Dr. Christian Reutlinger, TU-Dresden 24. November 2004 Neue Perspektiven der Sozialraumorientierung Düsseldorf
1.Den Sozialraum vom Menschen her denken! – kritische Betrachtung der aktuellen Sozialraumdiskussion 2. Jugendliche und ihre Sozialräume 3. Sozialraumorientierte Vernetzung: Sozialraumkonstitution von PraktikerInnen der Sozialen Arbeit 4. Sozialräumliche Pädagogik – mögliche sozialpädagogische Räume
Dr. Christian Reutlinger, TU-Dresden 1. Den Sozialraum vom Menschen her denken! – kritische Betrachtung der aktuellen Sozialraumdiskussion
Quelle: Netzwerke im Stadtteil 2004 – Abschlussbericht erste Phase WB E&C. DJI Leipzig und München
Typischer Weise werden dafür anhand sozialökonomischer (und kriminalstatistischer) Daten Sozial-(und Kriminalitäts-)atlanten erstellt, um auf der Basis einer solchen Sozialkartographie möglichst präzise Instrumente der sozialpädagogischen und sozialarbeiterischen Intervention erarbeiten zu können Fabian Kessl: Komm rein, dann kannst Du rausschaun! Zur Konjunktur sozialraum-orientierter Präventionsstrategien. In: Wiedersprüche: Raum-Effekte. Politische Strategien und kommunale Programmierung. Heft 82, Dezember 2001, S. 41f.. Dr. Christian Reutlinger, TU-Dresden
Absolutistisch meint hier, daß Raum als eigene Realität nicht als Folge menschlichen Handelns gefasst wird. Raum wird als Synonym für Erdboden, Territorium oder Ort verwendet. Martina Löw: Raumsoziologie. Surkamp S Dr. Christian Reutlinger, TU-Dresden
Sozialräume kann man also nicht einfach einrichten, wie sich das manche Verwaltungen denken. Deshalb plädiere ich auch dafür, den Begriff Sozialraum nicht als Substantiv, sondern als Adjektiv zu verwenden: Es geht um sozialräumliche Dimensionen und Prozesse. Lothar Böhnisch: Räume, Zeiten, Beziehungen und Ort der Jugendarbeit. In: Unsere Jugend 50.Jg. 2002, S. 70 Dr. Christian Reutlinger, TU-Dresden
Eine sozialwissenschaftliche Geographie kann den Raum nicht als vorgegeben akzeptieren. Vielmehr hat man nach der Konstitution von Raum zu fragen, nach den unterschiedlichen Formen der gesellschaftlichen Konstruktion von Raum. Benno Werlen: Sozialgeographie. Eine Einführung. UTB- Taschenbuch 2000, S. 309 Dr. Christian Reutlinger, TU-Dresden
Die von Kindern und Jugendlichen heute zu leistende Verbindung unterschiedlicher (auch virtueller und symbolischer) Räume kann im Aneignungsbegriff als aktive prozesshafte Form eingebunden werden. Aneignung der Lebenswelt heute bedeutet, Räume zu schaffen (Spacing) und sich nicht nur vorhandene gegenständlich anzueignen. Ulrich Deinet: Spacing, Verknüpfung, Bewegung, Aneignung von Räumen. In: Deinet/Reutlinger VS-Verlag 2004, S. 183 Dr. Christian Reutlinger, TU-Dresden
Das Aneignungskonzept erschließt auch eine Verbindung zum aktuellen Bildungsdiskurs: Aneignung ist das Muster für die Bildung des Subjekts im sozialen Raum. Der gesellschaftliche Raum ist Aneignungs- und Bildungsraum. Ulrich Deinet/Christian Reutlinger (Hrsg.): Aneignung als Bildungskonzept der Sozialpädagogik. VS-Verlag 2004, S. 9. Dr. Christian Reutlinger, TU-Dresden
2. Jugendliche und ihre Sozialräume
Die moderne Funktionalisierung der räumlichen Wohnumwelt erweist sich gegenüber den Kindern in mehrfacher Weise als hemmend: Es ist die Durchgängigkeit, mit der die Räume inzwischen funktionalisiert sind: aus Hofeinfahrten sind Garageneinfahrten geworden, Gehsteige und öffentliche Plätze lassen inzwischen nur monofunktionale Nutzung zu, die eher den Erwachsenen zukommen, Spielplätze sind nach der funktionalen Raumkalkulation und nicht nach dem Raumbedarf der Kinder eingerichtet und erhalten so den Charakter von Reservaten. Lothar Böhnisch: Sozialpädagogik der Lebensalter. Eine Einführung Juventa 1999, S Dr. Christian Reutlinger, TU-Dresden
Kinder erleben solche Verriegelungen und Blockierungen als strukturelle Gewalt, die auf sie zurückschlägt und reagieren mit entsprechend ungerichteter und destruktiver Aggressivität. Lothar Böhnisch Abweichendes Verhalten. Eine pädagogisch- soziologische Einführung. Juventa. 1999, S. 125 Dr. Christian Reutlinger, TU-Dresden
Abenteuerspielplätze und Kinderhäuser haben hier die grundlegende Bedeutung von fördernden Umwelten, die Aggression zulassen aber gleichzeitig auch kanalisieren, auf funktionale Äquivalente umleiten: Etwas selbständig aufbauen (z.B. Hütten), auch um einen eigenen Bezug zu den Wirkungen von Zerstörungen zu bekommen; Bindungen eingehen und zurückgespiegelt bekommen, daß man wer ist, auch wenn man manchmal durchdreht, daß man es mit Erwachsenen zu tun hat, die einem Standpunkte entgegenbringen, Grenzen so setzen, daß man entlastet und nicht belastet ist. Lothar Böhnisch Abweichendes Verhalten. Eine pädagogisch-soziologische Einführung. Juventa. 1999, S. 125 Dr. Christian Reutlinger, TU-Dresden
3. Sozialraumorientierte Vernetzung: Sozialraumkonstitution von PraktikerInnen der Sozialen Arbeit
Dr. Christian Reutlinger, TU-Dresden 4. Sozialräumliche Pädagogik – mögliche sozialpädagogische Räume
Bei all dem geht es um die Vision von Entwicklung als einem gemeinsam gestalteten Prozess der Entfaltung von Freiheit. Allem Menschen möglichst viele Möglichkeiten zur Lebensgestaltung zu eröffnen, ist das Ziel der Entwicklung und eine Utopie, für die es sich lohnt zu denken, zu arbeiten und sich einzusetzen Andreas Novy. Entwicklung gestalten. Gesellschaftsveränderungen in Einer Welt. Brandes&Apsel 2002, S Dr. Christian Reutlinger, TU-Dresden
Dr. Christian Reutlinger Technische Universität Dresden Institut für Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Wohlfahrtswissenschaften Uhlandstraße 39 D Dresden Tel: +49 (0) Fax: +49 (0) Dr. Christian Reutlinger, TU-Dresden