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Veröffentlicht von:Dörte Maurer Geändert vor über 6 Jahren
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Was heißt gute Pflegequalität in der Langzeitversorgung
Was heißt gute Pflegequalität in der Langzeitversorgung? Landtagsenquête „Altern in Würde – Langzeitpflege zwischen Qualitätssicherung und Finanzierung“ Prof. Dr. Sabine Bartholomeyczik Universität Witten/Herdecke, Department für Pflegewissenschat
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Annahmen zur Langzeitpflege
Grundannahme: Langzeitpflege ist meist einfach Daher die Annahme: Pflegerisches Handeln kann in Abläufen beschrieben werden, die im Prinzip immer gleich sind Fehler: Menschen sind keine Baumstämme, die abgewaschen werden können Pflegen hat Ziele im Sinne von Lebensqualität der Pflegebedürftigen Gerade pflegebedürftige alte Menschen haben sehr unterschiedliche Vorstellungen von dem, was Ihnen gut tut, womit sie sich wohlfühlen. Ohne positive Beziehungsgestaltung ist Körperpflege Gewalt
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Annahmen zur Langzeitpflege
Bei der Langzeitpflege geht es vor allem um Alltagshandlungen, da können Hilfskräfte auch unterstützen Fehler: Auch die Pflege bei sog. Alltagshandlungen muss auf vertieften Kenntnissen und nicht nur Zeit und Geduld aufbauen (die meistens auch nicht da sind) Es kommt auf die Gesamtsituation des Pflegebedürftigen an Je komplexer die Gesamtsituation des Pflegebedürftigen, desto umfassender die benötigten Kenntnisse
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Langzeitpflege Übergeordnetes Ziel ist:
Lebensqualität erhalten oder verbessern Auf Basis einer Personenzentriertheit durch: Mobilität und Kognition fördern, wo es geht (das dauert länger als die vollständige Übernahme) Dadurch Selbstbestimmtheit und Selbständigkeit fördern (ohne zu überfordern) Risiken für weitere Beeinträchtigungen erkennen und entsprechend vorbeugen (Dekubitus, Sturz, Pneumonie, Kontrakturen, Mangelernährung …) Fehlende Vorbeugung führt zu weiteren Gesundheitsschäden und reduziert Selbstpflegefähigkeiten weiterhin (Abwärtsspirale) Gute Pflege fördert Selbständigkeit, erkennt/ diagnostiziert vorausschauend und handelt präventiv
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Beispiel Übergewichtige Bewohnerin wird nachts wegen akuter Verwirrtheit ins Krankenhaus über Notarzt eingewiesen: Kaum Infos zur Patientin (nächtlicher Notfall) Ärztlicher Befund: Erhebliche Exsikkose und Mangelernährung, Desorientierung (Demenz?), Reizhusten Ärztliche Anordnung: Infusion und nasale Magensonde als vorübergehende Maßnahme, Hustenmedikation Nach 2 Tagen Entlassung ins Altenheim mit verbesserter Orientierung Bew. im Mittelpunkt Krankenhaus Altenheim
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Bsp.: Warum? Es geht um eine einfache Alltagshandlung: Nahrungsaufnahme Diese wurde von der Bewohnerin selbständig durchgeführt Da sie keine physische Unterstützung dabei brauchte und übergewichtig war, wurde bei ihr kein Handlungsbedarf gesehen. Offensichtlich ein Fehler, der zu erheblichen gesundheitsbeeinträchtigenden Folgen führte Von einer gestalteten Pflegebeziehung kann nicht ausgegangen werden, Das Ereignis kam plötzlich, fiel auf in der Nacht Hätte von Pflegenden die BW kennen, vorausgesehen werden müssen (ohne einzelnen Versagen vorzuwerfen: Teilzeitstellen, Hilfskräfte, ständiger Personalwechsel machen das unmöglich)
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Bsp.: Warum? Fachkenntnisse fehlen offenbar
Unterschätzung der Bedeutung von Mangelernährung, Flüssigkeitsverlust, (auch bei Übergewicht), fehlende Beobachtung Unkenntnis über die Bedeutung der subjektiven Perspektive der Patientin (auch diese wurde im Krankenhaus nicht erfragt, es bestand ja Verdacht auf Demenz) Unkenntnis darüber, was Gründe für mangelnde Nahrungsaufnahme sein können (z.B. Ablehnung von Speisen, Angst vor Unbekömmlichem) Unkenntnis über Anzeichen von Schluckstörungen (die hier zu unangenehmen Hustenreizen führten, dadurch Vermeidung von Trinken, Ansätze einer unerkannten Aspirationspneumonie) Pflegeheim zusätzlich: „Nichtzuständigkeit“ Pflegender in Akutsituationen Vor allem: Personalmangel ABER Geld für Krankenhauseinweisung und –behandlung vorhanden!
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Benötigte Kenntnisse Welche Fachkenntnisse sind erforderlich?
Bsp. Expertenstandards des DNQP: bekannte (!) Pflegethemen Dekubitusprophylaxe Sturzprophylaxe Schmerzmanagement Harnkontinenz Chronische Wunden Ernährungsmanagement Demenz (Beziehungsgestaltung) Mobilität Wissenschaftliches Wissen, erforschtes Wissen = Literatur + Praxiswissen = Experten
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Bsp. Expertenstandards
Ziel: Qualitätsniveau mit Struktur-, Prozess- und Ergebniskriterien Entwicklung auf Basis von Literatur und Expertenbewertung Konsentierung mit Fachöffentlichkeit Wichtig: Modellhafte Einführung „Brückenbau“ zwischen Theorie und Praxis Expertenstandard stellt gegenwärtiges Wissen dar, Bietet aber nur Rahmen, der individuell gefüllt werden muss (angepasst an Einrichtung)
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Professionelle Pflege
Nach Oevermann1978 Wissenschaftliche Kompetenz „Regelwissen“ Hermeneutische Kompetenz „Fall“perspektive einnehmen Verstehen des Falles in der Sprache des „Falles“ selbst Situative Kompetenz zur Lösung des Problems
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Brücke „Brücke“ zwischen Wissenschaft und Praktischem Handeln erforderlich, Weil beide unterschiedliche Denk- und Interessenkulturen haben (zu oft übersehen) Wissenschaft Pflegepraxis Probleme im Arbeitsalltag lösen Individuelle Problemlagen deuten „Werkzeug“ zum Handeln
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Brücke „Brücke“ zwischen Wissenschaft und Praktischem Handeln erforderlich, Weil beide unterschiedliche Denk- und Interessenkulturen haben (zu oft übersehen) Wissenschaft Pflegepraxis Wissenschaftliche Erkenntnisse Probleme im Arbeitsalltag lösen Theoretisch deuten, interpretieren Individuelle Problemlagen deuten Wissenschaftliche Methoden anwenden „Werkzeug“ zum Handeln
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Brücke „Brücke“ zwischen Wissenschaft und Praktischem Handeln erforderlich, Weil beide unterschiedliche Denk- und Interessenkulturen haben (zu oft übersehen) Übersetzen Wissenschaft Pflegepraxis Wissenschaftliche Erkenntnisse Probleme im Arbeitsalltag lösen Theoretisch deuten, interpretieren Individuelle Problemlagen deuten Wissenschaftliche Methoden anwenden „Werkzeug“ zum Handeln
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Pflegequalitätsentwicklung
Drei kritische Faktoren: Management, Pflegesystem, Projektbeauftragte Management: Übernahme der Verantwortung für die Rahmenbedingungen u.a. zeitliche Ressourcen zur Verfügung stellen Systematisierte pflegerische Arbeit: personenbezogene Pflege auf Basis des Pflegeprozesses mit fokussierter Dokumentation Stationsgebundene Qualitätsentwicklung eingebunden in Zentrales Qualitätsmanagement Projektbeauftragte mit Kompetenzen im Qualitätsmanagement Einrichtung von arbeitsfähigen Arbeitsgruppen (z.B. 8 Pers.) incl. Leitung des Wohnbereichs Ortsnahe Fortbildungen (Schiemann et al. 2014)
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Ablauf Fortbildungen Anpassung von Inhalten an besondere Anforderungen (ohne Qualitätsniveau zu verändern!) Einführung und Anwendung der Neuerung Überprüfung der Zielerreichung
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Aufwand Viel zu aufwändig? Viel zu teuer? Was soll das Ziel von Langzeitpflege sein? Billig Menschen verwahren? Abstellkammer zum Tod? Zuerst Inhalte diskutieren ethische Grundlagen fachwissenschaftliche Grundlagen Dann erst Kosten
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Empfehlungen Politische Diskussion über Ziele pflegerischer Versorgung
Sonntagsreden ohne Konsequenzen gibt es genug! Offensive Austragung von inhaltlicher Pflegequalität durch die Berufsgruppe, Verbände, Management Intellektuelle Herausforderungen der Langzeitpflege nutzen, um Fehlannahmen zu korrigieren Anspruchsvolle Pflegearbeit würdigen: Rahmenbedingungen, Bezahlung, und vor allem Inhalte! Gute Pflege gibt es nicht umsonst!
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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