Seminar „Strategische Entscheidungen in Unternehmen“

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
© Zurich Financial Services Analysts´ day Jahresergebnisse 2000 Massnahmen und strategische Ausrichtung Rolf Hüppi Präsident des Verwaltungsrates.
Advertisements

Deutsche augenoptische Industrie 2008/2009: Aktueller Wirtschafts- und Trendüberblick Josef May Geschäftsführer Silhouette Deutschland Vorstandsvorsitzender.
USA Wirtschaftsstruktur
Getreidefelder und Ertrag
Confidential & Proprietary Copyright © 2008 The Nielsen Company Nielsen Global Omni Survey Out of Home Dining Pressecharts September 2009.
Welches Team ist das? Frankreich.
Ökologischer Weinbau in Europa und weltweit
Länder Europas.
Woher kommt er / sie?.
Das schöne Europa!.
Gewerkschaftliche Organisation
Braucht Europa einen König?
Herzlich willkommen. Seit 1857 Rentenanstalt/Swiss Life nGründungsjahr: 1857 nSeit 1997 Aktiengesellschaft nGrösste und älteste Lebens- versicherungsgesellschaft.
Wo spricht man Deutsch?.
Präsentation der Mannschaften bei der WM in Deutschland von Jan Hendric Tiemann u. Christian Boas.
Unternehmenspräsentation 2013
MITTEILUNG DER OIV ZUR WELTWEITEN KONJUNKTURELLEN LAGE Informationen zum Jahr 2003 über: das Potenzial der weinbaulichen Erzeugung die Weinerzeugung weltweit.
Stiftung Gymnasium Salvatorkolleg
Dienstag, den Hausaufgabe für Mittwoch den LB 8.1 F-H (C, if not done) GR 8.1: Superlatives QUIZ on 8.1 & OLD verbs Guten Tag!
Strategie-Fortschreibung im Commerzbank Asset Management Dr. Friedrich Schmitz Konzernleitung Asset Management Commerzbank AG Frankfurt, 24. Juli 2001.
So Freunde, heute beschäftigen wir uns einmal mit Ländern und ihren flächenmäßigen Erscheinungsformen. Mal sehen, ob ihr erratet, welches Land sich wohinter.
Energie ungleich verteilt Hintergrund zum Gespräch mit Botschafterin Dr. Irene Freudenschuss-Reichl am 9. September 2010.
Auslandswissenschaften Romanischsprachige Kulturen
Strukturen und Probleme der Gegenwartsgesellschaft(en)
die Deutschland begrenzen
Gentechnikfreie Futtermittel – ein Zukunftsmarkt für Deutschland?
So Freunde, heute beschäftigen wir uns einmal mit Ländern und ihren flächenmäßigen Erscheinungsformen. Mal sehen, ob ihr erratet, welches Land sich wohinter.
Zu Gast in Südafrika.
Varieties of Capitalism Eine empirische Untersuchung
Europäische Union Europäische Union
Der Euro – die gemeinsame europäische Währung
Zukunft von Europa.
Länder und Sprachen.
4. Sitzung Dr. Petra Bendel
LÄNDER MENSCHEN SPRACHEN
Rund um den Fußball.
Baumhaushotels DANIELA ZÜRCHER UND DEBORAH TAUGWALDER 702_A.
Grümpelturnier 2008 Milandia, Greifensee 30. Mai 2008.
„Internationale Ökonomik“ – warum?
Wolfgang´s Powerpoint Präsentation Eine Reise um die Welt.
DEUTSCHE VY_32_INOVACE_ února 2013
Die Welt Das Land Der Kontinent Der Staat Kanada Asien Japan Amerika
Millionenshow Informatik Projekt Lins Sabrina 2ahbt.
ACHTUNGSTAATSGRENZE Italien / Österreich. Deutschland / Tschechien.
EU-Agrarpolitik (GAP) 2020 Sachstand und Fakten Stand: 8. November 2010.
Woher?.
Referent: IHR NAME, Thema: IHR THEMA Seminar S 20X Titel des Seminars bei Prof. Dr. Hermann Hill, Xxxsemester 201X 1 Titel Ihrer Seminararbeit Referent:
Transnationale Beziehungen der Schweizer Bundesräte Auslandreisen: Besuche in der Schweiz: 8.7% Frankreich 9.0% Österreich 7.2% Österreich 6.2% Deutschland.
Herzlich Willkommen zur Auslosung der Stadtwerke Solingen Mini WM 2014.
Wien.arbeiterkammer.at Zur neuen EU-Binnenmarktstrategie Frank Ey 5. April 2016.
Deutsch 2B Kapitel 9 Lektion B Projekt von Anton Weaver Stunde 5.
Reisen Länder und Leute
Kapitel 5 Länder und Sprachen
Fußball-Weltmeisterschaften
HF Stadt HF ländlicher Raum Australien, Griechenland, Dänemark
Arbeitslosigkeit Makroökonomik
In welchem Land TEST QUIZ Zum Start genügt ein Mausklick.
Kolonialmächte vor und nach 1880
heute beschäftigen wir uns einmal mit Ländern und ihren flächenmäßigen
EUROPA: BIOLANDWIRTSCHAFTSFLÄCHE 2016
LÄNDER UND SPRACHEN.
Stand Der zertifizierung Unser Auftrag: Zertifizierte Waldwirtschaft
Stand Der zertifizierung Unser Auftrag: Zertifizierte Waldwirtschaft
Stand Der zertifizierung Unser Auftrag: Zertifizierte Waldwirtschaft
Rechtsruck in Europa Dildar Gök FRAU Wiedbrauk 10aR.
Stand Der zertifizierung Unser Auftrag: Zertifizierte Waldwirtschaft
Länder Europas.
Infografiken zur Elektromobilität. April 2019.
Stand Der zertifizierung Unser Auftrag: Zertifizierte Waldwirtschaft
 Präsentation transkript:

Seminar „Strategische Entscheidungen in Unternehmen“ Prof. Dr. Wilhelm Rall Prof. Dr. Konrad Stahl Herbstsemester 2007 Seminar „Strategische Entscheidungen in Unternehmen“ Thema 4: Produktdifferenzierung: Weinindustrie Bestimmung des Variantenraumes Horizontale und vertikale Produktdifferenzierung Untersuchung der Rationalität bestimmter Angebotspaletten und der Gründe für ähnliche Angebote verschiedener Anbieter (in einer Region) Auswahl der optimalen Produkt-Strategie

Weinmarkt und Weinbau (Überblick) Die traditionellen Weinbauländer liegen in Europa (Frankreich, Spanien, Italien, Deutschland, Österreich usw.), heute ist der Weinbau jedoch weltweit verteilt. Bedeutende außereuropäische Produzentenländer sind USA, Australien, Südafrika, Chile, Argentinien. Die traditionellen Weinverbrauchsländer sind ebenfalls in Europa, vor allem Länder mit eigener Weinbau- oder Handelstradition (UK, Niederlande), andere Länder holen aber teilweise rasch auf. In Ländern ohne Weintradition ist der Konsum allerdings auf ausgewählte Bevölkerungsschichten verteilt. Der jährliche Weinkonsum/Kopf betrug 2003 z.B. in Frankreich 56 l Italien 51 l Schweiz 42 l Argentinien 36 l Spanien 30 l Deutschland 24 l Australien 21 l United Kingdom 20 l USA <10 l (Quelle: Economist Survey 2005) Wein als Getränk hat eine enorme Preisbandbreite. In Deutschland z.B. reichen die Einzelhandelspreise von unter 1 € pro Flasche bis zu mehreren hundert Euro. Die großen Volumina des Weines liegen in allen Ländern in den unteren Preissegmenten. Statistiken für Deutschland deuten auf einen Durchschnitt von ca. 2 € pro Flasche

Wein: Basisinformationen Wein entsteht primär durch alkoholische Fermentation von Traubensaft, d.h. der Fruchtzucker wird mit Hilfe von Hefen in Alkohol umgewandelt. Bei manchen Weinen erfolgt noch eine zweite (malolaktische) Fermentation. Wein enthält neben dem Alkohol eine Fülle von Säuren, Geschmacks- und Geruchsstoffen usw. sowie Restzucker, die in ihrer Gesamtheit den Charakter des Weins ausmachen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Weißweinen und Rotweinen. Bei Weißweinen wird in aller Regel der abgepresste Traubensaft vergoren, Rotweine werden ganz oder zum Teil auf der Maische vergoren. (Der Saft von Rotweintrauben ist meist auch weiß bis rosa, die Rotfärbung entsteht durch Herauslösung des Pigments aus der Schale. Der rein aus dem Saft von roten Trauben produzierte Wein heißt in Deutschland „Weißherbst“) Wein wird entweder sortenrein (d.h. aus einer bestimmten Rebsorte) oder als Cuvée (Kombination verschiedener Sorten) angeboten. In Deutschland oder Österreich dominiert das erste Verfahren, in Frankreich, Italien und Spanien das zweite. In den neueren Anbaugebieten besteht meist eine Tendenz zum ersten. Eine weitere Differenzierung ergibt sich aus der geographischen Abgrenzung des Anbaugebiets, es kann von „undefiniert“ über Regionen/Großlagen bis zu einzelnen Weinbergen reichen Bekannte Rotwein-Rebsorten sind: Rote Pinot-Variäteten (Burgunder), Cabernet Sauvignon, Merlot, Sangiovese, Syrah, Grenache, Lemberger/Blaufränkisch, Trollinger/Grauvernatsch Bekannte Weißwein-Rebsorten sind: Riesling, Sylvaner, Chardonnay, Pinot blanc/Weißburgunder, Pinot gris/Grauburgunder/Ruländer, Sauvignon blanc, Sémillon

Wein: Herstellungsinformationen und Kosten (1/3) Bestimmungsfaktoren von Weinqualität und Weinkosten sind außerordentlich komplex, stark vereinfacht: Lage, Rebsorte, Hektarertrag, Rebkultur als Faktoren im Weinbau; Selektion, Vinifikation, Lagerung, Abfüllung in der Weinproduktion. Größe der Weingüter ist außerordentlich unterschiedlich und weist vor allem auch von Land zu Land oder von Weinbauregion zu Weinbauregion enorme Unterschiede auf. Dabei sind die echten Durchschnittsgrößen weniger relevant als die Größen der Mittelbetriebe in Vollerwerb und der Großbetriebe in einer Region. Beispiele: - Deutschland: Gesamtdurchschnitt unter 2 ha, Mittelbetriebe 15 – 30 ha, größter Betrieb 120 ha - Italien: Gesamtdurchschnitt unter 2 ha, größte Betriebe 500-600 ha - Frankreich kein einheitliches Bild, sehr regionsspezifisch: Burgund überwiegend kleinere Güter 10-30 ha, Bordeaux (Medoc) Durchschnitt 60 ha, Languedoc teilweise Cooperatives mit mehreren tausend ha - Australien größere Betriebe 200-600 ha - Kalifornien: Durchschnitt der größeren Güter 200 ha, daneben „Boutiquen“ Kosten von gutem Weinland in Mitteleuropa ca. 10.000 €/ha, einfache Lagen ca. 5.000 €/ha, Spitzenlagen sehr viel höher, teilweise (z.B. Bordeaux) Preise deutlich über 100.000 €/ha. Gute Lagen in Nappa Valley im Durchschnitt 100.000 €/ha. Bei Neuanlage von Weingärten kommen dazu 5.000 – 6.000 €/ha für Rodung, Auspflanzung und Anlage. Bei Neuanlage hat der Weinberg mindestens zwei Jahre praktisch keinen Ertrag. Die Weinqualität steigt bei älteren Reben.

Wein: Herstellungsinformation und Kosten (2/3) Traubenertrag pro ha durch natürliche Gegebenheiten (Klima, Boden, Wasser), Weinbergmanagement und Regulierungen (Höchstertrags-grenzen) bestimmt. Für Qualitätsweine typische Mengen pro ha - Österreich 9.000 Flaschen (1 kg Trauben ergibt ca. 1 0,75 l Flasche) - Deutschland 13.000 Flaschen - Kalifornien 20.000 Flaschen - Australien über 20.000 Flaschen Durch Reduzierung des Ertrags lässt sich der resultierende Wein deutlich verbessern. Ein typisches AC Chateau in Bordeaux produziert z.B. ca. 5.000 Flaschen pro ha, Spitzenlagen in USA (Opus one) ca. 3.500 Fl./ha In der Weinbergbearbeitung unterscheidet sich die in Europa noch vorherrschende traditionelle Methode mit noch relativ viel Handarbeit vom industriellen Weinbau in den neuen Anbauländern, der rein maschinell ist. Bei ersterem gehen die Winzer von einem notwendigen Minimalertrag pro kg Trauben von 0,7 € aus, bei industriellem Weinbau ist die Hälfte kosten-deckend. In manchen Regionen (z.B. Champagne) ist der Preis viel höher.

Wein: Herstellungsinformation und Kosten (3/3) Die Kosten der Weinherstellung (ohne Mat.K.) variieren relativ stark je nach Verfahren und spezifischem Aufwand sind insgesamt aber nicht sehr hoch - Vinifizierung 30 – 60 cents pro Flasche - Abfüllung 0,5 – 1 € pro Flasche abhängig von Materialqualität (ein Korken liegt z.B. zwischen ca. 10 und 50 cents) Die Kosten der Lagerung ergeben sich aus Raum- und Working Capital –Kosten. Einfache Weine werden sehr schnell auf Flaschen gefüllt, hochwertige Rotweine werden mehrere Jahre im Fass gelagert. Beim Einsatz von „barriques“ erhöhen sich die Kosten: ein barrique mit 225 l und drei Jahren Funktions-Lebensdauer kostet 500 € Bei einem über den Einzelhandel vertriebenen Wein ergibt sich der Endpreis bei erhebliche Kalkulationsunterschieden etwa nach folgenden Schema: EVP = 2 x GHP (HK + Marketing/Vertrieb/Distr. + Spanne)= 2 HK Beispiele: Qualitätswein HK 2 €, GHP 3,75 €, EVP 7 € Premiumwein HK 3,5 €, GHP 7 €, EVP 14 – 15 €

Weinproduktion in Deutschland Deutschland hat 13 Weinbauregionen, die fünf größten Rheinhessen, Pfalz, Baden, Mosel-Saar-Ruwer, Württemberg haben zwischen 26.000 ha und 11.200 ha Anbaufläche, die kleinsten wie Ahr oder Sachsen haben weit unter 1.000 ha Vom Anbau her ist Deutschland ein Weißweinland. Baden, Württemberg und das Ahr-Gebiet haben traditionell hohe Rotweinanteile, andere Regionen experimentieren immer stärker mit Rotwein. Klassische Weißweintrauben sind: Riesling, Sylvaner, Müller-Thurgau, Weißburgunder, Grauburgunder, Gewürztraminer. Traditionelle Rotweintrauben sind: Spätburgunder, Frühburgunder/Clevner, Lemberger, Schwarzriesling, Trollinger, Dornberger. Weine ab der Qualitätsweinstufe werden i.d.R. sortenrein angeboten, erst in jüngerer Zeit bauen führende Winzer auch Cuvées aus Deutschland hat im Gegensatz zu den meisten anderen Weinbauländern verschiedene Qualitätskategorien mit Herkunftsanforderungen und Mindest-Mostgewichten: Tafelwein, Qualitätswein bes. Anbaugebiete, Qualitätswein mit Prädikat (Kabinett, Spätlese, Auslese, Trockenbeerenauslese). Trocken, halbtrocken oder lieblich/edelsüß macht eine Angabe über den Restzucker im Wein. Eine Besonderheit des deutschen Weinmarktes ist der sehr hohe Anteil der direkten Vermarktung durch die Erzeuger entweder an Konsumenten/Restaurants oder auch an den Einzelhandel. Der etablierte Weingroßhandel wurde während der Zeit des Nationalsozialismus zerschlagen und hat sich von wenigen Ausnahmen abgesehen danach nicht mehr erholt.