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Veröffentlicht von:Philo Dresden Geändert vor über 11 Jahren
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Schrift und Rechtschreibung Prinzipien der deutschen Rechtschreibung
Die Prinzipien haben sich im Laufe der Sprach- und Rechtschreibgeschichte herausgebildet. Teilweise ergänzen sie sich, teilweise widersprechen sie sich. Wir werden am Schluss in einer Zusammenfassung sehen, wie gerade an der Rechtschreibung zu verstehen ist, dass Sprechen und Schreiben und die Sprache eine gesellschaftliche Veranstaltung sind. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Schrift und Rechtschreibung Prinzipien der deutschen Rechtschreibung
Das Lautprinzip (phonetisch-phonologisches Prinzip) Das Lautprinzip ist das Hauptprinzip der Rechtschreibung, denn wir haben eine Lautschrift. 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets stehen für mindestens Laute zur Verfügung. Die Laute werden darüber hinaus noch in der Aussprache variiert. Dazu kommen die Umlautbuchstaben Ä/ä,Ö/ö,Ü/ü und das ß. Das bedeutet unter anderem: Manche Laute werden mit Buchstabengruppen geschrieben wie ch, ck, sch, au, ei, ... Die Schriftzeichen (Buchstaben und feste Buchstabenverbindungen nennt man Grapheme. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Das Lautprinzip (phonetisch-phonologisches Prinzip)
Schrift und Rechtschreibung Prinzipien der deutschen Rechtschreibung Das Lautprinzip (phonetisch-phonologisches Prinzip) Dem Lautprinzip folgt auch die Trennung am Zeilenende: Es wird nach Sprechsilben getrennt: Lei-tung, Be-we-gungs-ab-läu-fe, ... Das gilt jetzt durchgehend. So können auch Fremdwörter nach Silben getrennt werden: Pä-da-go-ge, Con-sul-ting; weiterhin auch wie in der Herkunftssprache Päd-ago-ge, Con-sult-ing. Zwei Möglichkeiten gibt es auch für wa-rum/war-um, hi-nauf/hin-auf, he-raus/her-aus usw. Neu ck nicht mehr k-k, sondern wie ch: Ku-chen ba-cken. st jetzt s-t und sp zu s-p: We-sten, flüs-tern, Wes-pe, lis-peln, ... Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Schrift und Rechtschreibung Prinzipien der deutschen Rechtschreibung
Das Lautprinzip (phonetisch-phonologisches Prinzip) Faustregel: Schreibe, wie du sprichst. Aber sprich deutlich und sprich Hochdeutsch! Und denk dabei nach! Problematisch sind mundartliches Sprechen und undeutliches Sprechen ungenaues Hinhören. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Ick liebe dir, ick liebe dich, wie’s richtig ist, ick weeß es nich’,
und’s ist mich auch Pomade. Wenn ick in dir verschossen bin, kiek ich nicht erst in'n Duden rin, 's wär um die Liebe schade. ‘s gibt Sachen, die sind schlimmer. Drum frag ich dir, sag willste mir, und willste mir, dann kriegste mir, wenn's sein muss, auch für immer. Ick liebe dir, ick liebe dich, wie’s richtig ist, ick weeß es nich’, doch klopft mein Herz so schnelle. Ick lieb’ nich’ uffn dritten Fall, ick lieb’ nich’ uffn vierten Fall, ick lieb’ uff alle Fälle. ick rede, wie ick rede. Ick liebe dir und lieb’ ooch dich, ob dich – ob dir – ob dir – ob dich: ick lieb’ euch alle beede! Berliner Volksgut Gesungen von Gisela Mon Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Schrift und Rechtschreibung Prinzipien der deutschen Rechtschreibung
Das Stammprinzip (Schemakonstanz, Prinzip der Worttreue oder morphematisches Prinzip) Bereiche: Umlaute kalt - kälter, Haut - Häute Auslautverhärtung Bub - Buben, Wald - Wälder, Tag - Tage s-Laute mit Neuerungen: Fluss - Flüsse, Fuß - Füße Neu Beseitigung von Ausnahmen s-Laute (siehe oben) Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Das Stammprinzip (Prinzip der Worttreue)
Schrift und Rechtschreibung Prinzipien der deutschen Rechtschreibung Das Stammprinzip (Prinzip der Worttreue) Faustregel: Verlängere das Wort über das Ende hinaus, sprich deutlich, hör genau hin. Such eine verwandte Wortform oder ein verwandtes Wort, dann weißt du, ob kälter oder Kelter und ob Häute oder heute . Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Das geschichtliche Prinzip (historisches Prinzip)
Schrift und Rechtschreibung Prinzipien der deutschen Rechtschreibung Das geschichtliche Prinzip (historisches Prinzip) Historisch erklärbare Schreibweisen wurden zu Schreibgewohnheiten und blieben erhalten. Beispiele: Eltern und Großeltern, obwohl Stamm alt, älter ie für langes [i:] wie in lieben, schieben h als nicht mehr gesprochenes Längezeichen wie in sehen Einzelschreibungen wie Mai, Kaiser, Thron Ortsnamen wie Soest, Coesfeld, Raesfeld, Duisburg, Reydt, … Keine Neuerungen Keine Faustregeln Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Das Angleichungsprinzip (Analogieprinzip)
Schrift und Rechtschreibung Prinzipien der deutschen Rechtschreibung Das Angleichungsprinzip (Analogieprinzip) Übertragung von historisch begründbaren Schreibungen auf lautgleiche ode lautähnliche Wörter Dehnungs-h, auch wo es früher nicht als Reibelaut gesprochen wurde: hohl, Höhle, lehren, fahren, ohne, ... ie als Längezeichen, wo früher altes langes [i:] und keine Diphthong (Zwielaut) i-e wie in Biene Angleichungen von Fremdwörtern wie Känguru zu Gnu, Emu, ... Delfin, weil in alter Schreibung einziges Tier mit ph Panter, weil in alter Schreibung einziges Tier mit th Neuerungen siehe oben Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Das Herkunftsprinzip (etymologisches Prinzip)
Schrift und Rechtschreibung Prinzipien der deutschen Rechtschreibung Das Herkunftsprinzip (etymologisches Prinzip) Dem Herkunftsprinzip folgt die Schreibung vieler Fremdwörter. Exemplarische Beispiele: Showdown, Chauffeur, Ski, .. Mokka, Pizza, ... Rhythmus, Chor, ... Baby, Boy, Computer, surfen, ... Neu: Vorschläge für Angleichungen in Fallgruppen wie -grafie / -graphie, -fon / -phon, -ée / -ee viele Einzelvorschläge Tendenz bei Doppelschreibungen in Fachtexten eher alte Schreibweise: Phonologie, Phon, ... in normalen Texten, auch journalistischen, eher neu Telefon, ... Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Das Schmuckprinzip (ästhetisches Prinzip)
Schrift und Rechtschreibung Prinzipien der deutschen Rechtschreibung Das Schmuckprinzip (ästhetisches Prinzip) Das Schmuckprinzip zielt auf die Schönheit des Schriftbildes. Es wurde in der Schreibgeschichte widersprüchlich angewendet: Im Barock Letterhäufelung pfunnftzick für 50; führte zu sch, ck chs und anderen Doppelbuchstaben-Graphemen Später Verschlankung, nur durchgeführt bei Sp/sp (Spiel, spät) und bei St/st (Stuhl, stark) Regelung 1901: Schiff + Fahrt = Schiffahrt, aber bei Worttrennung Schiff-fahrt; diese Regelung ist zugunsten der Worttreue aufgehoben: Schifffahrt, aber Schiff-Fahrt möglich (s.u.). Neu Regelung bei Dreifachbuchstaben (s.o.) Verwenden des Bindestriches zur Wortgliederung: Nass-Schnee, 3:2-Sieg usw. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Das Bedeutungsprinzip (semantisches Prinzip)
Schrift und Rechtschreibung Prinzipien der deutschen Rechtschreibung Das Bedeutungsprinzip (semantisches Prinzip) Hauptziel : Mehrdeutigkeiten im Schriftbild auflösen. Großschreibung von Pronomen in der Anrede Sie, Ihr, ... Man kann auch vom Höflichkeitsprinzip sprechen. Das Prinzip führt zu Widersprüchen mit dem Lautprinzip bei Homonymen Lid - Lied, Seite - Saite, ... mit dem grammatischen Prinzip bei der Getrennt- und Zusammenschreibung sitzen bleiben und alt sitzenbleiben mit dem grammatischen Prinzip bei der Schreibung fester Wendungen mit Adjektiven wie Roter Milan, rote Karte Presse: Rote Karte in Einzelfällen mit dem Lautprinzip: gräulich zu grau und neu und auch zu Grauen, grausam wie auch Gräuel Neu: Kleinschreibung von du, dein, dir in Briefen. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Das grammatische Prinzip
Schrift und Rechtschreibung Prinzipien der deutschen Rechtschreibung Das grammatische Prinzip Zuständig für Groß- und Kleinschreibung Getrennt- und Zusammenschreibung Zeichensetzung Neu Hier gibt es Neuerungen, weil die Getrennt- und Zusammen- schreibung erst 1996 durchgängig geregelt wurde. Das hat Folgen für die Groß- und Kleinschreibung. In der Zeichensetzung sind einige Kommaregeln frei gegeben worden Faustregeln: Im Zweifelsfall großschreiben. Im Zweifelsfall getrennt schreiben. Kommas setzen, weil sie den Text dür Leser/-innen gliedern. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Das neue Regelwerk: Aus dem Vorwort
Schrift und Rechtschreibung Prinzipien der deutschen Rechtschreibung Das neue Regelwerk: Aus dem Vorwort “Die neue Regelung ist folgenden Grundsätzen verpflichtet: sie bemüht sich um eine behutsame inhaltliche Vereinfachung der Rechtschreibung mit dem Ziel, eine Reihe von Ausnahmen und Besonderheiten abzuschaffen, so dass der Geltungsbereich der Grundregeln ausgedehnt wird. Sie verfolgt eine Neuformulierung der Regeln nach einem einheitlichen Konzept.” (Amtliches Regelwerk von 1996, Vorwort) Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Teil 1: Regeln Schrift und Rechtschreibung
Prinzipien der deutschen Rechtschreibung Das neue Regelwerk: Architektur Teil 1: Regeln A Laut-Buchstaben-Zuordnung §§ D Groß- und Kleinschreibung §§ B Getrennt- und Zusammenschreibung §§ E Zeichensetzung §§ C Schreibung mit Bindestrich §§ F Worttrennung am Zeilenende §§ Teil 2: Wörterliste (etwa Wörter) Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Schrift und Rechtschreibung Prinzipien der deutschen Rechtschreibung
Das neue Regelwerk: Regelungen A Laut-Buchstaben-Zuordnung (§§ ) Einzelfälle mit Umlauten (Stammprinzip) behände, belämmert, Gämse, Quäntchen, schnäuzen, Stängel, überschwänglich, verbläuen, aufwendig/-wändig, Schenke/Schänke; Schneewechte Erhalt der Stammschreibung in Komposita Empfehlung: Bindestrich Balletttänzer / Ballett-Tänzer, Nassschnee / Nass-Schnee, Schifffahrt / Schiff-Fahrt, Teeei / Tee-Ei, Seeelefant / See-Elefant, ... Einzelfälle Konsonantenverdopplung nach kurzem Vokal (Stammprinzip) Karamell, nummerieren, platzieren, Stuckateur, Tollpatsch, ... Zierrat, Rohheit, selbstständig/selbständig Angleichung von Einzelfällen (Analogieprinzip und Stammprinzip) rau wie schlau, Känguru wie Gnu, Emu, -anz und -enz bleiben erhalten: Differenz, differenzial, Essenz, essenziell, ... ss für ß nach kurzem Vokal (Lautprinzip und Stammprinzip) Nuss, Nüsse; Hass, hassen, müssen, ich muss, du musst, ... aber weiter: Fuß, Füße, draußen, ... Ein Engländer aus Worcester, die neue Rechtschreibung lernen morcester: Schrieb jetzt rau wie schlau und Frau, schrieb aber weiter Kakao. So schlau war der Engländer, das worcester. (KDB)) daß dass Kodifizierungen der Presse bei Doppelformen unterstrichen Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Schrift und Rechtschreibung Prinzipien der deutschen Rechtschreibung
Das neue Regelwerk: Regelungen A Laut-Buchstaben-Zuordnung (§§ ) Fremdwörter Einige Eindeutschungsvorschläge als Varianten (siehe auch C Bindestrich) Herkunftsprinzip und Lautprinzip Die Presse will Fremdwörter aus lebenden Sprachen weitgehend nicht eindeutschen (unterstrichene Variante). Fachzeitschriften werden Anlehnungen an die Herkunftssprache Griechisch eher beibehalten, Tageszeitungen und Wochenmagezine eher nicht. Beispiele für nicht eingedeutsche Wörter: Ketchup/Ketschup, Spaghetti/Spagetti, Necessaire/Nessessär, Chicoree/Schikoree, Portemonnaie/Portmonee, Boutique/Butike Facette/Fassette, Friteuse/Fritteuse, ... Beispiele für eingedeutschte Wörter: Telefon, Megafon, Fotograf, Grafik, Biografie, quadrofon, Myrre, Delfin, Panter, Tunfisch, ... Durchgehend Plural -ys: Babys, Handys Beispiele für Varianten, die beide gebraucht werden: Phon/Fon, Photosynthese/Fotosynthese, Mammographie/-grafie, Geographie/-fie, Orthographie/-fie, Paragraph/Paragraf, ... Zu einem jungen Mann aus Leicester, sagt seine Freundin: „ Mein beicester du leicesterst zu viel, das hat keinen Stil!“. Er hörte auf sie, und jetzt leicester‘s. (KDB) Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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Schrift und Rechtschreibung Prinzipien der deutschen Rechtschreibung
Kleiner Test zu Fremdwörtern Schreiben Sie jeweils das Wort und den Lösungsbuchstaben. Filet Filou Filius Filiale Finale Finesse [a] Sohn [b] Zweigstelle [c] Ende, Abschluss [d] Fleisch aus Lende [e] Feinheit; Trick [f] Schlingel, Spitzbube Gravierung Gravitation Graffitto/-i Grafit/-phit Grafik/-phik [a] Wandzeichnung [b] reiner Kohlenstoff [c] Zeichnung [d]Erdschwerkraft [e] in Metall geritzte Zeichnung Quetzal Queue Querele Querulant Queen Quiche [a] Nörgler [b] Klage, Streit [c] Königin [d] Urwaldvogel [e] Speckkuchen [f] Billardstock Urne Urin Uri Uran Urian Uranus [a] Kanton in CH [b] Teufel [c] Planet [d] Harn [f] Gefäß [g] chem. Grundstoff Warum heißt der 9. Monat des Jahres September (von lat. septem = sieben)? Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting, Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)
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