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Interdisziplinäre Institutionenanalyse

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Präsentation zum Thema: "Interdisziplinäre Institutionenanalyse"—  Präsentation transkript:

1 Interdisziplinäre Institutionenanalyse
Wohlfahrtsstaat Das System der sozialen Sicherung: Grundlagen SOMMERSEMESTER 2008

2 Literatur G. Corneo (2007), Öffentliche Finanzen: Ausgabenpolitik, Mohr Siebeck, Tübingen, 2. Auflage. Wissenschaftlicher Beirat beim BMF (2008), Existenzsicherung und Erwerbsanreiz, Gutachten vom Mai 2008 (mit weiteren Quellenverweisen) Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

3 Das System der sozialen Sicherung: Grundlagen
Aufbau der Vorlesung: Verteilung als politisches und ökonomisches Problem Die Theorie der Gerechtigkeit Gründe für Umverteilung Umverteilung als Versicherung Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland Fazit Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

4 Verteilung als politisches und ökonomisches Problem I
Ökonomische Theorie der Verteilung Funktionale Einkommensverteilung Arbeit, Kapital und Boden werden nach dem Grenzwertprodukt entlohnt. Gültigkeit der Theorie unter der Annahme vollkommener Märkte, vollständiger Information usw. Auseinanderfallen von funktionaler und personeller Einkommensverteilung Kapitalbesitzer Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

5 Verteilung als politisches und ökonomisches Problem II
Personelle Einkommensverteilung Primäre Einkommensverteilung: Marktergebnis Sekundäre Einkommensverteilung: nach staatlicher Aktivität Nach welchen Kriterien kann oder soll umverteilt werden? Determinanten: Grenzprodukt (persönliche Leistung) Alter, Geschlecht (‚unverdiente‘ Eigenschaften) Vermögen (‚verdient‘ oder ‚unverdient‘?) Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

6 Verteilung als politisches und ökonomisches Problem III
Effizienz der Umverteilung Traditionelle Effizienzüberlegungen: Transfer sollte so ausgestaltet sein, dass der Empfänger ihn optimal verwenden kann. Transfers in Geld sind Transfers in Naturalien vorzuziehen. Keine gezielte Subvention: negative Einkommensteuer Die Steuer sollte so ausgestaltet sein, dass die Allokation möglichst wenig verzerrt wird. Frage der Arbeitsanreize. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

7 Verteilung als politisches und ökonomisches Problem IV
F Y U1 U0 Yv Yv* Yv** F* F** Abbildung 1: Steuern und Arbeitsangebot Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

8 Verteilung als politisches und ökonomisches Problem V
Effizienz der Umverteilung Durch die Steuer auf das verfügbare Einkommen reduziert sich das Nettoeinkommen, aber die eingesetzte Arbeitszeit steigt. In diesem Beispiel steigt die Arbeitszeit, da der Einkommenseffekt den Substitutionseffekt überwiegt. Es lässt sich auch eine gegenteilige Reaktion vorstellen. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

9 Verteilung als politisches und ökonomisches Problem VI
Effizienz der Umverteilung Nicht nur eine Frage der Arbeitszeit-Freizeit-Entscheidung Abwanderung in die Schattenwirtschaft oder Steuerhinterziehung. Auswanderung von Produktionsfaktoren ins Ausland. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

10 Theorie der Gerechtigkeit I
Ist es möglich und wie ist es möglich, zu einstimmig akzeptierten Werturteilen bezüglich der Verteilung zu kommen? Von Gott gegeben. Naturrecht. Einsicht aller ‚vernünftigen‘ Menschen (Habermas): Rationalitätsbegriff Keine demokratisch praktikable Lösung. Autoritäre Elitenentscheidung Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

11 Theorie der Gerechtigkeit II
Wie hoch soll die Entschädigung sein, wenn man durch fremdes Verschulden ein Bein verliert? Eine ex-post Entscheidung bei Zustimmung der Beteiligten ist kaum möglich und praktikabel. Aber: Ex ante Vereinbarung ist möglich. Alle möglichen Situationen werden von den Individuen bei ihrer Entscheidung berücksichtigt. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

12 Theorie der Gerechtigkeit III
Die Entscheidungssituation wird durch die Motivation und Informationen über mögliche Alternativen bestimmt. Altruistisches Handeln erhält man durch Änderung der Motivation (kein Eigennutz): Kant, Habermas, Kambartel Erziehung zum ‚neuen‘ Menschen Änderung des Informationsstandes: altruistisches Ergebnis bei eigennützigem Handeln (Rawls) Theorie des Urzustandes: Schleier des Nicht-Wissens Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

13 Theorie der Gerechtigkeit IV
Der Urzustand Alle Individuen kennen alle später zur Verfügung stehenden Positionen: Frage der Wahrscheinlichkeiten. Keiner kennt seine eigene spätere Position. Motivation: rationales gegenseitig desinteressiertes Verhalten (rationaler Eigennutz). Rationale Entscheidung für die beiden ‚Gerechtigkeitsprinzipien‘ Größtmögliches System gleicher Rechte und Freiheiten Differenzprinzip (Maximin) Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

14 Theorie der Gerechtigkeit V
Differenzprinzip Idee: Bis zu einem bestimmten Ausmaß führt eine zusätzliche Ungleichheit zur Besserstellung auch der schlechtest Gestellten. Trade-Off zwischen Gleichheit und Effizienz. Maximierung des Durchschnittsnutzens: Genaue Kenntnis der Verteilung der einzelnen Positionen. Annahme der Gleichwahrscheinlichkeit. Nutzenmaximierung ohne Risikoaversion bei Harsanyi. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

15 Theorie der Gerechtigkeit VI
Unterschiede Kenntnis der Verteilung der einzelnen Positionen: Unsicherheit vs. Risiko. Risikoneutralität vs. Risikoaversion. Aber: Behauptung der prinzipiell allgemeinen Akzeptanz eines Verteilungskriteriums Rawls: sozialdemokratisch Harsanyi: liberal. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

16 Theorie der Gerechtigkeit VII
Praktische Relevanz Argument in normativen Diskussionen. Vorschlag, Verteilungsprobleme in einer Situation zu lösen, in der die konkrete Betroffenheit des einzelnen nicht klar ist. Regelgerechtigkeit. Einstimmige Einigung auf eine Regel. Verfolgung der Regel, auch wenn es gegen die eigenen Interessen geht. Bedeutung eines gerechten Prozesses: Prozessgerechtigkeit. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

17 Theorie der Gerechtigkeit VIII
Konzept des Grundkonsenses Eigentliche Verfassung Menschenrechte Minderheitenschutz Einstimmige Entscheidungen sind möglich. Man kann sich oft über die Regeln einigen, nach denen entschieden werden soll. Dadurch werden die einzelnen Entscheidungen erleichtert. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

18 Gründe für Umverteilung I
Altruismus Im laufenden politischen Prozess nur möglich, wenn die Reichen mitmachen. Ergebnis altruistischer Präferenzen: Der Nutzen eines Individuums steigt, wenn der Nutzen anderer Individuen steigt. Interdependente Nutzenfunktionen Eigennützige Variante, wenn die Befriedigung des Gebers im Akt des Gebens oder im Prestige liegt. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

19 Gründe für Umverteilung II
Versicherungsmotive Spezielle Variante, wenn der Geber bestimmte Güter weitergeben will. Eigennutz der ‚Reichen‘ führt zu freiwilliger Umverteilung Gleichmäßigere Einkommensverteilung als Versicherung gegen Kriminalität oder als Preis für sozialen Frieden. Versicherungsmotiv als allgemeiner Grund Zustimmung zur Umverteilung, wenn man befürchtet, selbst in eine unglückliche Lage zu kommen. Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

20 Gründe für Umverteilung III
Einschätzung Umverteilung durch Bereitstellung öffentlicher Güter, wenn das Verhältnis von Nutzen und Kosten für die Armen vorteilhafter ist als für die Reichen, letztere aber immer noch einen Nettonutzen haben. Nur Umverteilung aus Altruismus erfordert kein staatliches Handeln. In allen anderen Fällen ist staatliches Handeln erforderlich. Problem bei den anderen Gründen: Trittbrettfahrerverhalten. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

21 Gründe für Umverteilung IV
Einschätzung Auf Ebene des Grundkonsenses Zustimmung zu Umverteilungsregeln erfolgt eher aufgrund der fundamentalen Unsicherheit. Keine Erwartungen hinsichtlich der eigenen wirtschaftlichen Position. Interesse an einer Versicherung. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

22 Umverteilung als Versicherung I
Ein Modell von Giacomo Corneo, Ausgabenpolitik, Tübingen 2007, S. 104ff. Unterstellung von Risikoaversion der Individuen Daraus ergibt sich eine konkave Nutzenfunktion im Gesamtkonsum Da das gesamte Einkommen auf Konsum verwendet wird, entspricht dies einem abnehmenden Grenznutzen des Einkommens. Die Risikoaversion schürt das Versicherungsmotiv und die Nachfrage nach Umverteilung. Trade-off zwischen Umverteilung und negativen Anreizen zur Humankapitalbildung, allerdings letztere zu hoch ohne Umverteilung. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

23 Umverteilung als Versicherung II
Ein Modell von Giacomo Corneo, Ausgabenpolitik, Tübingen 2007, S. 104ff. Laissez-faire: Ursache für Ineffizienz: Haushalte können keinen Schutz gegen das langfristige Einkommensrisiko erwerben und betreiben daher übermäßige Kapitalbildung. Optimaler Wohlfahrtsstaat erzeugt keine Pareto-effiziente Allokation, aber eine Pareto-Verbesserung gegenüber dem Laissez-faire-Zustand. Optimaler Steuersatz muss zwischen 0 und 1 liegen. Ursache für nicht Pareto-effiziente Allokation ist die Informationsasymmetrie zwischen Staat und Bürger, die es Letzteren erlaubt, eine verborgene Handlung hinsichtlich der Bildung des Humankapitals vorzunehmen. Die Bürger müssen einen Teil des Einkommensrisikos selbst tragen. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

24 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland I
Übergang von der alten Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II (Hartz IV) zum Problemstellung Implizite Mindestlöhne durch Zahlung von staatlichen Lohnersatzleistungen halten die Einkommensverteilung kompakt. Gleichzeitig haben sie eine wachsende Massenarbeitslosigkeit im Bereich der Niedrigqualifizierten zur Folge. Ursache für die steigende Arbeitslosigkeit sind die Ausweichreaktionen der Arbeitgeber, die durch Löhne oberhalb des Markt räumenden Niveaus ausgelöst werden. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

25 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland II
Hartz IV-Reform Art und Weise, wie der Sozialstaat den weniger leistungsfähigen Mitgliedern der Gesellschaft hilft, muss grundlegend verändert werden. Kein bloßer Lohnersatz mehr, weil dadurch implizite Mindestlöhne erzeugt wurden. Es soll weniger Geld für das Fernbleiben vom Arbeitsmarkt und mehr Geld für die Teilnahme gezahlt werden, um auf diese Weise die Lohnkosten direkt oder indirekt durch eine Verringerung der Lohnansprüche zu senken. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

26 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland III
Geltende Rechtslage Erwerbsfähige, hilfsbedürftige, sich rechtmäßig in Deutschland aufhaltende Personen erhalten ALG II (§ 19 SGB II) An Angehörige des hilfsbedürftigen Erwerbsfähigen zu leistendes Sozialgeld (§ 28 SGB II) und an Nichterwerbsfähige zu leistende Sozialhilfe (§ 9 SGB I) ALG II: Regelsatz, Übernahme der Kosten für eine angemessene Wohnung (einschließlich Heizung), einzelne Sachleistungen (z.B. Gutscheine für Möbel oder Kleidungsstücke). Regelsätze (Stand 2007): Alleinstehende 347 €, für (Ehe-) Paare 624 € sowie für Kinder bis 13 Jahre 208 € und von 14 bis 18 Jahre 278 €. Mit dem 20. Lebensjahr hat ein Kind einen eigenen Anspruch; er reduziert sich aber auf 80 % (278 €), wenn das Kind unter 25 Jahren ist und bei den Eltern wohnt. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

27 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland IV
Voraussetzungen für den Bezug von ALG II Vermögensrückgriff: Bestimmte Vermögensgegenstände, wie z.B. Wohneigentum in angemessener Größe, Hausrat oder ein angemessenes Auto, sind allerdings anrechnungsfrei. Grundfreibetrag von 150 € pro Lebensjahr des erwerbsfähigen Hilfsbedürftigen und seines Partners, mindestens 4.100 € und höchstens 9.750 € pro Person. Freibetrag von 150 € pro Familienmitglied für notwendige Anschaffungen. Vor 1948 Geborene: Höherer Freibetrag von 520 € pro Lebensjahr. Freibeträge für so genanntes Schonvermögen, das der Alterssicherung dient. Voraussetzung ist, dass der Betroffene – z.B. laut Sparvertrag – nicht vor seinem Ruhestand darüber verfügen kann. Diese Freibeträge liegen bei 250 € pro Lebensjahr, maximal  €. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

28 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland V
Voraussetzungen für den Bezug von ALG II Geltendmachung privater Unterhaltsansprüche: Durchsetzbarkeit? Nutzung aller Möglichkeiten zur Arbeitsaufnahme (Workfare-Idee) Zumutbar ist jede Arbeit, auch nicht sozialversicherte Minijobs und öffentliche Arbeitsgelegenheiten (so genannte „Ein-Euro-Jobs“), es sei denn, die Arbeit ist sittenwidrig, entspricht nicht der gesundheitlichen Leistungsfähigkeit des Antragstellers, erschwert dessen Rückkehr in seine frühere Tätigkeit, gefährdet die Erziehung der Kinder oder ist nicht mit der Pflege eines Angehörigen vereinbar. ALG II kann bei Arbeitsverweigerung drastisch gesenkt und der Regelsatz kann im Wiederholungsfalle auf null reduziert werden. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

29 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland VI
Positive Anreize zur Arbeitsaufnahme Nichtanrechnung von Teilen des hinzuverdienten Einkommens, so dass die Beschäftigten weniger an ALG II verlieren, als sie an eigenem Einkommen verdienen. Die ersten 100 € verbleiben netto; von dem darüber hinausgehenden Einkommen dürfen 20 % bis zu einem Einkommen von 800 € und 10 % vom Einkommen zwischen 800 € und 1.200 € (ohne Kinder) bzw  € (mit Kindern) einbehalten werden. Beantragung von ALG II durch regulär Beschäftigte ALG II („Aufstocker“): Das anzurechnende Einkommen (= Nettoeinkommen zuzüglich weiterer Einkünfte, wie Kindergeld, und abzüglich eines Pauschbetrags in Höhe von 254 € bei Alleinstehenden und in Höhe von 300 € bei Paaren) darf bei Alleinstehenden nicht mehr als 643 €, bei (Ehe-) Paaren ohne Kinder 1.015 €, bei (Ehe-) Paaren mit einem Kind 1.324 €, mit zwei Kindern 1.636 € und mit vier Kindern 2.177 € betragen. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

30 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland VII
Kritik am ALG II Grundidee des Förderns und Forderns wird zu wenig konsequent verfolgt. Zu geringe Hinzuverdienstmöglichkeiten Unzureichender Einsatz des Workfare-Instruments Bereits im Ansatz falsch, weil der Staat damit zu stark in die Freiheitsrechte des einzelnen eingreift. Vielmehr sollten die Voraussetzungen für individuelle Entfaltung durch ein bedingungsloses Grundeinkommen gewährleistet werden. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

31 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland VIII
Reformvorschläge Gemeinsamkeiten: Arbeitslosigkeit ist strukturell und nicht konjunkturell bedingt. Primäres Ziel ist die Beschäftigung gering qualifizierter Arbeitsloser im ersten Arbeitsmarkt. Senkung der Lohnkosten durch Verminderung des Realeinkommens der Betroffenen wird abgelehnt und Subventionierung der Beschäftigung wird gefordert. Betroffene sollen in reguläre Vollzeitbeschäftigungen gebracht werden. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

32 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland XIX
Reformvorschläge Unterschiede: Reformvorschläge sehen unterschiedliche Instrumentarien, mit denen eine Wiedereingliederung der Betroffenen in den ersten Arbeitsmarkt gefördert werden soll, vor. Grundsätzlich lassen sich veränderte finanzielle Anreize und Workfare-Ansätze unterscheiden, deren gemeinsames Ziel die Senkung von Lohnansprüchen und dadurch bedingt die Schaffung von Stellen ist. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

33 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland X
Reformvorschläge Workfare: Politikansatz, bei dem erwerbsfähige Personen im Gegenzug für die staatlichen Transferzahlungen Arbeitsgelegenheiten wahrnehmen müssen, die von der öffentlichen Hand bereitgestellt werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass die Arbeitslosen an private Unternehmen verliehen werden. Die Ausübung von Workfare-Jobs ist die Voraussetzung für den Bezug des vollen ALG II. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

34 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland XI
Reformvorschläge Finanzielle Anreize: Subjekt- und Objektförderung Bei der Subjektförderung kann es sich entweder um erhöhte Hinzuverdienstmöglichkeiten für Empfänger von ALG II oder um eine Reduktion bzw. Bezuschussung der Arbeitnehmerbeiträge zur Sozialversicherung handeln. Die Subjektförderung senkt die Anspruchslöhne und schafft damit zusätzliche Stellen. Die Objektförderung sieht entweder Lohnkostenzuschüsse oder eine Reduktion bzw. Bezuschussung der Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung vor. Die Objektförderung senkt direkt die Lohnkosten. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

35 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland XII
Konzept des ifo-Instituts: Verbesserung der Hinzuverdienstmöglichkeiten ifo: Mit jedem € Bruttoeinkommen erhöht sich das Nettoeinkommen um 1,20 € bei Einkommen zwischen 0 € und 200 €, 0,80 € bei Einkommen zwischen 200 € und 500 € sowie 0,30 € bei Einkommen ab 500 € (hohe Steuer- und Beitragsbelastung berücksichtigt). Status-quo: 1,00 € bei Einkommen zwischen 0 und 100 €, 0,20 € bei Einkommen zwischen 100 € und 800 € sowie 0,10 € bei Einkommen zwischen 800 € und 1200 € (Single) bzw € (mit Kindern). Außerdem bei ifo Absenkung des ALG II für erwerbsfähige Personen, die keinerlei Einkommen aus einer regulären Beschäftigung (oder Workfare) erzielen. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

36 Interdisziplinäre Institutionenanalyse
SOMMERSEMESTER 2008

37 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland XIV
Konzept des ifo-Instituts: Aufnahme regulärer Tätigkeit wird dadurch gefördert, dass dem Arbeitnehmer von seinem Nettoeinkommen ein viel größerer Anteil verbleibt als nach geltendem Recht. Unterstellter Wirkungszusammenhang: Schaffung neuer Stellen durch Senkung der Anspruchslöhne gering qualifizierter Arbeitskräfte. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

38 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland XV
Konzept des Sachverständigenrats Ähnliches Konzept wie ifo-Institut. Allerdings wird weniger starke Absenkung des Regelsatzes von ALG II im Vergleich zum ifo-Institut empfohlen. Hinzuverdienst erst bei Löhnen oberhalb von 200 €, mit 50%iger Anrechnung eigenen Einkommens bis 800 €. Workfare-Angebot, dessen Wahrnehmung zum Bezug des vollen ALG II berechtigt. Senkung des Sozialversicherungsbeitrags der Arbeitgeber bei Bruttolöhnen zwischen 200 € und 800 €. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

39 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland XVI
Konzept von Bofinger et .al Großzügige staatliche Zuschüsse zu den Arbeitnehmerbeiträgen zur Sozialversicherung. Alleinstehende sollen bis zu einem Einkommen von 750 € vollständig von den Arbeitnehmerbeiträgen zur Sozialversicherung befreit sein. Arbeitgeberbeiträge müssen ungeschmälert getragen werden. Hinzuverdienstmöglichkeiten im Minijobbereich sollen reduziert werden. Einführung eines allgemeinen Mindestlohns Unterstellter Wirkungszusammenhang: Schaffung neuer Stellen durch Senkung der Anspruchslöhne gering qualifizierter Arbeitskräfte. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

40 Bofinger-Walwei-Modell – Stundenlohn 7,50 Euro
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41 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland XVIII
Konzept des IZA Gewährung des vollen ALG II ist abhängig von einer Gegenleistung in Form von Workfare. Unveränderte Grundsicherung für Erwerbsfähige, aber nur gegen Gegenleistung in Form sozial nützlicher Vollzeitarbeit Betroffene können nur durch den Wechsel von der kommunalen Arbeit zur Arbeit im ersten Arbeitsmarkt ein höheres Einkommen realisieren. Auch bei geringem Lohnvorteil lohnt Marktarbeit Zur Ausschaltung von Verdrängungseffekten erfolgt Bereitstellung sozial nützlicher Jobs im Bieterverfahren Anreiz, Tätigkeit auf dem regulären Arbeitsmarkt aufzunehmen, soll dadurch gesteigert werden, dass die Gewährung des ALG II von einer Workfare-Tätigkeit abhängig ist. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

42 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland XIX
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43 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland XX
Konzept des IfW Befristete Lohnkostenzuschüsse für neu eingestellte Langzeitarbeitslose bzw. gering qualifizierte Arbeitslose sollen den Arbeitgebern gewährt werden. Unterstellter Wirkungszusammenhang: Einstellung von Langzeitarbeitslosen und gering qualifizierten Arbeitskräften führt zu Lerneffekten, die die Arbeitsproduktivität vergrößern und die Zahl der Stellen auch nach Auslaufen der Förderung erhöhen. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

44 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland XXI
Konzept der Magdeburger Alternative Objektförderung im Rahmen einer Befreiung der Arbeitgeber von den gesamten Sozialversicherungsbeiträgen. Für jeden zusätzlich geschaffenen Arbeitsplatz bekommen die Arbeitgeber darüber hinaus die Sozialversicherungsbeiträge eines bereits vorher in der untersten Lohngruppe Beschäftigten erstattet. Unterstellter Wirkungszusammenhang: Schaffung neuer Stellen durch direkte Senkung der Lohnkosten gering qualifizierter Arbeitskräfte. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

45 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland XXII
Solidarisches Bürgergeld (hier konkret: Althaus-Vorschlag) Gewährung eines bedingungslosen Grundeinkommens für Erwachsene in Höhe von monatlich 800 € pro Kopf und eines Kinderbürgergeldes in Höhe von 500 € pro Kind. Abschaffung von Renten-/Arbeitslosenversicherung Krankenversicherungspauschale von 200 Euro pro Kopf und Monat Bürgergeld wird ab dem ersten Euro mit einer Transferentzugsrate von 50% abgeschmolzen. Ab einem Bruttoeinkommen von 1600 € setzt die Besteuerung mit 25 Prozent ein. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

46 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland XXIII
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47 Die Ausgestaltung der Grundsicherung in Deutschland XXIV
Solidarisches Bürgergeld Beschäftigung soll durch einen deutlich niedrigeren Transferentzug und einen radikalen Umbau des gesamten Steuer-, SV- und Transfersystems gefördert werden. Unterstellter Wirkungszusammenhang: Schaffung neuer Stellen durch Senkung der Anspruchslöhne. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

48 Beschäftigungs- und fiskalische Wirkungen der Vorschläge I
Lohnelastizität der Arbeitsnachfrage – Empirische Schätzungen Quelle Schätzung für… Resultat Franz und König (1986) Verarbeitendes Gewerbe (D) –0,96 Burgess (1988) Verarbeitendes Gewerbe (UK) –1,85 Nickell und Symons (1990) Verarbeitende Industrie (US) –1,92 Zimmermann und Bauer (1997) Geringqualifizierte (D) –0,85 Riphahn et al. (1999) Niedriglohnsektor (D) –0,6   Buslei und Steiner (1999) Beschäftigte: Männer Frauen Arbeitsvolumen: Männer Frauen –0, –0,19 –0, –0,45 Schneider et al. (2002) »Minijobs« (D, < 325 € mtl.) »Niedriglohnsektor« (D, 325–910 € mtl.) –2,04 –1,14 Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

49 Beschäftigungs- und fiskalische Wirkungen der Vorschläge II
Beschäftigungseffekte des ifo-Vorschlags Mittelfristig Langfristig Annahmen Hartz IV Aktiv. SH Lohnsenkung 5% 10% 15% 32,5% Regulär Beschäftigte (1 000) 340 730 1 160 3 150 Ohne reguläre Beschäftigung (1000): mit reduzierten Sozialleistungen 280 730* 200 Ein-Euro-Jobs/komm. Beschäftigung 600 1 000* Zeitarbeit in kommunaler Regie 690* Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

50 Beschäftigungs- und fiskalische Wirkungen der Vorschläge III
Fiskalische Effekte des ifo-Vorschlags Mittelfristig Langfristig Haushaltsposten Hartz IV Aktiv. SH Ausgaben: 48,3 47,4 44,1 32,1 Arbeitslosengeld 10,5 10,8 11,1 12,7 Sozialhilfe (laufende Hilfe) 0,5 ALG II/Aktiv. Sozialhilfe 15,8 10,2 12,4 2,8 Wohn- und Heizkostenzuschüsse 12,9 15,1 11,5 12,8 allgemeines Wohngeld 0,8 Aktive Arbeitsmarktpolitikb) 3,3 Ein-Euro-Jobs/komm. Besch. 4,5 7,5 Einnahmen: 2,5 9,3 7,3 16,5 Zeitarbeit in komm. Auftrag 3,4 zusätzliche Einkommensteuer 0,9 1,3 1,9 zusätzliche SV-Beiträge 2,0 5,0 6,0 14,6 Saldo: 45,8 38,1 36,8 15,6 Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

51 Beschäftigungs- und fiskalische Wirkungen der Vorschläge IV
Effekte des Bofinger-Walwei-Vorschlags Arbeitsangebot Fiskalische Kosten in Personen in Vollzeit-äquivalenten Leistungskürzungen für aufstockende ALG-II-Bezieher 40.000 -3,6 Mrd. Abschaffung der Mini- und Midijobs 6.000 -1,0 Mrd. Steuergutschrift (Kombilohn) 89.000 21.000 3,7 Mrd. Gesamteffekt 46.000 -0,9 Mrd. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

52 Beschäftigungs- und fiskalische Wirkungen der Vorschläge V
Effekte des IZA-Vorschlags Arbeitsangebot Fiskalische Kosten in Personen in Vollzeit-äquivalenten -26,5 Mrd. in Arbeitsgelegenheiten Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

53 Beschäftigungs- und fiskalische Wirkungen der Vorschläge V
Effekte des Althaus-Vorschlags (Solidarisches Bürgergeld) Arbeitsangebot Fiskalische Kosten in Personen in Vollzeit-Äquivalenten 219,7 Mrd. Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008

54 Fazit Anreizwirkungen von Einkommensverteilungen sind wegen gegenläufiger Effekte nicht eindeutig. Theorie der Gerechtigkeit von Rawls. Gründe für Umverteilung Anreizprobleme in der Grundsicherung Interdisziplinäre Institutionenanalyse SOMMERSEMESTER 2008


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