Befreiungsgeschichten

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 Präsentation transkript:

Befreiungsgeschichten Exodus

Das Buch Exodus Schildert die Urerfahrung der Befreiung des Volkes aus der Knechtschaft durch Adonai (Stellvertretungsausdruck für Jahwe) Heisst in der jüdischen Tradition „Schemot“ und in der christlichen 1. Mose oder Exodus Ist keine Autorenliteratur, sondern Traditionsliteratur

Gliederung in sieben Teile Israel unter dem Pharao Plagen Ausführung der Befreiung Israel am Sinai: Offenbarung der Königsherrschaft Adonais Auftrag zum Heiligtumsbau Bundesbruch und Bundeserneuerung Ausführung des Heiligtumsbaus: Adonai inmitten der Gemeinschaft seines Volkes

Es geht nun um das ganze Volk In den Erzelterngeschichten geht es um Einzelne und Familien Im Buch Exodus geht es um das Volksganze Die Exodustradition wird immer wieder nach dem Vorbild von Kult, Liturgien und Gebeten erzählt Beispiel: Ex 2,23 f nimmt eine Anzahl verschiedener Psalmworte auf

Klageliturgie Exodus 1 – 15 lässt sich als eine Art von Klageliturgie lesen Die Sinaierzählung Kap. 19 widerspiegelt eine Art von liturgischer Feier In der Feier erfährt der Hörer, dass Adonai sich ihm zu erkennen gibt, wie er sich dem Volk zu erkennen gab, als es zu ihm rief Ps 95,7 Ach, würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören

Der mitlaufende Anfang Jüdische Frömmigkeit geht davon aus, dass man ihm Hören der Befreiungsgeschichte mit in die Befreiung der Ahnen hinein genommen wird Im Feiern von Pessach wird man einer/eine der Unterdrückten in Ägypten und einer/eine der Befreiten nach dem Durchzug und einer der Angesprochenen am Berge Sinai

Anamnese Feiernde Erinnerung schafft Gleichzeitigkeit Die Befreiungskraft von einst und dort wirkt heute und hier Analogie: Eucharistie / Abendmahl

Historizität Ort: Ägypten, Nildelta, Bewässerungskanäle Pharaonen bauen Monumentalbauten Riesenmaschine Bewässerungsgesellschaft musste präzise funktionieren Volk wird zu Arbeitsdienst herangezogen Straffe Organisation des Staates nach dem Modell der Pyramide Priesterschaft mit hoher Macht

Ägypten des Neuen Reiches Pharaonen Ramse II, Merenptah und Ramses III (1300 – 1150) Der Exodus ist in keinen ägyptischen Annalen belegt und hat trotzdem weltgeschichtliche Bedeutung

Exodusleute Die „Hebräer“ genannten Exodusleute waren vermutlich Nachkommen Land suchender Halbnomaden, die im Zug der aramäischen Wanderung (um 1400) nach Ägypten kamen Waren verwandt mit den Neuzuzügern im Lande Kanaan (Abraham-, Isaak-, Jakobgruppe, Edomiter, Moabiter, Ammoniter) Gehörten als semitische Einwanderer, Halbnomaden und Kleinviehzüchter zur Unterschicht

Ausbruch aus Frondienst Als die semitischen Einwanderer zusammen mit der ägyptischen Unterschicht zum Frondiesnt aufgeboten wurden, unternahmen sie den Exodus als Ausbruch und Aufbruch

Wie war das wohl? Der Anstoss der kleinen Gruppe (600‘000 Mann Ex. 12,37 = symbolische Zahl) ging von einem Mann namens Mose aus Mose hatte Kontakte zu halbnomadischen Gruppen auf der Sinaihalbinsel und Kenntnisse der Gegend Führergestalt Günstigster Zeitpunkt für Flucht: Allgemeine Verwirrung durch Pestepidemie im Nildelta

Dazu kamen politische Unruhen nach dem Tode Merenptahs Zeitpunkt 1220 – 1200 Flucht der Mosesgruppe gelingt trotz Grenzfestung und Verfolgung Die ungerüstete Flüchtlingsgruppe passiert ohne Schaden eine gefährliche Wasserstelle, die Verfolger ertrinken

Geographisches Ziel der Flüchtlinge: Kanaan Mögliches Zusammentreffen mit Halbnomaden aus dem Osten vor dem Jordan Gemeinsam mit diesen wurden die Exodusleute zum theologischen Sauerteig des späteren Israel

Und Jahwe? Entschluss zur Flucht und deren Deutung als wundersame Rettung ist von Anfang an mit JHWH begründet worden JHWH = er ist da, er wird da sein (Ex 3,14) Von JHWH reden heisst von seiner Befreiungstat an Israel reden Exodusleute verstanden sich als Volk von JHWH, nicht als Volk Mose

Kürzestfassung Um 1220 ist eine Schar von semitischen Frondienstverweigerern geflohen und nur knapp den ägyptischen Verfolgern entronnen Die älteste schriftliche Fassung ist ca. 300 Jahre später am Königshof entstanden und liegt womöglich im Mirjamlied (Ex 15,20-21) vor

Lied der Mirjam Die Prophetin Mirjam, die Schwester Aarons, nahm die Pauke in die Hand und alle Frauen zogen mit Paukenschlag und Tanz hinter ihr her. Mirjam sang ihnen vor: „Singet IHM, denn er ist hoch und erhaben. Ross und Reiter warf er ins Meer.“

Auch hier: Keine Reportage Im Hymnus von der rettenden Tat Adonais ist nicht das Ereignis am Schilfmeer das Entscheidende für die Sängerinnen und Tänzerinnen, sondern die Erhabenheit ihres Gottes Keine Angabe der Gruppe der Geretteten, z.B. Israel

Der Glaube der Mirjam steckt an Mirjam deutet die Rettung als Wunder Nicht nur „Glück gehbat“, sondern Tat Adonais Aus dem uralten Lied schöpft das militärisch schwache Israel am anfang seiner Geschichte Hoffnung Nur die gläubige Deutung lässt die geschichtliche Erinnerung gültig bleiben

Pessach Ursprünglich ein rituelles Mahl bei den Kleinviehnomaden im Wechsel von der Winter- zur Sommerweide Schlachtung des Lammes als Abwehr böser Geister Juden feiern an Pessach die Befreiung aus der Knechtschaft Beim Sedermahl wird die Befreiungsgeschichte liturgisch nachgespielt und gefeiert

Übernahme des alten Brauchs Schon früh wurde der vorisraelitische Brauch vom Adonai-Glauben übernommen und mit der Exodusgeschichte „gefüllt“ Auch das Essen von ungesäuertem Brot (Mazze) ist ein vorisraelitischer Brauch (Fladenessen in der Nähe von Gilgal zur Zeit der beginnenden Gerstenernte

Pessachritual von Gilgal bei Jericho Aus verschiedenen Stellen des Tenach lässt sich ein Ablauf des ursprünglichen Festes rekonstruieren (s. S. 57 im Lehrbrief) Historisierung eines zyklisch-agrarischen Festes Ein jährlich wiederkehrendes Fest wird verbunden mit einem Ereignis in der Heilsgeschichte Israels Pessach wird zur Erinnerungsfest des Exodus Andere Daten der Heilgeschichte werden anderen zyklischen Festen zugeordnet

Herzstück des Exodusbuches Gottesoffenbarung am Sinai Exodus ist mehr als Wanderung von einem Lebensbereich in den anderen Exodus ist Offenbarung Gottes, Begegnung mit dem lebendigen Gott und Geschenk des Zehnwortes (Dekalog) Dekalog beginn mit der Selbstvorstellung Adonais (Ex 20,2)

Die Zehn Gebote sind die logische Folge der erfahrenen Befreiung Ich bin …. Du wirst (kein Befehl, sondern Einsicht) Im Bundesbuch (Ex 32) entfalten sich die Untreue des Volkes und die Treue Adonais Gott bleibt bei seinem Volk und hält zu seinem Bund

Pessach und Ostern Juden feiern zu Pessach die Befreiung aus der Knechtschaft aus dem Sklavenhaus in Ägypten Christen feiern zu Ostern die Befreiung vom Tod als der Folge der Sünde ( = Entzweiung mit Gott) und die Hoffnung auf die eigene Auferstehung

Ausgestaltung der Exodusüberlieferung Plagen als ¨“Boxkampf“ zwischen Pharao und Adonai Ziel: Erkennen werden die Ägypter, dass ich, Adonai, es bin, wann immer ich meine Hand über Ägypten strecke und Israel befreie Den Plagen zugrunde liegt die Erfahrung der Pest samt allem, was sie bringt