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Veröffentlicht von:Clara Schräder Geändert vor über 6 Jahren
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Vorlesung: Grundfragen der Religionspädagogik
7. Zwischen konfessioneller Orientierung und religiöser Kompetenz – mit welchen Zielen arbeiten wir religionspädagogisch? Theologische Fakultät Kiel, Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong, WS 2017/2018
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7.1. Kann man Glauben denn lernen? Ist „Glauben“ ein intendiertes Ergebnis religionspädagogischen Handelns? Ist Glaube das Ergebnis eines religiösen Lernprozesses oder allein ein Geschenk Gottes? Darf man dann überhaupt von einem religiösen Lernen sprechen? Theologische Fakultät Kiel, Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong
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7.1. Kann man Glauben denn lernen? Frühe Religionspsychologie und –pädagogik unterstützt das Lehren und Lernen von Glaube und Religion Position steht im Kontext der liberalen Theologie Gegenposition: Dialektischen Theologie gegen Erziehungsoptimismus hinsichtlich Religion & Glaube Widerspruch zum Offenbarungscharakter des Christentums: Glaube wird nicht erlernt, sondern von Gott gewirkt Ablehnung aller psychologischen und pädagogischen Ansätze für die Religionspädagogik: Verkündigung statt Lehre, Unterweisung statt Unterricht Theologische Fakultät Kiel, Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong
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7.1. Kann man Glauben denn lernen? Glaube ist letztlich immer Gottes Werk. Glaube ist nicht machbar, weder für sich selbst noch gar für andere Menschen! Und dennoch hat Glauben etwas mit Lernprozessen zu tun. Religionspädagogisch zentraler Begriff des Lernens: Lernen von Geburt an Lernen nicht nur in expliziten Lernsituationen und nicht nur aufgrund geplanter, gesteuerter und zweckgerichteter Einwirkung sondern auch in un- bzw. vorbewusstem Prozess Einstellungs- und Verhaltensänderungen sind in der Regel längere Prozesse, die auf Grundlagen zurückgreifen, die weiterentwickelt, variiert, verändert werden, aber nicht voraussetzungslos geschehen. “Entstehung” von Glaube durch reine Offenbarung ohne die Beteiligung von Lernprozessen ist kaum denkbar Theologische Fakultät Kiel, Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong
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7.1. Kann man Glauben denn lernen? „Lernen“ eine notwendige, aber keine hinreichende Voraussetzung für Glauben: „Bedingung der Möglichkeit“ Lernen als komplexer Prozess mit emotionalen, psychomotorischen und sozialen Elementen: hat immer ein unverfügbares Element Glaube auch aus theologischen Gründen nicht machbar, „erziehbar“ oder „lehrbar“, sondern ist Gnade, Geschenk Gottes („sola gratia“) Auch Verständnis von „Glaube als Geschenk des Hl. Geistes“ ist eine Deutung, die auf bestimmten Lernerfahrungen beruht Lerngeschehen ist zudem immer eine „black box“ Theologische Fakultät Kiel, Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong
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7.2. Religiöse Bildung und Subjektivität als religionspädagogische Leitbegriffe Sozialisation und Erziehung als Gegenüber zum Bildungsbegriff religiöse Bildung als Ziel religionspädagogischen Handelns „Bildung“ in Beziehung mit „Sozialisation“ und „Erziehung“ nehmen äußere Einflüsse auf Menschen in den Blick Erziehungsprozesse eher intentional (bewusst), Sozialisationsvorgänge eher nicht-intentional (vorbewusst) “funktional”, vollziehen sich nebenbei religiöse Sozialisation (z. B. Tisch- oder Abendgebet, Lesen in der Kinderbibel etc.) Erziehungsgedanke: Passivität und Prägbarkeit des Subjekts Erziehung als beobachtbare Veränderung eines Menschen durch intentionale Einflussnahme von anderen Menschen.
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Merkmale von „Bildung“ „Bildung“ geht von Primat des Subjekts aus Bildung ist immer Selbstbildung; jedoch auf Anregungen von außen angewiesen, die das Subjekt eigentätig verarbeitet. Bildung beschreibt Prozess, in dem sich ein Mensch mit der Kultur, Umwelt, etc. auseinandersetzt und für sich strukturiert Bildung als Ermöglichung der selbstbewussten und selbstverantworteten Teilnahme am Gesellschaftsleben. aktive und konstruktive Tätigkeit des Subjekts selbst Theologische Fakultät Kiel, Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong
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Merkmale von „Bildung“ Bildung als Prozess und Bildung als Resultat müssen konvergieren Nach Hartmut v. Hentig, konkretisiert sich Bildung in folgenden Punkten: Abwehr von Unmenschlichkeit Wahrnehmung von Glück Fähigkeit und den Wille, sich zu verständigen Bewusstsein von Geschichtlichkeit der eigenen Existenz Wachheit für letzte Fragen Bereitschaft zu Selbstverantwortung Verantwortung in der Öffentlichkeit Theologische Fakultät Kiel, Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong
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Religion als Wurzel und Bestandteil von Bildung Bildung war ursprünglich ein religiöser Begriff Meister Eckart: „Bildunga“ als Formung des Menschen durch Gott Bildungsauftrag des Protestantismus weit gefasst über dezidiert christliche Inhalte hinaus religiöse Bildung als unverzichtbare Dimension von Bildung Theologische Fakultät Kiel, Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong
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7.3. Förderung religiöser Kompetenz der Kompetenzbegriff ist gegenwärtig zentral für jeden Lernprozess Auslöser der Kompetenzorientierung war der „Pisa-Schock“ (2001) grundlegende Reform des Bildungswesens Ziel der Reformen: Bildungsstandards festlegen, mit denen die fachlichen und fachübergreifenden Kompetenzen von Schüler*innen beschrieben werden Paradigma der „Kompetenzorientierung“ als eine Art didaktische ‚Metastruktur' für jede Form von Unterricht. Theologische Fakultät Kiel, Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong
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Der Kompetenzbegriff Definition nach F. Weinert: „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können“1 Kompetenz ist nach diesem Verständnis „eine Disposition, die Personen befähigt, bestimmte Arten von Problemen erfolgreich zu lösen, also konkrete Anforderungssituationen eines bestimmten Typs zu bewältigen.“2 [1] Weinert, Franz E.: Vergleichende Leistungsmessung in Schulen – Eine umstrittene Selbstverständlichkeit, in: ders. (Hg.): Leistungsmessungen in Schulen, Weinheim/Basel 2001, 27f. [2] Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2003, 72.
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Der Kompetenzbegriff Kompetenz „ist als Befähigung zur Bewältigung von Situationen bzw. von Aufgaben zu sehen. Jede Illustration oder Operationalisierung einer Kompetenz muss sich daher auf konkrete Anforderungssituationen beziehen“.1 Unterscheidung verschiedener Weltzugänge in PISA-Studie keine einheitswissenschaftliche Weltsicht Unterschied Curriculumtheorie und Kompetenzorientierung ‚Qualifikationen’ vs. ‚Kompetenzen’ [1] A.a.O.,73. Theologische Fakultät Kiel, Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong
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Die Aufnahme des Kompetenzbegriffs in der Religionspädagogik 1988: Ulrich Hemel „Religiöse Kompetenz“ 2004: Deutsche Bischofskonferenz „Kirchlichen Richtlinien zu Bildungsstandards für den katholischen Religionsunterricht“ 2004: Kompetenzmodell der ev. Bildungsplankommission Baden-Württemberg für ev. Religionsunterricht „religiöse Kompetenz“ im Mittelpunkt Kompetenzmodell der Comenius Expert*innen-Gruppe Kompetenzmodell mit größter Wirkung für den Religionsunterricht Theologische Fakultät Kiel, Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong
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Die Aufnahme des Kompetenzbegriffs in der Religionspädagogik fünf Kompetenzen der EPA: Wahrnehmungs- und Darstellungsfähigkeit – religiös bedeutsame Phänomene wahrnehmen und beschreiben Deutungsfähigkeit – religiös bedeutsame Sprache und Zeugnisse verstehen und deuten Urteilsfähigkeit – in religiösen und ethischen Fragen begründet urteilen Dialogfähigkeit – am religiösen Dialog argumentierend teilnehmen Gestaltungsfähigkeit – religiös bedeutsame Ausdrucks- und Gestaltungsformen reflektiert verwenden Theologische Fakultät Kiel, Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong
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Religionspädagogische Kritik an der Kompetenzorientierung Probleme der Kompetenzorientierung: Standardisierung, Drang zur Messbarkeit, Orientierung an einer ökonomischen Logik, Erschwerung eines zweckfreien Sich-Bildens, Zurückdrängen von Kreativität und Phantasie zugunsten des ‚learning to the test‘, etc. Aus theologischer Perspektive: Befürchtung, dass der ganze Mensch als Geschöpf Gottes aus dem Blick gerät und er doch nach seinen Fähigkeiten beurteilt wird Aber: Sinn und Zweck des Kompetenzerwerb gerade nicht punktuelle schulische Leistung, sondern langfristige Lebensdienlichkeit: „den Einzelnen zur Orientierung und zum produktiven Umgang mit Pluralität und Wandel befähigen“.1 [1] Forum Bildung, Bildungs- und Qualifikationsziele von morgen,
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7.4. Lebensrelevanz in religiöser Pluralität zeigen - mein eigener Vorschlag Drei grundlegende Orientierungen: (1) Subjektorientierung religionspädagogischen Arbeitens „Subjektivitätskompetenz“ (2) Pluralitätsorientierung religionspädagogischen Arbeitens „Pluralitätskompetenz“ (3) Traditionsorientierung religionspädagogischen Arbeitens „Traditionskompetenz“ Theologische Fakultät Kiel, Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong
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7.4. Lebensrelevanz in religiöser Pluralität zeigen - mein eigener Vorschlag wesentliche Aufgabe religionspädagogischen Handelns, die Lebensrelevanz von Religion in christlich-evangelischer Perspektive zu zeigen Lebensdienlichkeit von Religion als ‚Arbeitshypothese‘ verstehen KEIN „Lernziel Glauben“! in (religiöser) Pluralitätsperspektive (ohne positionslos zu werden) in kritischer Reflexion gegenüber bestimmten Formen des Lebens und von Religiosität Religionsunterricht vermittelt Schüler*innen eine Art „religiöses Qualitätsbewusstsein“, das zu einem bewussten und kritischen Umgang mit eigenen religiösen Orientierungen und den Religiositäten anderer verhilft. Theologische Fakultät Kiel, Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong
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