Reaktionen auf Untreue in Paarbeziehungen Anderer Gerd Bohner Oktober 2004.

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Reaktionen auf Untreue in Paarbeziehungen Anderer Gerd Bohner Oktober 2004

Überblick Geschlechtsunterschiede in Reaktionen auf sexuelle und emotionale Untreue Evolutionäre und sozio-kulturelle Erklärungen Reaktionen auf Untreue in Paarbeziehungen eng verwandter Personen –Befunde –Eine Alternativerklärung und Vorschläge für ein Entscheidungsexperiment –Mögliche Interpretationsprobleme

Welche Form der Untreue wird als belastender empfunden: Sexuelle oder emotionale Untreue? Zahlreiche Studien belegen Geschlechts- unterschiede in dieser Frage: –Sexuelle Untreue ist – relativ betrachtet – emotional belastender für Männer als für Frauen. –Emotionale Untreue ist emotional belastender für Frauen als für Männer. Geschlechtsunterschiede in Reaktionen auf sexuelle und emotionale Untreue

Methode: Forced-Choice-Szenarien (Buss et al., 1992) Please think of a serious or committed romantic relationship that you have had in the past, that you currently have, or that you would like to have. Imagine that you discover that the person with whom youve been seriously involved became interested in someone else. What would upset or distress you more (please circle only one): (A)Imagining your partner forming a deep emotional attachment to that person. (B)Imagining your partner enjoying passionate sexual intercourse with that other person.

Ergebnisse der ersten Studie von Buss et al. (1992): –Männer:60% sexuell / 40% emotional –Frauen: 17% sexuell / 83% emotional Was sind die Ursachen für diesen Unterschied?

(a)Evolutionäre Erklärung (z.B. Buss et al., 1992): Anpassung an geschlechtsspezifischen Selektionsdruck –Männer sind sich ihrer Vaterschaft unsicher => "Alarm" bei sexueller Untreue –Frauen müssen die Mitarbeit des Partners bei der Aufzucht der eigenen Kinder sichern => "Alarm" bei emotionaler Untreue (b)Sozio-kulturelle Erklärung (z.B. Wood & Eagly, 2002): Geschlechtstypische Sozialisation und rollentypische Erwartungen an Männer und Frauen. –Männer werden als aktiver und dominanter angesehen; sexuelle Promiskuität ist vereinbar mit der männlichen Rolle –Frauen werden als emotionaler und als "Hüterinnen der Moral" angesehen; sexuelle Promiskuität ist unvereinbar mit der weiblichen Rolle Evolutionäre und sozio-kulturelle Erklärungen

Reaktionen auf Untreue in Paarbeziehungen eng verwandter Personen Zur Entscheidung zwischen evolutionärer und sozio- kultureller Erklärung wurde vorgeschlagen, Personen zu ihren Reaktionen auf Untreue der Partner ihrer Verwandten (z.B. Kinder, Geschwister) zu befragen. Alternative Hypothesen: –Ein Effekt des Geschlechts der befragten Person stützt das sozio-kulturelle Modell –Ein Effekt des Geschlechts der betrogenen Person stützt das evolutionäre Modell

Reaktionen auf Untreue in Paarbeziehungen eng verwandter Personen Warum? –Wenn die Schwiegertochter sexuell "fremdgeht" oder der Schwiegersohn sich in eine Andere (als die eigene Tochter) verliebt, beeinträchtigt das die "inclusive fitness" von Schwiegervater und Schwiegermutter gleichermaßen. –Wenn beide aufgrund ihrer eigenen Geschlechtsrollen urteilen, sollte der Schwiegervater generell sexuelle Untreue schlimmer finden, die Schwiegermutter hingegen generell emotionale Untreue, d.h. gleichermaßen in Bezug auf die eigene Beziehung wie auf die Beziehung der Verwandten.

Empirische Überprüfungen Fenigstein & Peltz (2002) –Männer und Frauen reagieren negativer auf sexuelle Untreue der Schwiegertochter (100% bzw. 93.7%) als des Schwiegersohns (64.7% bzw. 35.3%). Shackelford et al. (2004) –Replikation dieses Befundes mit Mehr-Item-Skala (0, emotionale Untreue schlimmer, bis 1, sexuelle Untreue schlimmer): Männer / Frauen bei Schwiegertochter 0.59 / 0.54; bei Schwiegersohn 0.49 / 0.44 Michalski et al. (unpublished) –Vergleichbare Befunde mit Schwester bzw. Bruder als betroffener Zielperson; aber hier nur bei älteren Befragten.

Eine Alternativerklärung und Vorschläge für ein Entscheidungsexperiment Problem mit der "sozio-kulturellen" Hypothese der Evolutionspsychologen: Nicht das Geschlecht der urteilenden Person, sondern das Geschlecht der betrügenden Person könnte entscheidend sein (unabhängig vom Verwandtschaftsgrad!). Alternative Annahme: Männern wird generell sexuelle Untreue eher "verziehen" als Frauen. Test: Urteile über Untreue in Paarbeziehungen (a) enger Verwandter vs. (b) nicht-verwandter Personen. Hypothese: In (a) und (b) finden Frauen und Männer jeweils sexuelle Untreue der Frau schlimmer als sexuelle Untreue des Mannes.

Mögliche Interpretationsprobleme Unschön an der neuen Hypothese: Sie ist eine Nullhypothese. Ein Problem ergibt sich aus neueren kritischen Arbeiten zu den angenommenen Unterschieden in der genetischen Übereinstimmung zwischen Verwandten und Nicht-Verwandten: "Recent sociobiological research has [shown that] … the kinship (or relatedness) between random co-ethnics might be as high as that between half siblings or between grandparent and grandchild. This is more than enough to engage ethnicity in inclusive fitness processes." (Salter, 2004) Damit wäre wieder alles offen, und der gut belegte Geschlechtsunterschied in Reaktionen auf Untreue weiterhin auf der Suche nach einer befriedigenden Erklärung.

Cross-cultural Variability of Effect Size Percentage of males / females reporting greater distress at sexual (vs. emotional) infidelity (difference in parentheses): USA:60 / 17(43) South Korea:59 / 18(41) Poland:57 / 27(30) Netherlands:51 / 30(21) Britain:46 / 25(21) Hungary:31 / 17(14) Austria:26 / 12(14) Germany:27 / 15(12) (Data from Buss et al., 1992, 1999; Buunk et al., 1996; Maslowska et al., 2000; Voracek, 2001; and own data)