Methode: „Subjektive Landkarte“

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 Präsentation transkript:

Methode: „Subjektive Landkarte“

1. Subjektive Landkarte: Grundlagen Diese Methode ist von den Intentionen her in etwa mit der Stadtteilbegehung und der Autofotografie vergleichbar. Im Zusammenhang mit diesen und weiteren Methoden sind wir aber in der Lage diese Lebenswelten, die Interpretationen (+/-) der Kinder... besser verstehen zu können. Die Spuren, Abdrücke der Kinder in ihren Lebenswelten werden so für uns sichtbarer, eindrucksvoller. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass der materielle und zeitliche Aufwand sehr gering ist, und dass sie uns sehr intensive Ein-drücke über die subjektiven Bedeutungen (+/-) und Bedingungen der Lebenswelten (Wohnumfeld, Spielorte etc.) von Kindern... vermittelt. Auf „Drinnen-Kinder“ achten!!! Variante: Wünsche in die Landkarte mit aufzunehmen!

1.2 Subjektive Landkarte: Grundlagen Beginnend mit einem Fixpunkt – der Wohnung – wird ein großes Blatt (DIN A 3) sukzessive mit Plätzen, Orten etc. versehen und diese – je nach gestalterischer Fähigkeit – in ihrer spezifischen Qualität zeichnerisch kommuniziert. Hinweis: Die künstlerischen und argumentativen Fähigkeiten der Kinder bei der Präsentation berücksichtigen! Es geht hier nicht um geographisch genaues Zeichnen, sondern um die eigene persönliche Welt- (Sicht) der Dinge. Die Kinder sollten beim Zeichnen animiert werden, weitere wichtige Orte (Inseln?) in ihre Karten einzuzeichnen. Tipp: Lehrer/innen, Sozialarbeiter/innen zeichnen an der Tafel ihre subjektive Landkarte (mit: 9/10 Jahren)! Dieses Vorgehen unterstützt und animiert die Kinder – so die Erfahrung!

1.3 Subjektive Landkarte des Lehrers Spontaner Einfall, um die Kinder in die „Startspur“ zu bringen. Die Kinder finden diese Informationen spannend, haben sehr viel nach-gefragt!

1.4 Subjektive Landkarte: Durchführung 1. Schritt: Stegreifzeichnung: Nach der Erklärung der Methode beginnen die Kinder ihr Haus, ihre Wohnung, die Straße auf Papierbögen (DIN A 3) zu zeichnen. Danach zeichnen sie die Orte in ihrem Nahbereich, die ihnen wichtig (+/-) sind. Sie markieren dabei die bevorzugten Orte in blau, die Orte, die sie nicht mögen, Angsträume z.B., in rot. Es entstehen häufig „Inselbilder“ mit einzelnen Orten und Räumen, die für die Kinder... oder Erwachsenen von Bedeutung sind.

1.5 Subjektive Landkarte: Durchführung 2. Schritt: Konkretisierung und Details: Nachdem die Kinder... Ihre Bilder angefertigt haben, werden diese in einem zweiten Schritt präsentiert und durch Nachfragen, Anregungen konkretisiert. (Kleingruppen bieten sich hier an). Die Kinder...können die Inhalte der Zeichnung aber auch noch einmal mit allen reflektierten Details schriftlich niederschreiben. Manche Kinder wünschen sich diese Variante, um eine schriftliche Zusammenfassung (Präsentationshilfe) zu haben.

1.6 Subjektive Landkarte: Durchführung 3. Schritt: Einschätzung der Räume: Die fertigen subjektiven Landkarten werden aufgehängt und miteinander verglichen. Es kommt zu interessanten Gesprächen über subjektive Sichtweisen z.B. über bestimmte Orte, die unterschiedlich genutzt, gesehen werden. Durch Nachfragen der Kinder und der Pädagogen kann man sich gezeichnete Details in der subjektiven Landkarte noch genauer erklären, sie verstehen. Andererseits wird der/die Zeichner/in angeregt, neue Impulse umzusetzen. Die Mobilität wird deutlich (siehe Nadelmethode!). Ergebnisse – ähnlich der Nadelmethode!

1.7 Subjektive Landkarte: Ergebniszusammenfassung An informellen Lieblings-Treffs wurden wie bei der Nadelmethode genannt: Haltestellen der Straßen-U-Bahn, Bestimmte Bänke in der Siedlung Treppenstufen am Bahndamm der Straßenbahnlinie Bolzplätze, Parks, Unterführungen, City, Jugendzentren Sportflächen, Hallen, allgemein, Schwimmbäder Bäche, Fluss, Teiche, Stausee, Tierpark etc. Interessant ist auch wieder, dass die Mädchen – mit einer Ausnahme – ihre Lieblingstreffs nicht in ihrem Wohnumfeld, sonder weiter entfernt oder nur ihr Zuhause als Lieblingsort haben (Mobilität); im Gegensatz zu den Jungen! Drei Mädchen haben denselben Lieblingsort, aber zu verschieden Zeiten! (völlig verschiedene Temperamente)! Zu den Lieblingsorten werden auch immer die Aktivitäten, Hobbys erläutert

1.8 Subjektive Landkarte: Ergebniszusammenfassung An unangenehmen, angstbesetzen Orten, Straßen, Plätzen und Situationen stellten sich z.B. wieder heraus: Erscheinungen von Obdachlosigkeit im Nahraum der Kinder Alkohol-Drogenkonsum: Spritzen liegen in Parks, auf Spielplätzen herum, Anpöbeleien von Betrunkenen etc.) Gehandikapte Personen aus Bethel machen einigen Kindern Angst (an der Bushaltestelle) Besucher eines nahegelegenen „sozialen Tisches“ werden sehr negativ wahrgenommen Gewalt, Lärm im Wohnhaus und der Nachbarschaft (1-Euro-Gaststätte) Stark befahrene, breite Straßen und gefährliche Kreuzungen auf dem Schulweg Einige Orte werden daher – wenn möglich – gemieden!

1.9 Subjektive Landkarte: Individuelle Ergebnisse Im Folgenden eine kleine Auswahl subjektiver Landkarten von Schülerinnen und Schülern einer 6. Klasse, in denen das persönliche Erleben ihrer Welt stärker zum Ausdruck gebracht wird.

Beispiel 1: Subjektive Landkarte einer 13-jährigen Schülerin Die Lebenswelt einer engagierten, sehr selbständigen afghanischen Schülerin mit Vorlieben und Ablehnungen bezüglich bestimmter Orte, mit denen sie Erinnerungen, Erfahrungen verbindet: Krankenhaus, Friedhof, Straßen, Tunnel. Ein hoher Mobilitätsgrad und bedeutungsvolle „Inseln“ (Nordpark, Schwimmbad, Stadtbibliothek, Wohnungen von Freundinnen etc.) sind im Stadtgebiet zu erkennen, die i.d.R. mit Freundinnen aufgesucht werden dürfen. Das Zuhause bekommt im Vortrag die höchste Wertnote (links unten im Bild)

Beispiel 2: Subjektive Landkarte einer 13-jährigen Schülerin Typisch für die meisten Schülerinnen der Klasse ist diese lebensweltliche Struktur einer marokkanischen Schülerin. Das Leben spielt sich nicht im Viertel ab, sondern wesentlich zuhause, mal beim Onkel oder auch mal bei der Freundin, die mit der U-Bahn am anderen Ende der Stadt besucht wird. Außerdem geht dieses Schülerin auch einmal wöchentlich zu einem mobilen Sportangebot in der Nähe ihrer Wohnung. Sie geht aber sehr erfahren mit dem U-Bahnsystem um, weil oft benutzt; ängstigt sich aber auch, wenn es abends an den Haltestellen schon mal spät geworden ist. Die Mädchen beziehen die Bahn oft mit ein.

Beispiel 3: Subjektive Landkarte einer 12-jährigen Schülerin Die Lebenswelt einer türkischen Schülerin, die sich in ihrem Viertel äußerst frei bewegen darf. Wohnhaus und informelle Treffs, U-Bahn-Haltestelle, Spielehaus, Jugendhaus, Spielplatz sind bevorzugte Orte. Mehr mit Angst, Unsicherheit besetzt sind einige Straßen, eine Brücke und das 11. Stockwerk eines Hochhauses. Die Schülerin geht häufig nach der Schule direkt ins Spielehaus bis spät abends. Gründe???

Beispiel 5: Subjektive Landkarte eines 13-jährigen Schülers Die Lebenswelt eines irakischen Schülers, der in der Nähe der Schule zwischen Zugbrücken, Unterführungen und stark befahrenen vierspurigen Straßen wohnt. Die überdimensional erlebten Straßenabbildungen sollen einfach mal für sich sprechen. Seine Lieblingsgegen ist das „U-Eck“ (Underground-Eck) mit zu kleinen Spiel- und Naturflächen unten links im Bild. Dort trifft er Freunde aus der Klasse zum „Abhängen“; sie besuchen dort gern ein (leider zu kleines) Jugendzentrum.

Beispiel 4: Subjektive Landkarte eines 13-jährigen Schülers Die Lebenswelt eines „Draußen-Schülers“: die Natur, der Fluss die Lutter und die Stauteiche dazu animieren ihn zum Angeln und Relaxen; ferner die Touren mit dem BMX-Rad, um mit Freunden den Fluss abzufahren, auch die Radrennbahn wird einbezogen. Die Wohnung im Bild unten ist kaum zu bemerken, ebenso die gefährlichen Zuggleise oben. Dieser mehr introvertierte Schüler hat mit seiner Präsentation seiner Welt von den Mitschüler/innen eine riesige Anerkennung erfahren, die ihm sehr gut getan hat, denn er ist erst kürzlich zu unserer Schule gewechselt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit