Der Euro in der Krise oder die Krise als Bewährungsprobe für den Euro

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 Präsentation transkript:

Der Euro in der Krise oder die Krise als Bewährungsprobe für den Euro (Teil 1 – Merkmale und Ursachen der Krise) Mag. Gottfried Kögler Mag. Barbara Müllauer Dr. Johanna Rechberger

EU-Gipfel: Einigung auf 700-Milliarden-Rettungsschirm Österreich zahlt 2,2 Milliarden Euro für den Rettungsschirm, insgesamt werden 80 Milliarden Euro eingezahlt. Die Presse, 25. 03. 2011 Neuer Rettungsfonds für den Euro steht Der Standard/Wiener Zeitung, 25.03.2011 Generalüberholung für den Euro Wiener Zeitung, 25. 03. 2011 EU-Rettungspaket für Portugal steht Portugal soll ein 78-Milliarden-Hilfspaket erhalten. Dafür muss das hoch verschuldete Land Tafelsilber verkaufen. Die Presse, 04. 05. 2011 Griechenland wird zum Härtetest für den Euro! Der Ausstieg der Griechen aus dem Euro wäre ein höchst riskantes Unterfangen. Der Weg aus der Krise bleibt steinig. Salzburger Nachrichten, 09. 05. 2011 Fekter: IWF droht Griechenland mit Ausstieg Der Standard, 17. 05. 2011 EU bringt Hilfspaket Nr. 3 auf den Weg Wirtschaftsblatt, 17. 05. 2011

Bedrohte Arten … Thomas Wizany, Salzburger Nachrichten, 17. 12. 2010

Langsam wird‘s eng …. Thomas Wizany, Salzburger Nachrichten, 24. 3

2. Dezember 2009 Die EU-Finanzminister setzen Fristen für 13 Euro-Länder zum Abbau ihrer Haushaltsdefizite. Besonders prekär ist die Lage in Griechenland.

23. April 2010 Griechenland war das erste Land, das die Pleite abwenden musste und bittet die EU und den Internationalen Währungsfonds (IWF) offiziell um Hilfe.

2. Mai 2010 Griechenland bekommt eine Finanzhilfe von 110 Milliarden Euro. 80 Milliarden kommen von den Eurostaaten, 30 Milliarden vom IWF.

10. Mai 2010 Um Euro-Mitglieder vor dem Staatsbankrott zu retten, spannen die EU und der IWF einen Rettungsschirm. 750 Milliarden Euro an Krediten können im Notfall fließen.

28. Oktober 2010 Die EU-Staats- und Regierungschefs verständigen sich auf eine Verschärfung des Euro-Stabilitätspakts.

mit 85 Milliarden zu. Irland muss harte Spar-Auflagen akzeptieren. 21. November 2010 Irland beantragt als erstes Land Finanzhilfe aus dem Rettungsschirm. Am 28. 11. 2010 stimmen die EU-Finanzminister dem Hilfspaket mit 85 Milliarden zu. Irland muss harte Spar-Auflagen akzeptieren.

21. März 2011 Die europäischen Finanzminister beschließen einen Nachfolger für den bestehenden Euro-Rettungsfonds, der Mitte 2013 ausläuft. Der neue Fonds soll über eine Kapitalbasis von 700 Milliarden Euro verfügen.

6. April 2011 Portugal kündigt an, unter dem Euro-Rettungsschirm Schutz suchen zu wollen.

4. Mai 2011 Portugal einigt sich mit EU und IWF auf die Details des Hilfspakets von 78 Milliarden aus dem Euro-Rettungsschirm.

Quelle: Eurostat

Quelle: ÖNB, Statistik Austria, 04.01.1999 bis 19.05.2011

Quelle: ÖNB, Statistik Austria, 18.02.2011 bis 19.05.2011

Die Euro-Hilfspakete im Vergleich Griechenland Irland Portugal 11,3 Mio. Einwohner BIP 2010: 230 Mrd. Euro 4,5 Mio. Einwohner BIP 2010: 154 Mrd. Euro 10,6 Mio. Einwohner BIP 2010: 173 Mrd. Euro Beschluss Mai 2010 November 2010 Mai 2011 € 110 Mrd. € 85 Mrd. € 78 Mrd. Geldgeber EU 52 (Kommission, EFSF – vorläufiger Euro-Rettungsschirm) IWF 26 Eurozone 80 IWF 30 (Internationaler Währungsfonds) Irland 17,5; IWF 22,5 EU-Kommission 22,5 EFSF 17,5 GBR/DEN/SWE 5

und Sicherheitspolitik Innen- u. Justizpolitik Der Vertrag von Maastricht Europäische Gemeinschaft Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik Zusammenarbeit Innen- u. Justizpolitik Zollunion und Binnenmarkt gemeinsame Agrarpolitik Strukturförderung Handelspolitik Neu oder geändert: Wirtschafts- und Währungsunion Unionsbürgerschaft Bildung und Kultur Außenpolitik: Kooperation Friedenserhaltung Sicherheitspolitik: Sicherheit d. Union Abrüstung Sicherheitsordnung Asylpolitik Außengrenzen Einwanderungs- politik Polizeiliche Zusammenarbeit Bekämpfung von Verbrechen und Drogenabhängigkeit Was ist eine Währungsunion? Zusammenschluss der Länder zu einer gemeinsamen Geld- und Währungspolitik, gemeinsame Währung und gemeinsame Geldpolitik; Vertrag von Maastricht Festlegung des Zeitplans der eingehalten wurde (Jaque Delours) 3. Stufe: Gemeinschaftliche Politik (Übertragung von Hoheitsrechten an die EU) 2. Stufe: Zusammenarbeit (Staaten fassen gemeinsame Beschlüsse) 1. Stufe: Koordinierung (Staaten stimmen ihre Handlungen aufeinander ab)

Beweggründe für die Europäische Wirtschafts- & Währungsunion Förderung des Zusammenhalts der Mitgliedstaaten auf den Gebieten Politik, Friedenssicherung, Beschäftigung & Wachstum Verhinderung von Wechselkursschwankungen & Abwertungsstrategien einzelner Länder Keine Geldwechselspesen Preisstabilität unter den Mitgliedern bedingt durch Euro & Stabilitätspakt Stärkung der Wettbewerbs- fähigkeit der Europäischen Wirtschaft Beweggründe für die Europäische Wirtschafts- & Währungsunion Gemeinsame europäische Geldpolitik Kurz Beweggründe durchbesprechen Wettbewerbsvorteile für Unternehmen - Sie zahlen untereinander nur in Euro. - Der Euro wird international ein gefragtes Zahlungsmittel. Preisvergleiche mit ausländischen Waren leichter möglich

„Konstruktionsschwächen“ des Eurosystems Die Koordinierung der Wirtschaftspolitik erfolgt durch die „multilaterale Überwachung“ (Rat der EU gibt Empfehlungen, in denen er die Grundzüge der Wirtschaftspolitik der EU als Ganzes und der Mitgliedstaaten festlegt; die tatsächliche Umsetzung liegt bei den Mitgliedstaaten) Die Geldpolitik im Eurowährungsgebiet wird im Rahmen des ESZB letztlich von der Europäischen Zentralbank entschieden Wirtschaftspolitik Geldpolitik Die mangelnde Koordinierung der Wirtschaftspolitik – also das Fehlen einer „Europäischen Wirtschaftsregierung“ hat zur Entstehung der Ungleichgewichte in der EWU maßgeblich beigetragen.

Theorie optimaler Währungsräume Diese Theorie beschäftigt sich mit der Frage, ob es für bestimmte Länder vorteilhaft ist, einen gemeinsamen Währungsraum zu bilden. Die Bildung einer Währungsunion schafft/bedeutet … → Vorteile (z.B. keine Wechselkursschwankungen), → Nachteile (z.B. Verlust der eigenständigen nationalen Geldpolitik). Ein optimaler Währungsraum sollte folgende Kriterien aufweisen: → ausgeprägte Handelsintegration (wachsender Außenhandel) → Mobilität der Arbeitskräfte (Bereitschaft der Arbeitnehmer in anderen Ländern zu arbeiten) → Flexibilität der Reallöhne (Löhne können auch sinken) → Integration der Finanzmärkte (Mobilität von Kapital) → Konjunktur- und Wachstumszyklen entwickeln sich parallel und mit ähnlicher Stärke (Fehlen asymmetrischer Nachfrageschocks)

Konvergenzkriterien

Konvergenzkriterien - konzeptionelle Mängel und Kritik (Illusion der Konvergenz) Fragwürdige theoretische Fundamentierung der Konvergenzkriterien (weder Auswahl [Ausrichtung auf monetäre/fiskalische Sachverhalte] noch Präzisierung der Grenzwerte/Bandbreiten lassen sich ökonomisch stichhaltig begründen) Konvergenzprozesse dauern Jahre/Jahrzehnte , d.h. die Geld- und Wirt- schaftsstruktur eines Landes kann nicht innerhalb weniger Jahre völlig verändert werden (für die Teilnahme am Euro waren die Daten des Jahres 1997 entscheidend) Konvergenzkriterium „Gesamtverschuldung“: Unrealistische Zielsetzung für Länder wie Italien, Griechenland, Belgien (lagen deutlich über 100 %) Konvergenzkriterien behinderten z.T. Wachstum und erschweren eine den jeweiligen wirtschaftlichen Verhältnissen des Landes angepasste Politik (Sanierungsgesinnung versus Aufholprozesse)

Einflussfaktoren auf den Wechselkurs („Wert“ einer Währung) Angebot/Nachfrage nach der Währung Lebensstandard Geldpolitik (Zinspolitik, Geldmengen- steuerung) Budget Finanzgeschichte Wechselkurs Produktivität Markterwartungen(Spekulation) Politik Psychologische Faktoren Korruptions-anfälligkeit ???

Euro-Stabilitätspakt wird gelockert Die wichtigsten Punkte der Reform Unverändert: Obergrenzen für Neu- und Gesamtverschuldung (in % des BIP) Neuverschuldung Gesamtverschuldung Neu: Berücksichtigung der Kosten für … „Vereinigung Europas“ (z. B. deutsche Einheit), wenn sie nachteiligen Effekt auf Wachstum und Steuerlast haben Pensionsreformen Verbesserung der EU-Wettbewerbsfähigkeit Forschung und Entwicklung Defizit darf „kurzfristig“ und „knapp“ über 3 % liegen Übermäßiges Defizit muss in zwei Jahren korrigiert werden Bei unerwarteten negativen wirtschaftlichen Entwicklungen ist Verlängerung bis zu fünf Jahre möglich

Stabilitäts- und Wachstumspakt – „Worte statt Taten“ (Zwischenbilanz) Faktum: Der Vertrag konnte bisher keine dauerhafte Haushaltsdisziplin gewährleisten Beispiele: 2004 : 6 der (damals 12) Euroländer erfüllen ihn nicht 2010: 15 der 16 Euroländer erfüllen ihn nicht Hauptgründe: kompliziertes und langwieriges Verfahren Da Sanktionen nicht automatisch eintreten, gab/gibt es kaum eine qualifizierte Mehrheit für die Anwendung des Paktes, wenn eine größere Zahl von Ländern gleichzeitig die Defizitgrenze verletzt. unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklungen in den einzelnen Euroländern „Aufweichung“ bzw. Reform des Paktes

Es wurde zusammengefügt was nicht zusammenpasst… „Konvergenz – konvegere“ – sich annähern? Euro HFL DM ATS GRD PTS

Quelle: EU-Kommission, EUROSTAT, OECD,