Über den Weg zur Einheit des Weltbildes in der Renaissance

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 Präsentation transkript:

Über den Weg zur Einheit des Weltbildes in der Renaissance 000 Vortrag 000 Über den Weg zur Einheit des Weltbildes in der Renaissance Museumsgesellschaft Freiburg e. V., 8. Juni 2009

griechisch-römisches Altertum - 408 - 338 Eudoxos von Knidos - 384 - 322 Aristoteles von Stageira - 260 - 190 Apollonios von Perge - 120 Hipparchos von Nicäa 100 178 Klaudios Ptolemaios (Claudius Ptolemäus) 500 1500 Mittelalter / Frührenaisance 1126 1198 Averroës (Ibn Ruschd) ‏أبو الوليد محمد بن أحمد بن محمد بن رشد 1225 1274 Thomas von Aquin 1400 1468 Johannes Gutenberg 1530 Hochrenaissance 1473 1543 Niclas Koppernigk (Nikolaus Kopernikus) 1483 1546 Martin Luther 1515 1630 Spätrenaissance 1601 Tycho Brahe 1548 1600 Giordano (Filippo) Bruno 1552 1612 Rudolf II. (HRR) 1564 1642 Galileo Galilei 1568 1644 Maffeo Barberini (Urban VIII.) 1570 1619 Hans Lipperhey 1571 Johannes Kepler 1575 1770 Barock 1583 1634 Albrecht Wenzel E. von Waldstein (Wallenstein) 1596 1650 René Descartes (Renatus Cartesius) 1643 1727 Isaac Newton 1646 1750 Gottfried Wilhelm Leibnitz 1 Zeitgenossen

Mars und Holmes

Sphären-Modell des Eudoxos von Knidos (-408 - -338)

Weltbild des Aristoteles

Erde kalt + trocken Wasser kalt + feucht Luft heiß + feucht Feuer heiß + trocken quinta essentia, Äther, Quintessenz, Ursprung und Vereinigung der 4 Elemente, unverdünnt im translunaren Raum Norden Westen Osten Süden Gno-men Undi-nen Sylphen Sala-mander Uriel Gabriel Raphael Michael melan- cholisch phleg-matisch sangu-inisch chole-risch Elemente

Apollonios Epizykel

Ekliptik

Hipparchos von Nicäa (-190 - -120) Die Erdbahn als Exzenter Hipparchos Exzenter Hipparchos von Nicäa (-190 - -120) Die Erdbahn als Exzenter

Äquant

Klaudios Ptolemaios * 100 in Ptolemaïs † 178 in Alexandria 1.000 Jahre Almagest ohne weiteren Fortschritt! Niedergang des römisch-en Reiches; ab 394 extrem intolerante Staatsreligion. Augustinus, Hieronymus: „törichte Weisheit der heidnischen Philosophen“ 391 Niederbrennung der Bibliothek Alexandria. Ab 700 alles vernichtet! Syrer und Araber sam-meln restliche Schriften. 1100-1300 Renaissance des Klassischen Wissens. Almagest

Averroës (Ibn Rušd) * 1126 in Córdoba † 1198 in Marrakesch Richter in Sevilla und Córdoba; Leibarzt des Kalifen Abu Jakub Jusuf; Kommentator der Schriften des Aristoteles; „der Kommentator“ für die Scholastiker (lateinischer Averroismus); „Tahafut al-Tahafut“ gegen Al Gazâlîs „Tahafut al-Falasafia“ {Inkohärenz, Destructio} Averroës lehre Unglauben aufgrund von drei Dingen: die Urewigkeit der Welt das Wissen Gottes um die Einzeldinge nur auf allge-meine Weise, die mögliche Aufer-stehung nur mit der Seele, nicht aber dem Leibe. Averroës-Statue, Córdoba Averroes

Thomas von Aquin * 1225 Roccasecca † 1274 Fossanuova Dominikaner, Studium in Paris; 1250 Priesterweihe in Köln Professor in Paris, 1259-1268 Lehre im Vatikan, 1266 „Summa theologiae“, 1269-1272 Paris: konserv.-augustinisch vs. averroistisch (heterodox) „De unitate intellectus contra Averroistas“ „Philosophie steht im Dienst des Glaubens. Mit der vernunftbegründeten Philosophie ist der Beweis der übernatürlichen, über-vernünftigen Glaubenswahrheiten nicht möglich.“ „Was prinzipiell entdeckbar ist, wurde schon entdeckt“. „Accipere fidem est voluntatis, sed tenere fidem iam acceptam est necessitatis“ Thomas von Aquin

Nikolaus Kopernikus * 1473 in Thorn † 1543 in Frauenburg 1491-94 Universität Krakau (ohne Abschluß) 1496 Bologna Jura (+Griechisch, Astronomie) 1503 Ferrara Doktor des kanonischen Rechts Padua Medizin (ohne Abschluss) Arzt, Administrator, Kanzler des Ermländer Domkapitels, Verwaltung, preußischer Landtag, Verteidigung Allensteins gegen Ordensritter....Luther nennt ihn „Narr“. Calvin verachtet das heliozentrische Weltbild. Kopernikus 1543 posthum verbreitet: „De Revolutionibus Orbium Coelestum“  die Welt ist materiell einheitlich ohne Unterschied zwischen Himmel und Erde! Kopernikus zu Ehren: Kopernikanisches Weltb. Portrait aus Thorn, um 1580

Giordano (Filippo) Bruno *1548 in Nola † 17.2.1600 auf dem Campo de‘ Fiori in Rom auf dem Scheiterhaufen. 1565 Dominikaner in Neapel, Studium der Aristotelischen Philosophie. Wegen heterodoxer Tendenzen Flucht vor der Inquisition nach Rom. Auch von dort Flucht. Austritt aus dem Orden. 7 Jahre Frankreich, 2 Jahre London .... 1584 “Cena de le Ceneri“; Verteidigung des Kopernikanischen heliozentrischen Weltbildes (mit astronomischen Fehlern). Aufhebung der Grenze des translunaren und des sublunaren Bereiches. “De l‘Infinito, Universo e Mondi“: Das Universum ist unendlich und enthält eine unendliche Zahl von Welten, die von intelligenten Lebewesen bewohnt sind. Das ganze Weltall ist von demselben göttlichen Puls durchwirkt. 1591 nahm Bruno eine Einladung an, in Venedig zu leben. Er wurde denunziert und verhaftet, widerrief und wurde nach Rom ausgeliefert. Giordano Bruno

Galileo Galilei * 1564 in Pisa † 1642 in Arcetri (Florenz) 1589-1592 Lektor in Pisa 1592-1610 Professor in Padua 1610 nur Forschung in Florenz als Mathem. Saggiatore; Streit mit Grassi und Brahe um Kometen (1618-1619); Anzeige wegen Atomismus‘ und Verstoßes gegen Dogmen des tridentinischen Konzils; 1632 Dialogo di Galileo Galilei sopra i due Massimi Sistemi Tolemaico e Copernicano. Daraufhin Prozess wegen Ungehorsamkeit und Kopernikanismus. 22.6.1633 Prozess in Santa Maria sopra Minerva. 1633-1642 Hausarrest in Siena und Arcetri. 1636 Discorsi e Dimostrazioni Mathematiche intorno a due nuove scienze. Galilei -1636- J. Sustermans Galileo Galilei

Io, Europa; Ganymed, Kallisto Galileische Monde: Io, Europa; Ganymed, Kallisto Jupitermonde Aufzeichnungen Galileis zur Entdeckung der Jupitermonde im Jahr 1610

Phasen der Venus Fotoserie aus dem Jahre 2001 Venus-Phasen

Die Milchstraße besteht aus Zillionen von Sternen! 1610 beschrieben Galilei und Thomas Harriot unabhängig voneinander zum ersten Mal Sonnenflecken. Christoph Scheiner folgte 1611 und hielt die Flecken erst für Satelliten. Galilei nannte sie Wolken in der Sonnenatmosphäre. Die Sonne ist nicht makellos! Der Mond ist keine perfekte Kugel. Er hat Berge und Täler. Schatten ändern sich mit dem Beleuchtungs-winkel. Der Mond strahlt also nicht selbst, sagt Galilei im Jahr 1610. Die Milchstraße besteht aus Zillionen von Sternen! s m a i s m r m i l m e p o e t a l e u m i b u n e n v g t t a v r i a s Altissimum planetam tergeminum observavi Den obersten Planeten habe ich dreigestaltig gesehen Entdeckungen I

Eis schwimmt auf Wasser; März 1614: Luft ist 660 Mal leichter als Wasser; Polemik gegen Brahe und Grassi mit der falschen Behauptung, Kometen seien keine Himmelskör-per; Die Supernova von 1604 ordnete Galilei der Fix-sternsphäre zu, wie auch Brahe die Supernova von 1572; Längengradbestimmung mit Jupitermonden misslungen; „Discorsi“: Kinematik: ballistische Kurve hat zwei Komponenten: horizontal durch Trägheit bestimmt; vertikal nach unten mit stetiger Beschleunigung. Elastizitätstheorie: Tragfähigkeit eingespannter Balken. Fallende Körper werden im Vakuum gleich stark beschleunigt; die Fallhöhe ist dem Quadrat der Zeitspanne proportional; Der Ausspruch „Eppur si muove“ ist ein zählebiger Mythos; Entdeckungen II

Johannes Kepler Portrait

Johannes Kepler * 1571 in Weil der Stadt † 1630 in Regensburg 1584 Klosterschulen Adelberg und Maulbronn 1589 Studium der Theologie, Astronomie und Mathematik in Tübingen 1594 Math.-Prof. an der evang. Stiftsschule Graz, dann Landschaftsmathematiker 1600 Vertreibung; zu Tycho Brahe nach Prag 1601 kaiserl. Mathematiker bei Rudolf II. 1611 Frau und Kind sterben 1612 nach Rudolfs Tod: Landsch.math. Linz 1613 Heirat mit Susanne Reutinger 1617 Hexenprozess gegen Katharina Kepler 1620 Kepler reist nach Württemberg 1622 Seine Mutter stirbt 1628 In Diensten Wallensteins in Sagan Keplers Leben

Keplers Europa

Kepler Harmoniemodell Keplers Modell des Sonnensystems aus „das Weltgeheimnis“ Kepler Harmoniemodell

2. Kepler Gesetz

Das 3. Keplersche Gesetz 3. Kepler Gesetz

„Nova stereometria doliorum vinariorum“ Visierung des Fasses

Keplersche Faßregel: Keplersche Faßregel

Keplers Stern – Supernova 1604 Überreste 2006 Keplers Stern

René Descartes Renatus Cartesius * 1596 in La Haye/Touraine † 1650 in Stockholm Regel der Evidenz (1637): eine Hypothese erst dann als richtig erachten, wenn sie durch das Experiment bewiesen ist Regel der Analyse (1637): umfangreiche Aufgaben in Teilaufgaben gliedern Regel der methodischen Ordnung (1637): die Vielfalt der Erscheinungen planmäßig ordnen Regel der Synthese (1637): das Ergebnis vollständig und so unmissverständlich wie möglich veröffentlichen René Descartes

1963-1965 Rector Magnificus der RWTH Aachen Volker Aschoff * 1907 in Freiburg † 1996 in Burgberg 1963-1965 Rector Magnificus der RWTH Aachen Statt den Wahrheitsgehalt zu prüfen, wird ein Gerücht ger-ne geglaubt, wenn es nur der eigenen Meinung entspricht, oder etwas Schlechtes vom Gegner behauptet. Statt Probleme Schritt für Schritt anzugehen, soll der totale Umsturz die Voraussetzung für eine bessere Lösung wer-den. Statt nach der planmäßigen Ordnung einer auf Arbeits-teilung beruhenden Gesellschaftsform zu suchen, werden verallgemeinernde Behauptungen über menschliches Ver-halten aufgestellt. Statt eine Meinung so vorzutragen, dass ein anderer sie verstehen kann, berauscht man sich an einer Terminologie, die nur mit dem Ziel erfunden zu sein scheint, ihre Bedeutung jederzeit nach Belieben ändern zu können. Volker Aschoff