Jung Wien Alles begann in Brünn: Eduard Michael Kafka

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Jung Wien Alles begann in Brünn: Eduard Michael Kafka
 Präsentation transkript:

Jung Wien Alles begann in Brünn: Eduard Michael Kafka 11. 3. 1868 Wien, † 3. 8. 1893 Brünn. Mit Bahr war er 1889/90 Begründer u. Redakteur der Monatsschrift »Moderne Dichtung« (ab dem 2. Jg. in Wien erschienen u. d. T. »Moderne Rundschau« in Wien), Er redigierte gemeinsam mit Leo Berg die Zeitschrift »Die Moderne« in Berlin. 1892 übersiedelte er wieder nach Brünn.

Hermann Bahr (1863-1934) 1891: Die Überwindung des Naturailsmus: der wichtigste Programmatiker der nach-naturalistischen Literatur 1891: Die Überwindung des Naturailsmus: "Ja, nur den Sinnen wollen wir uns vertrauen, was sie verkündigen und befehlen. Sie sind die Boten von draußen, wo in der Wahrheit das Glück ist. Ihnen wollen wir dienen."

Hermann Bahr Man kann den Naturalismus als die hohe Schule der Nerven beschreiben: In welcher ganz neue Fühlhörner des Künstlers entwickelt und ausgebildet werden, eine Sensibilität der feinsten und leisesten Nuancen, ein Selbstbewusstsein des Unbewussten, welches ohne Beispiel ist. Der Naturalismus ist entweder eine Pause zur Erholung der alten Kunst; oder er ist eine Pause zur Vorbereitung der neuen: jedenfalls ist er ein Zwischenakt.

Hermann Bahr "Die Herrschaft des Naturalismus ist vorüber, seine Rolle ist ausgespielt, sein Zauber ist gebrochen. In den breiten Massen der Unverständigen, welche hinter der Entwickelung einhertrotten und jede Frage überhaupt erst wahrnehmen, wenn sie längst schon wieder erledigt ist, mag noch von ihm die Rede sein. Aber die Vorhut der Bildung, die Wissenden, die Eroberer der neuen Werte wenden sich ab. Neue Schulen erscheinen, welche von den alten Schlagworten nichts mehr wissen wollen. Sie wollen weg vom Naturalismus und über den Naturalismus hinaus."

Hermann Bahr 1894 Mitherausgeber der liberalen Wochenschrift Die Zeit Lucie Kostrbová: Mezi Prahou a Vídní. Praha: Academia, 2011 KOSTRBOVÁ, Lucie – IFKOVITS, Kurt – DOUBEK, Vratislav. Die Wiener Wochenschrift Die Zeit (1894–1904) als Mittler zwischen der Tschechischen und Wiener Moderne. Praha – Wien: Masarykův ústav a Archiv AV ČR – Österreichisches Theatermuseum Wien, 2010.

Jung Wien „Du hasst und verachtest die Menschen und kannst sie dennoch nicht missen --- [ins] Ka f f e e h a u s . “ (Peter Altenberg ) Architektur, Musik, Literatur (A. Loos, G. Klimt, Otto Wagner, Otto Weininger, Karl Kraus, A. Schönberg, S. Freud, L. Wittgenstein, H.v. Hofmannsthal, G. Mahler, A. Schönberg, A. Zemlinsky) Kaffeehausliteratentum: Café Central, Peter Altenberg; Egon Fridell u.a.)

Jung Wien Was steigerte die kreative Potenz des Wiener Milieus? Auftraggeber, Kunden die Generation der Söhne erfolgreicher Eltern Zustrom von Talenten aus der Provinz: Ivan Cankar, Das Haus der Barmherzigkeit (die Gegenperspektive der armen Vorstädte außerhalb des ”Gürtels” ) Ivan Franko (von Herbst 1892 bis Sommer 1893 in Wien, um am Slawischen Seminar bei Prof. Jagić seine Dissertation fertigzustellen). Josef Svatopluk Machar (Bankbeamter, von 1889 dreißig Jahre lang in Wien) Tadeusz Rittner (maturierte an einem Wiener Elitegymnasium, studierte dann Jus und trat schließlich als Doktor der Rechte in den österreichischen Staatsdienst ein).

Simonek, Stefan: Ivan Franko und die »Moloda Muza« Simonek, Stefan: Ivan Franko und die »Moloda Muza«. Motive der westukrainischen Moderne, 1997 In seinem am 8. Mai 1897 in der Nr. 136 veröffentlichten Beitrag Ein Dichter des Verrats warf Franko die Frage auf, wieso gerade ein Autor wie Adam Mickiewicz, der in seinen Werken den Verrat thematisierte, zum polnischen Nationaldichter werden konnte Bahr betont die Distanz zwischen Ethik und Ästhetik: "Aus einem ästhetischen Werk irgendwelche Konsequenzen auf die Gesinnung eines Autors zu ziehen, halte ich für den größten Unsinn. [...] Sie werden doch wissen, daß einer ästhetisch etwas zeigen kann, was einen moralisch abstößt. Der 'Verrat' ist ein Problem von großem ästhetischen Reiz, dem man wohl sein Leben widmen kann, ohne deswegen selber Verräter zu sein"

Tadeusz (Thaddäus) Rittner (1873 Lemberg - 1921 Badgastein) Rittner leitete 1915/16 das polnische Theater in Wien; nach dem Krieg kandidierte er vergeblich als Direktor des Burgtheaters, freischaffend. das Eifersuchtsdrama Das kleine Heim (Stgt. 1908)über das Schattendasein einer Frau neben ihrem selbstherrlichen Mann und über ihren Ausbruchsversuch Rittners Kriminalkomödie Wölfe in der Nacht, 1914.Über die die Doppelmoral der Juristen. Günther Wytrzens, Wiener Slawistikprofessor

Peter Altenberg

Peter Altenberg (1859-1919) Bohemien Prosastücke, Skizzen über die Frauenseele Wie ich es sehe, 1896; Was der Tag mir zuträgt, 1901

Alfred Polgar Anton Polgar über das Central: "Das Central ist ein Ort für Menschen, die die Zeit totschlagen müssen, um nicht von ihr tot-geschlagen zu werden. … Seine Bewohner sind größtenteils Leute, deren Menschenfeindschaft so heftig ist wie ihr Verlangen nach Menschen, die allein sein wollen, aber dazu Gesellschaft brauchen."

Hugo von Hofmannsthal: Gabriele d'Annunzio, Wir haben aus den Toten unsere Abgötter gemacht; alles, was sie haben, haben sie von uns; wir haben ihnen unser bestes Blut in die Adern geleitet; [...] Ja alle unsere Schönheits- und Glücksgedanken liefen fort von uns, fort aus dem Alltag, und halten Haus mit den schöneren Geschöpfen eines künstlichen Daseins, mit den schlanken Engeln und Pagen des Fiesole, mit den Gassenbuben des Murillo und den mondänen Schäferinnen des Watteau. Bei uns aber ist nichts zurückgeblieben als frierendes Leben, schale, öde Wirklichkeit, flügellahme Entsagung.

Hugo von Hofmannsthal: Gabriele d'Annunzio, Wir haben nichts als ein sentimentales Gedächtnis, einen gelähmten Willen und die unheimliche Gabe der Selbstverdoppelung. Wir schauen unserem Leben zu; wir leeren den Pokal vorzeitig und bleiben doch unendlich durstig: denn, wie neulich Bourget schön und traurig gesagt hat, der Becher, den uns das Leben hinhält, hat einen Sprung, und während uns der volle Trunk vielleicht berauscht hätte, muß ewig fehlen, was während des Trinkens unten rieselnd verlorengeht; so empfinden wir im Besitz den Verlust, im Erleben das stete Versäumen.

Fra Angelico: Madonna umringt von Engeln Entstehungsjahr: 1429

Otto Friedländer (1878 - 1938) im Caféhaus: „Jeder Mensch kann in jedes Kaffeehaus gehen – ausgenommen natürlich die Damen.“ Letzter Glanz der Märchenstadt - Wien um 1900. Molden, Wien 1948 Otto Friedländer (1889 in Wien - 1963 in Waidhofen an der Thaya) Sekretär der Wiener Handelskammer und Schriftsteller in Wien

Karl Kraus 1892/1893 Mitarbeiter der Zft Die Gesellschaft Richard Schaukal über Kraus, 1933: nicht gleich Hofmannsthal im Treibhausdunst verfrühter Überbildung entwuchs … begabt, aber nicht altklug, aufgeweckt aber nicht überreizt, gelehrig, aber kein Wunderkind.

Karl Kraus an Schnitzler Aber da ich Sie, lieber Herr , stets hochgeschätzt und geachtet habe, so will ich mich auch Ihnen ganz offenbaren. Sie können ermessen, wie sehr es mich kränken musste, dass Sie mir vorgestern im Café Griensteidl … mit sichtlicher Kälte und – ich möchte sagen ceremonieller Höflichkeiti begegneten. Ich hasse und hasste diese falsche, erlogene Decadence, die ewig mit sich selbst coquettiert; ich bekämpfe und werde immer bekämpfen: die posierte, krankhafte, onanierte Poesie.

Adolf Loos und Café Museum 1899 nackig und kahl, das ungewohnt Karge hat ihm den Beinamen "Café Nihilismus" eingetragen. Weil die Wiener waren damals mehr Plüsch und Schnickschnack gewohnt.

Adolf Loos: Die Potemkinsche Stadt Loos bezeichnete die Prunkfassaden der Ringstraße und gutbürgerlicher Stadtviertel „Die potemkinische Stadt" (»Ver Sacrum«, 1898): die falsche Renaissance und das falsche Barock der Mietskasernen verhüllten nur die Armut. Das heutige modeword dafür wäre "fake". Rechts eine Rokoko-Fassade.

Adolf Loos: Ornament und Verbrechen, 1908 der papua schlachtet seine feinde ab und verzehrt sie. er ist kein verbrecher. wenn aber der moderne mensch jemanden abschlachtet und verzehrt, so ist er ein verbrecher oder ein degenerierter. der papua tätowiert seine haut, sein boot, sein ruder, kurz alles, was ihm erreichbar ist. er ist kein verbrecher. der moderne mensch, der sich tätowiert, ist ein verbrecher oder ein degenerierter. es gibt gefängnisse, in denen achtzig prozent der häftlinge tätowierungen aufweisen. die tätowierten, die nicht in haft sind, sind latente verbrecher oder degenerierte aristokraten. wenn ein tätowierter in freiheit stirbt, so ist er eben einige jahre, bevor er einen mord verübt hat, gestorben.

Ornament und Verbrechen evolution der kultur ist gleichbedeutend mit dem entfernen des ornamentes aus dem gebrauchs-gegenstande. der vertreter des ornamentes glaubt, daß mein drang nach einfachheit einer kasteiung gleichkommt. nein, verehrter herr professor aus der kunstgewerbeschule, ich kasteie mich nicht! mir schmeckt es so besser. die schaugerichte vergangener jahrhunderte, die alle ornamente aufweisen, um die pfauen, fasane und hummern schmackhafter erscheinen zu lassen, erzeugen bei mir den gegenteiligen effekt. mir grauen gehe ich durch eine kochkunstausstellung, wenn ich daran denke, ich sollte diese ausgestopften tierleichen essen. ich esse roastbeaf.

Ornament und Verbechen alle dinge, die wir modern nennen, haben kein ornament. bis auf die dinge, die der frau gehören. das ornament der frau entspricht imgrunde dem des wilden, es hat erotische bedeutung.