Gedicht aus Herzblut von: Ernst Hönning
Von welchem Stern Du auch gekommen, wohin Du ziehst nach Deiner Erdenbahn:
Wenn ich Dich sehe, ist mein Herz beklommen. Ich weiß nur eins: Du ziehst mich mächtig an.
. Ist es der Glanz von fernen Welten, der rätselhaft aus Deinen Augen spricht?
Sind wir verwandte Seelen, die sich hier gesellten: Zum zarten Stelldichein? Ich weiß es nicht. -
Oft tauch ich ein in längst vergang'ne Zeiten. Dann fühl ich dumpf ein zweites, and'res ich.
Ein früh'res Sein mit allen Einzelheiten steht dann vor mir und überstrahlt auch Dich.
Der Markt ist leer. Wir gehen durch die Gasse: Mit Schnabelschuhen, Schnürleib, Turmfrisur.
Als Ritterfräulein Du. Und ich, gelassen, folg' sporenklirrend Deiner Spur.
In einem Giebelhaus mit Butzenscheiben steigst Du die Wendeltreppe kühn hinauf.
Die Tür geht auf. Die Diener sich verneigen. Dann nimmt ein weiter Raum uns beide auf.
Die Kerzen flackern. Stimmen tönen. Die Musik schluchzt in wilden Melodei'n.
Mit Dir im Arm, der Schönsten aller Schönen. Tanz' ich ins Wunder dieser Nacht hinein.
Von welchem Stern Du auch gekommen, wohin Du ziehst nach Deiner Erdenbahn,
ich habe alles schon einmal vernommen: Du warst mein Weib und ich – ich war Dein Mann