beteiligung von Vertretern von 9 weiteren reformierten Kirchen in Europa (Schottland, England, Pfalz, Hessen, Schweiz, Genf, Nassau-Wetterau, Emden, Bremen), wodurch sie den Charakter einer reformierten Generalsynode bekam. Remonstranten (Arminianer), Anhänger des reformierten Pfarrers und Professors Jakob Arminius ( ), Leiden, verwerfen die unbedingte Prädestinationslehre Calvins, betonen den Vorrang der Bibel vor den kirchlichen Bekenntnissen; ihre Position findet sich formuliert in der Remonstranz, 1610¹ Contra-Remonstranten (Contra-Arminianer od. Gomaristen) Anhänger des Franciscus Gomarus ( ), Leiden, Vertreter der orthodoxen Lehre von Calvin und Theodore Beza, setzt sich in Dordrecht durch und legt die dogmatische Basis der Herformde Kerk doppelte Prädestination Prädestination zum Heil (Gnadenwahl Gottes) und Prädestination zum Unheil (massa perditionis - Augustin) 1) Remonstranten (Remontranz oder Remonstration: im mittelalterlichen Recht: Gegenvorstellung, Petition) nach der Verwerfung auf der Synode von Dordrecht 1618/19 Bildung einer eigenen Kirchen in den Niederlande, in England und den USA > Kupferstich Franziskus Gomarus, zeitgenössisch Kupferstich Jakobus Arminius, Merian:  Theatrum Europaeum, um 1650, 12 x 10 cm > Bilder löschen KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

13 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis
1.10 Exkurs: die PKN, 2004 Vereinigung der Hervormde Kerk Gereformeerde Kerk Evangelisch-Lutherse Kerk Von dem dogmatischen Streit früherer Jahrhunderte ist nichts mehr übrig geblieben. Die Bildung der PKN im Jahr 2004 zeigt dies überdeutlich > bereits im 19. Jh. waren Frage der Sitte wichtiger als Bekenntnisfrage … > heute sind Bekenntnisfragen quasi vergessen; … Nederlands Hervormde Kerk war die größte der protestantischen Kirche der Niederlande, ihre Grundlage war die Dordrechter Synode; 1834 spaltete sich von ihr die [konservative] Gereformeerde Kerk ab der umstrittene Punkt in der vereinigten Protestantischen Kirche der Niederlande: die gleichgeschlechtliche Ehe KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

14 1.11 das lutherische und das reformierte Bekenntnis - Synopse
gemeinsam: Abendmahl unter beiderlei Gestalt: Brot und Wein (Kelch) wird gereicht Abendmahl kein Opfer und kein gutes Werk, das der Priester vollzieht, sondern zeichenhafte Verkündung in der Gemeinde Rechtfertigungslehre: jeglicher Synergismus wird verworfen Verwerfung des Zölibats, des Fastens und der Klostergelübde unterschiedlich lutherisch reformiert > Folie *) Abendmahlsstreit zugleich ein christologischer Streit, bzw. ein Streit darum, ob die Theologie den Gesetzen der Logik unterworfen ist oder nicht: 1) Abendmahlsrealismus => finitum capax infiniti; 2) Jesus Christus ist körperlich aufgefahren gen Himmel, sitzt zur Rechten Gottes (cf. Glaubensbekenntnis): ein Körper kann nicht zugleich im Himmel und auf der Erde sein => wenn Christus im Sakrament präsent ist, dann kann er nur geistig präsent sein; also ist die Auffassung der Realpräsenz ein Widersinn realistisches Abendmahlsverständnis: symbolisches Abendmahlsverständnis*) Bilder sind freigestellt Bilderverbot konsistoriale Kirchenverfassung synodale Kirchenverfassung kirchenpolitisch: Zwei-Reiche-Lehre Königsherrschaft Christi „offene“ Prädestination doppelte Praedestination KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

15 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis
Übersicht lutherische und reformierte Bekenntnisschriften das Konzil von Trient und die Confessio Tridentina natürliche Religion und Offenbarungsreligion karte Sitzung sitzung 3 > Hyperlinks: geographische Lage Trient: Reichsterritorium > Konzilsversammlung in Santa Maria Maggiore in Trient. Das Original hängt im Diozösanmuseum in Trient. (Wikipedia) oder: Unbekannter Künstler: Das Konzil von Trient, spätes 17. Jahrhundert, Staatliches Hochbauamt Donauwörth (Heiligenlexikon) > Dritte Sitzungsperiode Wappen! --- Die ursprüngliche Absicht: Reform und Überwindung der Kirchenspaltung Ergebnis: Festschreibung einer katholischen Konfessionskirche im antiprotestantischen Sinne (Rechtfertigungslehre, Zölibat, Abendmahl, Papstamt) bestimmte bis zum II. Vat. Konzil die Physiognomie des neuzeitlichen Katholizismus KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

16 2.1 das Konzil von Trient – Hlg. Schrift und Tradition
das hochheilige ökumenische und allgemeine Trienter Konzil, im heiligen Geist rechtmäßig versammelt, erkennt als seine Grundlage an: die Wahrheit und Weisung des Evangeliums, wie sie schriftlich in Büchern und, ohne schriftlich festgehalten zu sein, in den Überlieferungen enthalten ist; ... mit gleicher frommer Haltung und Ehrerbietung nimmt sie an und verehrt alle Bücher sowohl des Alten wie des Neuen Testamentes, da Gott allein beider Autor ist, und auch die Traditionen selbst, wie sie entweder mündlich von Christus mitgeteilt oder vom Heiligen Geist eingegeben und ununterbrochen in der allgemeinen Kirche bewahrt wurden. Sacrosancta oecumenica et generalis Tridentina Synodus, in Spiritu Sancto legitime congregata... perspiciens, hanc veritatem et disciplinam [Evangelii] contineri in libris scriptis et sine scripto traditionibus,.. omnes libros tam Veteris quam Novi Testamenti, cum utriusque unus Deus sit auctor, nec non traditiones ipsas, ... tamquam vel oretenus a Christo, vel a Spiritu Sancto dictatas et continua successione in Ecclesia catholica conservatas, pari pietatis affectu ac reverentia suscipit et veneratur. Im Gegensatz zum Protestantismus, der nur eine Quelle und Norm für den Glauben nennt: die Heilige Schrift werden in Trient der heiligen Schrift ebenbürtig die kirchliche Tradition genannt; die Tradition gilt ebenso wie die hlg. Schrift, vom hlg Geist eingegeben Concilium Tridentinum (1546) , Sessio IV KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

17 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis
2.2 Trient – Überblick 1. Sitzungsperiode 1546/47 (Paul III.) Verabschiedung des Rechtfertigungsdekrets 2. Sitzungsperiode 1551/52 (Julius III.) Teilnahme der Protestanten vom Kaiser erzwungen; blieb ohne Folgenwirkung 3. Sitzungsperiode 1562/63 (Pius IV.) Verabschiedung der großen Reformdekrete (Priesterseminare, bischöfliche Visitation und Diözesansynoden, Index der verbotenen Bücher, Reform der Kirchenmusik) Konzilsdauer in Handbüchern: => fast 20jähriger Mamutkongress; in Wirklichkeit: > 1563 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

18 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis
Testbeispiel: Zitat Die einzige wesensgebende Ursache schließlich ist die Gerechtigkeit Gottes, nicht die, durch die er selbst gerecht ist, sondern die, durch die er uns gerecht macht, mit der nämlich wir beschenkt und so im Geist unseres Gemüts erneuert [Eph 4,23] werden und nicht bloß als gerecht angesehen werden, sondern wirklich gerecht genannt werden und sind, die wir in uns empfangen... nach dem Maß, das der hlg. Geist den einzelnen zuteilt, wie er will [1Kor 12,11], und entsprechend der eigenen Bereitung und Mitwirkung 1. Um was für einen Text handelt es sich? Konzilstext (Traktat) 2. Welcher theologische Gegenstand wird behandelt? Rechtfertigungslehre 3. Wann ist der Text entstanden? 1546 (16. Jh.) 4. Welche ntl. Autorität wird zitiert? Paulus 5. welche Wendung hätte Luther nicht akzeptiert? die eigene Bereitung und Mitwirkung Testbeispiel > > Angaben das Rechtfertigungsdekret – erste Sitzungsperiode 1546/47 Concilium Tridentinum (1547) , Sessio VI.7 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

19 2.3 das Rechtfertigungsdekret – die Verwerfungssätze
„Wenn jemand sagt, der Sünder werde durch Glauben allein gerechtfertigt, in der Meinung, es werde zur Erlangung der Rechtfertigungsgnade keine Mitwirkung verlangt, und es sei in keiner Weise erforderlich, sich selbst durch Anregung des eigenen Willens vorzubereiten und empfänglich zu machen: der sei im Banne“. „Wenn jemand sagt, der rechtfertigende Glaube sei nichts anderes als das Vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit,... oder dieses Vertrauen sei es allein, wodurch wir gerechtfertigt werden, anathema sit“ Während in der definitio fidei die konfessionellen Gegensätze kaum hervortreten, werden in den Canones, in der Verwerfungssätzen, die gegnerischen Positionen klar definiert: Concilium Tridentinum (1547) , Sessio VI Canones 9,12 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

20 2.4 die Bestätigung der Bilderverehrung
Ferner soll man Bilder Christi, der jungfräulichen Gottesmutter und der anderen Heiligen vor allem in Kirchen haben und beibehalten. Man soll ihnen die schuldige Ehrfurcht und Verehrung erweisen, nicht etwa, als ob man glaube, es wohne ihnen etwas Göttliches oder eine Kraft inne, weshalb man sie verehren müsse; ... sondern weil die ihnen erwiesene Ehrfurcht das Urbild meint, das sie darstellen. Wenn wir deshalb Bilder küssen,... so beten wir Christus an und verehren die Heiligen, die sie darstellen. bei der Bestätigung der Bilder im Kultraum ist nur ein Teil der Protestanten ausgegrenzt: die Reformierten. Bei der Bestätigung kann man sich auf frühere Konzilsbeschlüsse berufen: auf das Konzils von Nicea II. (787) „Denn je öfter sie [die Heiligen] durch eine bildliche Darstellung gesehen werden, desto mehr werden auch ihre Betrachter zu sehnsüchtigem Gedenken an das Dargestellte angespornt. Und diesen soll Kuss und Verehrung zuteil werden, nicht aber die glaubensgemäße wahre Anbetung, die allein der göttlichen Natur zukommt ... Denn die dem Bild gewährte Ehre geht auf das Abgebildete über, und wer das Bild verehrt, verehrt in ihm das dargestellte Wesen.“ Denzinger 601 Concilium Tridentinum (1563) , XXV. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

21 2.5 Ergebnisse des Konzils
Confessio fidei Tridentina 1564 von Pius IV. für kirchlich verbindlich erklärt, war bis 1967 als Glaubenseid von allen Geistlichen beim Empfang der Weihe abzulegen Index librorum prohibitorum 1566 von Pius V. verabschiedet, bestand bis 1966; Liste von Büchern, die der Apostolische Stuhl für gegen die katholische Glaubens- und Sittenlehre gerichtet hält, deren Lektüre oder Besitz verboten war Catechismus Romanus 1566 von Pius V. verabschiedet, 1992 durch den sog. Weltkatechismus ersetzt die wichtigsten Ergebnisse in Form eines Glossars KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

22 2.5.1 die Confessio fidei Tridentina – die Transsubstantiation
Ich bekenne ferner, dass Gott in der Messe ein wahres, eigentliches und sühnendes Opfer dargebracht wird für Lebende und Tote, dass im heiligsten Sakrament der Eucharistie wahrhaft, wirklich und wesentlich der Leib und das Blut zugleich mit der Seele und der Gottheit unseres Herrn Jesus Christus gegenwärtig ist, dass eine Wandlung der ganzen Brotsubstanz in den Leib und der ganzen Weinsubstanz in das Blut sich vollzieht. Diese Wandlung nennt die katholische Kirche Wesensverwandlung. Ferner bekenne ich, dass auch unter nur einer Gestalt der ganze unversehrte Leib Christus u. das wahre Sakrament genossen wird Das tridentiner Glaubensbekenntnis zieht klare konfessionelle Trennungsstriche Transsubstantiation und Konkomitanz (Legitimation für den Kelchentzug) werden dogmatisch festgeschrieben KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

23 2.5.2 die Confessio fidei Tridentina – die Siebenzahl der Sakramente
Ich bekenne auch, dass es im wahren und eigentlichen Sinn sieben Sakramente des Neuen Bundes gibt, die von Jesus Christus unserm Herrn eingesetzt wurden und zum Heil des Menschengeschlechts notwendig sind, wenn auch nicht alle für jeden einzelnen, nämlich Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße, Letzte Ölung, Weihe, Ehe; dass sie die Gnade mitteilen und dass von ihnen die Taufe, die Firmung und die Weihe ohne Frevel nicht wiederholt werden dürfen. die erst sehr spät fixierte Siebenzahl der Sakramente wird bestätigt gegen die protestantische Reduktion auf zwei KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

24 2.6 römisch-katholisch / protestantisch – Synopse der Identity makers
Zölibat 7 Sakramente Kommunion nur mit Brot Ohrenbeichte Hostienverehrung Heiligenverehrung Bilderverehrung Päpstlicher Primat lateinische Liturgie (bis Vaticanum II) protestantisch das protestantische Pfarrhaus 2 Sakramente Kelch und Brot werden gereicht liturgische Sündenbekenntnis¹ nicht sakral an sich² Vorbilder, keine Fürsprecher Verbot bei den Reformierten allgemeines Priestertum Gottesdienst in der Landessprache, Choral, Psalmengesang vertikale Animierung > die katholischen Charakteristika > die protestantischen Charakteristika 1) in lutherischen Kirchen im 18. Jh. abgeschafft; Beichte nur als Sündenbekenntnis der Gemeinde in der sonntäglichen Liturgie 2) Hostienverehrung gilt als Inbegriff römischen Götzendienstes, vor allem bei der Fronleichnamsprozession KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

25 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis
Übersicht lutherische und reformierte Bekenntnisschriften das Konzil von Trient und die Confessio Tridentina natürliche Religion und Offenbarungsreligion ad 3: Gebildete und Wissenschaftler, die zugleich Christen und Wissenschaftler sein wollten, fanden ihr Anliegen in BS und Konzilsdekreten sehr bald nicht mehr hinreichend formuliert. Die Vorstellung einer „natürliche Religion“, die allen Menschen ins Herz gegeben wurde, gewinnt an Boden; sie ist das Ergebnis eines Anpassungsdruckes für die Gebildeten, die ihren Verstand gebrauchen und gleichwohl fromm sein wollten: Der Anpassungsdruck lässt sich mit folgenden Stichwörtern beschreiben: Kopernikanisches Weltbild setzt sich durch, neue Kontinente und Kulturen werden entdeckt => Schöpfungsbericht wird problematisch, biblische Chronologie bricht zusammen => Vorstellung von einer Urreligion, Offenbarungsreligionen sind nur Varianten einer natürlichen und vernünftigen Religion. ---- zunächst komme ich auf die beiden eingangs gezeigten Siegel zurück KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

26 die beiden Siegel halten die beiden Weisen von Gotteserkenntnis, wie sie in der Theologie der FNZ gelehrt wurde, fest: Umschrift des Siegels der theologischen Fakultät: > SIGILLUM FACULTATIS THEOLOGIAE IN TEVTOBVRGO innerhalb des Siegel, in Hebräisch: JHWH (Jahwe), in Kursive: Domine quis es? Quid me vis facere? (Apg. 9,5-6; zuvor die Stimme: Saul, Saul, was verfolgst du mich) philos. Fak.: > SIGILLUM FACULTATIS PHILOSOPHICAE ACAD[EMIAE] TEUTOBURG[ENSIS] innerhalb: LIBER NATURAE (das Buch der Natur) aus dem Bildprogramm der Siegel kann man folgende Schlüsse ziehen: Theologie: Wissenschaft von der Offenbarung Gottes in der hlg. Schrift; Philosophie: Wissenschaft von der Offenbarung Gottes in der Natur

27 3.1 die natürliche Religion der Aufklärung – Natur und Offenbarung
(philosophisch) alle Menschen im Gewissen bindende religiöse Gewissheit nach Herbert v. Cherbury ( ) basiert die natürliche Religion auf 5 elementaren Wahrheiten: 1. Ein höchster Gott, 2. dessen Verehrung, 3. Gottesdienst: Tugend u. Frömmigkeit, 4. Reue u. Umkehr bei Verfehlungen, 5. Gottes Güte u. Gerechtigkeit: zeitlich und/oder ewiger Lohn und Strafe (dogmatisch) nicht auf Offenbarung gegründete Frömmigkeit in der Orthodoxie wegen der prinzipiellen Sündhaftigkeit (Erbsünde) dem Menschen nur bedingt zugänglich; von der orthodoxen Theologie (z. B. Johann Musaeus, Jena) nur in pädagogischer, den Glauben vorbereitender Funktion akzeptiert Offenbarungsreligion basiert auf Gewissheiten, «höher als alle Vernunft» geht auf einen besonders begnadeten Stifter zurück: Moses, Jesus Christus, Mohamed; Gewissheit stiftet allein der Glaube an die Heilstatsachen¹, zu dem sekundär, propädeutisch oder apologetisch vernünftige Argumentationen hinzutreten können > Folie, Begriffe Anm. zu Heilstatsachen 1) im Judentum: der Bundesschluss vom Sinai: Segen für denjenigen, der die Gebote hält; im Christentum: die stellvertretende Genugtuung für unsere Verfehlungen durch den Opfertod des unschuldigen Gottessohnes im Islam: die letzte Verbindlichkeit der Weisungen des Korans und dem damit verbundenen Segen KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

28 3.2 die natürliche Religion der Aufklärung – Gottesvorstellungen
Deismus natürlicher Gottesglaube aus lat. deus=Gott; John Toland schrieb das grundlegende Werk des Deismus »Christentum ohne Geheimnis« (1696); in Frankreich Voltaire und Diderot; in Deutschland Hermann Samuel Reimarus; Ablehnung aller vernunftwidriger Glaubensaussagen der überlieferten Offenbarungsreligion Theismus Glaube an einen persönlichen Gott zu griechisch theós »Gott«, der Glaube an einen persönlichen, überweltlichen Gott, der (im Unterschied zur Auffassung des Deismus: Gott als Urheber der Welt) die Welt als seine Schöpfung weiter erhält, das Weltgeschehen lenkt und im Glauben existenziell als ein Gegenüber erfahren wird; Gegensatz: Atheismus. Pantheismus "Allgottlehre" - Gott und die Welt sind identisch Spinoza: Deus sive natura; es gibt keine Wirklichkeit außerhalb von Gott, Gott ist alles in allem; zuvor bei Giordano Bruno (Heiliger Geist als Weltseele) In der Philosophie und Frömmigkeitsgeschichte der FNZ sind drei Gottesbegriffe zu unterscheiden: > Folie 1 Typisch für den Deismus ist die Anschauung, dass Gott nach der Schöpfung keinen Einfluss mehr auf die Welt nimmt, die ohne ihn wie eine Maschine allein weiterlaufe; dass Gott allein aus der Natur und der im Menschen von Natur aus angelegten Moral erkannt werden könne, unabhängig von Kirchen und organisierten Religionsgemeinschaften. > Folie 2 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

29 3.3 Protagonisten der natürlichen Religion in England
Herbert von Cherbury begründet eine vom Christentum unabhäng.Religionsphilosophie ; engl. Diplomat; Hauptschriften: De veritate (1624), De causis errorum, una cum tractatu de religione laici (1645), De religione gentilium (1645/1663); rekonstruiert eine im Gewissen verankerte allgemeine «natürliche Religion» John Toland engl. Deist, legt die Schrift als vernunftkonform aus ; Hauptwerk: Christianity not mysterious, 1695; erklärt Wunder als ein zwar außerordenliches, über die gewöhnliche Wirksamkeit hinausgehendes Geschehen, das aber gleichwohl den Naturgesetzen gehorcht John Locke engl. Philosoph, Begründer des Empirismus, Anwalt d.Toleranz ; Staatstheoretiker: Two Treatises of government (1690): Gleichheit, Freiheit u. Recht auf Eigentum oberste Rechtsgüter, Trennung von Legislative und Exekutive; Freiheit aller Glaubensbekenntnisse (Brief über die Toleranz, 1689), The Reasonableness of Christianity (1695) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

30 3.4 Protagonisten der natürlichen Religion auf dem Festland
Voltaire berühmtester französischer Philosoph der Aufklärung , eigentl. François Marie Arouet; Vermittler des englischen Deismus: Lettres philosophiques, 1733/34; traité de métaphysique, 1734 (Deismus), bei Friedrich d. Gr. in Potsdam; Candide ou l'optimisme, 1759 (gegen Leibniz), Traité sur la tolérance, 1763 Jean Jacques Rousseau Erziehung ist Entfaltung des Guten im Menschen ; Philosoph, Pädagoge, Kulturkritiker; Du contrat social ou principes du droit politique, 1762: Gesellschaftsvertrag: individuelle Freiheit im Gemeinwillen aufgehoben; Emile ou de l'Education, 1762: Entfaltung des natürlich Guten im Menschen: "zurück zur Natur" Gotthold Ephraim Lessing Hg. der «Wolfenbütteler Fragmente» ; Schriftsteller, Dramatiker, Bibliothekar; vertritt Trennung von «Geist und Buchstaben» in der Hlg. Schrift (cf. Gegen-Sätze des Herausgebers [zu H.S.Reimarus] (1777)); Die Erziehung des Menschengeschlechts (1780): Offenbarung=göttl. Didaktik zu Rousseau, Ergänzung: Der Zögling wird in seiner Kindheit von allen kulturellen Einflüssen abgeschottet. So wie die Natur einfach da ist, soll auch die urwüchsige Natur des Kindes zur Entfaltung gebracht werden. Jegliche direkte Einflussnahme von außen ist demnach zu vermeiden. Voltaire berühmtester französischer Philosoph der Aufklärung , eigentl. François Marie Arouet; Vermittler des englischen Deismus: Lettres philosophiques, 1733/34; Traité de métaphysique, 1734 (Deismus), bei Friedrich d. Gr. in Potsdam; Candide ou l'optimisme, 1759 (gegen Leibniz), Traité sur la tolérance, 1763 Jean Jacques Rousseau Erziehung ist Entfaltung des Guten im Menschen ; Philosoph, Pädagoge, Kulturkritiker; Du contrat social ou principes du droit politique, 1762: Gesellschaftsvertrag: individuelle Freiheit im Gemeinwillen aufgehoben; Emile ou de l'Education, 1762: Entfaltung des natürlich Guten im Menschen: "zurück zur Natur" Gotthold Ephraim Lessing Hg. der «Wolfenbütteler Fragmente» ; Schriftsteller, Dramatiker, Bibliothekar; vertritt Trennung von «Geist und Buchstaben» in der Hlg. Schrift (cf. Gegen-Sätze des Herausgebers [zu H.S.Reimarus] (1777)); Die Erziehung des Menschengeschlechts (1780): Offenbarung=göttl. Didaktik KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

31 3.5.1 Rousseau, Emile oder über die Erziehung (1762) – 1 –
Ich betrachte alle verschiedenen Religionen als ebenso viele heilsame Einrichtungen, die in jedem Lande eine gleichmäßige Art vorschreiben, Gott durch einen öffentlichen Kultus zu ehren, und die alle ihren Grund im Klima¹, in der Regierung, ... haben. ... Ich halte sie alle für gut, wenn man Gott in schicklicher Weise darin dient. Der wesentliche Gottesdienst ist der des Herzens. Gott weist die Ehrfurcht, wenn sie nur aufrichtig ist, nicht zurück, unter welcher Form sie ihm auch dargebracht wird ... Im »Émile« führt der Erzieher seinen Zögling an einem Sommermorgen bei Sonnenaufgang aus der Stadt Turin auf eine Anhöhe, wo er ihn im Angesicht der schönsten Natur sein »Glaubensbekenntnis« lehrt. Rousseaus religionsphilosophischer Kampf ging in zwei Richtungen: gegen den vernunftgeborenen Deismus und Materialismus der »Philosophen«, von denen er sich inzwischen ausgestoßen fühlte, und gegen den Offenbarungsglauben der Kirche. Im Bekenntnis des savoyischen Vikar, entwickelt Rousseau seine Religionsphilosophie. Im folgenden ein paar Auszüge: Folie 1) Klima als Ursache der Verschiedenheiten von Kultur und Sitte unter den Menschen, die ja von Natur aus prinzipiell alle gleich sind (Vorurteil der Aufklärung) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

32 3.5.2 Rousseau, Emile oder über die Erziehung (1762) – 2 –
Betrachtet die Bücher der Philosophen mit all ihrem Pomp: wie klein sind sie neben diesem¹! Ist es möglich, dass ein zugleich so erhabenes und einfaches Buch das Werk von Menschen sei? ... Trotz alledem ist das Evangelium voll von unglaublichen Dingen, von Dingen, die der Vernunft widerstreben und die ein gescheiter Mann unmöglich glauben oder zugeben kann². Was soll man inmitten aller dieser Widersprüche tun? Immer bescheiden und vorsichtig bleiben ... Ich diene Gott in der Einfalt meines Herzens ... 1) Gemeint ist das Neue Testament 2) Anspielung auf die Wundergeschichten KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

33 3.5.3 Rousseau, Emile oder über die Erziehung (1762) – 3–
Hat er mir nicht das Gewissen gegeben, um das Gute zu lieben, die Vernunft, um es zu erkennen, die Freiheit, um es zu erwählen? Wenn ich das Böse tue, so habe ich keine Entschuldigung; ich tue es, weil ich es will ... Ich diene Gott in der Einfalt meines Herzens. Ich suche nichts weiter zu wissen, als was für mein Betragen wichtig ist. Was die Dogmen betrifft, die weder auf die Handlungen noch auf die Moral Einfluss ausüben, und mit denen sich so viele Leute abquälen, so mache ich mir nicht die geringste Sorge ... KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis

34 3.5.4 Rousseau, Emile oder über die Erziehung (1762) – 4 –
Die erhebendsten Gedanken über die Gottheit kommen uns allein durch die Vernunft. Betrachtet das Schauspiel der Natur, horcht auf die innere Stimme! Hat Gott nicht alles unsern Augen, unserm Gewissen, unsrer Erkenntnis gesagt? ... Anstatt die Begriffe über das höchste Wesen aufzuklären, sehe ich, dass die besonderen Dogmen¹ sie nur verwirren, sie erniedrigen anstatt sie zu veredeln, und den unfassbaren Geheimnissen, die sie umgeben, alberne Widersprüche hinzufügen ... 1) sc. der christlichen Überlieferung. Dahinter steckt folgender Gedanke: Die historische Untersuchung kann zeigen, dass Dogmen entstehen, wenn abweichende Meinungen über die christlichen Heilstatsachen ausgeschaltet werden sollen. Das Dogma (=verpflichtender Glaubenssatz), das sich durchsetzt, ist durchaus nicht immer die Formulierung, die der Sache angemessen ist. Macht, Intrige, Zufall haben oft ihre Hand im Spiel. Insofern ist Dogmengeschichte, die Untersuchung der Umständen, unter denen die Dogmen entstanden sind, zugleich Dogmenkritik, d.h. Befreiung von der Versklavung unter eine Glaubensdefinition, die längst alle Verbindlichkeit im Kontext der geltenden Überzeugungen verloren hat. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Dogma und Bekenntnis


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