Kreislaufanalyse Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Makroökonomie

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© Anselm Dohle-Beltinger 2010
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Kreislaufanalyse Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Makroökonomie © Anselm Dohle-Beltinger 2010

0 Gliederung Themendefinition Kreislaufmodelle Begriffe und Vernetzung Ausblick Kreislaufmodelle Sektoren als Typen Einfaches Modell Komplexeres Modell Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Produktion und Einkommen Einbeziehung des Auslands Überleitung der Größen Einige Detailrechnungen Grenzen der Aussagefähigkeit Makroökonomie Restriktionen einfacher Modelle Der fundamentale Unterschied: Marktoptimismus oder Marktpessimismus Überblick über die Theorien Ein einfaches Modell bei Marktoptimismus – Klassik/Neoklassik Ein einfaches Modell bei Marktpessimismus - Keynesianismus Ansätze einer Wachstumstheorie © Anselm Dohle-Beltinger 2010

0 Zusammenhang Mikro- & Makroökonomie Die Mikroökonomie sucht Erkenntnisse zu gewinnen über die Entscheidungen einzelner Haushalte und Unternehmen bezüglich einzelner Güter, das sind Produktionsfaktoren Waren Dienstleistungen und damit letztlich auf Einzelmärkten Die Makroökonomie generalisiert diese Einzelaussagen um Beziehungen zwischen verschiedenen Märkten herstellen zu können Mikroökonomie untersucht Einzelmärkte Makroökonomie stellt Zusammen-hänge her © Anselm Dohle-Beltinger 2010

1 Themendefinition © Anselm Dohle-Beltinger 2010

1a Begriffe und Vernetzung Wirtschaftssektoren Wirtschaftssubjekte gleicher Art werden zu Gruppen, sog. Sektoren, zusammengefasst Besonderheiten im Verhalten der einzelnen Gruppenmitglieder verschwinden dabei zu Gunsten einer Generalisierung/Typisierung Pole Ein Punkt im Wirtschaftskreislauf, bei dem sich viele Geld- oder Güterströme konzentrieren; terminologisch oft gleichgesetzt mit „Sektor“ Sektor Staat und Pol Sozialversicherung Sektor Unternehmen und Pol Banken Sektoren sind ohne interne Individualität Pole weichen in wichtigen Einzel-merkmalen vom Grundtypus ab © Anselm Dohle-Beltinger 2010

1a Begriffe und Vernetzung Wirtschaftskreislauf Stellt die typischen Aktivitäten der Sektoren in ihrer Vernetzung dar Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Erfasst die Aktivitäten in Form von Buchführungskonten und bewertet sie entweder nur ökonomisch oder in Koppelung mit anderen Kennwerten Kreislauf zeigt Zusammenhänge bildlich VGR erfasst diese numerisch © Anselm Dohle-Beltinger 2010

1a Begriffe und Vernetzung Makroökonomisches Totalmodell Die wichtigsten Vernetzungen der Sektoren mit den in- und ausländischen Beschaffungs- und Absatzmärkten sowie der staatlichen Aktivität werden abgebildet Ziel: Analyse des gegenwärtigen und vergangenen Wirtschaftsgeschehens (Zusammenhänge Ursache-Wirkung) Entwicklung und Bewertung von politischen Handlungsalternativen Prognose ökonomischer Entwicklungen Wachstum Zunahme der Produktionskapazität (maximal mögliche Outputmenge) Makroökonomisches Totalmodell stellt Theorie über Ursache und Wirkung (Richtung und Stärke) auf. © Anselm Dohle-Beltinger 2010

1b Ausblick In diesem Semester wird die wichtigste Grundlage gelegt für die Analyse von Wirtschaftspolitik Essenzielle Zusammenhänge sind Produktion - Wertschöpfung – Einkommen Marktoptimismus, Ordnungspolitik und (Neo-) Liberalismus Marktpessimismus und staatliche Einflussnahme auf Angebot und Nachfrage Unterschiedliche Handlungsrezepte bei ökonomischen Krisen Ziele: selbständige wirtschaftspolitische Analysefähigkeit und Bildung einer eigenen Meinung zu wirtschaftspolitischen Grundsatzfragen Makroökonomie als Verständnisgrund-lage für Wirtschafts-politik Das muss auch nach der Prüfung hängen bleiben Dafür ist es gut © Anselm Dohle-Beltinger 2010

2 Kreislaufmodelle © Anselm Dohle-Beltinger 2010

2a Sektoren als Typen In der Mikroökonomie lernen wir die Abhängigkeit der Angebots- und Nachfragekurven von den individuellen Kosten- und Nutzenfunktionen sowie den Möglichkeiten der Einkommens/Ertragserzielung Marktversagen, unterschiedliche Konkurrenzsituationen etc beeinflussen die Analyse Die Makroökonomie braucht abstraktere Typen mit weniger Detailinformationen, wenn sie Zusammenhänge zeigen will Google-Earth Nahansicht des Fotos ist brauchbar für Immobilienlage Landkarte in großem Maßstab ist gut für Städteverbindungen © Anselm Dohle-Beltinger 2010

2a Sektoren als Typen Es werden drei bzw. vier inländische Sektoren definiert Haushalte (Hh; private Haushalte und Organisationen ohne Erwerbscharakter) Unternehmen (U; mit Erwerbscharakter/ Gewinnerzielungsabsicht) oft unterteilt in Finanzunternehmen („Vermögensbildung“) übrige Staat (St; inländische Gebietskörper-schaften, EU und gesetzliche Sozialversicherung) Ferner gibt es das Ausland/ die „übrige Welt“ als vierten Sektor Vier Sektoren reichen zur Beschreibung der meisten wirtschaftlichen Zusammenhänge Statt die Vermögensbildung als eigenen „Sektor“ zu führen, kann sie auch als „Pol“ bezeichnet werden. „Übrige Welt“ wegen Staatenbünden wie EU © Anselm Dohle-Beltinger 2010

2b Das einfache Kreislaufmodell Es besteht aus nur zwei Sektoren, die miteinander wirtschaftlich verbunden sind: private Haushalte und Unternehmen Indirekte Unterstellung dieses Modells: Alle Produktionsfaktoren stehen im Eigentum der privaten Haushalte. Das ist zwar juristisch falsch, aber ökonomisch richtig Die privaten Haus-halte sind die Initia-toren aller Unterneh-men. Ihnen steht der Liquidationserlös zu. Somit sind die Haus-halte ökonomisch gesehen die Eigen-tümer von deren Aktiva; die Unter-nehmen sind nur die Treuhänder der privaten Haushalte © Anselm Dohle-Beltinger 2010

2b Das einfache Kreislaufmodell Bereitstellung der Produktionsfaktoren Haushalte Unternehmen Angebot von Gütern © Anselm Dohle-Beltinger 2010

2b Das einfache Kreislaufmodell Geldströme Bereitstellung der Produktionsfaktoren Entgelt für Faktornachfrage Haushalte Unternehmen Entgelt für Güternachfrage Merke: Güter- und Geld-ströme laufen entgegengesetzt Angebot von Gütern © Anselm Dohle-Beltinger 2010

2c notwendige Definitionen © Anselm Dohle-Beltinger 2010

2c Notwendige Definitionen (2) © Anselm Dohle-Beltinger 2010

2c Komplexer Wirtschaftskreislauf Achtung: nur Geld-, nicht Warenströme Sektor Ausland Exportzahlungen Transfers Importzahlungen Faktorentgelte Faktorentgelte positiver Außenbeitrag Güterkaufpreise Sektor Unternehmen Pol Vermö-gensbildung Sektor Staat direkte und indirekte Steuern Subventionen Konsumgüterkaufpreise Kapitalanlage Kreditvergabe Fremdkapitalanalage direkte Steuern Transfers Faktorentgelte Eigen- und Fremdkapitalanlage Faktorentgelte Kreditvergabe Ersparnis Sektor Haushalte Kreditvergabe Eigen- und Fremdkapitalanlage © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3 Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3 Die VGR Die VGR bildet die Geldströme eines Wirtschaftsraumes in Kontenform ab Sie soll damit helfen, quantitative Aussagen über die Wirtschaft zu treffen Sie schafft Grundlagen für die Testung von ökonomischen Modellen an der Realität und die Folgenabschätzung z.B. staatlichen Handelns in der Wirtschaft Sie stellt einen Teilbereich der Wohlstandsmessung dar Nur Geldströme Ökonometrie: Messung der Wirtschaft Wohlstand einer Gesellschaft ist nicht nur ökonomisch zu sehen © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3 Zusammenhänge Die Produktion legt die Höhe der Einkommen fest. Die Einkommen werden (abzgl. der Vorweg-Abgaben an den Staat) an die Produktionsfaktoren ausbezahlt Diese verwenden sie für Güterkäufe Quelle: www.destatis.de © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3a Produktion und Einkommen Die Produktionsfaktoren und ihre Entlohnung Kapital Unberücksichtigt bleiben hierbei das Sozialkapital (Infrastruktur, gesellschaftliche Normen, Humankapital) und der technische Fortschritt als weitere Produktionsfaktoren. Diese werden teils direkt durch den Einkauf bei Unternehmen (Maschinen, Lizenzen etc.) erworben, teils durch Abgaben an den Staat bezahlt, der die Faktoren den Bürgern zur Verfügung stellt. © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3a Abschreibungen als Faktoreinkommen? Unternehmen bestreiten ihre Investitionen mit geliehenem Geld. Es ist dabei egal ob es sich um Eigenkapital oder Fremdkapital handelt; beides kommt von den privaten Haushalten. Das geliehene Geld resultiert aus Einkommen, das gespart wurde und soll möglichst bald wieder für neue Verwendungen frei werden (im selben Unternehmen bei Eigenkapital; irgendwo anders bei Fremdkapital) = kurze Amortisationsdauer der Investition Die Abschreibung ist nur die Rückzahlung/erneute Freisetzung des in früheren Perioden geliehenen Geldes durch das Unternehmen. Sie sind also kein aktuelles Einkommen, sondern nur die Rückgabe des geliehenen alten Einkommens an den wirtschaftlichen Eigentümer. Neues Einkommen resultiert nur aus der Rendite der Investition, soweit sie Tilgung und den laufenden Aufwand (außer Kreditkosten bzw. kalkulatorische Eigenkapitalkosten, denn die sind ja schon Faktoreinkommen) übersteigen. Folge: nur Nettogrößen der VGR lassen Rückschlüsse auf Faktoreinkommenshöhe zu © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3a Was ist die Leistung eines Unternehmens Die Rechnung, die ein Unternehmen stellt, umfasst keineswegs nur ein Entgelt für die geistige und körperliche Leistung der im eigenen Unternehmen eingesetzten Produktionsfaktoren, sondern es werden auch die zugekauften Materialien, Maschinen, Dienstleistungen anderer Firmen damit bezahlt. Betrachten wir es abstrakt, dann ist auf jeder Produktionsstufe nur die physische und psychische Leistung der Mitarbeiter des Unternehmens einschließlich der Unternehmensführung zum zugekauften Input hinzugekommen. Diesen Zusatzwert des Produktes bezeichnen wir als Nettowertschöpfung. Beispiel aus der Informatik: Der Verkaufspreis einer Software (ohne Steuern) abzüglich aller (anteiligen) Kosten der zu seiner Erstellung benötigten Fremdprodukte (z.B. Entwicklungssoftware, Strom, Hardware-Abschreibungen) und Dienstleistungen (z.B. Rechtsberatung) ist die Netto-Wertschöpfung. Würde man die Abschreibung nicht abziehen, so handelte es sich um die Bruttowertschöpfung. Eigene versus von anderen Unternehmen bezogene Leistungen Fremdleistung + Eigenleistung (Wertschöpfung) = Gesamtleistung Nettowertschöpfung + Abschreibungen = Bruttowertschöpfung © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3a Identität von Faktoreinkommen und Wert des Güterangebotes Ein Unternehmen Alle Unternehmen Also ist das Nettoangebot an Gütern (die nicht zur Produktion anderer Güter verbrauchte Menge) identisch mit der Höhe des Faktoreinkommens © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3a Nettowertschöpfung = Faktoreinkommen Wert der Produktion = Faktoreinkommen Im allereinfachsten Fall wäre die Nettowertschöpfung der Unterschiedsbetrag zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis eines Gutes, zugleich der Gewinn. Es werden aber meist außer dem Eigenkapital des Unternehmers weitere Produktionsfaktoren benötigt um die Marktnähe eines Gutes zu erhöhen. Um diese Faktoren zu entlohnen müssen Gewinnanteile abgegeben werden in Form von Löhnen, Gehältern, Mieten, Pachten und Zinsen. Der Wert der einzelnen Produktionsfaktoren richtet sich dabei nach dem Wert der mit Ihnen erreichbaren Marktleistung. Ist die erzielte Marktleistung geringer als die Faktorentgelte, so schließt das Unternehmen mit Verlusten ab, d.h. die Eigentümer verlieren zum Ausgleich aller Aufwendungen Teile ihres eingesetzten Eigenkapitals oder sie müssen nochmals frisches Eigenkapital bringen. Alle sechs Elemente zusammen sind das Faktor- oder Primäreinkommen, d.h. das aus dem Verkauf der Produktionsfaktoren erzielte Einkommen. Es entspricht in seiner Höhe den mit den Produktionsfaktoren geschaffenen Werten, also der Nettowertschöpfung. Nettowert-schöpfung = Faktor-einkommen © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Brotzeitservice Meier 3a Beispiel dazu Brotzeitservice Meier Umsatz 500 € - Abschreibung 15 € - Einkauf 185 € Nettowertschöpfung 300 € Variante 1: One-man-show Gewinn 300 € Variante 2: Two-men-show Gewinn 200 € Lohn/Gehalt 100 € Variante 4: wie V.3 mit Miete Gewinn 120 € Lohn/Gehalt 100 € Zinsen 30 € Miete/Pacht 50 € Variante 3: wie V.2 mit Kredit Gewinn 170 € Lohn/Gehalt 100 € Zinsen 30 € Faktorein-kommen © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3a Der Unterschied zwischen Wertschöpfung und Umsatz beim einzelnen Unternehmen - Vorleistungen 60.000€ = Bruttowertschöpfung - Abschreibung 40.000€ = Nettowertschöpfung Nettowertschöpfung = Löhne/Gehälter + Zinsen + Mieten/Pachten + Gewinne/Verluste = = Faktoreinkommen Ein Milchbauer braucht viele Materialien und Maschinen, um die Milch zu erzeugen, z.B. Traktoren, Anhänger, Spritzgeräte (Maschinen werden abgeschrieben als Ausgleich für den Wertverlust durch Gebrauch), Düngemittel, Futtergetreide, … Verkauft er seine Milch für 200.000 €, so sind davon vielleicht 60.000 € Vorleistungen (die Bruttowertschöpfung beträgt 140.000 €) und 40.000 € Abschreibungen (die Nettowertschöpfung beträgt 100.000 €) Mit der Nettowertschöpfung bezahlt er die Pacht für fremde Flurstücke, die er nutzt, Löhne für Erntehelfer und Zinsen an die Bank. Der Rest stellt seinen Gewinn dar. © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3a Die Identität von Wertschöpfung und Umsatz der letzten Stufe bei der Gesamtheit der Unternehmen Absatzkette: Rohmilch vom Bauer an Molkerei Tütenmilch von Molkerei an ALDI Werden alle Unternehmen einer Volkswirtschaft zusammen gezählt, so werden die Umsätze des in der Absatzkette vorhergehenden Unternehmens zu Vorleistungen/ Abschreibungen des nachfolgenden. Zur Vereinfachung wird auf Abschreibungen verzichtet und wir tun wir so als wären die Vorleistungen des Bauers nicht vorhanden und zugleich seine Rechnung die einzige Vorleistung des nachfolgen Unternehmens. Das Ergebnis kann von drei auch auf 3.000 Unternehmen übertragen werden. © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3a Die Identität von Wertschöpfung und Umsatz bei der Gesamtheit der Unternehmen Bauer: Verkaufspreis 200.000 € Vorleistungen 0 € Bruttowertschöpfung* 200.000 € Molkerei Verkaufspreis 500.000 € Vorleistungen 200.000 € Bruttowertschöpfung* 300.000 € ALDI: Verkaufspreis 850.000 € Vorleistungen 500.000 € Bruttowertschöpfung* 350.000 € * Annahme hier: Afa=0  Brutto=Netto Endverkaufspreis = Summe der einzelbetrieblichen Bruttowertschöpfun-gen = gesamtwirtschaftliche Brutto-wertschöpfung = Wertschöpfung 200.000 € 300.000 € 350.000 € 850.000 € = Wert der Güter für den letzten Ge- und Verbrauch = Brutto-inlandsprodukt = Endverkaufspreis 200.000 + 500.000 + 850.000 = 1.550.000€ = Wert der Güter für den gesamten Ge- und Verbrauch = Bruttoproduktionswert © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3b Die Einbeziehung des Auslandes Inländerkonzept und Inländerprodukt bzw. Nationaleinkommen Frage: Wieviel Geld steht den Inländern zur Verfügung? Das Inländereinkommen ist das von Inländern bezogene Einkommen einschließlich der Faktoreinkommen aus dem Ausland. Inländerprodukt: Summe der Güter und Dienstleistungen, die von den ständigen Einwohnern einer Verwaltungseinheit ( Wohnortprinzip) in einem bestimmten Zeitraum, in der Regel in einem Jahr hergestellt werden, unabhängig vom Ort der Produktion Bezeichnungen: Brutto-/Netto- nationaleinkommen Inlandskonzept und Inlandsprodukt Inlandsprodukt: Summe der Güter und Dienstleistungen, die in den Grenzen eines Landes (oder einer Verwaltungseinheit) in einem bestimmten Zeitraum, in der Regel in einem Jahr, hergestellt wurden (unabhängig davon, von wem sie erzeugt wurden). Das Inlandseinkommen ist das hieraus resultierende Einkommen. Nicht dazu zählen die Ein-kommen, die Inländern aus dem Ausland zufließen (nicht abgezogen werden im Inland entstandene Einkommen, die Ausländern zufließen). Bezeichnung: Brutto- oder Nettoinlandsprodukt © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3b Die Einbeziehung des Auslandes Inlandskonzept und Inlandsprodukt Verwendung: Bei der Frage nach dem Konjunkturverlauf, Wachstum der Produktion. Inländerkonzept und Inländerprodukt bzw. Nationaleinkommen Weitere Begriffe: Volkseinkommen: Nettonationaleinkommen abzüglich Produktions- und Importabgaben zuzügl. Subventionen verfügbares Einkommen der privaten Haushalte: Faktor- bzw. Primäreinkommen ± Transfersaldo - Steuern und Sozialabgaben Verwendung: Bei der Analyse von Entwicklung, Verteilung und Verwendung (z.B. Konsumverhalten) des Einkommens. © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3c Überleitung der Größen Definitionen zur VGR © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3c Definitionen zur VGR (2) © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3c Entstehungs- und Verteilungsrechnung Werte in Mrd. € für 2011 in jeweiligen Preisen; Stand Januar 2012 Quelle: Statist. Bundesamt; VGR Inlandsproduktsberechnung - erste Jahresergebnisse FS 18 Reihe 1.1 - 2011 Inlandskonzept Im Inland erwirtschaftetes Faktoreinkommen = NIP: Löhne, Gehälter, Gewinne, Mieten, Pachten, Zinsen Wieviel Produktion erfolgt im Inland? Wieviel Einkommen steht den Inländern zur Verfügung? Inländerkonzept Quelle: Statistisches Bundesamt © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3c Entstehungs- und Verteilungsrechnung Werte in Mrd. € für 2008 in jeweiligen Preisen; Stand Februar 2009 Quelle: Statist. Bundesamt; VGR Inlandskonzept Im Inland erwirtschaftetes Faktoreinkommen = NIP: Löhne, Gehälter, Gewinne, Mieten, Pachten, Zinsen Wieviel Produktion erfolgt im Inland? Wieviel Einkommen steht den Inländern zur Verfügung? Inländerkonzept Quelle: Statistisches Bundesamt © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3c Entstehungs- und Verteilungsrechnung Werte in Mrd. € für 2009 in jeweiligen Preisen; Stand Januar 2010 Quelle: Statist. Bundesamt; VGR Inlandsproduktsberechnung - erste Jahresergebnisse FS 18 Reihe 1.1 - 2009 Inlandskonzept Im Inland erwirtschaftetes Faktoreinkommen = NIP: Löhne, Gehälter, Gewinne, Mieten, Pachten, Zinsen Wieviel Produktion erfolgt im Inland? Wieviel Einkommen steht den Inländern zur Verfügung? Inländerkonzept Quelle: Statistisches Bundesamt © Anselm Dohle-Beltinger 2010

3c Entstehungs- und Verteilungsrechnung Werte in Mrd. € für 2010 in jeweiligen Preisen; Stand Januar 2011 Quelle: Statist. Bundesamt; VGR Inlandsproduktsberechnung - erste Jahresergebnisse FS 18 Reihe 1.1 - 2010 Inlandskonzept Im Inland erwirtschaftetes Faktoreinkommen = NIP: Löhne, Gehälter, Gewinne, Mieten, Pachten, Zinsen Wieviel Produktion erfolgt im Inland? Wieviel Einkommen steht den Inländern zur Verfügung? Inländerkonzept 37 Quelle: Statistisches Bundesamt © Anselm Dohle-Beltinger 2010 37

Wo entsteht die Wertschöpfung? Quelle: Statistisches Bundesamt; Stand Januar 2012 © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Wie wird die Produktion verwendet Quelle: Statistisches Bundesamt ; Stand 31.12.2006 © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Quelle: Statistisches Bundesamt Nicht in den Privaten Konsumausgaben enthalten sind die Zahlung von direkten Steuern, Versicherungen, Übertragungen an andere private Haushalte oder Organisationen sowie die Tilgung und Verzinsung von Krediten. Ebenfalls nicht enthalten sind Käufe von Grundstücken und Gebäuden sowie die Ausgaben für die Bildung von Geldvermögen. Konsum Gesamtvolumen 2011: 1.475 Mrd € privat 502 Staat dav. 319 Individualkonsum Schweiz 18,26% D: 14 %, dav. Tabak 2,2 Quelle: Statistisches Bundesamt © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Staatsverschuldung und Verschuldungsfähigkeit in D Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundesministerium der Finanzen; eigene Berechnungen; Stand: 31.12.2005 © Anselm Dohle-Beltinger 2010

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Quelle: Bundesrechnungshof: Bemerkungen 2006 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes; S. 103 Anschlussfinanzierung: Kreditmittel zur Bezahlung fälliger Tilgungen von Altschulden Aktueller Stand: Bund allein nahm 2009 66,8 Mrd € zusätzlichen Kredit auf; Plan für 2010: 85,8 Mrd Stand 01/2010 © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Quelle: Bundesrechnungshof: Bemerkungen 2006 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes; S. 102 Wichtigstes Sondervermögen: Fonds Deutsche Einheit © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Was taugt das BIP als Wohlfahrtsmaß? © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Kritikpunkte an der VGR und den Wohlstandsmaßen (1) Datenerhebung teilweise schwierig Datenschutz, indirekte Ermittlung etc. Bewertung von Nicht-Marktaktivitäten Haushaltsleistungen werden gar nicht und staatliche Dienstleistungen im Vergleich zu niedrig bewertet. Inwieweit die Schattenwirtschaft vollständig abgebildet wird, ist nicht ganz klar. Lt. Statistischem Bundesamt ist sie nach Mei-nung von Eurostat durch die Wahl der Berechnungsmethoden für die besonders anfälligen Wirtschaftsbereiche EU-weit ausreichend berücksichtigt. Gleichwohl wird sie nicht betragsmäßig abgegrenzt. Schätzwert der Uni Linz für D in 2003: Mehr als 7 Mio. Personen, 370 Mrd.€ Umsatz = 17% des BIP bei einem Wachstum von 5,6% p.a.. © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Was ist Schattenwirtschaft? offizieller Haushalts- Informeller Irregulärer Krimineller Sektor sektor Gütererstellung/ Dienstleistung Legal Illegal Gewerbeausführung Markttransaktionen Ja Nein VGR-Konventionen1 BIP Selbstversorgungswirtschaft (legal) Schattenwirtschaft im engeren Sinne (hidden economy; illegal) Beispiele Warenverkäufe Einzelhandel Umsätze Post Bankgebüh­ren Do-it-Yourself, Eigenarbeit beim Hausbau; Reparaturen; Kinderbetreu-ung Nachbarschaftshilfe; Beratungszentren; Selbsthilfeorganisa-tionen; ehrenamtliche Tätigkeiten; Netzwerkhilfe; Realtausch Schwarzarbeit: 1.) Verstoß gegen Gewerbe­& Handwerksord-nung 2.)Steuer- und Abgabenhinter-ziehung, Leistungsmiss-brauch Handel mit gestohlenen Gütern und Drogen; verbotene Glücksspiele; Betrug; Schmuggel; Hehlerei © Anselm Dohle-Beltinger 2010

© Anselm Dohle-Beltinger 2010 Stand 2009 lt. Schneider-Interview im Wiwo 16.1.10: 253 Mrd € (+6 Mrd €); Erwartung 2010: +5 bis +8 Mrd € © Anselm Dohle-Beltinger 2010

BIP als Wohlfahrtsmaß Wiewohl das BIP pro Kopf wohl das beste Einzelmaß darstellt für die Güterverteilung, hat es doch große Schwächen: Keine Erfassung von Externalitäten Keine Berücksichtigung der Einkommensverteilung Keine Darstellung wichtiger Größen für das Gefühl der gesellschaftlichen Teilhabe © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Human Development Index (HDI) der UNO Der HDI versucht, mehr diese Teilhabe auszudrücken, indem er sich zusammensetzt aus den Größen: BIP pro Kopf Gesundheit, ausgedrückt als Lebenserwartung Bildung © Anselm Dohle-Beltinger 2010

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Wohlfahrtsentwicklung © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Weiterentwicklungen der VGR Einige Organisationen, wie z.B. die OECD verwenden zu Wohlfahrts-/Wohlstands-vergleichen soziale Indikatoren, die die Versorgung z.B. mit immateriellen Gütern als Korrektiv zu den rein geldmäßigen Quantitäten der VGR abbilden sollen. Die Kritik hieran richtet sich v.a. gegen die Zusammensetzung der einzelnen Indikatoren und damit verbundene Werthaltungen (ist Länge der Ausbildung immer positiv zu sehen?). © Anselm Dohle-Beltinger 2010