Da hatt‘ ich einen Kerl zu Gast,

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 Präsentation transkript:

Da hatt‘ ich einen Kerl zu Gast, Er war mir eben nicht zur Last, Ich hatt‘ just mein gewöhnlich Essen. Hat sich der Mensch pumpsatt gefressen; Zum Nachtisch, was ich gespeichert hatt‘. Und kaum ist mir der Kerl so satt, Tut ihn der Teufel zum Nachbar führen, Über mein Essen zu räsonieren: Die Supp‘ hätt‘ können gewürzter sein, Der Braten brauner, firner der Wein. – Der Tausendsackerment! Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent. Johann Wolfgang von Goethe, 1774

Rezension, v. lat. ‚recensio‘ = „Musterung“, Verb: recensere Rezession, von lat. ‚recessio‘ = „Rückgang“, Verb: recedere

Literatur und Literaturwissenschaft: „das emotionale Maximum des Gegenstands und das emotionale Minimum der Methode“ (Heinz Schlaffer, 1990)

Wolfgang Bauer: Literaturwissenschaftler gehörten „jener parasitären Kategorie Mensch an, die wie winzige Milchegel an den Zitzen der Kunst hängen“ (in: Schriftsteller und ihre Interpreten. Texte österreichischer AutorInnen über die Literaturwissenschaft. Hrsg. v. StudentInnenkollektiv der vergleichenden Literaturwissenschaft Innsbruck. Innsbruck: Österreichischer Studienverlag 1993, S. 22f.).

Now I believe that in some respects Dickens is the greatest genius in English literature; but I also believe that no writer of any distinction at all has ever produced so much rubbish. (R. C. Curchill, New Pelican Guide to English Literature, 1982)

„Literary criticism“: Interpretation und Wertung werden nicht grundsätzlich getrennt

κριτικός (kritikos) = Kritiker κρίνειν (krinein) = scheiden, unterscheiden Kriterium: unterscheidendes Kennzeichen Krise: eig. „Entscheidung“

Zur Abstinenz der deutsch(sprachig)en Literaturwissenschaft: ● Spezialisierung ● „werkimmanente“ Interpretation nach 1945

Axiologie = Lehre von den Werten (von griech. = ἀξία (axia) = Wert)

Ein Buch ist ein Spiegel Ein Buch ist ein Spiegel. Wenn ein Affe hineinguckt, kann freilich kein Apostel heraussehen. Georg Christoph Lichtenberg, 1777

H. Clauren: Mimili (1816) Was nach dem Augenblick seiner Verwundung mit ihm vorgegangen war, wußte er nicht; er hatte, halb verblutet, besinnungslos unter seinem Rappen gelegen. Gegen Mitternacht war er wieder zu sich gekommen. Seine erste Frage an die ihm zunächst liegenden Verwundeten war gewesen, ob der Feind geschlagen? und, als hierauf ein beseligendes „Ja“ erfolgte, wohin er geflüchtet? „Auf Paris zu“, hatte ein Unglücklicher ohne Beine geantwortet; und jetzt erst hatte er, dem Ewigen dankbar, bemerkt, daß ihm beide Beine noch waren; vor ihm Paris, hinter ihm Deutschland und die Lazarette; links die Schweiz. Die rechte Hand vom Sturz gelähmt, in der Brust eine Kugel, im Kopfe eine Hiebwunde, im Herzen Mimili.

Marcel Reich-Ranicki (* 1920)

Zu seinen wohl wichtigsten Kritikerschablonen gehören die normativen Sätze über die Wirklichkeit: die Prüfungsfrage für den Schriftsteller lautet: „Nun sag, wie hast du‘s mit der Wirklichkeit?“ [...] Literatur ist für ihn nicht etwas Gemachtes, sondern etwas Entstandenes. Literatur soll natürlich sein. Da freilich Literatur nicht natürlich sein kann, soll sie wenigstens natürlich wirken. Ähnlich wie die Vögel in jener antiken Anekdote pickt er nach den ganz naturgetreu gemalten Trauben auf dem Bild von den Trauben. [...] Reich-Ranicki pickt nach Wörtern wie nach der Wirklichkeit. Formalistische Methoden beim Schreiben läßt er nicht gelten. Er hält sie nicht für Probleme der Literatur, sondern für private Schwierigkeiten des Literaten, mit denen „der Leser“ nicht behelligt werden möchte. Peter Handke, 1968

Ähnlich wie [Georg] Lukács hat es Reich-Ranicki mit der Handlung Ähnlich wie [Georg] Lukács hat es Reich-Ranicki mit der Handlung. Es muß etwas geschehen, sonst wird er erklären, er habe sich gelangweilt, seine Geduld sei überfordert worden, er habe das Gähnen bekommen usw. Karol Sauerland, 1981

Ich habe den Verdacht, Reich-Ranickis Kriterien für die Beurteilung von Literatur sind auch Symptom für unser aller Bequemlichkeit; für unsere Unfähigkeit oder Unwilligkeit, uns mit Texten zu befassen, die man entziffern muß. Nicht weil sie ein Bildungswissen voraussetzen, das wir nicht teilen, sondern weil sie uns zwingen, auf eine Weise zu lesen, an die wir nicht gewöhnt sind, weil sie uns zwingen, unvorhergesehene Möglichkeiten des Lesens zu entfalten. Franz Josef Czernin, 1995

19. Jhdt.: George Sand (= Armandine Dupin) George Eliot (= Mary Ann Evans) Acton, Currer u. Ellis Bell (= Anne, Charlotte u. Emily Brontë) A. v. D. (= Annette von Droste-Hülshoff) M. v. Eschenbach (= Marie von Ebner-Eschenbach)

Zu Ingeborg Bachmann: „viel blondes Haar, sanftbraune Augen, still und scheu in Ausdruck und Rede“ (Klaus Wagner, 1954) „Und als ihr Haar kein Zauberhaar, ihr Blick schon von Drogen und Süchten zerstört war, erschreckte mich […] ihr letztes Gesicht […]“ (Hermann Hakel, 1974)

Zu Elfriede Jelineks Klavierspielerin: „[…] jedenfalls keiner von den zahllosen Texten, in denen Frauen heute (ganz schwesterlich) Frauen versichern, daß sie Frauen mögen.“ (Benjamin Henrichs, 1983)

Sibylle Lewitscharoff: Pong (1998) „Bachmann Preis-Prosa eben“ (Julian Schütt, Weltwoche) „Ob künstliche Unergründlichkeit am Klagenfurter Wettlesen für einen Preis prädestiniert?“ (Pia Reinacher, Tages Anzeiger)

Die letzte Welt (1988) Morbus Kitahara (1995) Christoph Ransmayr Die letzte Welt (1988) Morbus Kitahara (1995) DIE ZEIT: „eine[r] der schönsten „ästhetische Ausbeutung von Romane der Gegenwartsliteratur“ Auschwitz“ FAZ: „eine der großen Begabungen „an dem Tod erstarrt, dem es seiner Generation“ gerecht werden wollte“ Wochenpresse: „Faszination einer poetisch er- „mach[t] sich selbst überflüssig“ zählten Geschichte“