Präsentation herunterladen
Die Präsentation wird geladen. Bitte warten
1
Vom Wucherer zum Bankier
Die finanzielle Revolution
2
Literatur Pohl, Hans (Hg.): Europäische Bankengeschichte, Frankfurt am Main 1993. Schremmer, Eckart (Hg.): Geld und Währung vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Stuttgart 1993. Helga Schultz
3
Gliederung Münzgeld – die Fallstricke der Tradition
Knappes Geld oder Inflation? Von den Montes Pietatis zur Kreditbank Depositen- und Wechselbanken Staatskredit und Notenbanken Jüdische Bankiers Helga Schultz
4
1. Münzgeld – die Fallstricke der Tradition
Helga Schultz
5
Zuflüsse von Münzmetall
„Berggeschrei“ um die Silberfunde im Erzgebirge und Tirol (Ende 15. /16. Jahrhundert). Kupferabbau in Oberungarn (Slowakei) und in Schweden (Falun). Spanische Silbergruben in Peru (ab Mitte 16. Jahrhundert). Gold aus Brasilien (18. Jahrhundert). Silber aus dem Ural (18.Jahrhundert). 8 Real Münze aus den Silbergruben von Potesi (Peru/Bolivien) 1684. Helga Schultz
6
Münzfuss Der Münzfuß (festgelegter Metallgehalt der Münzen) verändert sich entsprechend dem Zufluss: Der Wert des Silbers zum Gold sinkt von 10: 1 (um 1500) auf 15: 1 (um 1800). Das Kupfergeld (Scheidemünze des Alltags) verliert gegenüber dem Silber dramatisch an Wert von 68 Kupferkreuzern pro Silbertaler auf mehr als 1000 im 17. Jahrhundert. Deshalb scheitert der schwedische Versuch, die Großmacht auf das heimische Kupfer zu gründen. Das Silber wird das eigentliche Münzmetall in Handel und Wirtschaft. Helga Schultz
7
Kipper und Wipper Geldfälscher kippen Münzen durch beschneiden und minderwertige Legierungen oder wippen es aus dem Verkehr. Helga Schultz
8
Gresham´s Gesetz Thomas Gresham ( ), Finanzberater der englischen Königin Elisabeth I. und Gründer der Londoner Börse (Royal Exchange): Das schlechte Geld verdrängt das gute. Die Münzvereine der Staaten zur Festsetzung des Metallgehaltes der Münzen richten nur wenig dagegen aus. Anthonis Mor van Dashorst, um 1570. Helga Schultz
9
2. Knappes Geld oder Inflation?
Helga Schultz
10
Inflation? Alle diese Ströme von Münzmetall erhöhen den europäischen Münzstock nur um 0,3 Prozent jährlich. Die Teuerung (Inflation) entsprach langfristig dem Wirtschaftswachstum. Der Silberpreis steigt und provoziert Münzverschlechterungen. Das Problem der Frühen Neuzeit war nicht der Zufluss an Münzmetall, sondern die Knappheit des Geldes. Helga Schultz
11
Bodenlose Fässer Kommerzialisierung von Gewerbe und Landwirtschaft, Wirtschaftswachstum. Der Passivhandel mit Ostasien. Die absolutistischen Staaten und ihre Kriege. Helga Schultz
12
Die finanzielle Revolution
Der expandierende Handel der europäischen Weltwirtschaft auf allen Ebenen stieß an die Grenze der Münzgeldmenge. Die finanzielle Revolution musste die Geldmenge ausweiten und die Umlaufgeschwindigkeit erhöhen. Helga Schultz
13
Innovationen Die „finanzielle Revolution“ bezeichnet ein Bündel von Innovationen zur Ausweitung der Geldmenge: Kredit und Bankwesen. Bargeldloser Zahlungsverkehr. Papiergeld. Damit werden die Instrumente des modernen Finanzwesens entwickelt. Helga Schultz
14
3. Von den Montes Pietatis zur Kreditbank
Helga Schultz
15
Ausweg Kredit Das kirchliche Zinsverbot weist die Geldleihe allein jüdischen Kaufleuten zu. Erst nach der Reformation werden Zinsen bis 6% erlaubt. Damit werden Leihbanken möglich, die Kredit an Privatleute geben. Helga Schultz
16
Montes Pietatis Ende des 15. Jhs. von Bettelmönchen im Mittelmeerraum begründet, um arme Christen aus den Händen der „jüdischen Wucherer“ zu befreien. Nach Aufhebung des Zinsverbotes werden sie europaweit zu Leihbanken. Um dem Wucher Einhalt zu gebieten, schlugen Franziskanermönche ein eigenes System vor eröffnete die Stadt Perugia ein öffentliches Pfandleihhaus, ein Mons Pietatis (Berg der Barmherzigkeit), das nur zur Kostendeckung einen Kreditzins zwischen vier und zwölf Prozent verlangte. Trotz theologischer Bedenken gab Papst Pius II. dem Projekt seinen Segen, und das Modell vom barmherzigen Verleiher machte Schule. Von Italien bis England eröffneten Montes Pietatis ihre Schalter für die Unterschichten. Bald wurden sie zu veritablen Geldinstituten, die Guthaben von Privatleuten annahmen und ihnen dafür geringe Zinsen zahlten. Nach dem Vorbild der Montes Pietatis entwickelten sich in Deutschland im 18. und 19. Jahrhundert die in kommunaler Selbstverwaltung geführten Gemeindesparkassen Helga Schultz
17
4. Depositen- und Wechselbanken
Helga Schultz
18
Ausweg bargeldlose Zahlung
Vom privaten Pfandkredit streng geschieden war das Depositen- und Wechselgeschäft. Es geht aus den Messen hervor, wo die Kaufleute bei beeideten Bankiers ihre Guthaben hatten, Wechsel einlösten und die Warengeschäfte gegeneinander ausglichen. Auf den Zahlungsmessen von Piacenza lenkten im 16. Jahrhundert die Bankiers von Genua das internationale Finanzgeschäft. Helga Schultz
19
Schuldscheine und Wechsel
Schuldscheine im Hanseraum und Wechsel im Mittelmeerraum gewährten im Messhandel notwendigen Zahlungsaufschub. Mit der Einführung der Inhaberklausel werden sie handelbares Zahlungsmittel. Dieselbe Aufgabe erfüllen die Noten der englischen Goldschmiede. Damit weiten sich die Zahlungsmittel über die Menge des Münzmetalls aus. Helga Schultz
20
Der Bankier und seine Frau
Quentin Metsys, 1514 Helga Schultz
21
Wechselbanken Die Entwicklung der Depositen- und Wechselbanken geht mit den Börsen einher. Die Gründung des Banco di Rialto durch die Republik Venedig gilt als Beginn des europäischen Bankwesens der Neuzeit. Die Amsterdamer Wechselbank (1609) schuf ein Bankgeld mit festem Silbergehalt. Damit stabilisierte sie das europäische Münzchaos des frühen 17. Jahrhunderts. Helga Schultz
22
5. Staatskredit und Notenbanken
Helga Schultz
23
Staatskredit und Bankrott
Die Augsburger Fugger geben den Habsburgern riesige Krediten für die militärische Sicherung des spanischen Weltreiches. Sie werden wie anschließend die Bankiers von Genua in den Strudel der spanischen Staatsbankrotte gerissen. Albrecht Dürer: Jacob Fugger, Der Reiche Helga Schultz
24
Staatskredit Der Geldhunger der neuen absolutistischen Staaten übersteigt die Leistungskraft einzelner Bankiers und Finanzzentren. Staatsbanken werden in Venedig, Amsterdam, Paris, Stockholm und London gegründet, um die Staatsausgaben zu kreditieren. Der Staatskredit bringt das frühneuzeitliche Bankwesen zur vollen Entfaltung. Helga Schultz
25
Ausweg Papiergeld Schweden ergreift diesen Ausweg zuerst in Europa, um die nordischen Kriege zu finanzieren. Die Staatsbanken werden zu Notenbanken. In der Regel führt dies ins Fiasko, wie bei John Laws Mississippi-Projekt. Die erste erfolgreiche Notenbank ist die Bank von England, weil ihr Papiergeld nicht gesetzliches Zahlungsmittel ist. Helga Schultz
26
John Law Erkennt mangelnde Liquidität als Ursache stagnierender Wirtschaft. Gründet Überseekompanie (Mississippi-Projekt) und Notenbank (Banque Royal) zur Rettung von Frankreichs Staatsfinanzen. Irrtümer: Aktien seien wertbeständiges Zahlungsmittel. Notenemission befördert keine Inflation. Helga Schultz
27
Note der Banque Royal 1719 Helga Schultz
28
Banknote aus Rom 1796 Helga Schultz
29
6. Jüdische Bankiers Helga Schultz
30
Jüdische Hoffaktoren Im börsenlosen Mittel- und Osteuropa fehlen Banken. Der Staatskredit liegt in den Händen jüdischer Finanziers mit Verbindungen zur westeuropäischen Finanzwelt. Staatsversagen lässt sich so antisemitisch umdeuten. Helga Schultz
31
Des Kaisers Oberkriegsfaktor
Samuel Oppenheimer aus Heidelberg ( ). Finanzier der Türkenkriege, der Feldzüge Prinz Eugens und der polnischen Königswahl August des Starken. Helga Schultz
32
Die Tragödie des Joseph Süß
Flugblatt zur Hinrichtung des württembergischen Finanzministers 1738. Helga Schultz
33
Zusammenfassung Münzgeld war trotz der amerikanischen Silber- und Goldvorkommen stets knapp. Der Geldbedarf stieg durch die Expansion der Wirtschaft; den asiatischen Passivhandel den Bedarf der Staaten für Kriegsführung. Auswege sind der bargeldlose Zahlungsverkehr über Depositen- und Wechselbanken, der Kredit über Leihbanken und Staatsbanken, das Papiergeld. Helga Schultz
Ähnliche Präsentationen
© 2025 SlidePlayer.org Inc.
All rights reserved.