Die Präsentation wird geladen. Bitte warten

Die Präsentation wird geladen. Bitte warten

I. Die Pseudoreligiosität des Kapitalismus

Ähnliche Präsentationen


Präsentation zum Thema: "I. Die Pseudoreligiosität des Kapitalismus"—  Präsentation transkript:

1 I. Die Pseudoreligiosität des Kapitalismus
Bernd Winkelmann Akademie Solidarische Ökonomie, Vortrag ÖV Mainz // Manuskript Stand Überwindung der Pseudoreligiosität des Kapitalismus – Neuentdeckung der Ganzheitlichkeit, der Transzendenz und Spiritualität I. Die Pseudoreligiosität des Kapitalismus Logik und Leitprinzipien des Kapitalismus Der pseudoreligiöse Charakter des Kapitalismus Zivilisatorische Folgen Ursachen und Zusammenhänge: Das Dreigestirn des mechanistischen Weltbildes II. Die Neuentdeckung der Ganzheitlichkeit, der Transzendenz und Spiritualität Anstöße aus den Wissenschaften Begriffsklärung Wege, Erfahrungen, und Merkmale der neuen Spiritualität Das Wiederfinden eines ganzheitlich-spirituellen Menschenbild Spiritualität an Grundlage einer humanen Zivilisation? Herausforderung an Kirchen und Religionen Dahinter Doppelthese: 1. dass Kapitalismus nicht nur eine bestimmte Wirtschaftsweise ist, sondern vor allem eine Ideologie mit deutlich pseudoreligiösen Charakter 2. dass die ideologische Macht des Kapitalismus erst durch eine Wiederentdeckung der Ganzheitlichkeit des Lebens, der Transzendenz und Spiritualität gebrochen werden kann. (Leonardo Boff: „Die Zukunft der Mutter Erde“)

2 I. Die Pseudoreligiosität des Kapitalismus

3 1. Logik und Leitprinzipien des Kapitalismus
Was ist Kapitalismus? 1. Logik und Leitprinzipien des Kapitalismus Leitprinzipien: Kapitalisierungsprinzip: aus Kapital (Geld) muss mehr Kapital (Geld ) werden Privatisierungsprinzip: Privatisierung möglichst jeder Wertschöpfung Ziel und Zweck allen Wirtschaftens: - Profitmaximierung, Renditensteigerung, Geldmehrung, - Akkumulation des Kapitals in Privatverfügung der Kapitaleigner - Folgeprinzipien Abschöpfungs- und Bereicherungsmechanismen... Dahinter Grundideologie, Grunddogma: Das Zusammenspiel von Eigennutz, Konkurrenz und Markt würde wie von einer „unsichtbaren Hand geleitet“ zum Wohlstand aller führen.

4 2. Der pseudoreligiöse Charakter des Kapitalismus
Darin erkennbar:: 2. Der pseudoreligiöse Charakter des Kapitalismus Das Wirken der „unsichtbare Hand“ wird bei den Vätern der kapitalistischen Ideologie als göttliches Wirken verstanden: a) Adam Smith ( ): dies aber auf Grundlage „ethischer Gefühle“, eines „Rechtstaates“ (Duchrow: „illusionäre Marktgläubigkeit“) b) Bernard Mandeville ( ): „Laster“ aller Art wie Gier, Betrug, Luxus, Ausbeutung, Polizeistaat, Zerstörung und Wiederaufbau usw. seien Quelle und Wirkkraft für Fortschritt und Gemeinwohl („Bienenfabel“) (Duchrow: „zynische Marktgläubigkeit“) Friedrich August von Hayek bezeichnet das Suchen nach Gerechtigkeit im Wirtschaften als schlimmstes Übel und die Ungleichheit als notwendige Voraussetzung guten Wirtschaftens. Michael C. Burda amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler : „Als Ökonom kann ich diese Gier (der Finanzindustrie) nicht verurteilen. Ich muss sie sogar loben! Ohne das Streben nach Gewinn, das der Motor unseres Wirtschaftsstreben ist, wäre der Wohlstand, den wir genießen, unmöglich.“ (Grafik John Heartfield) Hiermit doppelter Dammbruch: a) ethisch: Eigensucht, Gier und Gegeneinander wird Leitprinzip zwischenmenschlichen Handelns; b) religiös: dem wird eine religiöse Legitimität zugesprochen.

5 Kritiker des pseudoreligiöse Charakters des Kapitalismus
> Karl Marx: Kapital, Kapitalakkumulation als religiöses Opium der Kapitaleigener > Max Weber: „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ > Walter Benjamin: im Schuldsystem „religiöse Struktur des Kapitalismus“ > Erich Fromm: „Kapitalismus eine geheime kybernetische Religion“ > Norbert Bolz, David Bosshard: „Kultmarketing – die neuen Göttes des Marktes“ > Heute: Christoph Fleischmann, Franz Segbers, Christoph Deutschmann u.v.a.

6 Kultmarkting Nach Norbert Bolz und David Bosshart: „Kultmarketing. Die neuen Götter des Marktes“ (1995) ● Die Märkte in den in den hochentwickelten entwickelten Industrieländern gesättigt ● Um Wachstum zu sichern, müssen sie entsättigt werden durch Wecken zusätzlicher, künstlicher Bedürfnisse. ● Dies funktionier nicht mehr durch materielle Anreize, sondern durch Ansprechen emotionaler, ideeller, spiritueller Sehnsüchte. ● Darum „Kultmarkting“: Kaufe wird zum Kult; das Idol, die Ware als Fetisch ist entscheidend. St. Pauls Kathedrale Einkaufspassage Galaria in London Vittoria in Mailand

7 Momente des Religiösen – Pseudoreligiösen
Worin liegen? Momente des Religiösen – Pseudoreligiösen Erlösungsversprechen: materielles und emotionales Glück Lösung aller gesellschaftlichen Probleme ewiger Fortschritt Heilsmittel: Geld, sich selbst vermehrende Geldanalgen („Mammon-Herrschaft“) Privatbesitze, wirtschaftliches Wachstum Schuld- und Entschuldung: Schulgeldsystem, Schuldverschreibung („Kredit“, „Gläubiger“), Schuldhaftung, Entschuldung (Insolvenz) Heilsmittler: Banken und Banker, Finanzmärkte („vertrauen“) Erlösungskult: Kaufen, Kultmarketing, Börse, Aktien, spekulative Geldanlagen Kultorte (Tempel): Kaufhäuser, Banken, Banker als „Priester“ (Heilsmittler) Dies als Religion oder pseudo? Pseudoreligiös weil: > keine wirkliche Transzendenz, d.h. keine erlösende Kraft aus einem Jenseits des „Eigenen“, > Ersatzbefriedigung, Scheinerlösung, Erlösungsbetrug, > krankmachendes Sucht (Gier), Zerstörung des Humanum, der menschlichen Zivilisation Wir sehen: Kapitalismus macht Haben und Eigennutz zur Ersatzreligion und zum „geheiligten“ Leitprinzip unserer Kulturepoche!

8 3. Zivilisatorische Folgen
Worin liegen die Unsere gegenwärtig Zivilisation ist durch vier Schlüsseldaten gekennzeichnet: 1. Schlüsseldatum: Schaffung enormer Reichtümer und Vermögen: Produktivitätszuwächse, Geldvermögen, wissenschaftlich-technischen Vermögens in Tempo und Geschwindigkeit, wie noch nie in der Menschheitsgeschichte M. Miegel: „Stichflammenentwicklung“ Exemplarische Daten: Seit 1991 das Welt-Bruttosozialprodukt um über das 2-Fache gestiegen, der Welthandel verdreifacht, der Energiekonsum verdoppelt.

9 Extreme Ungleichheit der Teilhabe, wachsende Reichtums- Armutsschere
2. Schlüsseldatum Extreme Ungleichheit der Teilhabe, wachsende Reichtums- Armutsschere Schlüsselzahl: > In D. verfügen 10% Supereiche über 66% des Nettovermögens; > Weltweit 20% über 83% 80% etwa 17% Die 85 reichsten Menschen der Welt verfügen über so viel wie die arme Hälfte der Weltbevölkerung (Oxfam 2014) Auf der Erde sterben täglich Menschen an Hunger und seinen Folgen, alle 5 Sekunden ein Kind unter 10 Jahren. Papst Franciscus: „Unsere Wirtschaft tötet.“

10 Gravierende Übernutzung und Überlastung des Ökosystems unserer Erde
3. Schlüsseldatum 2011 bei 1,5 Gravierende Übernutzung und Überlastung des Ökosystems unserer Erde Ökologischer Fußabdruck in D. bei dem 3-4 Fachen, der USA bei dem Fachen. 2 Grad-Ziel erreichbar, wenn in Jahren der CO2-pro-Kopf-Ausstoß in D von 11 t auf 2 t, in den USA von 19 t auf 2t abgesenkt wird. > Klimabericht 2013/2014: Umbau der Wirtschaft und Lebensweise jetzt; Zeitfenster bis 2013;. > Leonardo Boff „Krieg gegen Gaia“, „Kapitalismus als Selbstmord“ > Studie Nasa-Centrum: „Drohender Zusammenbruch unserer Zivilisation“

11 Sinnkrise und ethische Orientierungslosigkeit
4. Schlüsseldatum Sinnkrise und ethische Orientierungslosigkeit „Das grenzenlose Wachstum von Technik, Wissenschaft und Wirtschaft hat zu einem "moralischen Vakuum" (Karl Steinbuch) und zu einer Verunsicherung bezüglich einer verbindlichen Wertorientierung geführt.“ (Wirtz/Zöbeli) Folgen: Zunahme psychischer Krankheiten wie Depression, Bornout, Drogenexzesse...

12 Sinnkrise und ethische Orientierungslosigkeit
4. Schlüsseldatum Kluft zwischen materielle-technolog. Fortschritt (rot) und sozialethischer Entwicklung (schwarz, oder grün) Sinnkrise und ethische Orientierungslosigkeit „Das grenzenlose Wachstum von Technik, Wissenschaft und Wirtschaft hat zu einem "moralischen Vakuum" (Karl Steinbuch) und zu einer Verunsicherung bezüglich einer verbindlichen Wertorientierung geführt.“ (Wirtz/Zöbeli) Folgen: Zunahme psychischer Krankheiten wie Depression, Bornout, Drogenexzesse...

13 Schlussfolgerungen Unsere heutige Wirtschafts- und Lebensweise forciert ihr technisches Vermögen und quantitatives Wachstum in der Art, dass sie in Gefahr ist, ihre eigenen ökologischen, sozialen und ethischen Grundlagen zu zerstören. Dabei spielt die pseudoreligiöse Ideologie des Kapitalismus einen Schlüsselrolle.

14 4. Ursachen und Zusammenhänge
Dazu Exkurs: 4. Ursachen und Zusammenhänge 1. Das sozialdarwinistische Menschenbild ● Der Mensch sei von Natur aus ein auf Egoismus, materielle Bereicherung, Neid, Konkurrenz, Aggressivität hin angelegtes Wesen. ● Nur im Ausleben dieser Gaben könne der Einzelne gut leben und die Gattung Mensch in der Evolution überleben.

15 2. Der materialistische Grundirrtum
Dahinter steht der uralte 2. Der materialistische Grundirrtum Leben und Glück seien im Haben und immer mehr Haben, im Machen, Unterwerfen zu finden. ● Dagegen Uralterfahrung der Menschheit, dass dies eine zerstörerische Verkennung des Lebens ist: Bibel: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein Erich Fromm: „Haben oder Sein“ Erkenntnisse der Glücksforschung.... Tragik unserer Zivilisation: die kapitalistischen Ideologien haben den materialistische Grundirrtum und das sozialdarwinistische Menschenbild zum Leitprinzip der gegenwärtig Kulturepoche gemacht.

16 3. Das mechanistische Weltbild der Neuzeit
Geistesgeschichtlicher Hintergrund ist 3. Das mechanistische Weltbild der Neuzeit Das mit der Aufklärung entwickelte neuzeitliche Weltbild (Rene´ Descartes, Newton, John Locke, Francis Bacon u.a.) brachte enorme Fortschritte der Weltbemächtigung. Zugleich war es gegenüber den ganzheitlichen Weltbildern der alten Welt ein stark reduktionistisches Weltbild. 1. Die gesamte Welt (Kosmos) wurde in rein materiell-mechanischen Wirkzusammenhängen erklärt – die Welt als großes Uhrwerk 2. Die Wahrnehmung der Wirklichkeit wurde auf das rein Rationale, auf Logik und Mathematik zurück geführt. Emotionalität, Gefühl und Leiblichkeit wurden verleugnet, abgewertet oder rationalisiert. „Cogito ergo sum - Ich denke, also bin ich! Rene Descartes 3. Die Natur wurde zum reinen Zweckgegenstand erklärt, die zu unterwerfen und auszubeuten ist Sie ist kein eigenes Wesen, hat keinen Eigenwert. Francis Bacon: Der Mensch solle „die Natur sich gefügig und zur Sklavin machen, sie auf die Folter spannen, bis sie ihre Geheimnisse preisgibt.“

17 Das Dreigestirn des materialistischen Weltbildes
Im Ganzen sehen wir Das Dreigestirn des materialistischen Weltbildes Das Zusammenwirken dieser drei Paradigmen ist Grundlage der kapitalistischen Weltanschauung – ist heute noch das dominante Paradigma unserer Zeit! z.B. nicht nur in kapital. Wirtschaft, auch in Unterhaltungsfilmen, z.T. in Schulen, Universitäten, Lebensweise ...

18 II. Die Neuentdeckung der Ganzheitlichkeit, der Transzendenz und Spiritualität
? Hier könnte die entscheidende Kraft liegen, den pseudoreligiösen Verblendungen des Kapitalismus zu wiederstehen und die Deformationen unserer Zivilisation zu überwinden.

19 1. Anstöße aus den Wissenschaften
Seit etwa Jahren entwickelt sich ein Paradigmenwechsel : die Überwindung des mechanistischen Weltbildes in der Widerentdeckung der Ganzheitlichkeit und Transzendenz – dies angestoßen durch die moderne Physik (Einstein, Heisenberg, Niels Bohr, Max Planck, David Bohm u.a.), durch neuere Neurobiologie, Sozialpsychologie, Philosophie , Feminismus u.a. 1. Anstöße aus den Wissenschaften 1. Ganzheitliche Wahrnehmung: nicht allein Ratio und Logik, sondern erst aus dem Einbeziehen von leiblichen, emotionalen, intuitiven und seelischen Wahrnehmungen können wir die ganze Wirklichkeit erfassen. 2. Ganzheitliche Werteorientierung: nicht allein das ichbezogene rationale Zweckdienliche, sondern Achtsamkeit, Mitempfinden, Solidarität, Fürsorge für anderes Leben, machte den Menschen erst lebensfähig, glücksfähig, gemeinschaftsfähig. 3. Ganzheitliche, holistische Weltsicht: Welt, Kosmos und Leben sind mehr als gegenständliche Materie und mechanischer Ablauf; Geist und Materie sind im Letzten eins („Energie“) Im Sein wirken Gegenständliches und geistige und seelische Energien zusammen Es gibt ein „Transzendentes“, aus dem Sinn und Sein kommen. David Bohm: „Die Ergebnisse der modernen Naturwissenschaft werden nur noch einen Sinn ergeben, wenn wir eine innere, einheitliche und transzendente Wirklichkeit annehmen, die allen äußeren Daten und Fakten zugrunde liegt.“

20 Das Dreigestirn eines ganzheitlichen Welt- und Lebensverständnisses
An Stelle eines Dreigestirne des materialistischen Weltbildes tritt somit: Das Dreigestirn eines ganzheitlichen Welt- und Lebensverständnisses Schöpfungsspiritualität ,Tiefenökologie Robert Jastrow (NASA-Physiker): „Wenn der Wissenschaftler die Berge der Unwissenheit mühsam und fleißig erklommen hat,... wird er von einer Gruppe von Mystikern und Religionsstiftern begrüßt, die dort seit Jahrtausenden auf ihn warten“.

21 Transzendenz: lat. „Übersteigen“, das „Überschreitende“
2. Begriffsklärung Hier nötig: Transzendenz: lat. „Übersteigen“, das „Überschreitende“ Das jenseits unseres Horizont Liegende, unseren rationalen Erkenntnishorizont Überschreitende - etwas, was als „allumfassende Wahrheit,“ als „evolutionärer Seinsgrund“, „Urenergie“, „Wahrheit und Sinngebung“, als „Stimme des Lebens“, als „Großer Geist“, als „Tao“, als „Logos“, als etwas „mich unbedingt Angehendes“, als „Heiliges“, als „Gott“ oder „Göttliches“ ... erfahren und umschrieben wird, aber nie zu verobjektivieren ist. > Transzendenzerfahrung gibt es in religiöser Art, in säkularer, in a-theistischer Art. (z.B. ... Spiritualität: lat. von „spirtus“, Geist, Geistiges, Geistliches, Empfänglichkeit für Geistiges aus einem Transzendenten. > Es gibt religiöse und säkulare Spiritualität. Mystik: gri. „mystikos“, das Geheimnisvolle, Verborgene, Tiefes spirituelles Ergriffensein von Transzendenzerfahrung; visionäres Sehen, Spüren des Allumfassenden, „unio mystica“ = Einseinserfahrung , stark transreligiös bis ins Säkulare hinein Tiefenökologie: (Arne Naess, Joanna Macy u.a.) Verbindung von Ökologie, Systemtheorie und ganzheitlicher Weltsicht: die Erde ein großes lebendiges Netzwerk im synergetischen Zusammenspiel materieller, geistiger, auch spiritueller Kräfte; sich selbst steuerndes System; hochempfindlich im Ausgleich oder Zusammenbrüchen. Gaia-Hypothese (Jim Lovelock): unsere Erde hat ein Art „Bewusstein“ der Selbstregulation...

22 3. Wege, Erfahrungen, Merkmale der neuen Spiritualität
● Naturwissenschaftlich-philosophische Spiritualität z.B. Goethe, Kant, Einstein, D. Bohm, Fr. von Weizsäcker, Ken Wilber, W. Schmid ... ● Politische Spiritualität: religiös oder säkular z.B. M.L. King, Gorbatschow, R. Luxemburg... ● Interreligiöse Spiritualität z.B. Küng, Gandhi, Dalai Lama... ● Transreligiöse Spiritualität z.B. Khalil Gibran, Willigis Jäger ... ● Tiefenökologische Spiritualität z.B. J. Macy... ● Spiritualität in der Kunst z.B. H. Hesse ... ● Esoterische Spiritualität z.B. Bhagwan, New Age... = das alles auch als Aufbruchsbewegungen in den Kirchen, aber eher außerhalb der Kirchen

23 Merkmale der neuen Spiritualität
● Einbeziehen eines ganzheitlichen naturwissenschaftlichen Weltbildes ● Ablegen des theistischen Personen-Gottesbildes ● Lösung von traditionellen Kirchinstitutionen, Dogmen, Riten ● Suchen elementarer Transzendenzerfahrungen, mystische Erfahrungen ● Suchen einer ganzheitlichen leibbezogenen Praxis (Meditation, Elemente des Yoga, Qi Gong u.ä.) ● Stark individualistisch – Suchen freier Gemeinschaft (Kommunitäten) ● Politisch engagiert bes. im Paradigmen-Wende-Gedanken

24 4. Das Wiederfinden eines ganzheitlich spirituellen Menschenbildes (1)
Von hierher änder sich das Lebensverständnis und Menschenbild: ein ganzheitlich spirituelles Menschenbild tritt an die Stelle des sozialdarwinistischen Menschenbildes. Dies zusammengefasst in fünf Erkenntnissen: 4. Das Wiederfinden eines ganzheitlich spirituellen Menschenbildes (1) 1. Ganzheitlich duale (christlich-humanistische) Menschenbild: > der Mensch ist sowohl ein auf Egoismus, Aggressivität und Habenwollen, > wie ein auf Mitempfinden, Solidarität, Kooperation, Verantwortung, sinnvolle Verzicht, spirituelle Sinnfindung hin angelegtes und begabtes Wesen („Sünder und Gerechter zugleich“) 2. Der Mensch ist ein Sozialwesen (relationales Menschenbild / Geschwisterlichkeit des Menschen ): > kann nur in Beziehung, in Gemeinschaft leben, glücklich werden > braucht Ethik, sich Regeln gebende Sozietät (Gemeinschaft, Staat)

25 Ganzheitlich spirituelles Menschenbild und Lebensverständnis (2)
3. Erkenntnisse der neueren neurobiologischen Forschung und Glücksforschung: > Ab einem mittleren Einkommen steigt Lebenszufriedenheit nicht wirklich > Nicht Konkurrenz, Aggression und Kampf ums Dasein - sondern Kooperation, Zugewandheit, Empathie, Vertrauen und Wertschätzung sind die besseren Stimulanzien biologischer, sozialer, auch wirtschaftlicher Systeme.“ (Gerald Hüther, Joachim Bauer, Christian Felber) 4. Ökologische Weltsicht: Der Mensch kann nur eingebunden im ökologischen Netzwerk der Erde leben und überleben („Ökologischer Imperativ“ Hans Jonas, Herrmann Scheer) Die Natur hat einen Eigenwert (Schöpfungsspiritualität, Tiefenökologie) . 5. Der Mensch ist auf „Transzendenz“ hin angelegt, erfährt hier tragendes Gehaltensein, Sinngebung und Gewissensanrede.

26 Die Sozialethische Begabung des Menschen
Zwischenreflexion: Woher die Kraft zum Guten? Die Sozialethische Begabung des Menschen Die gemeinsame Wurzel der ethischen Dualität: Egoismus, Aggression, Bereicherung ; Kriege... Selbsterhaltung; Sinnbedürftigkeit, Beziehungsbedürftigkeit Je nach Situation, Erfahrung, Stimulans... Empathie, Solidarität, Kooperation, Friedensfähigkeit, Spiritualität... Drei Quellen/ Befähigungen des Menschen zum Guten: 1. Aus der Zweckmäßigkeit des Guten: „Was du willst, das dir die Leute Gutes tun, das tue ihnen auch!“ (Goldene Regel; I. Kant: Kategorischer Imperativ...) 2. Aus Empathiefähigkeit des Menschen: die Not, das Leid des anderen rührt sein Herz („Barmherziger Samariter“, Spiegelneuronen...) 3. Aus erfahrener Wertsetzung eines Unbedingten, der „Stimme des Gewissens“, des Göttlichen, das Wahre und Gute zu tun über das jeweilig Opportune hinaus die transendente Dimension des Ethischen (z.B. Martin Luther King, Nelson Mandela, Gorbatschow... )

27 5. Spiritualität als Grundlage einer menschliche Zivilisation?
Von hier Frage nach der Rolle des Spiritualität für die Wertegrundlagen einer menschlichen Zivilisation 5. Spiritualität als Grundlage einer menschliche Zivilisation? 1. Technisch-wirtschaftliche Innovationskraft: gute materielle Lebensvoraus setzungen schaffen. 2. Sozietät: ein Sozialwesen, Staat, Völkergemeinschaf aufbauen, in der Regelwerke zur Realisierung des Gemeinwohl entwickelt werden. 3. Solidarität: Verhaltensweisen, in denen Schwächere vom Stärkeren mit getragen werden, weil nur im gegenseitigen Beistehen Gemeinschaft tragend, menschlich und stabil ist. 4. Spiritualität: als grundlegende Erfahrung von vorgegebenen geistig- seelischen Werten, Antrieb und Kraft zum Gutsein, zur Liebe, religiöse Tiefenbindung, Sinnfindung... Wie die letzten drei im Kapitalismus unterlaufen, zerstört werden Erst wenn das 4. zum tragen kommt, können 1-3 gelingen? Schlussthese: In der Neuentdeckung der Ganzheitlichkeit und der Transzendenz und in der Wiederbelebung spirituellen Fähigkeiten könnte das entscheidende Potential für die Überwindung der kapitalistischen Pseudoreligion und die Perversion unserer Kulturepoche liegen - Voraussetzung einer „großen Transformation“ unserer Gesellschaft? Was von hierher Herausforderung und Aufgabe der Kirchen und Religionen?

28 6. Herausforderungen an Kirchen und Religionen ?
1. Das (neue) spirituelle Suchen der Menschen aufnehmen, die alten Chiffren und Riten transformierten, neue entdecken 2. Hier besonders > eine ganzheitliche, die Naturwissenschaften einschließende Weltsicht entwickeln, > die spirituelle Empfänglichkeit des Menschen fördern und wecken, > das ganzheitlich-spirituelle Menschenbild und Lebensverständnis fördern 3. Prophetisch Zeitansage wagen: a) Aufdecken der kapitalistischen Pseudoreligiosität, der Mammon-Herrschaft, der Unrechtsstrukturen; b) konkrete Schalomansage Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung 4. Parteinahme und Anwalt sein für die Opfer des alten Systems; 5. Selbst im eigenen Leben, in kirchlichen Strukturen alternative Praktiken und Modelle entwickeln, Lebensstil-Umkehrbewegung fördern 6. Sich mit allen Religionen in einer Interreligiöse Ökumene zusammenfinden (Hans Küng, Projekt Weltethos...)

29 Frage an die Kirche Kann Kirche so zu einer spirituellen interreligiösen Befreiungsbewegung werden?


Herunterladen ppt "I. Die Pseudoreligiosität des Kapitalismus"

Ähnliche Präsentationen


Google-Anzeigen