Recht und Gerechtigkeit

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 Präsentation transkript:

Recht und Gerechtigkeit Problemfelder menschlichen Handelns – Herausforderungen für Moral und Ethik   Recht und Gerechtigkeit

Der Gerechtigkeitsbegriffs Die folgenden Einteilungen sind Ansätze, den Gerechtigkeitsbegriff, der sich einer eindeutigen und klaren Definition entzieht, nach bestimmten Gesichtspunkten zu systematisieren. Es besteht kein Anspruch auf vollständige Erfassung aller Aspekte von Gerechtigkeit.

„Jedem gemäß seinen Verdiensten“ „Jedem gemäß seinen Werken“ Gerechtigkeitskriterien nach Chaim Perelmann (vgl. Standpunkte der Ethik, s. 274) „Jedem das Gleiche“ „Jedem gemäß seinen Verdiensten“ „Jedem gemäß seinen Werken“ „Jedem gemäß seinen Bedürfnissen“ „Jedem gemäß seinem Rang“ „Jedem gemäß dem ihm durch Gesetz Zugeteilten“

Gerechtigkeitsprinzipien Bedürfnisprinzip Gleichberechtigungsprinzip Gleichheitsprinzip Kommunistisches Prinzip Leistungsprinzip Maximinprinzip Nachhaltigkeitsprinzip Prinzip der Chancengleichheit Vertragsprinzip Zufallsprinzip

Formen der Gerechtigkeit distributive Gerechtigkeit Generationengerechtigkeit Geschlechtergerechtigkeit gesetzliche Gerechtigkeit kontributive Gerechtigkeit soziale Gerechtigkeit Tauschgerechtigkeit Umweltgerechtigkeit Verfahrensgerechtigkeit

Gerechtigkeitsvorstellungen Gerechtigkeit als Gleichheit in der Güterverteilung: egalitäre oder distributive Gerechtigkeit Gerechtigkeit als Fairness, Unparteilichkeit, Verfahrens- oder Regeleinhaltung: prozeduralistische oder legalistische Gerechtigkeit Gerechtigkeit als Ausgleich relevanter Nachteile oder Handicaps: korrektive Gerechtigkeit Gerechtigkeit als Gratifikation von Leistung oder Verdienst: meritorische Gerechtigkeit oder Leistungsgerechtigkeit Gerechtigkeit als Äquivalenz von Gabe und Gegengabe: reziproke Gerechtigkeit oder Tauschgerechtigkeit Gerechtigkeit als Äquivalenz von krimineller Tat und Strafe: retributive oder Strafgerechtigkeit Gerechtigkeit als Äquivalenz von Verlauf und Ergebnis, von Tun und Ergehen: konnektive Gerechtigkeit Gerechtigkeit als angemessene Verteilung natürlicher Güter und Lasten: natürliche Gerechtigkeit

Gerechtigkeit als Fairness, Unparteilichkeit, Verfahrens- oder Regeleinhaltung: prozeduralistische oder legalistische Gerechtigkeit „John Rawls hat ... ein interessantes Gedankenspiel vorgeschlagen: Stell dir vor, du wärst Mitglied eines Hohen Rates, der alle Gesetze einer zukünftigen Gesellschaft machen soll.“ „Ich könnte mir gut vorstellen, in so einem Rat zu sitzen.“ „Sie müssen an absolut alles denken, denn sowie sie sich geeinigt haben - und also die Gesetze unterschrieben haben, fallen sie tot um." „Oh, Schande!" „Und Sekunden später werden sie in genau der Gesellschaft wieder wach, deren Gesetze sie gemacht haben. Der Trick ist nur: Sie haben keine Ahnung, wo in dieser Gesellschaft sie erwachen, das heißt, was ihre Position darin sein wird“ „Ich verstehe.“ Eine solche Gesellschaft wäre eine gerechte Gesellschaft… (Jostein Gaarder: Sofies Welt 1993, S. 474 f.)

Gerechtigkeit als Fairness (John Rawls, A theory of Justice) Nach Rawls gilt es Grundsätze der sozialen Gerechtigkeit zu finden, die (a) die Zuweisung von Rechten und Pflichten in den grundlegenden Institutionen der Gesellschaft ermöglichen, und (b) die richtige Verteilung der Früchte und der Lasten der gesellschaftlichen Zusammenarbeit festlegen.

„Der Schleier des Nichtwissens“ („the veil of ignorance“) Damit niemand die Gerechtigkeitsprinzipien auf seine eigenen Verhältnisse zuschneiden kann, fehlen den Personen im Urzustand bestimmte Informationen: „Es wird also angenommen, dass den Parteien bestimmte Arten von Einzeltatsachen unbekannt sind. Vor allem kennt niemand seinen Platz in der Gesellschaft, seine Klasse oder seinen Status; ebenso wenig seine natürlichen Gaben, seine Intelligenz, Körperkraft usw. Ferner kennt niemand seine Vorstellung vom Guten, die Einzelheiten seines vernünftigen Lebensplanes, ja nicht einmal die Besonderheiten seiner Psyche wie seine Einstellung zum Risiko oder seine Neigung zu Optimismus oder Pessimismus. Darüber hinaus setze ich noch voraus, dass die Parteien die besonderen Verhältnisse in ihrer eigenen Gesellschaft nicht kennen, d. h. ihre wirtschaftliche und politische Lage, den Entwicklungsstand ihrer Zivilisation und Kultur. Die Menschen im Urzustand wissen auch nicht, zu welcher Generation sie gehören.“

Die Gerechtigkeitsprinzipien Erster Grundsatz Jedermann hat gleiches Recht auf das umfangreichste Gesamtsystem gleicher Grundfreiheiten, das für alle möglich ist. Zweiter Grundsatz Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten müssen folgendermaßen beschaffen sein: (a) sie müssen unter der Einschränkung des gerechten Spargrundsatzes den am wenigsten Begünstigten den größtmöglichen Vorteil bringen, und (b) sie müssen mit Ämtern und Positionen verbunden sein, die allen gemäß fairer Chancengleichheit offenstehen.

Gerechtigkeit als Fairness Da Rawls eine Methode zur Erreichung gerechter Verhältnisse in einer Gesellschaft bestimmt, gehört seine Theorie zu den prozeduralistischen oder legalistischen Gerechtigkeitsvorstellungen.