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Veröffentlicht von:Luisa Seidel Geändert vor über 8 Jahren
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Suhrkamp und Osteuropa Vorüberlegungen: Zahlen, Methode, Beschreibungskategorien DLA Marbach, 08.04.2016 Prof. Dr. Dr. Dirk Kemper, RGGU Moskau
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Vorüberlegungen I. Für Ideengeschichtler verboten? Oder: Was ist das SUA? II. Gegenstandsbereich: Tagesgeschäft, nicht Geschichte III. Methode: Transfer- und Transformationsforschung IV. Terminologie: Entgegenkommende Strömung und aufnehmendes Bedürfnis V. Perspektive: Deutungshoheit des Verlages?
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Was ist das SUA? Euphorisch: Kernarchiv zur Erschließung der Ideen- und Kulturgeschichte der mittleren Bundesrepublik Sarkastisch: ein ungeheurer Berg von Altpapier, der von nichts anderem als von Kontingenz im Alltagsgeschäft des Verlages zeugt
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Was ist das SUA? Euphorisch: Kernarchiv zur Erschließung der Ideen- und Kulturgeschichte der mittleren Bundesrepublik Sinnpräsupposition Sarkastisch: ein ungeheurer Berg von Altpapier, der von nichts anderem als von Kontingenz im Alltagsgeschäft des Verlages zeugt Kontingenz
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Sinnpräsupposition Wirkung Wirkungsabsicht Erklärung Kohärenz vorgegebene Ordnungsidee deutende Logik Angeleitet durch unsere retrospektive Sicht auf die Geschichte der „Suhrkamp-Kultur“ unterlegen wir den Daten und Fakten nachträglich eine deutende Logik, und sind gleichzeitig davon überzeugt, das Material selbst verbürge diese Logik. Diese zirkuläre Falle heißt Sinnpräsupposition, und sie begleitet den Ideen- und Kulturgeschichtler auf Schritt und Tritt.
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Kontingenz Kontingenz meint hier, dass eine bestimmt Verlagsentscheidung zwar aus den überlieferten Zeugnissen heraus begründbar, aber keiner deutenden Logik einzuschreiben ist.
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II. Gegenstandsbereich: Tagesgeschäft, nicht Geschichte Annalistische Struktur der Archivalien Viele Geschichten (im Plural), aber nicht die eine Geschichte (im Singular) Dokumentation im zeitlichen Mittvollzug (ohne Reflexion ermöglichende Distanz): Durchschlag-Metapher Zeitlich ausgreifend eher in die Zukunft (Projektvorschläge), selten in die Vergangenheit (Analyse, Deutung)
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II. Gegenstandsbereich: Tagesgeschäft, nicht Geschichte Konstruktionen post festum: Verlegernarrative: das Faktum (Erfolg, Wirkung) eröffnet Raum für nachträgliche Begründungskonstruktionen Kulturgeschichtliche Perspektive Thema der Konferenz daher nicht Verlags-„Strategie“, Verlags-„Politik“, sondern neutral „Verlagsarbeit“
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III. Transfer- und Transformationsforschung Kulturtransfer: Espagne, Michel; Werner, Michael (1985): Deutsch-französischer Kulturtransfers im 18. und 19. Jahrhundert. Zu einem neuen interdisziplinären Forschungsprogramm des C.N.R.S. In: Francia. Forschungen zur westeuropäischen Geschichte 13, 1985, S. 502-510. Akteure als Mittlerfiguren mit unterschiedlichen Profilen
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Mittler-Profile: Marker Übersetzer (als Ideengeber und Realisierender): – Expertise: fremdkulturell, Experte für die Osteuropäische Ursprungskultur – Logik: fachwissenschaftlich
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Mittler-Profile Verlagslektor: – Expertise: eigenkulturell, Experte für die aufnehmende Kultur, für deren Literatursystem und Markt – Logik: nicht fachwissenschaftlich, sondern verlagsspezifisch – Transformationsexperte: Nicht Übersetzung von A nach B, sondern Transformation des fremden Buches in ein Suhrkamp- Produkt – Metapher: Wettbüro
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IV. Entgegenkommende Strömung und aufnehmendes Bedürfnis „Suhrkamp-Kultur“: Effekt der Verlagsarbeit oder Effekt der Rezeption? Das SUA allein genügt nicht! Drei Phasen: – Vorgeschichte (internationale Übersetzungs- und Rezeptionsgeschichte) – Verlagsarbeit – Rezeptionsgeschichte des Suhrkamp-Produkts
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IV. Entgegenkommende Strömung und aufnehmendes Bedürfnis Rezeption und Wirkung erschließen sich nur sehr bedingt aus dem Archiv Aufnehmendes Bedürfnis: aktueller Zustand, Verfasstheit und Genese der aufnehmenden Kultur definieren Erwartungs- und Interessenhorizont Entgegenkommende Strömung: Im fremden Text muss etwas Eigenes, Entsprechendes, Gesuchtes identifizierbar sein
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V. Deutungshoheit des Verlages Die Geschichte des Suhrkamp-Verlages (1990). 1. Juli 1950 bis 30. Juni 1990. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1990. 2. Aufl. 1991 Die Geschichte des Suhrkamp-Verlages (2000). 1. Juli 1950 bis 30. Juni 2000. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2000. Kleine Geschichte der edition suhrkamp (2003). Redaktion Raimund Fellinger. Mitarbeit Wolfgang Schopf. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 2003.
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V. Deutungshoheit des Verlages Für die Wissenschaft schafft das Freiraum. Wir müssen nicht erst die sedimentierten Schichten eines „Suhrkamp-Narrativs“ aufbrechen und abtragen, um eine Außenperspektiven der beteiligten Wissenschaften zu ermöglichen. Für die Tagungskonzeption haben wir diese Offenlassung des Deutungsfeldes auch als Bestätigung dafür genommen, Verlagsinsider zwar aus guten Gründen mit einzubeziehen, dabei aber nicht den Ansatz zu verfolgen, dass Suhrkamp nur durch Suhrkamp zu beschreiben und zu deuten sei. Ihre Aufgabe ist eine andere: Der Insiderblick soll in ein produktives Spannungsverhältnis zu den Beschreibungsverfahren der Fachwissenschaften treten, soll diese ergänzen, gegebenenfalls korrigieren oder ihnen auch widersprechen.
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