Endlagerung radioaktiver Abfälle Tanja Feller AC V Hauptseminar 16. Juli 2013
Gliederung Radioaktiver Zerfall und Kernspaltung Anfallender radioaktiver Abfall Endlagerungskonzepte Chemische Prozesse im Endlagersystem
Zerfallsarten 𝛼-Zerfall: 𝑍 𝐴 𝑋 → 𝑍−2 𝐴−4 𝑌 + 2 4 𝛼 (+𝛾) A: Nukleonenzahl Z: Protonenzahl N: Neutronenzahl Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Radioaktive_Zerfallsarten_in_der_Nuklidkarte.svg
Quelle: http://commons. wikimedia. org/wiki/File:Isotopentabelle_Segre
Prozess der Kernspaltung 92 235 𝑈 und 94 239 𝑃𝑢 zerfallen unter Neutroneneinfang in ein leichtes und ein schweres Spaltprodukt: 92 235 𝑈 + 0 1 𝑛 → 92 236 𝑈 ∗ → 𝑋 ~90 𝑋 + 𝑌 ~140 𝑌 +𝑧 0 1 𝑛 94 239 𝑃𝑢 + 0 1 𝑛 → 94 240 𝑃𝑢 ∗ → 𝑋 ~90 𝑋 + 𝑌 ~140 𝑌 +𝑧 0 1 𝑛 Neutronenüberschuss in Spaltprodukten → 𝛽 − -Zerfälle bis zu stabilem Nuklid
Kernspaltung Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kernspaltung.svg
Spaltproduktverteilung Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fission_product-en.svg
Entstehende Abfälle Häufigste Spaltprodukte: Größter Teil kurzlebige Isotope wie I-131, 𝑇 1 2 =8 𝑑 Mittellebige Isotope wie Cs-137, 𝑇 1 2 =30.17 𝑎 Langlebige Isotope wie I-129, 𝑇 1 2 =1.57∙ 10 7 𝑎 Aktivierungsprodukte aus Reaktor oder Umgebung, z.B. 27 59 𝐶𝑜 + 0 1 𝑛 → 27 60 𝐶𝑜 , 𝑇 1 2 =5.27 𝑎 Cs nach dem Zerfall von Iod und allen anderen kurzlebigen Elementen das dominierende Element
Entstehende Abfälle Erbrütete Kernbrennstoffe 92 238 𝑈 + 0 1 𝑛 → 92 239 𝑈 → 94 239 𝑃𝑢 +2 𝑒 − Nichtverbrauchter Brennstoff 92 235 𝑈 breite Mischung verschiedenster Isotope
Klassifizierung Klassifikationssystem der IAEA (International Atomic Energy Agency) Low and Intermediate Level Waste (LILW) High Level Waste (HLW) Short-lived Waste Long-lived Waste 𝑇 1 2 ≫30 Jahre Abfälle mit einer spezifischen Wärmeleistung >2 𝑘𝑊/ 𝑚 3 aufgrund des radioaktiven Zerfalls 𝑇 1 2 <30 Jahre 𝑇 1 2 >30 Jahre Spezifische Aktivität der 𝛼-Strahler <400 𝐵𝑞/𝑔 (im gesamten Endlager) Spezifische Aktivität der 𝛼-Strahler >400 𝐵𝑞/𝑔 (im gesamten Endlager) Keine Wärmeproduktion Quelle: http://www.grs.de/sites/default/files/pdf/GRS-203_0.pdf
Wiederaufarbeitung PUREX-Prozess (Plutonium and Uranium Recovery by Extraction) Großtechnische Anlagen in La Hague (F) und Sellafield (GB) Quelle: http://www.kernfragen.de/kernfragen/lexikon/p/purex-verfahren.php
Abfallverarbeitung Abfall wird neutralisiert Eindampfung in Borosilikatglasschmelze Umwandlung der Metallnitrate in Oxide Auflösen in Glasschmelze CASTOR-Behälter Quelle: http://www.kernfragen.de/kernfragen/gesellschaft/07-Radioaktive-Abf-lle-was-machen-wir-damit/7-3-Hei-e-Fracht-die-Castor-Transporte.php#id2560359
Endlagerkonzepte Endlagerung an der Erdoberfläche Meist nur für schwach- und mittelaktive Abfälle vorgesehen Endlagerung in mehreren hundert Metern Tiefe Wartungs- und nachsorgefreies System Örtliche Geologie ist entscheidend Wirtsgestein-Eigenschaften Quelle: Endlagerung radioaktiver Abfälle, K. Röhlig, H. Geckeis, K. Mengel, Chem. Unserer Zeit, 2012, Wiley-VHC Verlag
Eigenschaften möglicher Wirtsgesteine Salzgestein Ton/Tonstein Kristallingestein (z.B. Granit) Temperaturleitfähigkeit + − ∘ Wasserundurchlässigkeit Elastizität - Hohlraumstabilität Lösungsresistenz Sorptionsverhalten Festigkeit Quelle: http://www.bfs.de/de/endlager/standortfindung/wirtsgesteine.html
Radiolyse Spaltung von Wasser und Grundwasserinhaltsstoffen durch ionisierende Strahlung Oxidation von U(IV) zu U(VI) durch Radiolyseprodukte reduzierend oxidierend 𝐻 2 /𝐻∙ 𝑯 𝟐 𝑶 𝟐 /∙𝑶𝑯 Der entstehende Wasserstoff ist sehr reaktionsträge, deswegen überwiegen die oxidierenden Spezies Nach Korrosion der Hülle (Zirkoniumlegierung) oxidieren die Radiolyseprodukte das vierwertige Uran in 𝑈 𝑂 2 zum besser löslichen sechswertigen Uran Natürliche Grenze: Löslichkeit in Wasser Quelle: Endlagerung radioaktiver Abfälle, K. Röhlig, H. Geckeis, K. Mengel, Chem. Unserer Zeit, 2012, Wiley-VHC Verlag
Radiolyse Quelle: Endlagerung radioaktiver Abfälle, K. Röhlig, H. Geckeis, K. Mengel, Chem. Unserer Zeit, 2012, Wiley-VHC Verlag
Sorption Radionuklidsorption an Mineralbestandteile Bindung von Radionukliden durch Elektrostatische Anziehung Komplexierung durch Hydroxy-Gruppen Einbau in Gitter- oder Zwischengitterplätze Oberflächenausfällung Quelle: Endlagerung radioaktiver Abfälle, K. Röhlig, H. Geckeis, K. Mengel, Chem. Unserer Zeit, 2012, Wiley-VHC Verlag
Komplexbildung Kann die Mobilität erhöhen Natürliche Liganden: 𝐶𝑂 3 2− 𝑂𝐻 − Organische Liganden wie Humin- und Fulvinsäuren Dekontaminationsmittel aus Kernanlagen: EDTA Citrat Oxalat Quelle: Endlagerung radioaktiver Abfälle, K. Röhlig, H. Geckeis, K. Mengel, Chem. Unserer Zeit, 2012, Wiley-VHC Verlag
Zusammenfassung Chemische Prozesse (fast) nur bei Wassereintritt relevant Endlagersicherheit hängt ab vom radiochemischen geochemischen biochemischen Milieu Kein „perfektes“ Endlager möglich Moderne experimentelle und theoretische Methoden zur Analyse des Verhaltens von radioaktivem Abfall