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diagnostischen Prozess
Die Urteilsbildung im diagnostischen Prozess Nina Decker
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Gliederung Arten der diagnostische Urteilsbildung
Definition der Urteilsbildung Strategien der Urteilsbildung Empirische Erklärungen
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1. Arten der diagn. Urteilsbildung
Diagnostische Urteilsbildung als wissenschaftliche Erklärung vs. diagnostische Urteilsbildung als Entscheidungshilfe Wissenschaftliche Erklärung: besteht aus zwei Komponenten: Explanandum E und Explanans G sowie zusätzlich einer Aussage A, die als Randbedingung bezeichnet werden G= allgemeine Basis, auf die man sich bezieht (empirisch gesichert) E= Schluss aus Daten abgeglichen mit Basis A= vorliegende konkrete Fall
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1. Arten der diagn. Urteilsbildung
Urteilsbildung als Entscheidungshilfe: zwei Arten der Entscheidung Terminal: Entscheidung zu Handeln Investigatorisch: weitere Infosuche
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2. Definition der Urteilsbildung
Urteilsbildung: Verdichtung von Einzelinformationen zu einem Gesamturteil diagnostischer Schluss Urteil sollte diagnostisch oder prognostisch nutzbar sein Verdichtung= Transformation, Gewichtung und Integration von Informationen Seit den 1950er Jahren Frage: Mit welchen Strategien kann Verdichtung geschehen Mit welchen Strategien geschieht sie Welche Strategien sind die besten
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3. Strategien der Urteilsbildung
Nach Meehl (1954): zwei Strategien Statistische Urteilsbildung Klinische Urteilsbildung
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3.1 Klinische Urteilsbildung
Kombination, Gewichtung und Integration diagnostischer Informationen erfolgt ohne Anwendung formalisierter Regeln Der Diagnostiker kommt intuitiv zu einem diagnostischen Schluss Strategie wird oft im klinisch-psychologischen Kontext angewandt, deswegen klinische Urteilsbildung Basis: Fachwissen und Erfahrung des Diagnostikers
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3.1 Klinische Urteilsbildung
Intuition heißt nicht, dass keine Regeln angewandt werden sind nur nicht formalisiert, nicht standardisiert und dem Diagnostiker zumeist nicht bewusst Handelt sich bei den Regeln eher um implizites Wissen Diagnostiker können auf Nachfrage zumeist nicht beschreiben, nach welchen Regeln sie vorgegangen sind
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3.2 Statistische Urteilsbildung
Von statistischer Urteilsbildung spricht man, wenn quantitative Daten vorliegen (Testdaten oder Fragebogendaten) Kombination der Daten beruht auf ausformulierten Algorithmen Algorithmen: Regressionsfunktionen oder Diskriminanzfunktionen Werden anhand von Gruppendaten gewonnen und dann auf Einzelfälle angewandt
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3.3 Vor- und Nachteile der Strategien
Vorteile: klinische Strategie Der Diagnostiker verfügt über viel mehr Informationen, als die, die in Gruppenuntersuchungen berücksichtigt werden können Die mechanische Anwendung von statistischen Regeln werden dem Einzelfall nicht gerecht Jeder Fall ist anders gelagert und macht es nötig, spezifische Informationen zu berücksichtigen bzw. die Informationen spezifisch zu kombinieren
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3.3 Vor- und Nachteile der Strategien
Vorteil: statistische Strategie Wegen der menschlichen Informationsverarbeitungskapazität ist der Diagnostiker kognitiv überfordert, viele Informationen angemessen zu berücksichtigen + Tendenz zur Verifizierung der Hypothese Diagnostiker stützt sich nur auf wenige Informationen, die zum Zeitpunkt der Urteilsbildung salient sind Dadurch Urteil qualitativ schlechter und in Selektionskontexten unfair Außerdem: begrenzter Erfahrungsschatz kleiner als der Erfahrungsschatz von Untersuchungen an großen Gruppen
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4. Empirische Erklärungen
Zur Klärung der Frage, welche Strategie am besten ist: Metaanalyse Basisuntersuchungen stammen aus verschiedenen Bereichen (Vorhersage des Ausbildungserfolgs, Vorhersage der Rückfälligkeit von Straftätern, Vorhersage von Therapieerfolg) Aufbau der Untersuchung: Kliniker bekamen die Akten von Fällen, in denen alle vorhandenen Informationen enthalten waren Biografische Informationen, Testdaten, Beobachtungsdaten, Transskripte von Explorationen
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4. Empirische Erklärungen
Der Kliniker sollte auf Basis dieser Informationen ein Urteil fällen Paralell dazu: Datensätze statistisch ausgewertet Ergebnis der Metaanalyse von Meehl: In 11 Untersuchungen war die statistische prognose überlegen, in 9 Untersuchungen waren beide Strategien gleich gut
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4. Empirische Erklärungen
1965: Aktualisierung der Metaanalyse Jetzt: 50 Vergleichsuntersuchungen Ergebnis war sehr ähnlich: in ca. der Hälfte der Untersuchungen war die statistische Prognose überlegen, in der anderen Hälfte waren beide Strategien gleich gut
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4. Empirische Erklärungen
1966: Kritik von Sawyer Meehls angestellter Vergleich sei zu einfach Man dürfe Untersuchungen nicht nur danach differenzieren, wie sie Informationen integrieren Man müsse sie danach differenzieren, welche Datenarten zur Vorhersage benutzt werden Möglichweise sei die verwendete Datenart für das Ergebnis verantwortlich, nicht die Art der Datenkombination
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4. Empirische Erklärungen
Unterscheidet zwei Datenarten Klinische Daten (durch Exploration und Beobachtung gewonnen) Objektive Daten (Tests, Fragebogen) In Metaanalyse von Sawyer gingen 45 Vergleichsuntersuchungen ein waren überwiegend gleich mit denen von Meehl
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4. Empirische Erklärungen
Ergebnis: Die Differenzierung nach Datenarten ändert nichts am Ergebnis von Meehl statistische Urteilsbildung ist unabhängig von der eingehenden Datenlage durchschnittlich überlegen
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3. Empirische Erklärungen
Trotzdem: immer noch viele Anhänger der klinischen Urteilsbildung Oft wird kritisiert, dass in die Metaanalysen Untersuchungen mit eingingen, in denen der Vergleich der beiden Urteilsstrategien nicht fair gewesen sei Die Kliniker hätten Kriterien vorhersagen müssen, mit denen sie in der Praxis kaum zu tun hatten Die Kliniker hätten nicht mit Daten ihrer Wahl arbeiten dürfen, sondern mit vorgegebenen Daten Die Kliniker hätten sich in ihrer Erfahrung und Ausbildung sehr voneinander unterschieden Die Forscher seien voreingenommen gewesen Vertreter der statistischen Strategie
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3. Empirische Erklärungen
Kritik mag berechtigt sein: dennoch spricht wenig für die Überlegenheit der klinischen Strategie
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4. Wahl einer Strategie in der Praxis
Auch wenn statistische Urteilsbildung überlegen: oft ist man auf klinische Strategie angewiesen In vielen Fällen ist eine statistische Urteilsbildung nicht möglich, z.B. wenn Datensätze über den Zusammenhang zwischen potentiellen Prädiktoren und den vorgegebenen Kriterien nicht vorliegen Der Einzelfall nicht in das Raster vorhandener Gruppenuntersuchungen passt
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4. Wahl einer Strategie in der Praxis
In solchen Fällen geht an der klinischen Urteilsbildung kein Weg vorbei Wann immer die Aufgabenstellung in einem Einzelfall jeder aus vorhandenen Gruppenuntersuchungen entspricht, ist der Diagnostiker gut beraten, das Wissen aus diesen Untersuchungen anzuwenden
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