Vorlesung Geschichte der Volkswirtschaftslehre

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 Präsentation transkript:

Vorlesung Geschichte der Volkswirtschaftslehre Ulrich van Suntum Vorlesung Geschichte der Volkswirtschaftslehre   Münster, WS 2002/03 t w

Warum Beschäftigung mit Geschichte der Ökonomie? Probleme und Behauptungen wiederholen sich (Arbeitszeitverkürzung, technischer Fortschritt, Rolle des Geldes...) Kluge Gedanken und Theorieansätze werden manchmal vergessen (Quantitätstheorie, Politische Ökonomie, Konjunkturerklärung...) Theorien oft orts- und zeitbezogen (Keynes´sche Theorie, Marx´sche Theorie...) Gesamtverständnis nimmt zu, auch interdisziplinär Allgemeinbildung schadet nicht

M. Blaug, Economic Theory in Retrospect, 5. Aufl. 1996   Literatur: O. Issing (Hg.), Geschichte der Nationalökonomie, 3. Aufl. , München 1994 U. van Suntum, Die unsichtbare Hand. Ökonomisches Denken gestern und heute. Berlin u.a. , 2. Auflage 2001 J. Starbatty (Hg.), Klassiker des ökonomischen Denkens, 2. Bde, München 1989 M. Blaug, Economic Theory in Retrospect, 5. Aufl. 1996 F. Söllner, Die Geschichte des ökonomischen Denkens, Berlin u.a. 1999 Bertrand Russell, Philosophie des Abendlandes, Zürich, 8. Aufl. 1999

1. Überblick über dogmengeschichtliche Zusammenhänge   Gliederung: 1. Überblick über dogmengeschichtliche Zusammenhänge 2. Vorläufer der Ökonomie in Antike und Mittelalter 3. Merkantilismus und Kameralismus 4. Physiokratie 5. Klassik 6. Gegenbewegungen zur Klassik: -                     romantische und historische Schule -                     Sozialismus und Marxismus 7. Neoklassik

Drei Stufen der Entwicklung ökonomischer Theorie (nach Hans Besters) 1. „Wirtschaftspolitik im Dienste zeitgenössischer Strömungen“ Antike (vor Christus) Scholastik (0 bis ca. 1500) Merkantilismus (ca. 1500 – 1776) 2. „Ökonomie als selbständige, systematische Wissenschaft“ Physiokratie (ca. 1750 bis 1810) Klassik (1776 – ca. 1870) Sozialismus/Marxismus (1848 bis 1990) Romantische und Historische Schule (ca. 1800 bis 1900) 3. „Moderne Ökonomie: Trennung von Theorie und Politik“ Ältere Neoklassik (ca. 1870 bis ca. 1936) Neuere Neoklassik, Keynesianismus (1936 bis heute)

1. „Wirtschaftspolitik im Dienste zeitgenössischer Strömungen“ Vereinzelte Aussagen im Rahmen philosophischer, staatsrechtlicher oder religiöser Abhandlungen Dominanz normativer Aussagen (z.B. Zinsverbot) Teilweise metaphysische Aussagen (z.B. über „Wesen“ des Geldes) Thomas von Aquin (1225-1274)

2. „Ökonomie als selbständige, systematische Wissenschaft“ Dominanz positiver Aussagen Aber keine Trennung von normativen Aussagen Aktive Einflußnahme vieler Ökonomen auf die Politik (Ricardo, Turgot, Marx) Adam Smith (1723-1790)

3. „Moderne Ökonomie: Trennung von Theorie und Politik“ Strikte Trennung normativer von positiven Aussagen (Max Weber => Werturteilsstreit) Mathematische und empirische Methoden setzen sich durch (Thünen, Walras, Menger) Ökonomie als „Königin der Sozialwissenschaften“ Max Weber (1864-1920)

Drei Grundansätze wirtschaftspolitischen Handelns: (nach J. Starbatty) Prokrustes-Ansatz => Planwirtschaft Sisyphus-Ansatz => Interventionismus Herkules-Ansatz => Marktwirtschaft

Prokrustes-Ansatz Zwangskorsett planwirtschaftlicher Vorgaben Unterdrückung jeder Eigeninitiative Beispiele: früherer Ostblock, China

Sisyphos-Ansatz: Ständiges Anrennen gegen die Marktkräfte Permanente Ausweichreaktionen Verlust an wirtschaftlicher Dynamik Beispiele: Wohnungspolitik, Arbeitsmarktpolitik

Herkules-Ansatz: Kluges Nutzen der Kräfte des Marktes Rahmenbedingungen statt direkter Intervention Ordnungspolitik statt Prozeßpolitik Beispiele: Wettbewerbsrecht, Umweltzertifikate