Der Erste Weltkrieg und die Suche nach Stabilität
Europäisches Bündnissystem 1882
Europäisches Bündnissystem 1914
Aufstieg des Kaiserreichs Problem: mitten in Europa Tempo und Umfang des Aufstiegs Militär Demographie Bildung Wirtschaft und Handel
Deutsche “Weltpolitik” Expansion und Kolonien Expansionistische Rhetorik Marinerüsten
Schwächen und Stärken Aufstieg bedroht mehrere Großmächte gleichzeitig Keine geordnete Regierung Kaiser als oberster Entscheidungsträger ist für Amt ungeeignet Marine plant für Krieg gegen England Armee plant für Krieg gegen Frankreich und Russland Wirtschaft will Frieden und Expansion im Balkan
Ergebnis Kanzler Theobald v. Bethmann-Hollweg: “Wir fordern alle heraus, mischen uns in alles ein, und am Ende schwächen wir keinen”.
Kriegsausbruch 1914 Wechselseitige Bedrohung und Wahrnehmung Wettrüsten Antagonistische Bündnissysteme Nationalistische Vorstellungen Unruheherd: Balkan
Kriegsausbruch 1914: Anlass Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajewo Österreich-Ungarn nutzt Gelegenheit, um Konflikte mit Serbien ein für alle Mal auszuräumen Spirale der Mobilmachungen – entscheidend ist Geschwindigkeit
The Schlieffen Plan
Positionen der Großmächte Vereinigte Staaten: neutral bis April 1917 Japan: besetzt deutsche Kolonien, ansonsten unwichtig für Krieg Italien: zunächst neutral. Frühjahr 1915: Kriegseintritt auf Seiten der Alliierten. Schlecht für Österreich-Ungarn, aber: letztlich schwer zu sagen, ob für Alliierte von Vorteil Türkei: Kriegseintritt auf Seiten der Mittelmächte. Letztlich schwer zu sagen, ob für Mittelmächte von Vorteil
Position von Österreich-Ungarn und Deutschland Ö-U: abhängig von Deutschland, selbst in Fragen von Krieg und Frieden Starke Koalition Vorteil der ‘inneren’ Linie und Kommunikation
Position von Frankreich und Russland Keine territoriale Verbindung, schwierige Kommunikation Keine bzw. schlechte strategische Koordinierung Als Zweierkombination: keine Chance gegen Mittelmächte
Position von Großbritannien Entscheidend für Stärke der Alliierten Bis Frühjahr 1916: Landstreitkräfte nicht signifikant Marine: Blockade bewirkt weltwirtschaftliche Isolation Deutschlands
Industriell-technologisches Potential 1914 Deutschland- Österreich-Ungarn Frankreich-Russland + Großbritannien Alliierte Gesamt % industrielle Produktion (global) 19,2% 14.3% +13.6% = 27.9% Energieverbrauch (in Mill. Tonnen Kohleäquivalent) 236.4 116.8 195.0 = 311.8 Stahlproduktion (in Mill. Tonnen) 20.2 9.4 +7.7 = 17.1 Industrielles Potential Gesamt Großbritannien in 1900 = 100% 178.4 133.9 +127.2 = 261.1
Warum gewannen die Alliierten den Krieg nicht früher? Bereiche, in denen Alliierte stark waren, konnten keinen schnellen Sieg bringen (Blockade, Überlegenheit zur See) Beide Seiten konnten über lange Zeiträume Millionen Männer mobilisieren Deutscher Vorteil: nach Besetzung Nordfrankreichs Kontrolle der Höhen. Abgesehen von Verdun und Offensiven 1918 bleiben Deutsche in der Defensive Timing: Britische Armee ist bis 1916 unbedeutend
Patt, Widerstand, Zusammenbruch Russland: überlegener deutscher Gegner, isoliert von Alliierten, bricht 1917 zusammen Italien, Österreich-Ungarn, Frankreich: Zusammenbruch nur durch externe Hilfe verhindert
Großbritannien und Deutschland GB: ab 1916: Mobilisierung großer Armeen GB: Überlegenheit zur See zwingt deutsche Hochseeflotte zur Inaktivität GB: Banker der Koalition und Bereitstellung von Ressourcen (Empire und USA) D: große Bevölkerung, hoher Mobilisierungsgrad; Industrie kann Ersatz-Produkte liefern. D: Plündern der besetzten Gebiete und Erpressung von Neutralen D: U-Boote sind zeitweilig in Gegenblockade erfolgreich D: insgesamt große Verluste und chronische Vernachlässigung des Agrarsektors
Industriell-Technologisches Potential inklusive USA, ohne Russland U.K./U.S./F D/Ö-U % industrielle Produktion (global 1913) 51.7 19.2 Energieverbrauch 1913 (in Millionen Tonnen Kohleäquivalente 798.8 236.4 Stahlproduktion (1913), Millionen Tonnen 44.1 20.2 Industrielles Potential (Gesamt; Großbritannien 1900 = 100) 472.6 178.4
Deutsche Truppen auf dem Weg an die Front (1914)
Westfront (1914)
Belgische Flüchtlinge in den Niederlanden (1914)
Deutscher Schützengraben mit Maschinengewehr
Feld mit gefallenen französischen und deutschen Soldaten
St. Quentin (Nordfrankreich)
Russische Kavallerie 1916
Erblindete Englische Soldaten nach deutschem Giftgasangriff
Verdun 1916
1918: Jahr der Entscheidung Erich Ludendorffs Kalkül: Ostfront ruhig nach Friedensvertrag von Brest-Litovsk, März 1918 Daher: Offensiven an der Westfront und Sieg, bevor Amerikaner kriegsentscheidend werden
1918: Deutscher Zusammenbruch Partieller Kollaps der deutschen Wirtschaft Technologische Überlegenheit der Alliierten Gewaltige deutsche Verluste Zusammenbruch Österreich-Ungarns im September 1918 Abdankung des Kaisers und Proklamation der Republik
Versailles Woodrow Wilson, Georges Clemenceau, David Lloyd George
Der Versailler Vertrag Kleinere territoriale Verluste Entmilitarisierung des Rheinlandes Kriegsschuldparagraph (Art. 231) Reparationen
Europe after 1919
Zerbrechlichkeit der internationalen Ordnung Nationalstaat und Minderheiten Bevölkerungsverluste: insgesamt ca. 60 Millionen Menschen Anhaltende bewaffnete Auseinandersetzungen (Polen, Russland, Armenien, Griechenland, Türkei) Materielle Schäden und Sinken der Produktion von Industrie und Landwirtschaft Internationales Finanzsystem
Frankreich: Suche nach Sicherheit und Stabilität
Das Problem der Reparationen: der zentrale Aspekt der Diplomatie in den 20er Jahren 1921: Konferenz von London: 132 Milliarden Goldmark 1924: Dawes Plan: geringere Annuitäten 1929: Young Plan: noch geringere Annuitäten und geringere Gesamtschuld 1931: Hoover Moratorium 1932: Konferenz von Lausanne: Ende der Reparationen
International Financial Transfers
Kurze Phase der Prosperität und Weltwirtschaftskrise kein ‘lender of last resort’ wie vor 1914 (= Bank of England) oder nach 1945 (IWF, Weltbank, USA) Kurzfristige Anleihen in den USA Zu hohe Investitionen im Agrarbereich (insbesondere Osteuropa, USA) in Verbindung mit fallenden Erzeugerpreisen Börsenkrach Oktober 1929 (classic bubble) Mangelnde Kredite reduzieren Investitionen und Verbrauch Niedrige Nachfrage trifft Agrarproduzenten und Rohstofflieferanten. Folge: Preise kollabieren und Nachfrage nach Fertigwaren bricht zusammen Einstellung von Zahlungsverpflichtungen