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Veröffentlicht von:Mona Grosse Geändert vor über 6 Jahren
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Kants Geschichtsphilosophie – Begriff und Kontext
Seminar Berlin,
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Einleitung „Geschichtsphilosophie“ mehrdeutig: „substantielle“ Philosophie der Geschichte vs. Philosophie der Geschichtsschreibung „substantielle“ Philosophie der Geschichte: behandelt Geschichte direkt ob sie notw. oder zufällig verläuft ob sie eine Richtung hat zyklisch (Machiavelli, (Vico), Spengler) eschatologisch (christl. Theologen) fortschrittlich (Iselin, Herder, Hegel, Marx) Stillstand (Mendelssohn) Verfall (Rousseau) Prominente Figuren: Giambattista Vico, Jean-Jacques Rousseau, Johann Gottfried Herder, Immanuel Kant, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Karl Marx, Oswald Spengler, Arnold Toynbee.
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Einleitung Philosophie der GeschSchr: beschäftigt sich mit den Aspekten der Beschreibung, Wissen, Erklärung, Selektion und Narrativität der Vergangenheit Prominente Figuren: Wilhelm Dilthey, Wilhelm Windelband, Heinrich Rickert, Georg Simmel, Max Weber, Benedotto Croce, Robin G. Collingwood, Carl Gustav Hempel, William Dray, Georg Henrik von Wright Unterscheidung wurde oft nicht gemacht und alle Beiträge zur Philosophie der GeschSchr wurden auch als „Gesch-Philosophie“ bezeichnet
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Einleitung Philosophie der Geschichtsschreibung hat es mit Methodenproblemen der GeschW zu tun: ob histor. Wahrheit ohnehin unentdeckbar (Skeptizismus) ob verschiedene Ansichten über die Geschichte zugleich wahr (Perspektivismus) oder nur eine einzige wahre Sicht auf die Geschichte (Objektivismus). Selektionsproblem hat das zu untersuchende Ereignis viele andere kausal beeinflusst (Danto, Rickert) oder ist ein Ereignis wichtig, weil es auf zukünftige Ereignisse hinweist oder weil mit ihm etwas anfängt oder weil es ähnlich zu etwas ist, was uns heutige betrifft (von Wright 1971, ch. IV.7) Wie müssen histor. Ereignisse erklärt werden? kausal, wie in den NW soziale, ökonomische, kulturelle, klimatische, geographische Faktoren? Gibt es historische Gesetze in Analogie zu Naturgesetzen in den NW? teleologisch Problem, wie viel Narrativität in den Geschichtswiss. enthalten ist
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darüber Debatte seit dem 19. Jh.:
Die Debatte die Frage nach der angemessenen Form von Erklärung in den GeschW. ist eingebettet in die allgemeinere Frage nach dem Unterschied zwischen NW und GW überhaupt darüber Debatte seit dem 19. Jh.: Früher Positivismus (Auguste Comte) Dilthey / Windelband / Rickert wollen als Neukantianer eine von Kant hinterlassene wissenschaftstheoretische Lücke füllen Dilthey: Erklären vs. Verstehen Windelband / Rickert: Idiographisch vs. Nomothetisch Wiener Kreis, Programm der „Einheitswissenschaft“, Hempels DN-Modell Kritik an Hempels DN-Modell; Kausalismus / Antikausalismus
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Einleitung Bei Kant geht es fast ausschließlich um substantielle Geschichtsphilosophie Für Kant besonders wichtig: Rousseau und Herder Jean-Jacques Rousseau: Über Kunst und Wissenschaft“ (1750) Über den Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen“) (1755) =„Erster und zweiter Diskurs“ R. Programm: „Welches ist der Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen und ob sie durch das natürliche Gesetz autorisiert wird?“
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R. unterscheidet zwei Arten von Ungleichheit:
Rousseau R. unterscheidet zwei Arten von Ungleichheit: 1) Natürliche / physische U.: durch Natur begründet besteht im Alter, Gesundheit, Körperkräfte, Eigenschaften des Geistes und der Seele 2) Moralisch-politische U.: hängt von Konvention ab, wird durch Zustimmung der Menschen begründet oder autorisiert Besteht im Reichtum, Ehre, Macht im Diskurs geht es darum, in der histor. Entwicklung der Menschheit den Augenblick zu bezeichnen, in dem 1) bedeutender wird als 2); unnatürlicher Zustand
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Rousseau die bisherigen Naturrechtler sind von einem rationalen Nutzenmaximierer (einem „Philosophen“) ausgegangen, aber in Wirklichkeit leiten sich die Regeln des Naturrechts aus zwei vor der Vernunft liegenden Prinzipien her: Selbsterhaltung und das Mitleid R.: man darf die Untersuchungen über den NZ nicht für histor. Wahrheiten nehmen, sondern nur für hypothetische R.: der Mensch im NZ ist kein Philosoph, als welchen ihn die Philosophen immer betrachtet haben: als einen optimalen Nutzenmaximierer – sondern er ist roh, dumm und wild Weil er solitär lebt und einander nur zufällig trifft, kommt es auch nicht zum Gedankenaustausch, Aufklärung und Entwicklung
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Rousseau Was den Menschen vom Tier unterscheidet, ist nicht so sehr der Verstand, sondern, die Eigenschaft, ein frei handelnder zu sein Aber es gibt noch eine weitere, weniger strittige Eigenschaft, die den Menschen vom Tier unterscheidet: die Perfectibilité: die Fähigkeit, sich zu vervollkommnen jedenfalls: Mensch war im NZ nicht elend, sondern, wenn er gesund war, weitestgehend frei von Sorgen (S. 131f) Menschen hatten auch keine moral. Beziehungen zueinander und konnten daher weder gut noch böse sein, v.a. konnte er nicht von Natur aus Böse sein (vs. Hobbes)
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Rousseau Denn im NZ ist unsere Sorge um Selbsterhaltung am wenigsten der Erhaltung anderer Menschen abträglich – und daher am meisten dem Frieden förderlich außerdem hat der Mensch Mitleid R.: Es wird gesagt, die Natur weist einzelnen Menschen unterschiedliche Gaben zu, so dass diese dann dazu gebraucht werden können, sich vor anderen einen Vorteil zu verschaffen R.: aber wie denn? Wie soll etwa Schönheit einen Vorteil verschaffen können, wo es gar keine Liebe gibt? Was nützt zusätzlicher Esprit, wo kaum gesprochen wird? Wo der Vorteil von List, wo es keine Geschäfte zwischen den Menschen gibt? Es wird wohl vorkommen, dass ein Wilder dem anderen Nahrung raubt oder die Höhle streitig macht – aber wie sollte sich jemand Gehorsam verschaffen können und welche Unterdrückungs- und Abhängigkeitsverhältnisse sollten entstehen, wo es keinen Besitz gibt?
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Rousseau R.: Und wenn einer stärker ist als ich und außerdem faul und grimmig genug ist, mich zu zwingen für ihn zu arbeiten, während er müßig bleibt – er müsste sich entschließen, mich keinen Augenblick aus den Augen zu lassen, während seines Schlafes zu fesseln, aus Furcht, dass ich entwischte oder ihn töte – d.h. er muss sich einer Mühe zu unterziehen, die viel größer ist als jene, welche er vermeiden will D.h.: Das Gesetz des Stärkeren ist wirkungslos außerhalb der Vergesellschaftung Damit soll bewiesen sein, dass die Ungleichheit im NZ kaum fühlbar ist
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Rousseau Menschen fangen an zusammenzuleben, bilden Gemeinschaften
Solange die Menschen in dem Zustand der Wilden waren und sich nur derjenigen Arbeit widmeten, die ein Einzelner bewerkstelligen konnte (eigene Kleidung, Nahrung, Unterkunft), lebten sie so frei, gesund, gut und glücklich, wie sie es sein konnten Aber von dem Moment an, da ein Mensch die Hilfe eines anderen nötig hatte und man bemerkte, dass es vorteilhaft war, Vorräte für zwei zu haben, verschwand die Gleichheit und das Eigentum kam auf, die Arbeit wurde notwendig die Dinge hätten aber so bleiben können, wenn nicht die unterschiedl. Verteilung der Talente (Stärke, Gewandtheit, Erfindungsreichtum) und unterschiedl. große Bedürfnisse für Eigentumsunterschiede gesorgt hätten
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Sowohl bei den Armen als auch bei den Reichen
Rousseau R.: nun waren mit aktiviertem Verstand und Partikularinteresse die Bedingungen für die Entwicklung von Pomp, List und der Folgelaster gegeben Auch: Konkurrenz, Rivalität, Interessensgegensatz = Folgen des Eigentums und der Ungleichheit Sowohl bei den Armen als auch bei den Reichen Mit diesem Krieg aller gegen aller entstand aber auch die Reflexion darüber, wie dieser Zustand zu verlassen sei Besonders bei den Reichen, da sie die Hauptlast und Risiken zu tragen hatten Außerdem konnten sie ihren Anspruch kaum begründen Daher ersannen die Reichen Institutionen, die die Kräfte der sie angreifenden Armen für sie selbst einspannen sollte
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Rousseau So wurden Gesetze des Friedens und der gegenseitigen Achtung des Eigentums beschlossen Dies war der Ursprung der Gesellschaft und der Gesetze, die dem Schwachen neue Fesseln und dem Reichen neue Kräfte gaben So entstanden auch Nationen, die untereinander im NZ leben, mit ihren Kriegen, so dass die ganzen Gräuel entstanden, die an einem Tag mehr Opfer forderten als in Jahrhunderten zuvor der NZ des Menschen Durch zunehmende Partikularisierung und Gewalt in der Gesellschaft, willigte das Volk zu größerer Knechtschaft ein und die Magistraturen-Ämter wurden erblich Beim Fortschritt der Ungleichheit ist für R. eine Notwendigkeit und unabh. von den einzelnen geschichtl. Tatsachen
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…so dass alle Einzelnen wieder gleich werden, weil sie nichts sind
Rousseau …so dass alle Einzelnen wieder gleich werden, weil sie nichts sind Hier läuft alles auf das Recht des Stärkeren hinaus und damit auf einen neuen NZ
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Herder Johann Gottfried Herder: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, bes. Bücher IX, X, XV. Hauptthese: Jedes Volk auf der Erde hat Kultur Methode: teilweise empirisch Herders Mängelwesenanthropologie: von niederen zu höheren Tieren ist Abnahme der Instinktbindung gegeben und Zunahme der Einstellung zur Umwelt, beim Menschen völlig Loslösung vom Instinkt Mensch = „der erste Freigelassene der Schöpfung“ dies ermöglicht durch Anpassung die geograph. Ausbreitung über die ganze Erde, wo die Tiere nur immer an ihr jeweiliges Habitat gebunden sind =Herders Verteidigung der Monogenese des Menschen (vs. These, dass versch. Rassen der Menschen lokal je verschieden entstanden wären)
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Herder Der Mensch hat schon „von Natur aus Kultur nötig“
Die Menschen passen sich und ihre Überlebenstechniken an ihre jeweiligen Klimate und geograph. Besonderheiten an Entwickeln auch unterschiedl. geistig / mentale Eigenschaften Wahrnehmung Einbildungskraft, Mythologie, Religion Denken (vs. Kants Universalismus) Die Ausprägungen der eigenen Kultur sind durch die regionalen Naturgegebenheiten bestimmt Und da von Völkern und Individuen stets nur einige Anlagen entfaltet werden, andere dagegen brachliegen müssen, ist es schon deshalb ganz verfehlt, pauschal, ohne differenzierte Aspekte, von kultivierten Völkern und Personen hier und unkultivierten oder primitiven dort zu sprechen
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Herder Auch Herders kritisiert Hobbes „Krieg aller gegen alle“ von Natur aus: Der Friede ist also der NZ des Menschen [Bei Herder kein Bruch zwischen Natur- und sozialen Zustand des Menschen] „Kultiviert“ oder „aufgeklärt“ sind alle Völker der Erde – aber nicht alle zum selben Grade Es gibt aber keinen prinzipiellen, sondern nur einen graduellen Unterschied zwischen den Völkern der Erde hinsichtlich ihrer Kultiviertheit Daraus folgt für Herder: - Der Mensch ist wie alles andere auf Erden von Gott zu einem Zweck geschaffen und dieser ist: Humanität und Glückseligkeit – jeder an seinem Ort Der Endzweck der Menschheit besteht nicht in einem finalen Ziel, für das alle vorangegangenen Generationen nur Vorbereitung waren, sondern was jeder Mensch (zu jeder Zeit) sein kann = das ist das Ziel
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Herder Die Kette der Revolutionen, Kriege usw. die den Gang der Geschichte bestimmen, hätten allesamt keinen Pkt., wenn es keine zusammenhängende teleologische Entwicklung des Menschengeschlechts gäbe Kant („Idee zu einer allg. Geschichte in weltbürgerl. Absicht“ (1784)): „Der Mensch ist ein Tier, das, wenn es unter anderen seiner Gattung lebt, einen Herrn nötig hat“ Herder: „Nur der Mensch, der einen Herren nötig hat, ist ein Tier: Die Natur hat unserem Geschlecht keinen Herren bezeichnet“
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Herder es ist die Humanität, was der Zweck der Menschen ist, und in ihnen liegt der Humanität wegen sind alle Lebensarten der Menschen eingerichtet, alle Arten von Gesellschaften eingeführt worden Jäger, Fischer, Hirte, Ackermann, Bürger – jeder erfand Künste und Einrichtungen, die den Zweck hatten, dass jeder unbehelligt von anderen einen schönen, freieren Genuss des Lebens habe hierzu war das Eigentum gesichert, Arbeit, Kunst, Handel, erleichtert durch Gesetze selbst Kriege brachten irgendwann das Völkerrecht überall gibt es Recht – und wenn Fehler auftreten, dann sollen Menschen daraus lernen
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Herder Alle zerstörenden Kräfte der Natur müssen den erhaltenen Kräften in der Zeitfolge nicht nur unterliegen, sondern auch selbst zur Ausbildung des Ganzen dienen 1. so, wie es ein statist. Gesetz ist, dass Stürme seltener sind als die regelmäßigen Wetter, so werden in Geschichte weniger Zerstörer geboren als Erhalter 2. im Verlauf der Geschichte mit steigender Humanität werden Zerstörer weniger – durch aufklärende Vernunft und Staatskunst dass je mehr sie Kultur empfingen und ihr Eigentum lieb gewannen, um so mehr drängte sich der schöne, ruhigere Geist des Ackerbaus, des Handels und der Wissenschaft auf – sogar wider Willen auch Pyramiden, Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen und solche unnützen Sachen würde keiner mehr bauen Herder: Und so wird eine Zeit kommen, in der wir auf den Negerhandel ebenso bedauernd zurücksehen wie auf das röm. Sklavenwesen
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Herder Herder: „Das Menschengeschlecht ist bestimmt, mancherlei Stufen der Kultur in mancherlei Veränderungen zu durchgehen, auf Vernunft und Billigkeit aber ist der dauernde Zustand seiner Wohlfahrt wesentlich und allein gegründet“ Notwendig wird mit der Zeit auch die Vernunft unter den Menschen mehr Platz gewinnen und eine dauernde Humanität befördern
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Einleitendes zu Kants Geschichtsphilosophie
Kant hat keine „Kritik der historischen Vernunft“ geschrieben Kant hat seine Geschichtsphilosophie in kürzeren Aufsätzen dargelegt, die meist Gelegenheitsarbeiten waren „Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht “ (1784) „Mutmaßlicher Anfang der Menschheitsgeschichte“ (1786) „Das Ende aller Dinge“ (1794) „Der Streit der Fakultäten“ 2. Abschnitt. „Ob das menschliche Geschlecht im beständigen Fortschreiten zum Besseren sei“ (1798) „Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis“ (1793) Kant hat aber Zeit seines Lebens sich für GP interessiert und weiter an ihr gearbeitet
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Christian Thies: Kants GP hat zwei Charakteristika:
Christian Thies: „Kants Geschichtsphilosophie aus heutiger Sicht”. In: Olivier Agard/Françoise Lartillot (Hg.): Kant: l’anthropologie et l’histoire. Paris: L’Harmattan 2011, S 1) keine Theodizee D.h. keine Rechtfertigung des bisherigen Weltverlaufs für ein zu erwartendes Heil keine säkularisierte Eschatologie 2) keine Prognose der Zukunft Es wird nicht versucht, quasi-Naturgesetzliche Regularitäten des Geschichtsverlaufs zu identifizieren, um damit Geschichte vorherzusagen Es wird auch nicht versucht, Normen für die Beurteilung von Gegenwart und Vergangenheit bereit zustellen (Daran lässt sich aber mit Gründen zweifeln)
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Es gibt auch eine innerweltliche Beantwortung der Frage: GP
Thies: Vielmehr steht Kants GP zwischen theoret. Philos. und prakt. Philos. auch wenn die GP mehr auf Kants prakt. Philos. beruht Erst wenn die Fragen „Was kann ich wissen?“ und „Was soll ich tun?“ beantwortet sind, kann man sich „Was darf ich hoffen?“ widmen Diese Frage wird für das Individuum in der Religionsphilosophie beantwortet Bezieht sich auf Außerweltliches, Jenseits, auf Fortleben nach dem Tod Es gibt auch eine innerweltliche Beantwortung der Frage: GP Diese betrifft weniger das individ. moral. Handeln, sondern das Recht und unser kollekt. Handeln in der pol. Sphäre
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Kants GP beruht zu einem Großteil auf seiner prakt. Philosophie:
in der KpV hat Kant die Grundlegung seiner Ethik dargelegt: kategor. Imperativ, einem rein formalen Kriterium unserer Maximenwahl Seine Rechts- und polit. Philosophie findet sich in MdS Kant hat sich jedoch nicht nur für das Begründungsproblem der Moral und des Rechts interessiert, sondern auch das Motivationsproblem Wir wollen moral. bessere Menschen werden, aber das ist manchmal schwer: Einbußen an Glück und persönl. Vorteilen Und auch Blick in die Geschichte stimmt nicht zuversichtlich Ist es daher zu erwarten, dass sich Moral und Recht in unserer Welt verwirklichen lassen? Ist es überhaupt möglich?
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Das ist das Thema von Kants GP
M.a.W. ist die Befolgung des kategor. Imp. (den wir einsehen können, wie die KpV gezeigt hat) faktisch möglich in den histor. gewachsenen Umständen? Das ist das Thema von Kants GP D.h. zur Begründung von Moral, Recht und Politik trägt die GP nichts bei Aber sie fördert unsere Motivation: die prakt. Möglichkeit der Verwirklichung eines univers. Rechtszustandes bestärkt mich, an den entsprechenden normativen Zielen festzuhalten, auch wenn deren Umsetzung noch weit entfernt sein sollte Somit ist die GP selbst für diese Ziele beförderlich Der Ort für diese geschichtsphilosophische Deutungen ist die primär die bürgerliche Öffentlichkeit, nicht die wissenschaftliche
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Deswegen hat Kant seine GP nicht in Monographien, sondern als politische Essays veröffentlicht
Sollte nicht nur auf die Öffentlichkeit, sondern auch auf Politiker einwirken Revolutionen, die stattgefunden haben, sind zu akzeptieren, ansonsten aber zu vermeiden, statt dessen befürwortet Kant Reformen, die nicht von unten, sondern von oben ausgehen sollten Blick auf Monarchen wie Friedrich II. von Preußen (erster Diener des Staates)
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Kants Methodologie in seiner GP:
In GP wird nicht der Verlauf der Geschichte erklärt oder vorhergesagt, sondern es werden die empirisch-wiss. gesicherten Phänomene der Geschichte aus einer ebenfalls bereits entwickelten normativen Perspektive interpretiert Kant: wir sollten Geschichte so deuten, als würde sie einer teleolog. Regel unterliegen, ein Ziel haben Diese Zweckbestimmtheit der Geschichte erklärt nicht das Auftauchen bestimmter histor. Fakten, aber diese dürfen der Teleologie auch nicht widersprechen (das könnte problematisch sein) GP ist eine normativ fundierte und empirisch gestützte Interpretation der Geschichte in praktischer Absicht
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Kant deutet die GP inhaltlich als fortschrittlich
„Fortschritt“: nicht wissensch.-techn; nicht des Glücks, sondern der Moralität Genauer: die Antriebe zu ihr Die Anlagen zum Guten und Bösen bleibt über die histor. Zeit hinweg, immer dieselbe Fortschritte sind für K. mögl. hinsichtlich der äußeren Dimension unseres moral. Handelns, ihrer Übereinstimmung mit moral. Handlungen Um die Frage zu beantworten, on die Menschheit in einem beständigen Fortschreiten zum besseren sei, sucht Kant nach „Geschichtszeichen“ Diese nicht Ursache, sondern Wirkung des Fortschritts – und an ihnen können wir auf eine Verbesserung der Menschen schließen
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Es geht um einen Rechtsfortschritt
Dessen Ziele werden in der GP nicht begründet, sondern in der Rechts- und polit. Philosophie Die rechtsethischen Ideale sind: eine republikan. Staatsverfassung, ein Völkerbund freier Republiken und ein elementares Weltbürgerrecht Das kollekt. Ziel ist für K. die Herbeiführung eines universalen Rechtszustandes Und dass dieser prakt. möglich ist, darin bestärkt uns die Geschichtsphilosophie
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Thies: Schwächen von Kants GP:
Der deskr. Gehalt von Kants GP ist sehr dünn, er gibt nur Andeutungen: 1. soziale Antagonismen: Konkurrenz, Konflikt, Krieg Diese Antagonismen scheinen dem Fortschritt entgegenzustehen, befördern ihn aber (Krieg aber nicht) Heutzutage kann man Krieg nicht mehr als etwas Fortschritt Bewirkendes betrachten (Kann man nicht?) 2. krit. Öffentlichkeit Hier gibt es Licht und Schatten 3. internationaler Handel Kalkül: bringt die Menschen einander näher Daran mag man auch Zweifel haben
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Aber Kant geht es ja auch mehr darum, zu fragen, wie die Weltgeschichte ohne die einzelnen histor. Fakten im Einzelnen zu kennen, für den Menschen als prakt. Vernunftwesen von Interesse ist (Höffe, S. 13)
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