Hans von Storch GKSS, Helmholtz Gemeinschaft HGF KlimaCampus, Hamburg Klimaforschung und Klimapolitik – Rollenverteilung und Nachhaltigkeit 29 April 2010,

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 Präsentation transkript:

Hans von Storch GKSS, Helmholtz Gemeinschaft HGF KlimaCampus, Hamburg Klimaforschung und Klimapolitik – Rollenverteilung und Nachhaltigkeit 29 April 2010, Europäische Akademie, Rolandseck

Hans von Storch Klimaforscher Spezialgebiet: Küstenklima, also Windstürme, Sturmfluten, Seegang, Nordsee, Nordatlantik Kooperation auch mit Sozialwissenschaftlern

Themen 1.Die Wissenskonstruktionen vom Klimawandel 2.Postnormale Wissenschaft 3.Der ehrliche Makler 4.Nachhaltigkeit 5.Optionen der Klimapolitik 6.Zusammenfassung

Themen 1.Die Wissenskonstruktionen vom Klimawandel 2.Postnormale Wissenschaft 3.Der ehrliche Makler 4.Nachhaltigkeit 5.Optionen der Klimapolitik 6.Zusammenfassung

Wissenschaftliches Konstruktion Das Klima ist die Statistik des Wetters. Die Häufigkeitsverteilungen der Temperatur verschieben sich derzeit und in der absehbaren Zukunft fortgesetzt an fast allen Orten hin zu größeren Werten; der Meeresspiegel steigt; die Regenmengen verändern sich. Einige Extreme, wie etwa Starkniederschläge im Westwindgürtel der mittleren Breiten, werden sich verändern. Der Antrieb hinter diesen Veränderungen sind vor allem die Freisetzung von Treibhausgasen, also insbesondere Kohlendioxid und Methan.

Themen 1.Die Wissenskonstruktionen vom Klimawandel 2.Postnormale Wissenschaft 3.Der ehrliche Makler 4.Nachhaltigkeit 5.Optionen der Klimapolitik 6.Zusammenfassung

Postnormale Wissenschaft Unsicheres Wissen Folgenreiche Entscheidungen nötig Dringlichkeit von Entscheidungen Gesellschaftliche Werte betroffen

Themen 1.Die Wissenskonstruktionen vom Klimawandel 2.Postnormale Wissenschaft 3.Der ehrliche Makler 4.Nachhaltigkeit 5.Optionen der Klimapolitik 6.Zusammenfassung

Pielkes Forderungen Wissenschaft soll als honest broker agieren: Optionen und Folgen in der ganzen Breite aufzeigen. Politik soll in normativ schwierigen Situationen eine werte-konsistente Lösung finden und durch- setzen – und Wissenschaft nach Bedingungen dafür befragen.

Themen 1.Die Wissenskonstruktionen vom Klimawandel 2.Postnormale Wissenschaft 3.Der ehrliche Makler 4.Nachhaltigkeit 5.Optionen der Klimapolitik 6.Zusammenfassung

November 2009 March 2010

Wir brauchen eine gesellschaftliche Diskussion, was für eine Art von Wissenschaft die Gesellschaft will; was "gute" Wissenschaft ausmacht; welche Dienstleistung die Gesellschaft von ihrer Einrichtung "Wissenschaft" erwartet.

Themen 1.Die Wissenskonstruktionen vom Klimawandel 2.Postnormale Wissenschaft 3.Der ehrliche Makler 4.Nachhaltigkeit 5.Optionen der Klimapolitik 6.Zusammenfassung

Wir brauchen ermöglichendes Wissen nicht nur über die Aufgabe der weltweiten Reduktion der Freisetzung von Treibhausgasen sondern für die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels. Dies ist so, weil sich signifikante Veränderungen des Klimas bereits abzeichnen und in Zukunft noch deutlicher in Erscheinung treten werden. Politische Maßnahmen waren bisher, was die Emissionen betrifft, wenig oder gar nicht erfolgreich. Am wahrscheinlichsten wird das sogenannte "Business-as-usual" Szenario noch eine ganze Weile vorherrschen, oder die globalen Emissionen werden gar noch höher. Selbst wenn weltweite Klimaschutzmassnahmen in den kommenden Jahrzehnten erfolgreich sein sollten, wird der Klimawandel fortschreiten und damit das Wohlergehen und die Entwicklung der Gesellschaften über kommende Jahrzehnte beeinträchtigen. Daher muß die Frage der Anpassung auf die Agenda der öffentlichen Aufmerksamkeit.

Themen 1.Die Wissenskonstruktionen vom Klimawandel 2.Postnormale Wissenschaft 3.Der ehrliche Makler 4.Nachhaltigkeit 5.Optionen der Klimapolitik 6.Zusammenfassung

Das Klimathema ist ein ernstes Thema; es bedarf unserer Aufmerksamkeit. Es bedarf einer wissenschaftlichen Analyse und der politischen Bewertung. Eine weltanschaulich gesteuerte Wahrnehmung der Dynamik, der Klima- folgen, der Möglichkeiten und Notwendigkeiten, wie die medial-kulturelle Konstruktion sie bedient, mag kurzfristig Engagement erzeugen, wird aber kaum nachhaltige Erfolge erzielen. Vielmehr wird eine "kalte" wissenschaftliche Analyse benötigt, die Optionen und deren Folgen beschreibt, und so normative, politische Auswahl ermöglicht. Dazu muß die Klimawissenschaft sich einer Selbstreflektion unterwerfen, was Zweck, Prozedere und Ethik angeht. Die Aufgabe, für ein vorbestimmtes politischen Ziel geeignetes Wissen zu erzeugen, muß aufgegeben werden.

Es gilt, sich der Überlegungen von Roger Pielke und Robert Merton zu besinnen. Pielke empfiehlt, daß Wissenschaft durchaus problemorientiert arbeiten soll; Optionen für Lösungen gesellschaftlicher Probleme aufzeigen soll, aber eben nicht als Hilfstruppen einer gesellschaftlichen Präferenz versuchen, bestimmte Entscheidungen zu erzwingen. Vielmehr, alle Möglichkeiten und deren Folgen darstellen. Die Merton'schen Prinzipien beschreiben die fundamentale Bedeutung von Widerspruch, Nachprüfung, Offenheit, Nachhaltigkeit, Personenunabhängigkeit und Falsifikation, die erst das Potential der Wissenschaft als handlungsleitenden Deuter ermöglichen.

Dies wird bestenfalls in Umrissen erreicht werden können, aber schon eine Annährung wäre ein Erfolg und würde das postnormale Korsett der Klimaforschung lockern. Dazu braucht die Naturwissenschaft die Hilfe von Sozial- und Kulturwissenschaft, aber auch eine mündigen Öffentlichkeit, die dem gesellschaftliche Machtfaktor "Professoren" ebenso auf die Finger guckt wie Kardinälen, Generaldirektoren oder Gewerkschafts- funktionären.

Weblog KLIMAZWIEBEL