Weichmacher Bisphenol A und Weichmacher - Wie hoch ist das Risiko für Mensch und Umwelt ? Expertengespräch Dr. Rainer Otter.

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 Präsentation transkript:

Weichmacher Bisphenol A und Weichmacher - Wie hoch ist das Risiko für Mensch und Umwelt ? Expertengespräch Dr. Rainer Otter

Weichmacher in den Medien BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Weich-PVC Anwendungen BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Weichmacher sind Additive Gewichtsanteil in Weich-PVC Artikeln kann bis zu 40 % betragen Weichmacher sind physikalisch in der PVC-Matrix eingebunden Bei Kontakt mit anderen Materialien kann es zum Stoffübergang (Migration) kommen Migration hängt ab von verschiedenen Parametern: Molekulargewicht: je höher, desto weniger Migration Lipophilie des in Kontakt stehenden Mediums Weichmacher migrieren bevorzugt in fetthaltige Materialien (z.B. Nahrungsmittel, Speichel, Blut) BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Weichmacher - Strukturklassen LMW Phthalate HMW Phthalate Andere Weichmacher DEHP* BBP DBP DIBP DINP DIDP DPHP DIUP DTDP Hexamoll® DINCH Adipate Benzoate Citrate weitere… * synonym: DOP BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Phthalate - Umweltverhalten LWM: DBP zeigt akute aquatische Toxizität HWM: keine akute/chronische aquatische Toxizität Leicht bzw. biologisch abbaubar Keine Bioakkumulation Umweltmonitoringdaten aus den Niederlanden Zeitraum: 1999/2001 und 2008/2009 Phthalatkonzentrationen in Boden, Sediment und Pflanzen steigen nicht an BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Reproduktionstoxizität bei Phthalaten – Strukturaktivitätsbeziehungen Wirkstärke wird bestimmt durch die längste lineare Kohlenstoffkette des veresterten Alkohols Nicht alle Phthalate sind gleich ! Kategorie R1&R2 Phthalat Reprotox VLMW 1-2 (DMP, DEP) nein LMW 3-6 (DiBP, DEHP) ja HMW > 7 (C9:DINP) nein (C10:DIDP, DPHP) nein BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Differenzierung der Phthalate nach unterschiedlichen Kriterien ECPI – European Council for Plasticisers and Intermediates High molecular weight category (OECD, seit 2004) HMW Kategorie basiert auf längster linearer C-Kette Keine Einstufung und Kennzeichnung bzgl. Reproduktionstoxizität DEHP ist ein LMW CDC/IPA/CPSC/UBA Differenzierung auf Basis der Abbauprodukte (seit 2009) LMW: Monoester ist der Hautmetabolit HMW: Sekundärmetaboliten sind die Hauptabbauprodukte DEHP ist ein HMW BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Human Biomonitoring - Phthalate Phthalsäurediester Dünndarm Alkohol Phthalsäuremonoester Leber Sekundäre Abbauprodukte BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Humanbiomonitoring - Expositionshöhe by Koch HM, IPA, Bochum BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Aussscheidung nach oraler Aufnahme – ECPI Studie, DEHP, DINP Keine Anreicherung von Phthalaten oder Abbauprodukten im Körper Schneller Abbau Ausscheidung innerhalb von 12 - 24 h Expositionsbestimmung und Risikobe-wertung auf Basis einzelner Blut- bzw. Plasmawerte ist fragwürdig Phthalatexposition sollte im Urin als Summe mehrerer Sekundärmeta-bolite bestimmt werden Urinspotanalysen geben erste Anhalts-punkte für die Expositionshöhe Nur 24 h Urinsammelproben geben verlässliche Aussagen zur Exposition BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Risikobewertung - Grundlagen Gefährliche Eigenschaft (Hazard) Inhärente Stoffeigenschaften gem. Prüfrichtlinien identifiziert Dosierungen ohne adverse Effekte (NOAEL) Grundlage für regulatorische Entscheidungen Einstufung und Kennzeichnung => CLP Grenzwerte Exposition (Exposure) Expositionshöhe via Expositionsmodellierung Humanbiomonitoring Risk = Hazard x Exposure BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Kenngrößen für Risikobeschreibung TDI= NOAEL/100 TDI beschreibt die Stoffmenge, die lebenslang täglich ohne gesundheitliche Gefahr aufgenommen werden kann Überschreiten des TDI-Wertes bedeutet nicht unmittelbare Gesundheitsgefahr, aber eine Verringerung des vorsorglichen Schutzabstandes zur konkreten Gefahrenschwelle. BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Staub als Probenmatrix Hausstaub Grobstaub, Luftstaub, Abrieb von Textilien und Einrichtungs-gegenständen, Abfälle, Reinigungsrückstände, Hautschuppen, Haare,..... Senke für Stoffe, die auf der Oberfläche adsorbiert werden Staubsaugerbeutelinhalt Enthält z.B. Weich-PVC-Abrieb und Partikel 2 mm Siebfraktion 63 μm Siebfraktion BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Phthalatgehalt in der Innenraumluft und im Hausstaub korrelieren nicht Dampfdruck des Phthalates abhängig von C-Kette des ver- esterten Alkohols DEHP Konzentration in Prüfkammer steady state, 23 °C, ca. 1 µg/m3 Fromme et al. (2003), Indoor Air P A Clausen et al. (2012), Environmental Science and Technology vol 46 issue 2 (2012) 909-915 BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Fehlende Korrelation zwischen DEHP in Hausstaub und Urinmetabolitengehalt K. Becker et al. Int. J. Hyg. Environ. Health 207 (2004); 409-417 BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Hauptzufuhrwege für Phthalate Aufnahme von Nahrung trägt am meisten zur Exposition gegenüber C8/C9/C10 Phthalaten bei Nahrungskarenz (Fastenstudie; Koch et al.) Phthalatmetaboliten fallen innerhalb von 12 Stunden ab Dermale und inhalative Aufnahme spielen nur eine untergeordnete Rolle für die Phthalataufnahme des Menschen Inhalativ: 200 ng/m3 DEHP x 20m3 = 4 µg/Person Dermal: 0,24 μg/cm2/hr DEHP Hintergrundbelastung 17 µg/kg Kg/Tag (EU RAR DEHP; basierend auf den Konversionsfaktoren von Koch et al.) DINP Hintergrundbelastung 1 – 2 µg/kg Kg/Tag BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Exposition - Phthalate Aggregierte Exposition: Zufuhr eines Phthalates aus mehreren Quellen/ Zufuhrpfaden Biomonitoring: Σ (oral+dermal+inhalativ) TDI für einzelne Phthalate wird überwiegend nicht überschritten Nahrung oral dermal inhalativ Gesamtexposition Phthalate BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Kombinierte Exposition   BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz

Zusammenfassung Hauptzufuhrpfad für Phthalate ist die orale Nahrungsaufnahme Phthalatgehalte im Hausstaub sind nicht geeignet zur Abschätzung der Phthalatbelastung des Menschen Staubkonzentrationen sind ungeeignet zur Risikobewertung Staub kann durch nasses Wischen beseitigt werden Risikobewertung ist nur auf Basis fundierter Expositionsdaten aus dem Humanbiomonitoring möglich Bei LMW wird der TDI in Einzelfälllen erreicht oder knapp überschritten Bei HMW ist man deutlich unter den TDI-Werten, d.h. diese Szenarien sind sicher BASF SE, Dr. Rainer Otter, Expertengespräch 25.01.2012, Mainz