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Veröffentlicht von:Mariele Muhlbach Geändert vor über 11 Jahren
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Störungsbilder und logopädische Therapie im Kindesalter
17. November Linz „Das Spektrum von Interventionen bei Sprachentwicklungsstörungen“ Brigitte Allmayer, Angelika Rother
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Störungsbilder Sprachstörungen
Sprechstörungen inklusive Redeflussstörungen Stimmstörungen Hörstörungen Schluckstörungen Unser Vortrag handelt von Störungsbildern im Kindesalter und deren logopädische Therapie. Die Tätigkeit von Logopädinnen ist in Österreich geregelt durch das MTD-Gesetz. Wir sind befugt Befunderhebung und Therapie bei Sprach, Sprech- und Stimmstörungnen durchzuführen unter ärztlicher Anordnung. Unsere Leistungen werden von den Krankenkassen refundiert. Folgende Störungsbilder gibt es im Kindes- und Jugendalter: Folie „Störungsbilder“ Auf die beiden ersten großen Bereiche Sprachstörungen und Sprechstörungen wollen wir in unserem Vortrag genauer eingehen
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I. Sprachentwicklungsstörungen
Symptomatik auf phonologischer Ebene Symptomatik auf lexikalisch- semantischer Ebene Symptomatik auf morphologisch- syntaktischer Ebene Symptomatik auf rezeptiver Ebene Zunächst zum großen Bereich der Sprachentwicklungsstörungen. Sprachentwicklungsstörungen können klassifiziert werden bezogen auf Auswirkungsebene. Folie. Es gibt isolierte als auch übergreifende Störungen. Alle Ebenen können nicht nur expressiv, sondern auch rezeptiv betroffen sein, so dass es immer erforderlich ist, auch das Sprachverständnis zu testen. Sprachentwicklungsstörungen können umschrieben auftreten, d.h. als spezifische Sprachentwicklungsstörung oder auch SLI genannt, was bedeutet das Sprachstörungen nicht nicht von primären Störungsbildern auftreten. Primäre Störungsbilder wäre z.B.: - Sprachstörungen bei Hörstörungen bei genetischen Syndromen tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, wie Z.B. Autismus Psychogenen Sprachstörungen Deprivation Erworbene Sprachstörungen, wie Kindliche Aphasien Sprachstörungen bei motorischen Entwicklungsstörungen Auch hier sind LogopädInnen gefragt, aber wir gehen nun im Folgenden auf die Symptome von spezifischen Sprachstörungen und deren Therapie ein. Im Folgenden gehen wir auf die Symptome und deren Therapie ein.
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Phonologische Störungen/1
Konsequente phonologische Störungen
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Therapie bei konsequenten phonologischen Störungen
Minimalpaartherapie (Hacker) Metaphon (Jahn) Psycholinguistisch orientierte Phonologietherapie (P.O.P.T)(Fox) Sehr häufig in der logopädischen Praxis werden Kinder mit phonologischen Störungen vorgestellt, wofür es inzwischen diverse Therapieansätze gibt, die auch kombiniert und auf jedes Kind individuell zugeschnitten werden sollen. Bei der Wahl der Methode spielen Störungsprofil, Alter, Persönlichkeit und Leidensdruck eine Rolle. Folie Methoden nennen Ziel ist es, dem Kind eine bessere Strukturierung seines phonologischen Systems und damit die korrekte Verwendung der bereits vorhandenen Laute zu ermöglichen. Das Vorgehen bei Minimalpaartherapie, die u.a. auf Hacker und Weiner zurückgeht, basiert auf der Auswahl eines Minimalpaares für den zu behandelnden phonologischen Prozess z.B. Kanne/Tanne für die Velarisierung (geht ums /k/). Metaphon geht ursprünglich von Howell und Dean (1994) zurück und ist von Tanja Jahn (2000) ins Deutsche übertragen worden. Bei diesem Ansatz werden verschiedene Elemente der phonologischen Therapie, wie die Förderung der metaphonologischen Bewusstheit und die Minimalpaararbeit, in ein strukturiertes Therapieprogramm integriert. Vorbereitend werden mit dem Kind Merkmalpaare in kindgerechter Terminologie geübt z.B. kurz-lang „plosiv-frikativ“ oder vorne-hinten für „alveoar-velar“. Folie Foto S. Jahn 84 und 85 Hier ein Beispiele für das dazugehörige visuelle Symbol Die Psycholinguistische orientierte Phonologietherapie nach Fox (2003) wird als Intervalltherapie vorgeschlagen. Das Programm besteht aus drei Phasen. Bei der Vorübung lernt das Kind richtig und falsch zu diskriminieren. Phase 1 ist ein rezeptiver Prozess mit dem Inhalt Identifizieren und Diskriminieren der betroffenen Laute und Ersatzlaute. Phase 2 ist ein produktiver Prozess wobei fehlende Laute realisiert werden ohne wie in der klassischen Artikulationstherapie diese zu korrigieren. Die dritte Phase ist eine Kombination aus rezeptiven und produktiven Anteilen. In dieser Phase wechseln sich Kind und Therapeut stetig ab, so dass das Kind schauen kann welche Strategien der Therapeut in den verschiedenen Übungen verwendet. Z.B. mit folgender Anleitung: Du zeihst jetzt eine Karte und überlegst, welches Geräusch du am Anfang hörst und dann sagst du das ganze Wort mit dem Geräusch.
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Beispiele aus Metaphon
Ersetzungsprozess: Vorverlagerung bzw. Rückverlagerung Ersetzungsprozess: Plosivierung
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Phonologische Störungen/2
Inkonsequente phonologische Störungen
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Therapie bei inkonsequenten phonologischen Störungen
Kernvokabulartherapie (Dodd) Inkonsequenz-Therapieprogramm (Fox) Eine Sonderstellung nehmen die phonologischen inkonsequenten Störungen ein. Kinder mit einer inkonsequenten phonologischen Störung fallen dadurch auf, dass sie das gleiche Wort nicht immer ident aussprechen. Zwei Methoden stehen zur Auswahl (siehe Folie). Das primäre Ziel ist eine konsequente Wortrealisation zu erreichen. Dabei müssen die Wörter nicht notwendigerweise ganz korrekt gesprochen werden jedoch immer auf die gleiche Weise realisiert werden.
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Lexikalisch semantische Störungen
Reduzierter rezeptiv-expressiver Wortschatz Wortfindungsstörungen
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Therapie bei semantisch-lexikalischen Störungen
Klassische Wortschatztherapie Elaborationstherapie (Glück) Patholinguistischer Ansatz (Siegmüller & Kauschke) Die Kinder können einen reduzierten rezeptiv und/oder produktiven Wortschatz haben, das heißt zu wenig lexikalische Einträge besitzen. Zum anderen können sie eine Wortfindungsstörung zeigen auch Benenn- oder Abrufstörung genannt. Bei Kindern mit Wortfindungsstörung gelingt die lexikalische Besetzung häufig nicht. Es handelt sich um eine fluktuierende Symptomatik im Gegensatz zum reduzierten Wortschatz. Wir geben einen groben Überblick von möglichen Therapieansätzen. Bei der klassischen Wortschatztherapie wird innerhalb von semantischen Kategorien gearbeitet. Die Therapie kann in Handlungssequenzen und Spiele eingebaut werden. Es werden neue Wörter und entsprechende Referenzen (Oberbegriffe, Unterbegriffe, Gegensatzpaare) angeboten. Die Elaborationstherapie nach Glück, die bei Wortfindungsstörungen eingesetzt wird, ist darauf ausgerichtet, das Kind mit einem reicheren Wissen zu jedem Wort auszustatten. Es wir eine gemischt semantisch phonologische Arbeit durchgeführt, da es nicht ausreicht nur auf semantischer oder nur phonologischer Ebene zu elaborieren. Beispiele für die Übungen semantischer Elaborierung also Wortbedeutungsebene sind z.B. Herstellen von Relationen, wie Fragen zu einem Wort: Wie kann man dazu noch sagen?, Was kann man damit machen? Zu welcher Wortfamilie gehört das Wort? Zielsetzung bei phonologischen Elaboration also der Wortformebene ist es die Wortform max. zu durchdringen, wie z.B. M-aus H-aus L-Laus sowie Wortlängen bestimmen (Welches Wort ist länger, Welches Wort ist kürzer?), Initiallaute aus einem Wort heraushören, wie z.B. Hörst du das O bei Oma? Diese Übungen sind dem Bereich der phonologischen Bewusstheit zuzuordnen. Ein weiterer Ansatz bei Wortfindungsstörungen ist der Patholinguistische Ansatz nach Siegmüller und Kauschke, der allein auf der Ausdifferenzierung phonologischer Formen beruht. Wenn notwendig findet eine semantische Therapie in einer vorgeschalteten Phase statt. Um den Zugriff auf die phonologische Form des Wortes zu optimieren wird zunächst rezeptiv gearbeitet z.B. ein Signalwort aus einer Wortreihe heraushören, eine Wort- Nichtwortentscheidung treffen können u.a. Dann folgt eine expressive Phase, wie Anlayse und Synthese-Übungen, Übungen zur Merkfähigkeit (vorgegebene Wortsequenzen merken und wiedergeben „merk dir: piku, `dann renn zur Wand und und zurück und sag es mir“).
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Morpho-syntaktische Störungen
Störung der Wortflexionen Störung der Wortordnung im Satz
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Therapie von morpho-syntaktischen Störungen
Entwicklungsproximaler Ansatz (Dannenbauer) Kontextoptimierung (Motsch) HOT-Handlungsorientierter Therapieansatz (Weigl & Reddemann-Tschaikner) Patholinguistischer Ansatz (Siegmüller & Kauschke) Mit morpho-syntaktischen Störungen auch Dysgrammtismus genannt wird die Teilproblematik des gestörten kindlichen Spracherwerbs bezeichnet, bei der Kinder die morphologischen und syntaktischen Fähikgkeiten, die sie zum korrekten Gebrauch Ihrer Bezugssprache benötigen, nicht altersgemäß erwerben. Es gibt unterschiedliche Therapieansätze, denen unterschiedliche Theorien dahinterstehen, wovon wir vier derzeit gängige Therapieansätze vorstellen werden. Als Grundannahme des Entwicklungsproximalen Ansatzes nach Dannenbauer wird die wichtige Dimension der Sprache in der menschlichen Kommunikation hervorgehoben, was bedeutet, dass therapeutisches Handeln in bedeutsame Kommunikations- und Handlungskontexte eingebettet werden muss. Die Interventionsmethode ist die Modellierung, die durch verschiedene Techniken angewandt wird, wie z.B.: Parallelsprechen (Versprachlichung kindlicher Handlungen), Alternativfragen stellen (Angebot zweier Zielstrukturen zur Beantwortung „Liegt der Apfel neben oder hinter dem Teller?“) Expansion (Vervollständigung kindlicher Äußerung unter Einbau der Zielstruktur (Kind sagt: „Wau Wau fort“ Therapeut: „Ja, er läuft zum Tor“) Im Gegensatz dazu wird in der Extension die Kindliche Äußerung sachlogisch weitergeführt („du kannst nicht das machen“, Therapeut: „ Nein, ich habe das nicht gelernt.“ Im Gegensatz dazu versucht Motsch mit dem Konzept der Kontextoptimierung den formalen Aspekt des Sprachmaterials in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken. Denn die Aufmerksamkeit für Sprache wird gezoomt, denn sie stellt eine fundamentale Vorraussetzung für den Grammatikerwerb dar. Prinzipien dieses Ansatzes sind: Sensibilisierung auf Morphemmarkierung („Hör genau hin!“ z.B.: Wo hörst du am Ende ein /t/ und /st/ in Hut, Mast, Wurst u.a. Sprechweise des Therapeuten (Wo spreche ich komisch?) Die Wahrnehmung kritischer Merkmale wird erleichtert durch die ausgeprägte professionelle Sprechweise des Therapeuten. Ein Beispiel: Das Kind soll indentifizieren, wo der Therapeut übertrieben spricht: „Er ist nicht unter…(Pause) deemmm Hut und nicht in… (Pause) deeer Schachtel.“ Es gibt noch weitere Prinzipien, die wir hier aus Zeitgründen nicht weiter ausführen können. Weigl und Reddemann-Tschaikner, die den Handlungsorientierten Therapieansatz abgekürzt kurz HOT entwickelt haben, verstehen den Spracherwerb als integrativen Prozess von Kognition und stellen somit die Handlungsvorstellung , -planung und Problemlösung therapeutisch in den Vordergrund. In der Therapie werden Alltagshandlungen als Skripts ausgeführt. Skripte sind Drehbücher für alltägliche Handlungsabläufe unserer Umgebungskultur z.B.: eine Pflanze eintopfen oder eine Nusspraline herstellen. Auch hier haben Kauschke und Siegmüller ein Patholinguistischen Therapieansatz veröffentlicht. Hierbei wird das Prinzip der Methodenkombination verfolgt. Es wird nicht nur eine Therapiemethode in den Vordergrund gestellt, stattdessen steht eine Auswahl von Therapiemethoden zur Verfügung, die für das jeweilige Kind passen zum Therapieziel zusammengestellt werden. Die Therapeutin entscheidet pro Kind, ob unbewusste oder bewusste Therapiemethoden zur Anwendung kommen:
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Sprachverständnis-Störungen
Störung des Wortverständnisses Störung des Satzverständnisses Störung der Sprachkohärenz
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Therapie von Sprachverständnis-Störungen
Therapie nach Zollinger Sprachverstehenskontrolle (Schmitz & Diem) Rezeptiven Sprachstörungen: Ein Therapiemanual (Amorosa & Noterdaeme) Zum Abschluss der Therapie von Sprachstörungen erwähnen wir ausdrücklich, dass das Sprachverständnis – also die rezeptive Störung- unbedingt abgeprüft werden muss und bei eingeschränkten Sprachverständnis diese gezielt therapiert werden muss. Sprachverständnis lässt sich aber weder mit einem einzigen Testverfahren ermitteln noch mit Hilfe eines einzigen Therapieansatzes insgesamt behandeln. Bezüglich bekannter publizierter Konzepte ist dieser so wichtige Bereich leider noch ein Stiefkind. Das unter LogopädInnen wohl bekanntest Buch in diesem Bereich ist von der Schweizer Logopädin Barbara Zollinger „Die Entdeckung der Sprache“. Die Inhalte dieses Buches sind: Verstehen im Hier und Jetzt Vorstellungen aufbauen Sprache mit inneren Bildern verknüpfen Durch besseres Verstehen soll das Kind ein Bewusstsein dafür entwickeln, das man Fragen kann und das man vom anderen ein Wissen bekommt, das man selbst nicht hat oder dass man nicht die gleiche Meinung mit dem anderen teilt. Beispiel: In der Therapie wird zuerst eine sprachliche Lösung angeboten und erst dann gehandelt. Das Kind will einen Behälter öffnen. Der Therapeut sagt: Dreh an den Knöpfen. Erst im zweiten Schritt wird gehandelt und im dritten Schritt wird erklärt was geschehen. Ein weiteres Prinzip ist dem Kind Aufforderungen zu geben die dem Kind unmöglich sind. Z.B. Steckt deine Nase in deinen Schuh (und der Schuh ist angezogen). Erfreulicherweise gab es dieses Jahr eine Veröffentlichung mit Überlegungen zur Therapie vom Sprachverständnis im Kindesalter von zwei Logopädinnen Frau Petra Schmitz und Frau Alexandra Diem. Die Autorinnen betonen, dass bei der Behandlung von Sprachverständnisstörungen verschiedene Ansätze auf der Basis einer differenzierten standardisierten Diagnostik individuell zu kombinieren sind. Sie schlagen vier hierarchisch aufgebaute Module zur Therapie vor. Die Autoren weisen auf einen sehr wichtigen Ansatzpunkt – nämlich der Sprachverstehenskontrolle hin. Amorosa und Notredaeme haben ein Therapiemanual zu rezeptiven Sprachstörungen veröffentlicht.
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Periphere Sprechstörungen
Phonetische Störung - Schetismus: Fehlbildung von /sch/ - Sigmatismus interdentalis, addentalis, oder lateralis - eine Kombination von beiden sowie - multiple Interdentalität: interdentale Bildung mehrerer alveolarer Laute Die phonetischen Störungen sind im Gegensatz zu phonologischen Störungen keine Sprachstörung, sondern eine Sprechstörung. Das heißt es handelt sich dabei um ein peripheres motorisches Problem und hat nicht wie bei den phonologischen Störungen Auswirkungen auf die Bedeutungsunterscheidung von Wörtern (z.B. Kanne – Tanne).
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Therapie von phonetischen Störungen
Therapie von Artikulationsstörungen (van Riper) Erlanger Konzept der bewegungsgestützten Lautanbahnung Lautassoziationsmethode (McGinnis) Drei Therapieprogramme stellen wir vor: Die Therapie von Artikulationsstörungen von Van Riper hat zunächst eine Phase der Verbesserung der auditiven Wahrnehmung, wobei zunächst die Fremdwahrnehmen und dann die Eigenwahrnehmung geschult wird. Darauf aufbauend erfolgt die Anbahnung des korrekten Lautbildungsmusters durch sogenanntes Zielsuchen mit anschließender Festungsphase und Transfer in alle Sprechsituationen. Das Erlanger Konzept ist eine indirekte logopädische Methode, der als Annahme den Zusammenhang von Artikulation- und Bewegungsart zu Grunde liegt. Beispiel: Da der Laut /s/ ein Strömungslaut ist, sollen auch die ausgeführten Bewegungen fein strömend ausgeführt werden. Bei einem Sigmatismus interdentalis kann in Anlehnung an die fehlerhafte Bewegungsrichtung der Zunge zum Körper hin die Bewegung ausgeführt werden. Spielvorschlag: Ziehen von z.B. Zahnstochern mittels Zangengriff zum Körper hin mit gleichzeitiger Bildung des Lautes /s/. Die Methode von Mildred McGinnis ist ein klar strukturiertes, systematisiertes, hierarchisch aufgebautes Konzept und bildet einen Kontrast zum indirekten Konzept, das Erlanger. Es handelt sich um ein gesteuerte Verknüpfung von Sinneswahrnehmungen. Taktil- kinästhetisches Erarbeitung einzelner Laute mit Verbinden von (Schrift-)symbolen sowie Präsentation eines den Begriff repräsentierenden Bildes und dadurch Förderung einer systematischen Assoziation. Bei dieser Therapiemethode werden visuelle und taktile Zeichen mit jedem einzelnen Laut verknüpft und somit Lautfolgen sichtbar und spürbar gemacht. Die getrennt artikulierten Einzellaute werden zu Silben und Wörtern zusammengeschleift. Als Visuelle Hilfe wird folgendes eingesetzt: Aufeinander folgende Grapheme werden rot und blau markiert Desweiteren ist ein Anlegen eines individuellen Arbeitsbuches erforderlich. Wir haben uns diese Methode ausgesucht anhand derer wir exemplarisch die Logopädische Therapie an Hand eines Fallbeispieles demonstrieren wollen in dem angekündigten workshop.
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Zentrale Sprechstörungen
Dysarthrie Verbale Entwicklungsdyspraxie Die Dysarthrie ist eine angeborne oder erworbene neurogene Sprechstörung durch Schädigung des zentralen oder peripheren Nervensystems mit Beeinträchtigung der Steuerung und Ausführung von Sprechbewegungen. Spezielle Therapieprogramme für Kinder liegen nicht vor, aber die Therapieschwerpunkte liegen im Bereich in der Sprechmelodie, Sprechrhythmus, Sprechtempo, Harmonisierung der Sprechatmung, Regulierung der Stimmqualität u.a..
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Therapie von zentralen Störungen
Assoziationsmethode (McGinnis) TAKTKIN (Birner-Janusch) Bekannte Therapieansätze für Erwachsense können auf Kinder adaptiert werden. Die verbale Entwicklungsdyspraxie auch kindliche Sprechapraxie genannt gilt als relativ selten. Es ist eine zentrale Störung, die der Ebene der Planung und Programmierung von Sprechbewegungen. Die Kinder sind in ihrem expressiven Sprechvermögen extrem eingeschränkt und von schweren phonologischen Störungen nicht leicht zu unterscheiden. Verlässliche Untersuchungsverfahren liegen derzeit nicht vor. Die Methoden zur Behandlung von phonologischen und phonetischen Störungen greifen kaum. Da die Störung selten ist, geben wir Ihnen einen Tonbandbeispiel eines 6-Jährigen Jungen, der große Schwierigkeiten hat mit seiner Zunge gezielte, absichtliche Bewegungen durchzuführen oder definierte Punkte im Mund zu legen. Auditiv hört man die Symptome einer Aussprachestörung welche mehrere Laute betrifft. (Tonband). Hilfreich erwiesen hat sich auch schon bei Vorschulkindern die Methode nach McGinnis. Eine Therapiemethode im Englischen ist PROMT „Prompts for restructering oral muscular phonetic targets“ wurde in eine deutsche Version übertragen und heißt TAKTKIN. Es werden taktil-kinästhetische Stimuli angewendet, die zur Verdeutlichung und Anbahnung von Sprechbewegungsabläufen eingesetzt werden. Vorraussetzung ist, dass die betroffenen Kinder manuelle Manipulationen in Ihrem Gesichts- und Halsbereich zulassen.
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V. Redeflussstörungen/1
Poltern: - Hohe Sprechgeschwindigkeit - phonetische Auffälligkeiten - morpho-syntaktische Auffälligkeiten - Wortfindungsstörungen - kommunikativ-pragmatische Auffälligkeiten u.a. Unter Redeflussstörungen zählt man Poltern sowie Stottern. Hier die Symptomatik auf der Folie von Poltern. Stottern ist als Redeflussstörung weithin bekannt und betrifft Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Poltern ist weniger bekannt, kann aber in jedem Lebensalter vorkommen. Beim Poltern handelt es sich um eine Redeflussstörung mit der Kernsymptomatik einer sehr hoher Sprechgeschwindigkeit und phonetischen Auffälligkeiten. Die Verständlichkeit ist somit eingeschränkt. Aber es treten auch Sprachsymptome auf, wie morpho-syntaktische Auffälligkeiten sowie Wortfindungsstörungen. Außerdem sind Personen, die Poltern kommunikativ-pragmatisch auffällig durch z.B. Kommunikationsabrüche. Differentialdiagnostisch lässt sich Poltern vom Stottern wie folgt abgrenzen:
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V. Redeflussstörungen/2
Stottern: - Kernsymptomatik - Begleitsymptomatik - Psychische Reaktionen Stottern ist eine ungewollte Unterbrechungen des Redeflusses durch Blockierungen, Dehnungen von Lauten und Wiederholungen von Lauten und einzelnen Silben. Darüber hinaus treten neben diesen Kernsymptomen auch Begleitsymptome, die meist ein Versuch sind die Symptomatik zu überwinden, wie z.B.: Krampfartige Pressversuche Mimische Mitbewegungen, wie z.B. Gesichtsverzerrungen Grobmotorische Mitbewegungen, z.B. Fußstampfen Fehlender Blickkontakt zum Gesprächspartner Diese Kern- und Begleitsymptomatik hat verdeckte Symptome – also psychische Reaktionen zur Folge, wie ein starkes Störungsbewusstsein, Vermeidungsverhalten und Tabuisierung u.a. ist
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Therapie/1 Poltern: Therapiekonzept von Katz-Bernstein
Behandlungsansatz von Sick Das es sich bei Stottern und Poltern um zwei unterschiedliche Störungsbilder handelt, gibt es dafür auch verschiedene Therapiezugänge. Bei Poltern sind neuere Behandlungsformen der Ansatz von Katz-Bernstein und der Behandlungsansatz von Sick in er Logopädie durchgesetzt. Katz-Bernstein arbeitet mit eine Kombination aus logopädischer Übungstherapie, Eltern-Umfeldarbeit und Psychotherapie an. Sick hat ein mehrdimensionales Einzelfallorientiertes Vorgehen bestehend aus Beratung, logopädische Behandlung. Durch Arbeite an der Phonetik, Artikulationsrate und an den Sprechpausen werden Unflüssigkeiten deutlich reduziert. Ebenso verringern Unflüssigkeiten die Arbeit an anderen linguistischen Parametern, wie Wortschatz/Wortfindung, Kohärenz.
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Therapie/2 Stottern: Indirekte Ansätze (z.B. Elternberatung)
z.B. MINI-KIDS, KIDS (MINI-KIDS: Sandrieser KIDS: Schneider) Es werden in der Stotterertherapie indirekte und direkte Ansätze mit Kindern unterschieden. Direkte Ansätze bearbeiten das Stottern selbst. Das Kind wird entweder angeleitet das Stottern oder das Sprechen direkt zu analysieren und zu verändern oder es lernt am Modell. Mit indirekten Ansätzen ist gemeint, dass entweder nur mit Bezugspersonen gearbeitet wird oder mit dem Kind, dann aber nicht direktes Arbeiten am Stottern. In den letzten Jahren hat sich das von den Logopäden Sandrieser und Schneider entwickelte logopädische Programm Mini-Kids für sehr kleine stotternde Kinder und Kids für Vorschul- und Schulkinder durchgesetzt. Zum Abschluss der Übersicht der Störungsbilder zeigen wir Ihnen einen Videoausschnitt. Indirekte und Direkte Ansätze können miteinander kombiniert werden.
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Fazit Solide Grundausbildung für LogopädInnen an Fachhochschulen
Notwendig fachspezifische Masterstudiengänge für Logopädie um eine erforderliche Spezialisierung von LogopädInnen zu fördern Vertiefende Fort- und Weiterbildung für die verschiedenen Therapieprogramme Kooperation unter den verschiedenen Disziplinen Wir haben nur einen groben Überblick geben können über die Bereiche Sprachstörungen und Sprechstörungen im Kindesalter. Selbstverständlich werden auch Logopädinnen tätig bei Stimmstörungen im Kindesalter sowie Schluckstörungen im Kindesalter. Kein besondere Erwähnung gefunden hat von uns der Bereich der Frühintervention von Sprachstörungen, der zum Glück in den letzten Jahren immer mehr Beachtung gefunden hat. Es ist sicher schon deutlich geworden anhand der beiden großen Bereiche Sprach- und Sprechstörungen wie differenziert die Bereich der Störungen betrachtet werden müssen. Die Auswahl der Therapieprogramme erfolgt diagnosegeleitet und individuell massgeschneidert. Obwohl die Ausbildung von Logopädinnen bereits eine gute Grundlage in diesen Bereichen bietet, bedarf jeder genannte einer seperaten Weiterbildungsmaßnahme und kann nicht allein durch reines Literaturstudium ersetzten. Eine solide Logopädieausbildung ist erforderlich, die Bereiche wie Medizin, Linguistik, Psychologie u.a. umfasst. Daher hoffen wir LogopädInnen auch sehr, zukünftig bei durchaus sinnvollen Projekten wie Sprachstandserhebungen, die jüngst durch die Medien gegangen sind mit im Boot zu sein. Wie erwähnt wurde der Bereich Frühintervention von uns nicht gesondert behandelt in diesem Vortrag. Da er uns aber so wichtig erscheint, weisen wir darauf hin, dass Sprachstörungen bereits im Altern von 2 Jahren signifikant erfasst werden können. Eine Sprachstandserhebung, die im Alter von 5 Jahren ansetzt, ist daher aus der Sicht von LogopädInnnen zu spät. Wie wir versucht haben zu zeigen, reicht es nicht aus, dass ausschließlich Kindergartenpädagoginnen hier tätig werden ,sondern hier ist nur gemeinsam interdisziplinär mit dem know-how von Logopädinnen den Kindern geholfen.
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Literaturverzeichnis
Phonologie Dodd: Differential diagnosis and treatment of children with speech disorder. London: Whurr Publishers Fox AV: Kindliche Aussprachestörungen. Idstein, Schulz-Kirchner Verlag 2003 Hacker D: Phonologische Störungen. In: Grohnfeldt, M (Hrsg): Handbuch der Sprachtherapie Band 2 Berlin, Marhold 1990a Hacker D & Wilgermein H: Aussprachestörungen bei Kindern, Ein Arbeitsbuch für Logopäden und Sprachtherapeuten. München, Reinhardt 1999a Jahn T: Phonologische Störungen bei Kindern. Stuttgart, Thieme Verlag 2000 Lexik-Semantik Füssenich I: Semantik. In: Baumgartner St., Füssenich I (Hrsg) Sprachtherapie mit Kindern. München Basel Reinhardt 1999 Glück CW: Kindliche Wortfindungsstörungen. Frankfurt/Main, Peterlang Verlag 1998
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Siegmüller J, Kauschke C: Therapie von Sprachentwicklungs- störungen nach Patholinguistischem Ansatz. München: Elsevier GmbH Urban&Fischer Verlag 2006 Morphologie-Syntax Dannenbauer F: Zur Praxis der entwicklungsproximalen Intervention. In: Grimm H, Weinert S (Hrsg) Interventionen bei sprachgestörten Kindern. Stuttgart, Gustav Fischer 1994 Motsch H J: Kontextoptimierung. Münchel Basel Reinhardt Verlag 2004 Weigl&Reddemann-Tschaikner M: HOT- ein handlungsorientierter Therapieansatz. Stuttgart, Thieme 2000
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Sprachverständnis Amorosa H & Noterdaeme M: Rezeptive Sprachstörungen. Ein Therapiematerial. Göttingen Hogrefe Schmitz P, Diem A: Sprachverstehenskontrolle- Ein wichtiger Ansatzpunkt in der Therapie von Sprachverstehensstörungen Zollinger B: Die Entdeckung der Sprache, Bern, Haupt Verlag 1999 Zollinger B (Hrsg): Kinder im Vorschulalter, Bern, Haupt Verlag 1998 Phonetische Störungen Jahn T: Phonologische Störungen bei Kindern. Stuttgart, Georg Thieme Verlag 2001 Mc Ginnis M A : Aphasic children. Identification and Education by the Association Method.Alexander Graham Bell Ass.for the Deaf Inc., Washington D.C. 1963 Stiller U: Phonetisch phonologische Analyse. In: Sprachentwicklungs-störungen. Stuttgart, Georg Thieme 2006 Van Riper Ch & Irwin J: Artikulationsstörungen. 5 Auflage Berlin Marhold, 1994
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Literaturverzeichnis
Zentrale Sprechstörungen Allmayer B: Differenzialdiagnostische Abgrenzung und therapeutische Ansätze bei Sprechstörungen im Kindesalter. In: Forum Logopädie 1 (1997) 9-12 Birner-Janusch B: Therapieansätze bei verbaler Entwicklungsdyspraxe. In: Forum Logopädie Heft 5 (17) Sept Birner- Janusch B: Die Anwendung des PROMPT-Systems im Deutschen- eine Pilotstudie. In: Sprache, Stimme und Gehör 25, , 2001, Dannenbauer F M: Auf der Suche nach der verbalen Entwicklungsdyspraxie. In: Die Sprachheilarbeit 44 (1999) Redeflussstörungen Katz-Bernstein N: Aufbau der Sprach- und Kommunikationsfähigkeit bei redeflussgestörten Kindern- ein sprachtherapeutisches Übungskonzept, Luzern, Edition SZH/CSPS 1986 Sick U: Poltern. Stuttgart Georg Thieme Verlag 2004 Sandrieser P, Schneider P: Stottern im Kindesalter. Stuttgard Thieme Verlag 2004
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