Unfälle unter Atemschutz Was geschah? Warum geschah es? Warum geschieht es immer wieder? Ingo Horn, www.atemschutzunfaelle.de
Ziele von atemschutzunfaelle.de Sensibilisierung aller Feuerwehrangehörigen Führungskräfte, Ausbilder, Atemschutzgeräteträger, Atemschutzgerätewarte... Argumentationshilfen zur Umsetzung Einführung von Schutzkleidung, Atemschutzüberwachung... Sammelstelle Für Atemschutzunfälle, Probleme mit der Ausrüstung...
Übersicht Atemschutzunfaelle.de in Zahlen Unfälle und ihre Ursachen Maßnahmen nach einem Unfall Wie geht’s weiter?
Atemschutzunfaelle.de in Zahlen Seit 1991 13 Tote und 145 Verletzte im Übungs- und Einsatzdienst registriert Dazu 37 Beinaheunfälle Die Statistik ist nicht vollständig! Selbsterklärend. Die Statisitik ist unvollständig, weil atemschutzunfaelle.de keine offizielle Stelle ist und Meldungen nicht zwingend abgegeben werden müssen. Eine offizielle Sammelstelle gibt es nicht, da z.B. Werkfeuerwehren und Berufsfeuerwehren nicht bei den GUV versichert sind. Mehrere Unfälle pro Jahr, die zwar gemeldet werden, aber nicht veröffentlicht werden dürfen.
Atemschutzunfaelle.de in Zahlen Die häufigste Unfallursache sind Verbrennungen. Je mehr sich adäquate PSA durchsetzt, desto mehr sinkt diese Zahl. Die Art der gemeldeten Verbrennungen tendiert immer mehr zu leichten Verbrennungen und Hautrötungen. Zum Problem wird immer mehr mangelnde Fitness und Kreislaufprobleme. Technische Defekte führten bislang meist nur zu Beinaheunfällen. Bemerkenswerte Unfälle aufgrund defekter Geräte o.Ä. sind in Deutschland nicht bekannt.
Beinaheunfälle Hier sind Unfälle aufgeführt, die nur Beinahe zu Verletzungen u.Ä. geführt haben. Oftmals sind hier technische Defekte der Grund.
Atemschutzunfaelle.de in Zahlen Insgesamt 13 bekannte Todesfälle im Atemschutzeinsatz in Deutschland. Dunkelziffer auch hier unbekannt. Nur in wenigen Fällen erfolgte eine unabhängige Unfallanalyse, die auch veröffentlicht wurde.
Einige bemerkenswerte Unfälle Im Einsatzdienst Lüdinghausen (NRW) März 1995 - Brand einer Boutique mit Durchzündung - ein getöteter und ein verletzter FA Marburg (HE) April 1995 - Großbrand mit Durchzündung - vier verletzte FA Köln (NRW) März 1996 - Kellerbrand - ein getöteter FA Donaustauff (BAY) Januar 1998 - Kellerbrand - ein getöteter und drei verletzte FA Godshorn (NDS) Januar 2000 - Großbrand - drei verletzte FA Bad Soden (HE) Februar 2001 - Zimmerbrand - ein getöteter FA Kurze Erläuterung der Unfälle. Lüdinghausen: Tod durch Verbrennungen Marburg -> Einführung der neuen Schutzkleidung in Hessen -> Pro PA bekam jede Feuerwehr einen kompletten Satz Schutzkleidung. Später Einführung der HuPF Ezählen über Bad Soden. Köln: Stampe, bekannt Donaustauff : Saunabrand, Durchzündung -> Orientierungslosigkeit. Wurde öffentlich aufgearbeitet und auch in SternTV vorgestellt. Godshorn: Metallbrand, Durchzündung Bad Soden: Ein paar Stichpunkte. Tod durch Ersticken
Einige bemerkenswerte Unfälle Im Einsatzdienst Untergrombach (BW) Dezember 2002 - Wohnungsbrand - Rauchexplosion - vier verletzte FA Gera (TH) August 2003 - Staubexplosion in einem Silo - zwei getötete FA, drei verletzte FA Winterfeld (S-A) Januar 2004 - Scheunenbrand - Durchzündung - zwei verletzte FA Berlin Wohnungsbrand - Rauchdurchzündung - Selbstrettung durch Sprung - zwei verletzte FA Burghausen (BAY) März 2005 - Hotelbrand - elf verletzte FA Untergrombach: Verweis auf 2004, Vortrag Jürgen Rie´hl Gera: Silobrand: Trupps im Innenangriff, Staubexplosion, Einsturz des Silos Winterfeld: Wird noch näher beleuchtet Berlin: Wohnungsbrand. 1 Trupp ohne Rohr zur Menschenrettung. Einschlagen der Scheibe. Lüftereinsatz. Trupp zwischen Brandherd und Abluftöffnung -> Durchzündung. Sprung aus 18m Höhe Burghausen: Hotelbrand, mehrere Gasexplosionen
Winterfeld 2004 [..]Bei Eintreffen der Feuerwehr handelte es sich um einen Schwelbrand in einer Scheune, dichter Rauch hang unter der Decke. Der erste Trupp ging unter Atemschutz und mit Schlauchleitung vor. Eine Rauchdurchzündung entzündete auch die beiden Atemschutzgeräteträger.[..] [..]"Mit der neuen Schutzbekleidung wären die Verletzungen sicherlich nicht so schlimm gewesen", meinte nicht nur Salzwedels Katastrophenschutz-Chef. "Die Anschaffung neuer Schutzbekleidung war in Winterfeld schon beantragt, die Haushaltslage ließ es aber wohl nicht zu", schilderte der Wehrleiter. Jetzt hoffen die Feuerwehrleute auf ein Umdenken...[..] - Ausbildungsstand Gruppenführer, AGT? - Problem erkennbar? - Innenangriff nötig? Nur Sachwerte! - Schutzkleidung... Verweis auf C.P., Verantwortlichkeiten...
Winterfeld 2004 Ganzkörperwärmefenster...
Kommentar LBD Sachsen [..]Nur zum Vergleich: Die Kosten für die Anschaffung eines Tragkraftspritzenfahrzeuges betragen im Durchschnitt ca. 55.000 EUR, von denen die Gemeinde im Fall der Förderung ca. zwei Drittel selbst zu tragen hat. Die Ausstattung von jeweils zwei Einsatzkräften mit moderner Schutzkleidung kostet ca. 1.500 EUR. Daher ist aus meiner Sicht die Frage erlaubt, warum es den Gemeinden in den letzen sieben Jahren nicht möglich gewesen sein soll, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zumindest für die Feuerwehrleute, die den so genannten Innenangriff durchführen - also direkt ins Feuer hineingehen -, mindestens mittelfristig entsprechende Schutzbekleidung zu beschaffen. Die Verantwortung dafür liegt bei den Bürgermeistern und Gemeinderäten. [..] Kurzer Kommentar. Verantwortung nicht nur bei Bürgermeistern und Gemeinderäte. Verbände usw. sind dazu aufgefordert, aktiv für die Sicherheit Ihrer Kamerad(inn)en einzutreten. Kommandanten etc sind in der Pflicht!
Marburg 1995 Kurzer Kommentar. Einführung HuPF usw.
Godshorn 2002
Unfälle durch Verbrennungen Beachtlich: Direkt nach dem Kopf sind Verbrennungen an den Beinen am Häufigsten...
Beinaheunfälle durch Durchzündungen
Unfälle durch Verbrennungen Plötzliche Brandausbreitung + Fehlende oder unvollständige Ausbildung Falsche Reaktion Falsche, unzureichende oder falsch getragene Schutzkleidung -> 64 Verletzte und 6 Tote, die in D seit 1993 registriert wurden
Beinaheunfälle durch technische Defekte Trainieren: Flaschenventil geschlossen, LA abgefallen etc - vermeidet Panik! Überdruck... Anschneiden, nicht weiter drauf eingehen. Bei Beschaffung müssen immer Vor- und Nachteile beleuchtet werden. Abfallende LA: Kein unübliches Problem. 3 mal bei OPS 2003
Unfälle im Übungsdienst Wuppertal (NRW) Mai 2000 - Belastungsübung - Herzinfarkt - erfolgreiche Reanimation Niedersachen Februar 2002 - Belastungsübung - ein getöteter FA Fürth (BY) Juli 2002 - Übungsfeuer - sechs verletzte FA Jerup (DK) September 2002 - Übungsfeuer - drei getötete FA Alzenau (BY) Februar 2003 - Belastungsübung - Herzinfarkt - ein getöteter FA Stormarn (SH) März 2004 - Belastungsübung - ein kollabierter FA Lübeck (SH) November 2004 - Übungsfeuer - ein getöteter FA Zuerst eingehen auf Übungsfeuer Kreislauf kommt danach
Beinaheunfall bei Übungsfeuer…
Kreislaufbelastung durch Schutzkleidung Schutzkleidung isoliert -> Kein Wärmeaustausch mit Umgebung Körperkerntemperatur steigt -> Steigender Puls Ggf. leicht fiebriger Zustand, Maximaler Herzschlag > 200/min möglich Das alles ist nur in „normalwarmer“ Umgebung relevant!
Probleme mit Schutzkleidung Gefahren Kreislaufschwächen nach Folgeeinsätzen Hitzeerschöpfung, Hitzeschlag Verbrühung durch nasse Kleidung Anwendungsfehler Abhilfe Zweckmäßiger Einsatz von Überkleidung Rechtzeitige Ablösung organisieren Pausen von etwa 1 h einhalten, betreute Pausen, nie allein! Viel trinken (1,5 bis 2 l Apfelschorle, Wasser…), Logistik Nur mit trockener Kleidung in den Einsatz gehen Aus- und Fortbildung (Grenzen kennen lernen) Ausrüstung weiter verbessern
Körperliche Belastung von FA Wird die G26.3 richtig durchgeführt? Wird die Belastungsübung ernst genommen? Wird die körperliche Belastung und die Auswirkungen des AS – Einsatzes auf den Körper im Lehrgang und der Fortbildung behandelt? Ist bei Übungen und Einsätzen qualifiziertes Sanitätspersonal und –material vor Ort?
Erste Hilfe im Feuerwehrdienst Jeder Feuerwehrangehörige sollte in Herz-Lungen-Wiederbelebung aus- und fortgebildet werden In jeder Atemschutzübungsanlage sollte ein Laiendefibrillator (AED) vorgehalten werden. Wünschenswert wäre zus. eine Vorhaltung auf Löschfahrzeugen.
Technische Probleme „selbstständiges“ Schließen von Flaschenventilen Undichte Atemanschlüsse (Luftverlust bei Überdruckgeräten) vereiste Lungenautomaten (Reinigung u. Desinfektion) Unfälle mit Druckluftflaschen Abfallen von Lungenautomaten
Unfallursache?
Unfallursache?
FwDv7 Pflichtübungen (Belastung, Praxis, Unterweisung, Notfall) Atemschutzüberwachung ist bei jeder Übung und bei jedem Einsatz Pflicht. Jeder Trupp muss über ein Handsprechfunkgerät verfügen. Notsignalgeber werden empfohlen. Für Notfallmeldungen wird das Kennwort "MAYDAY" eingeführt. Bei Einsätzen unter Atemschutz muss mind. ein geeignet ausgestatteter SiTr gestellt werden!
Unfall doch passiert.. Und jetzt? Meldung an Leiter der Feuerwehr! Interne, ehrliche(!) Analyse Veröffentlichung auf www.atemschutzunfaelle.de – Meldebogen (Fern-)Unfallanalyse kurze und sehr grobe (Fern-)Analyse von langjährigen, erfahrenen Einsatzkräften verschiedener Dienststellen Detaillierte Untersuchungen durch eine offene Unfallkommission (vgl. Kölner Unfall). Hierzu kann Hilfestellung geleistet werden. Ggf. Weitergabe an das Ref. 8 „PSA“ der Vereinigung zur Förderung des deutschen Brandschutzes e. V. (über Meldebogen)
Zwischenfälle mit Geräten Gerät ohne große zeitliche Verzögerung zur Untersuchung einreichen. Es sollten keine Veränderungen bzw. eigenständige Prüfungen am Gerät vorgenommen werden. Im Unfallprotokoll ist der Einsatz- bzw. Übungsablauf genauestens zu beschreiben (verrichtete Tätigkeiten, Umgebungstemperaturen, Örtlichkeiten, Einsatzzeiten, Flaschendrücke usw.). Beim Schließen des Flaschenventils ist die Stellung des Flaschenventils (Öffnungszustand) so genau wie möglich im Protokoll zu vermerken.
3 Gründe wodurch Unfälle entstehen 1. Leiter, die nicht leiten. 2. Vorgesetzte, die Regeln mißachten. 3. Feuerwehrleute, die dumme und gefährliche Sachen tun. Aus: "Drei Gründe, warum immer wieder Feuerwehrleute verletzt und getötet werden" von Frank C. Schaper und Gregg Gerner Punkt 1: Einsatzstellenordnung, Highlander - Prinzip. Saubere Führungsstruktur zwingend notwendig! Punkt 2: Einhaltung von FwDv7 und UVV. Beide Vorschriften dienen der Sicherheit. Der Atemschutzeinsatz ist mitunter lebensgefährlich und erfordert eine entsprechende Sensibilität. Nichteinhaltung der Vorschriften kann mitunter fahrlässig sein. (Rückblick auf G26.3, nachlässiger Umgang mit der Thematik SiTr usw.) Punkt 3: Teilweise Ausbildungsmangel. Wissen die FA, dass sie dumme und gefährliche Sachen tun? Mangelnde Sensibilisierung. Unfälle sind fast immer durch Fehler oder Ausbildungsdefizite bei Mannschaft UND Führung begründbar!
Hausaufgaben Ist die Ausbildung in meiner Wehr den Anforderungen entsprechend? Wie sieht die körperliche Leistungsfähigkeit aus? Werden Fehler ehrlich behandelt und Maßnahmen zur Besserung getroffen? Befasst man sich mit Fehlern anderer und nimmt Bezug auf die eigene Wehr? Wie hoch ist der Tellerrand? Ausbildung: Realitiätsnah? Planung: Welche Anforderungen bestehen an den AGT`? Was muss er beherrschen, um seine Aufgabe richtig und sicher ausführen zu können? Brandbekämpfung, Suchen und Retten, Eigenrettung, Kameradenrettung usw... Eine Übung pro Jahr ist zu wenig! AGT Training muss nicht immer zwangsläufig unter PA stattfinden. Manche Tätigkeiten kann man „trocken“ üben. Leistungsfähigkeit beachten. Nicht nur im normalen Ablauf, auch beim Einsatz! Sind GF entsprechend sensibilsiert und achten darauf? Wenn nein: Warum?
für die Aufmerksamkeit Vielen Dank für die Aufmerksamkeit Kontakt: Ingo Horn www.atemschutzunfaelle.de horn@atemschutzunfaelle.de Tel: +49 (0)171/1907698