Bibel und Literatur Wunder – ein Thema für die Dichtung

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Bibel und Literatur Wunder – ein Thema für die Dichtung Bibel und Literatur Wunder – ein Thema für die Dichtung? Reflexionen über Jesu Totenerweckungen Vorlesung am 22. 12. 08

Jesu Totenerweckungen Töchterchen des Jairus (Mt 9; Mk 5; Lk 8) Jüngling von Nain (Lk 7) Lazarus (Joh 11)

Mk 5, 22-23. 35-43 Und siehe, da kam der Obersten einer von der Schule, mit Namen Jairus; und da er ihn sah, fiel er ihm zu Füßen und bat ihn sehr und sprach: Meine Tochter ist in den letzten Zügen; Du wollest kommen und deine Hand auf sie legen, daß sie gesund werde und lebe. Da er noch also redete, kamen etliche vom Gesinde des Obersten der Schule und sprachen: Deine Tochter ist gestorben; was bemühst du weiter den Meister? Jesus aber hörte alsbald die Rede, die da gesagt ward, und sprach zu dem Obersten der Schule: Fürchte dich nicht, glaube nur! Und ließ niemand ihm nachfolgen denn Petrus und Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Und er kam in das Haus des Obersten der Schule und sah das Getümmel und die da weinten und heulten. Und er ging hinein und sprach zu ihnen: Was tummelt und weinet ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft. Und sie verlachten ihn. Und er trieb sie alle aus und nahm mit sich den Vater des Kindes und die Mutter die bei ihm waren, und ging hinein, da das Kind lag, und ergriff das Kind bei der Hand und sprach zu ihr: Talitha kumi! das ist verdolmetscht: Mägdlein, ich sage dir stehe auf! Und alsbald stand das Mägdlein auf und wandelte; es war aber zwölf Jahre alt. Und sie entsetzten sich über die Maßen. Und er verbot ihnen hart, daß es niemand wissen sollte, und sagte, sie sollten ihr zu essen geben.

Mk 5, 22-23. 35-43 Und siehe, da kam der Obersten einer von der Schule, mit Namen Jairus; und da er ihn sah, fiel er ihm zu Füßen und bat ihn sehr und sprach: Meine Tochter ist in den letzten Zügen; Du wollest kommen und deine Hand auf sie legen, daß sie gesund werde und lebe. Da er noch also redete, kamen etliche vom Gesinde des Obersten der Schule und sprachen: Deine Tochter ist gestorben; was bemühst du weiter den Meister? Jesus aber hörte alsbald die Rede, die da gesagt ward, und sprach zu dem Obersten der Schule: Fürchte dich nicht, glaube nur! Und ließ niemand ihm nachfolgen denn Petrus und Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Und er kam in das Haus des Obersten der Schule und sah das Getümmel und die da weinten und heulten. Und er ging hinein und sprach zu ihnen: Was tummelt und weinet ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft. Und sie verlachten ihn. Und er trieb sie alle aus und nahm mit sich den Vater des Kindes und die Mutter die bei ihm waren, und ging hinein, da das Kind lag, und ergriff das Kind bei der Hand und sprach zu ihr: Talitha kumi! das ist verdolmetscht: Mägdlein, ich sage dir stehe auf! Und alsbald stand das Mägdlein auf und wandelte; es war aber zwölf Jahre alt. Und sie entsetzten sich über die Maßen. Und er verbot ihnen hart, daß es niemand wissen sollte, und sagte, sie sollten ihr zu essen geben.

Mk 5, 22-23. 35-43 Und siehe, da kam der Obersten einer von der Schule, mit Namen Jairus; und da er ihn sah, fiel er ihm zu Füßen und bat ihn sehr und sprach: Meine Tochter ist in den letzten Zügen; Du wollest kommen und deine Hand auf sie legen, daß sie gesund werde und lebe. Da er noch also redete, kamen etliche vom Gesinde des Obersten der Schule und sprachen: Deine Tochter ist gestorben; was bemühst du weiter den Meister? Jesus aber hörte alsbald die Rede, die da gesagt ward, und sprach zu dem Obersten der Schule: Fürchte dich nicht, glaube nur! Und ließ niemand ihm nachfolgen denn Petrus und Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Und er kam in das Haus des Obersten der Schule und sah das Getümmel und die da weinten und heulten. Und er ging hinein und sprach zu ihnen: Was tummelt und weinet ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft. Und sie verlachten ihn. Und er trieb sie alle aus und nahm mit sich den Vater des Kindes und die Mutter die bei ihm waren, und ging hinein, da das Kind lag, und ergriff das Kind bei der Hand und sprach zu ihr: Talitha kumi! das ist verdolmetscht: Mägdlein, ich sage dir stehe auf! Und alsbald stand das Mägdlein auf und wandelte; es war aber zwölf Jahre alt. Und sie entsetzten sich über die Maßen. Und er verbot ihnen hart, daß es niemand wissen sollte, und sagte, sie sollten ihr zu essen geben.

Rembrandt: Auferweckung der Tochter des Jairus

Johann Heermann: Am 24. Sonntage nach Trinitatis Johann Heermann: Am 24. Sonntage nach Trinitatis. Aus: Sontags- und Fest-Evangelia (1636) Bald ist sie frisch/ und von Grund ausgeheilet. In dessen Christus zu dem Klaghaus eilet. Und findet da das Volck in grosser Menge Beym Leichgepränge. Weicht/ sagt Er/ alle die jhr klagt und weynet: Das Mägdlein schläfft: todt ists nicht/ wie ihr meynet. Das Volck verspottet ihn/ und spricht mit Lachen: Wann wird’s auffwachen? Er aber lesset jederman außtreiben. Nicht einer aus den Spöttern muß verbleiben. Ergreifft die Hand des Mägdleins/ gibt ihr eben Hiermit das Leben. Sie stehet auff/ loß von des Todes Banden Und das Gerücht erschallt in allen Landen. Kein Mensch ist/ der nicht Christi Hülff anschawet/ wer ihm vertrauet.

Johann Heermann: Am 24. Sonntage nach Trinitatis Johann Heermann: Am 24. Sonntage nach Trinitatis. Aus: Sontags- und Fest-Evangelia (1636) Bald ist sie frisch/ und von Grund ausgeheilet. In dessen Christus zu dem Klaghaus eilet. Und findet da das Volck in grosser Menge Beym Leichgepränge. Weicht/ sagt Er/ alle die jhr klagt und weynet: Das Mägdlein schläfft: todt ists nicht/ wie ihr meynet. Das Volck verspottet ihn/ und spricht mit Lachen: Wann wird’s auffwachen? Er aber lesset jederman außtreiben. Nicht einer aus den Spöttern muß verbleiben. Ergreifft die Hand des Mägdleins/ gibt ihr eben Hiermit das Leben. Sie stehet auff/ loß von des Todes Banden Und das Gerücht erschallt in allen Landen. Kein Mensch ist/ der nicht Christi Hülff anschawet/ wer ihm vertrauet.

Wunderkritik der Aufklärung G.E. Lessing: Anti-Goeze. 1777-1778 J.G. Herder: Briefe, das Studium der Theologie betreffend (1780-81)

Verschiebung des Wunderbegriffes im 18. Jahrhundert übernatürliche, naturgesetzwidrige Erscheinung Theologisch: Zeichen für Gottes Macht und Jesu messianische Sendung Verwunderung, Bewunderung hervorrufende Erscheinung Theologisch: Zeichen für Gottes Macht und Güte der Schöpfung

Der Wunderglaube Phänomen der primitiven Volksfrömmigkeit Krankmachende Phantasie, Ausfluß eines kranken Gemüts – vgl. Carl Friedrich Pockels: „Über die Neigung des Menschen zum Wunderbaren“ in: „Magazin zur Erfahrungsseelenkunde“ (1785)

Zwei ungleiche Zeitgenossen Georg Büchner: Lenz (1835) Annette von Doste-Hülshoff: Am siebenzehnten Sonntage nach Pfingsten. Aus: Das Geistliche Jahr (1839)

Rembrandt: Die Auferweckung des Lazarus

Rembrandt: Die Auferweckung des Lazarus (Kupferstich)

Rainer Maria Rilke: Auferweckung des Lazarus Also, das tat not für den und den, weil sie Zeichen brauchten, welche schrieen. Doch er träumte, Marthen und Marieen müsste es genügen, einzusehn, dass er könne. Aber keiner glaubte, alle sprachen: Herr, was kommst du nun? Und da ging er hin, das Unerlaubte an der ruhigen Natur zu tun. Zürnender. Die Augen fast geschlossen, fragte er sie nach dem Grab. Er litt. Ihnen schien es, seine Tränen flossen, und sie drängten voller Neugier mit.

Noch im Gehen wars ihm ungeheuer, ein entsetzlich spielender Versuch, aber plötzlich brach ein hohes Feuer in ihm aus, ein solcher Widerspruch gegen alle ihre Unterschiede, ihr Gestorben-, ihr Lebendigsein, dass er Feindschaft war in jedem Gliede, als er heiser angab: Hebt den Stein! Eine Stimme rief, dass er schon stinke, (denn er lag den vierten Tag) - doch Er stand gestrafft, ganz voll von jenem Winke, welcher stieg in ihm und schwer, sehr schwer ihm die Hand hob - (niemals hob sich eine langsamer als diese Hand und mehr) bis sie dastand, scheinend in der Luft; und dort oben zog sie sich zur Kralle: denn ihn graute jetzt, es möchten alle Toten durch die angesaugte Gruft wiederkommen, wo es sich herauf raffte, larvig, aus der graden Lage - - doch dann stand nur Eines schief im Tage, und man sah: das ungenaue vage Leben nahm es wieder mit in Kauf.

„Wie mühsam mußte es sein, das Wunder zu thun, für den, der wußte, daß Sterben um so vieles wunderbarer war als Wiederkommen.“

Rainer Maria Rilke: Auferweckung des Lazarus Also, das tat not für den und den, weil sie Zeichen brauchten, welche schrieen. Doch er träumte, Marthen und Marieen müsste es genügen, einzusehn, dass er könne. Aber keiner glaubte, alle sprachen: Herr, was kommst du nun? Und da ging er hin, das Unerlaubte an der ruhigen Natur zu tun. Zürnender. Die Augen fast geschlossen, fragte er sie nach dem Grab. Er litt. Ihnen schien es, seine Tränen flossen, und sie drängten voller Neugier mit.

Und da ging er hin, das Unerlaubte an der ruhigen Natur zu tun Und da ging er hin, das Unerlaubte an der ruhigen Natur zu tun. Zürnender. Die Augen fast geschlossen, fragte er sie nach dem Grab. Er litt. Ihnen schien es, seine Tränen flossen, und sie drängten voller Neugier mit. Noch im Gehen wars ihm ungeheuer, ein entsetzlich spielender Versuch, aber plötzlich brach ein hohes Feuer in ihm aus, ein solcher Widerspruch gegen alle ihre Unterschiede, ihr Gestorben-, ihr Lebendigsein, dass er Feindschaft war in jedem Gliede, als er heiser angab: Hebt den Stein!

Eine Stimme rief, dass er schon stinke, (denn er lag den vierten Tag) - doch Er stand gestrafft, ganz voll von jenem Winke, welcher stieg in ihm und schwer, sehr schwer ihm die Hand hob - (niemals hob sich eine reimlos! langsamer als diese Hand und mehr) bis sie dastand, scheinend in der Luft; und dort oben zog sie sich zur Kralle: denn ihn graute jetzt, es möchten alle Toten durch die angesaugte Gruft wiederkommen, wo es sich herauf raffte, larvig, aus der graden Lage - - doch dann stand nur Eines schief im Tage, und man sah: das ungenaue vage Leben nahm es wieder mit in Kauf.

denn ihn graute jetzt, es möchten alle Toten durch die angesaugte Gruft wiederkommen, wo es sich herauf raffte, larvig, aus der graden Lage - - doch dann stand nur Eines schief im Tage, und man sah: das ungenaue vage Leben nahm es wieder mit in Kauf.

Gertrud Fussenegger: Thalita kumi Mägdlein, steh auf! Die schwarzen Zehen wie Raubtierkrallen gekrümmt, auf ihren Fersen hocken die Klageweiber, Gelächter birst aus ihren Kehlen: Das Mägdlein schäft nur? Selbst die Mutter tränenblind erstickt ihr Lachen: Schläft nur? schläft nur? Thalita kumi Sieh doch die Nase, die Nase, Meister! So spitz und gelb, im Augenwinkel sitzt schon die Fliege. Thalita kumi Aber der Gartenweg will wieder zwitschern mit seinen Kieseln unter dem kleinen Fuß. Der Brunnen klimpern im Plätscherbecken selig, selig, daß er sie wieder tränke.

Ein Jahr später über den See flieht ein Segel: Er ist tot, der dich erweckte! Thalia kumi Er ist tot der mich erweckte? Der Brunnen versiegt, das Salz der Tränen hat ihn versiegelt, die Kiesel knirschen unter dem Schritt der Spötter. Thalita kumi Noch eine Weile: Ein junges Weib häkelt ein Windelband. Thalita kumi, in allen Wesen ist ER ihr auferstanden.

Gertrud Fussenegger: Thalita kumi Mägdlein, steh auf! Die schwarzen Zehen wie Raubtierkrallen gekrümmt, auf ihren Fersen hocken die Klageweiber, Gelächter birst aus ihren Kehlen: Das Mägdlein schäft nur? Selbst die Mutter tränenblind erstickt ihr Lachen: Schläft nur? schläft nur? Thalita kumi Sieh doch die Nase, die Nase, Meister! So spitz und gelb, im Augenwinkel sitzt schon die Fliege. Thalita kumi Aber der Gartenweg will wieder zwitschern mit seinen Kieseln unter dem kleinen Fuß. Der Brunnen klimpern im Plätscherbecken selig, selig, daß er sie wieder tränke.

Ein Jahr später über den See flieht ein Segel: Er ist tot, der dich erweckte! Thalia kumi Er ist tot der mich erweckte? Der Brunnen versiegt, das Salz der Tränen hat ihn versiegelt, die Kiesel knirschen unter dem Schritt der Spötter. Thalita kumi Noch eine Weile: Ein junges Weib häkelt ein Windelband. Thalita kumi, in allen Wesen ist ER ihr auferstanden.

Rembrandt: Auferweckung der Tochter des Jairus