Währungsmanagement.

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Außenwirtschaftliches Gleichgewicht
 Präsentation transkript:

Währungsmanagement

Inhaltsfolie Glossar Die Zahlungsbilanz Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Gradmesser der Position gegenüber dem Ausland: Der Wechselkurs Währungsdeckung und Wechselkurs Bestimmungsgründe des Wechselkurses bei freier Kursbildung Nachfrage mit und ohne Grundgeschäft auf Devisenmärkten Fundamentalfaktoren Wechselkurstheorien: Zinsparitäten, Kaufkraftparitäten, Produktivitätsdifferenzen, Wachstum © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Inhaltsfolie (2) Wirkung von Wechselkursänderungen Absicherung von Wechselkursrisiken Ältere Kurssicherungsverfahren Neuere Kurssicherungsverfahren Weitere Geschäftskonstruktionen © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Glossar Devisen: Forderungen in fremder Währung. Sorten: Bargeld (Münzen und Scheine) in fremder Währung Währung: Gesetzliches Zahlungsmittel eines Wirtschaftsraumes (Deutschland: Euro = €) Wechselkurs: Preis einer Währungseinheit Arten von Wechselkursen feste mit Interventionsverpflichtung flexible mit/ohne Interventionen flexible mit enger/weiter Paritätsfixierung und Interventionsverpflichtung © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Die Zahlungsbilanz Außenbeitrag Die Leistungsbilanz gibt an, inwieweit der laufende Bedarf an Fremdwährung durch eigene Verkäufe von Leistungen ins Ausland gedeckt werden kann. Defizit bedeutet vermehrte Auslandsverschuldung Handelsbilanzüberschuss: Exporte > Importe Positiver Außenbeitrag: Waren- und Dienstleistungs-Exporte > Importe Bilanz der laufenden Übertragungen: regelmäßige Transfers, d.h. ohne Gegenleistungen, wie z.B. von Gastarbeitern, der Regierung an die EU etc. © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Das Stabilitätsgesetz nennt als eine Zielvorgabe das außenwirtschaftliche Gleichgewicht. Ziel ist es dabei, die heimische Wirtschaft unempfindlicher zu machen gegen das Übergreifen von Krisen der internationalen Finanzmärkte auf das Inland. Zu diesem Zweck soll die wechselseitige Verschuldung von Inland und Ausland auf einen Umfang begrenzt werden, mit dem die Zentralbank vor dem Hintergrund ihrer Devisen- und Goldreserven noch umgehen kann. © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Außenwirtschaftliches Gleichgewicht –wozu? Vereinfacht: Die Leistungsbilanz soll nicht dauerhaft positive oder negative Salden aufweisen. Ansonsten wird das heimische Bankensystem Kreditgeber (Überschüsse) oder Kreditnehmer (Defizite) im Ausland und gerät in Abhängigkeit von dessen Rückzahlungswille und –fähigkeit bzw. von dessen fortgesetzter Bereitschaft zur Kreditvergabe. Beispiele: Argentinien musste 2002 vorübergehend die Bezahlung aller Auslandsschulden einstellen, wodurch die deutschen Großbanken etwa 500 Mio Euro verloren. Um die kredite wieder bedienen zu können ist eine „Strangulierung“ der heimischen Wirtschaft durch Steuern nötig. Der US-Haushalt und der Konsum der Amerikaner hängt am Tropf asiatischer Kreditgeber. Geben sie keine Kredite mehr nach USA, dann bricht der Staat zusammen und die Wirtschaft kollabiert. © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Gradmesser der Position gegenüber dem Ausland: Der Wechselkurs © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Währungsdeckung und Wechselkurs (1) Bei direkter Warendeckung des Geldumlaufes Beispiel Goldstandard: Verhältnis der Goldbestände der Zentralbank (Deckung) zur in Umlauf befindlichen Geldmenge bestimmt den Wert des Geldes; Wechselkurs entspricht dann der Relation der Deckungsverhältnisse. Der Goldstandard war vor dem 1. Weltkrieg in den entwickelten Staaten allgemein verbreitet; nach dem 2. Weltkrieg kam er nochmals abgemildert weltweit in Gebrauch von 1946-1968/71 durch das Abkommen von Bretton Woods. Eine solche Warendeckung ist auf ein Gleichgewicht von Verfügbarkeit der Deckung und Geldmengenentwicklung angewiesen. Deshalb endete er beide Male wegen der ausufernden Staatsverschuldung durch Kriegslasten (68: Vietnam). © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Währungsdeckung und Wechselkurs (2) Ohne direkte Warendeckung Grundsätzlich ließe sich auch bei € und US-$ der Wechselkurs in Abhängigkeit von der Deckung (Gold- und Devisenreserven der Zentralbanken, Güterproduktion) bestimmen. Aufgrund der sich ständig ändernden Zusammensetzung dieser Deckungsbestände und von Bewertungsproblemen im internationalen (Preise und Kaufkraftrelation) und im Zeitvergleich (1 Stück Computer kostet 1998 ... und 2000 ... ) ist dies jedoch praktisch weder sinnvoll noch möglich. Bei komplexen Wirtschaftsräumen sind einheitliche Bewertungsmaßstäbe bei uneinheitlicher Währungspolitik nicht mehr denkbar. © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Bestimmungsgründe des Wechselkurses bei freier Kursbildung(1) Währung eines Landes als „Staatsaktie“ Betrachten wir der Einfachheit halber die Währung einmal analog zu einer Aktie. Die Währung ist Gegenstand einer Spekulation auf die Wertentwicklung des Staates selbst bzw. einer Geldanlage in diesem. Dabei gibt es zwei Arten von kursbildenden Faktoren: die fundamentalen, die Wirtschafts- bzw. „Aktienkurs-“ Entwicklung langfristig prägenden und die technischen Faktoren, die deutlichen Einfluss auf die kurzfristigen Kursausschläge haben © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Bestimmungsgründe des Wechselkurses bei freier Kursbildung (2) Wichtige „harte“ fundamentale Faktoren sind die Kaufkraft das Zinsniveau die Wachstumsdynamik der Außenhandel und die Auslandsverschuldung „weiche“ Fundamentalfaktoren sind u.a. die Anpassungsfähigkeit von Wirtschaft und Politik bei gleichzeitiger Stabilität der gesellschaftlichen Verhältnisse das Führungspersonal in Politik und Zentralbank insgesamt also das Image eines Landes im Ausland Als technischer Faktor kommt vor allem der Trend der Wechselkursentwicklung in Betracht © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Nachfragekomponenten auf Devisenmärkten (1) Devisennachfrage mit Grundgeschäft Außenhandel: Unabhängig davon, in welcher Währung ein Unternehmen Rechnungen für Waren ans Ausland stellt oder von diesem erhält: immer werden auf einer Seite Geldwechselvorgänge (nicht unbedingt in voller Höhe) ausgelöst. Geldanlage: Geldanlagen bzw. Kreditgewährungen lösen dann Währungsnachfrage aus, wenn sie mit einem Wechsel der Zielwährung verbunden sind. Reine Mitteltransfers (€ auf Schweizer Konten) sind nachfrageneutral. Transferzahlungen (z.B. Gastarbeiterzahlungen, Entwicklungshilfe, Zuschüsse an multinationale Organisationen) werden oft im Zielland umgetauscht und damit als Devisennachfrage wirksam © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Nachfragekomponenten auf Devisenmärkten (2) Devisennachfrage ohne Grundgeschäft Spekulation: Vorwegnahme erwarteter zukünftiger Wechselkurs- oder Zinsänderungen (Sinkender Zins bringt Kursgewinn bei Wertpapieren) zur Gewinnerzielung Geldanlage: Erscheinen Aktien oder Wertpapiere in einem Land plötzlich als interessante Anlage, so wandert das Geld dort hin und wird umgetauscht. Arbitrage: Ausnutzen von zeitgleich bestehenden unterschiedlichen Wechselkursen auf verschiedenen Märkten (z.B. $/€ in New York, Tokio, London und Frankfurt) Zentralbankinterventionen: Versuch der Beeinflussung der Kursbildung durch Käufe und Verkäufe von heimischer und ausländischer Währung. Ziel v.a.: Änderung des Wechselkurstrends. © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Fundamentalfaktoren (1) Kaufkraftparitätentheorie (Erklärung über Außenhandel) Infos der OECD Grundaussage: In jedem Land kosten alle handelbaren Güter - mit dem Wechselkurs bewertet - dasselbe. (Setzt u.a. identisches Nutzenempfinden voraus!) Ist die Inflationsrate zweier Länder unterschiedlich hoch (z.B. GB 5%>D 3%), verteuert sich der Warenwert stärker in dem Land mit der höheren Inflationsrate (GB). Die Nachfrage nach Gütern aus diesem Land und damit nach dieser Währung (GBP) nimmt ab. Ihr Preis (der des GBP) lässt nach und das Ausland (D) kann wieder die gleiche Gütermenge kaufen (für 1 €).  Inflationsunterschied (nicht absoluter Preis) bestimmt Wechselkursänderung Frühindikatoren: alle kostenwirksamen Preise wie Importgüter- und Großhandelspreise, Tariflöhne, ... © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Der Big-Mac-Index 2003 (für 2002) Country BigMac Price Actual Exchange Rate 1 USD = Over(+) / Under(-) Valuation against the dollar, % Purchasing Power Price in Local Currency in US dollars United States $2.65 2.65 1.00 - Argentina Peso 3.85 1.2915 2.981 -51.3586 1.45 Australia A$3.20 2.5018 1.2791 -10.8748 1.14 Brazil Real4.50 1.6599 2.711 -37.2925 1.70 Britain £1.99 3.8678 1.9436‡ 45.7726 0.75 Canada C$3.20 2.6877 1.1906 1.6294 1.21 China Yuan9.95 1.2007 8.2865 -54.7457 3.75 Euro area €2.75 3.7017 0.7429 38.6458 1.03 Hong Kong HK$11.25 1.4472 7.7736 -45.4564 4.24 Hungary Forint 492 2.6984 182.33 2.0128 186 Indonesia Rupiah16,155 1.7865 9042.7 -32.5865 6,096 Japan ¥263 2.5764 102.08 -2.6254 99.40 Malaysia M$5.10 1.3415 3.8017 -49.4963 1.92 Mexico Peso22.0 1.9756 11.136 -25.467 8.30 New Zealand NZ$3.95 2.8468 1.3875 7.3874 1.49 Poland Zloty6.30 2.0183 3.1214 -23.7522 2.38 Russia Rouble40.00 1.4322 27.93 -45.9721 15.09 Singapore s$3.30 2.0192 1.6343 -24.1265 1.24 South Africa Rand14.05 2.4509 5.7326 -7.5463 5.3 South Korea Won3,211 3.0604 1049.2 15.4213 1,211 Sweden Skr30.0 4.536 6.6137 71.1599 11.32 Switzerland SFr6.35 5.616 1.1307 112.2579 2.40 Taiwan NT$70.55 2.191 32.2 -17.3292 26.62 Thailand Baht55.0 1.4044 39.162 -47.015 20.75 Purchasing Power Parity (PPP): is a measure of the relative purchasing power of different currencies. It is measured by the price of the same goods in different countries, translated by the FX rate (or exchange rate) of that country's currency against a "base currency". How to read this table: In this case, the goods is the Big Mac. For example, if a BigMac costs €2.75 in the countries that use Euro and costs $2.65 in US, then the PPP exchange rate would be 2.75/2.65 = 1.0377. If the actual exchange rate is lower, then the BigMac theory says that you should expect the value of the Euro to go up until it reaches the PPP exchange rate. If the actual exchange rate is higher, then the BigMac theory says that you should expect the value of the Euro to go down until it reaches the PPP exchange rate. The Over/Under valuation against the dollar is calculated as: (PPP - Exchange Rate)         ----------------------------------     x 100 Exchange Rate         © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Fundamentalfaktoren (2) Verfeinerung: Produktivitätsdifferenzen (noch Außenhandel) Ein Land, dessen Produktivität schneller wächst (Effizienz des Mitteleinsatzes steigt, Kosten sinken c.p.), als die Produktivität der anderen Staaten, kann seine Güter preiswerter als diese auf den Weltmärkten anbieten. Folge: Die Nachfrage nach Gütern dieses Landes und damit seiner Währung steigt an. Konsequenz: Der Preis der Währung erhöht sich. (Samuelson-Balassa-Effekt) Frühindikatoren: Innovationspotential (F&E-Aufwand, Patente), rechtliche Beschränkungen, Investitionsneigung, Branchenstruktur, Nutzungszuwächse bei Schlüsseltechnologien etc. © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Fundamentalfaktoren (3) Zinsparitätentheorie für Geldanlagen Besteht eine allgemeine Erwartung über die zukünftige Wechselkursentwicklung (z.B. € nicht steigend gegenüber dem $) (und bei Wertpapieranlagen über die Zinsentwicklung im Ausland wegen Kursgewinnen/-verlusten) und das Zinsniveau im Ausland erhöht sich (Ursache ist wichtig; s. nächste Seite), so fließt das Kapital dorthin, weil die Anlage in der fremden Währung mehr Rendite bringt. Dies bewirkt tendenziell eine Aufwertung der stärker nachgefragten Währung, was die Rendite beim Zurücktauschen in die heimische Währung zusätzlich erhöht. Frühindikatoren: Budgetpläne der öffentlichen Hand, Baugenehmigungen, Investitionsabsichten der Unternehmen, ... © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Fundamentalfaktoren (4) Wachstumsunterschiede Ein dynamisches Wirtschaftswachstum steht mit allen drei bisher vorgestellten Ansatzpunkten in Beziehung. Eine anziehende Güternachfrage eröffnet den Güterherstellern bis zu einer Anpassung der Produktionskapazitäten zusätzliche Preisspielräume (Kaufkraftparität: Preis der Währung fällt) Sie ermöglicht bzw. verlangt nach Investitionen, die oftmals mit Produktivitätszuwächsen einher gehen (Produktivitätsdifferenzen: Preis steigt) Als weiterer Faktor kommt hinzu, dass bei einem starken Wachstum meist die Importe stärker wachsen als die Exporte (man gönnt sich was; Motiv genau umgekehrt zu Kaufkraftparitäten-Überlegung; Handlung gleich). Dies schwächt die heimische Währung. © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Fundamentalfaktoren (5) Wachstumsunterschiede (Forts.) Investitionen und private Güternachfrage führen oftmals zu einem deutlichen Anstieg der privaten Kreditnachfrage und damit zu einer Zinserhöhung (Zinsparität: Preis der Währung steigt zumindest solange wie das Abwertungsrisiko aufgrund Inflation (s.o.) als gering angesehen wird). Starkes Wirtschaftswachstum ermöglicht Innovationsschübe durch hohe Investitionen (rasche Produktivitätssteigerung) und steigende Preise führen bei zeitlich nachlaufenden Kosten zu steigenden Gewinnen. Das lässt die Aktienkurse steigen und zieht Anlagekapital an. Der Gesamteffekt hängt wesentlich von der Stärke der Inflation ab. Je niedriger sie ist, desto deutlicher kann die Aufwertung gegenüber Ländern mit geringerem Wachstum ausfallen. Frühindikatoren für das Wachstum: Geschäftsklimaindex, Auftragseingänge, ... © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Wirkung von Wechselkursänderungen Wirkung einer Abwertung der Heimat- (€) gegenüber der Fremdwährung (US-$) Exportüberschuß (= Außenbeitrag Export-Import) steigt, da Exportgüterpreis in US-$ sinkt und damit Wettbewerber verdrängt werden. (€ wird gestärkt) Teile der Importe verteuern sich. Je nach Bedeutung (Öl, Mikrochips) dieser Importe tritt „importierte Inflation“ durch Kostensteigerungen auf (Schwächung des €), die mit Zinserhöhungen bekämpft wird (Stärkung des €). Die Beschäftigung in der Exportgüterbranche (und mit Verzögerung in anderen Bereichen) steigt = Wachstumsimpuls (€ wird gestärkt) Sofern die Auslastung im Exportbereich (und den nachgeordneten Wirtschaftszweigen) zu hoch wird, steigt der Rationalisierungsdruck, die Produktivität wird erhöht (€ gestärkt). Ist die Auslastung gering, so wird die Rationalisierung eher verschleppt, da der Wechselkursvorteil bequem den Absatz sichert (€ geschwächt). © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Absicherung von Wechselkursrisiken © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Gründe für Kurssicherung Werden künftig anfallende Zahlungsein- bzw. -ausgänge abgesichert, spricht man von Covering-Transaktionen. Handelt es sich um eine bereits bestehende Fremdwährungsposition (z. B. ein Aktienportefeuille in fremder Währung), liegt Hedging vor. Derartige Geschäfte werden entweder vorgenommen, um die Kalkulation eines Basisgeschäftes (Waren- oder Dienstleistungsverkauf; Kaufkraft eines Transfers) sicherzustellen oder aus spekulativen Gründen (Kursgewinne erzielen) © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Ältere Kurssicherungsverfahren Devisentermingeschäfte Durch den Abschluss eines Devisentermingeschäftes wird ein später (z. B. in drei Monaten) eingehender bzw. benötigter Fremdwährungsbetrag bereits jetzt ge- oder verkauft. Der Wechselkurs wird bereits heute festgelegt. Er errechnet sich aus dem Kurs für sofortige Geschäfte und einem Zu- oder Abschlag für die Zeitdifferenz bis zur tatsächlichen Abrechnung. Glattstellung per Kasse über Fremdwährungsanlagegeschäfte bzw. Fremdwährungskreditgeschäfte Wenn kein Terminmarkt besteht oder der Terminmarkt sehr klein ist, ist die Kurssicherung auch dadurch möglich, dass zur Kurssicherung einer Fremdwährungsverbindlichkeit die Devise per Kasse gekauft und bis zur Fälligkeit der Zahlung (Kredittilgung) zinsbringend angelegt wird bzw. zur Kurssicherung einer Fremdwährungsforderung ein Kredit in der Fremdwährung aufgenommen und die Kreditvaluta (Valuta) am Kassamarkt verkauft wird. © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Neuere Kurssicherungsverfahren Devisenoptionen Option bedeutet, eine Versicherung zu haben. Wenn ein Schaden wahrscheinlich wird (Kursverlust), dann nimmt man sie in Anspruch, sonst lässt man sie verfallen bzw. verkauft sie und hat entweder sogar noch einen Gewinn gemacht oder aber nur die Versicherungsprämie bezahlt. Die Prämienhöhe richtet sich nach der Schadenswahrscheinlichkeit, die sich hauptsächlich aus der Schwankungsbreite (Volatilität) des Wechselkurses ableitet. Dsehalb um so teurer, je länger sie läuft und je näher der abgesicherte Kurs am Tageskurs liegt Sie eignen sich besonders dann zur Kurssicherung, wenn zunächst nur ein Angebot abgegeben wird, das Kursrisiko aber schon für die Laufzeit des Angebotes ausgeschlossen werden soll. Currency Futures unterscheiden sich von Optionen nur durch eine gewisse Standardisierung, die sie für normale Warengeschäftsabsicherungen eher unbrauchbar macht. © Anselm Dohle-Beltinger 2003

Weitere Geschäftskonstruktionen Weitere Kurssicherungsmöglichkeiten für einen Kreditgeber bestehen in einer Vereinbarung von Währungsklauseln (als Wertsicherungsklauseln) und Währungsoptionsklauseln im Abschluss einer Wechselkursversicherung (Wechselkursgarantien und Wechselkursbürgschaften des Bundes, Ausfuhrgewährleistungen des Bundes). Deutsche Exporteure können (eine entsprechend starke Position im Markt vorausgesetzt) das Wechselkursrisiko durch Fakturierung (Faktura, Handelsrechnung) in Inlandswährung (DM) auf die ausländischen Importeure verlagern. © Anselm Dohle-Beltinger 2003