Piraterie früher und heute?.

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 Präsentation transkript:

Piraterie früher und heute?

Ein öffentlich rechtlicher Fernsehkommentator empörte sich : Piraten gehören ins Kino, aber gefälligst nicht ins 21. Jahrhundert!

Piraterie (von griechisch πειραν peiran, eigentlich wagen, peirates und lateinisch pirata Seeräuber) oder Seeräuberei, auch Freibeuterei: Gewalttaten, Eigentumsdelikte oder Freiheitsberaubungen, die zu eigennützigen Zwecken von einem See- oder Luftfahrzeug aus auf hoher See oder in anderen Gebieten verübt werden, die keiner staatlichen Gewalt unterliegen

Durch die Jahrhunderte und Jahrtausende hindurch gab und gibt es in allen Ländern: Schmuggler, Menschenhändler, Drogendealer, Räuber und Auftragsmörder. Sie gehören um keinen Deut mehr ins 21. Jahrhundert als der Pirat. Und zugleich berechtigt nichts zu der Hoffnung, Kriminalität würde aussterben, auch nicht die auf dem Wasser

Die Wegelagerer des Mittelalters und Postkutschenräuber des Wilden Westens überfielen später Züge und stoppen inzwischen Geldtransporter. Bankräuber fliehen heute nicht mehr zu Pferd, sondern mit Auto oder Motorrad.

Einzig die nostalgische Verklärung der Piraterie durch Legenden um den mittelalterlichen Klaus Störtebeker oder Hollywood-Filme, die vornehmlich im 17. oder 18. Jahrhundert spielen, suggerieren, unfriedliche Weltmeere habe es nur vor unseren „modernen Zeiten“ gegeben.

Ein wohl berechtigter, aber leider auch naiver Wunsch. Verbrechen sind nicht von Moden abhängig. Sie sind so flexibel, dass sie mit der Zeit gehen, und nicht mit der Zeit untergehen.

Im Mittelmeer existierte ab ca. 1400–1200 v. Chr Im Mittelmeer existierte ab ca. 1400–1200 v. Chr. ein Seevölkerrecht, aber erst um die Zeit des attisch-delischen -Seebundes im 5. Jahrhundert v.Chr. änderte sich darin die Auffassung des Piraten vom Feind zum Verbrecher.

Mit dem Aufstieg Roms zur einzigen Seemacht im Mittelmeer wurde die neue Hauptaufgabe der römerischen Flotte die Jagd auf Piraten.

Dazu waren die Trieren zu schwer und zu langsam Dazu waren die Trieren zu schwer und zu langsam. Kleine schnelle Kriegsschiffe wurden zur neuen Hauptwaffe der Flotte.

Im ersten Jahrhundert v. Chr Im ersten Jahrhundert v. Chr. bezeichnete Cicero die Piraten als Feinde der Menschheit, gegenüber denen kein Versprechen und kein Schwur zu halten sei.

Nach einer Periode, in der das Seerecht keine Bedeutung hatte, verfestigte sich diese Ansicht im Hochmittelalter (um 1200) in der pauschalen Friedloserklärung des als außerhalb der christlichen Gemeinschaft stehend angesehenen Piraten.

Nachdem sich während der Hansezeit die nautischen Geräte verbesserten, waren viele Schiffsführer, die die Wege der Handelsfahrer sehr genau kannten, so wie heute die Lotsen, nicht mehr gefragt. Und weil sie ohne Einnahmequellen blieben, nutzten viele, wie Claus Störtebeker, ihre Kenntnisse, um die Segelschiffe der Hanse zu berauben.

Mit solchen Schiffen ist Columbus nach „Westindien“ gesegelt, was später die Raubzüge der spanischen Conquistadoren nach sich zog, die dann Schiffsladungen von Gold nach Spanien schickten, die wiederum von englischen Freibeutern - mit Kaperbrief der Königin Elisabeth - angegriffen wurden.

Die Streitigkeiten auf See zwischen England und Spanien gipfelten im Angriff der spanischen Armada, die mit vergleichsweise riesigen Kriegsschiffen vor Englands Küste kamen und dort in engen Gewässern und schwierigen Tiden- und Wetterverhältnissen von den leichteren und viel beweglicheren Schiffen der Engländer geschlagen wurden.

Im 17. Und 18. Jahrhundert befuhren Piraten, Handels- und Kriegsmarine mit solchen Schiffen die Meere und holten alle möglichen Güter aus Übersee.

So gab es das „goldene Dreieck“: Sklaven nach Amerika - Rum, Baumwolle etc nach Europa - Glasperlen und anderer Tand nach Afrika, mit dem (z.B.!) dänische Händler und Städte reich wurden (Flensburg).

Gab es Regeln, an die sich die Piraten untereinander zu halten hatten? Gerade weil das Leben hart war und die Piraten auf ihren Reisen auf vieles verzichten mussten und unter zum Teil furchtbaren Bedingungen miteinander auf engstem Raum leben mussten, gab es oft auf den Schiffen strenge Regeln, nach denen sich jeder richten musste, der angeheuert wurde. Um die strenge Disziplin auch auf langen Reisen zu halten, mussten die anheuernden Piraten vor der Abfahrt oft strenge Regeln unterschreiben, nach denen dann auf dem Schiff gehandelt wurde.

Die pauschale Friedloserklärung des Mittelalters wirkte noch bis ins 19. Jahrhundert in dem Recht fort, Piraten auf See jederzeit ohne Gerichts-verhandlung töten zu dürfen.

Auch die Art der Waffen, die Seeräuber benutzten, hing immer von der Zeit und der Gegend ab, in der sie lebten und zur See fuhren. So kämpften die Wikinger um 800 n. Chr. mit reich verzierten Streitäxten, Schwertern und Speeren, mittelalterliche Kanalpiraten dagegen mit Bootshaken und einfachen Messern, während Piraten des 18. Jahrhunderts Pistolen und Musketen besaßen.

Im 17. und 18. Jahrhundert waren die Schiffe dann auch mit Kanonen ausgestattet - alle, auch die Handelsschiffe.

Wie ist es heute?

Fallzahlen weltweiter Piraterie und bewaffneter Raubüberfälle auf Schiffe seit 1998

ワbersicht Gesellschaft & Politik Recht & Ordnung Jahr Zahl der Überfälle auf See 1998 210 1999 309 2000 471 2001 370 2002 383 2003 452 2004 330 2005 266 2006 241 2007 282 2008 147 Statistik:2009 International maritime organization ワbersicht Gesellschaft & Politik Recht & Ordnung

Zum Vergleich Im Januar wurden laut dpa auf der rund 100 Kilometer langen Wasserstraße zwischen Kiel und Brunsbüttel 2493 Schiffe gezählt, nachdem es ein Jahr zuvor im Vergleichsmonat noch 3666 waren. Die transportierte Ladung sank nach Zahlen des Schifffahrtsamtes von 9,17 Millionen auf 5,55 Millionen Tonnen. (erschienen am 13. Februar 2009)

Sicherheitsrat sagt Piraten den Kampf an Die UN sagen den Piraten in somalischen Hoheitsgewässern den Kampf an: Angesichts zunehmender Überfälle auf Schiffe vor der Küste des ostafrikanischen Landes hat der Weltsicherheitsrat andere Staaten ermächtigt, dort mit Kriegsschiffen und Flugzeugen gegen die Piraten vorzugehen.

Eine entsprechende Resolution wurde jetzt in New York einstimmig beschlossen: Danach dürfen auch in den Hoheitsgewässern "alle Mittel zur Unterdrückung von Akten der Piraterie und bewaffneter Überfälle auf See" ergriffen werden. Die somalische Übergangs- regierung hatte sich aufgrund des im Lande herrschenden Bürgerkriegs außerstande erklärt, selbst effektiv gegen die Piraten vorzugehen. Somalia hat keine eigene Marine.

Der Weltsicherheitsrat betonte in der Resolution die Souveränität Somalias und rief zugleich alle Mitglied-staaten auf, die Führung in Mogadischu im Kampf gegen die Piratenbanden zu unterstützen. Jeder Einsatz in den Hoheitsgewässern müsse der somalischen Regierung mitgeteilt werden. Das Vorgehen gegen Piraten dürfe dort in gleicher Weise erfolgen, "wie es das internationale Recht auf hoher See regelt."

Artikel 101 des Seerechtsübereinkommens definiert gleichlautend mit Artikel 15 des Übereinkommens über die Hohe See: Seeräuberei ist jede der folgenden Handlungen: a) jede rechtswidrige Gewalttat oder Freiheitsberaubung oder jede Plünderung, welche die Besatzung oder die Fahrgäste eines privaten Schiffes oder Luftfahrzeugs zu privaten Zwecken begehen und die gerichtet ist i) auf Hoher See gegen ein anderes Schiff oder Luftfahrzeug oder gegen Personen oder Vermögenswerte an Bord dieses Schiffes oder Luftfahrzeugs; ii) an einem Ort, der keiner staatlichen Hoheitsgewalt untersteht, gegen ein Schiff, ein Luftfahrzeug, Personen oder Vermögenswerte; b) jede freiwillige Beteiligung am Einsatz eines Schiffes oder Luftfahrzeugs in Kenntnis von Tatsachen, aus denen sich ergibt, dass es ein Seeräuberschiff oder -luftfahrzeug ist; c) jede Anstiftung zu einer unter Buchstabe a oder b bezeichneten Handlung oder jede absichtliche Erleichterung einer solchen Handlung.

Diese Definition grenzt Seeräuberei explizit ab gegen vergleichbare Handlungen staatlich beauftragter Akteure. Hierbei handelt es sich völkerrechtlich um Maßnahmen eines Staates. Wenn eine solche Maßnahme nicht rechtmäßig ist, kann im Extremfall eine Angriffshandlung dieses Staates im Sinne des Artikels 39 der Charta der Vereinten Nationen (UN) vorliegen.

Die Überfälle der Piraten bezeichnete der Sicherheitsrat als Bedrohung des internationalen Friedens und der Sicherheit in der Region. Alle mit Kriegsschiffen und Flugzeugen in der Region vertretenen Staaten wurden aufgefordert, "wachsam" zu sein und Überfälle zu verhindern. Die Regelung gilt zunächst für sechs Monate.

Die Deutsche Marine kontrolliert im Rahmen der "Operation Enduring Freedom" die internationalen Seegewässer vor Somalia. Die dort derzeit eingesetzte Fregatte "Emden" darf aber nach dem Bundestagsmandat nicht aktiv gegen Piraten vorgehen.

Trotz der juristischen Unklar- heiten können allerdings auch deutsche Kriegsschiffe bereits jetzt gegen Piraten vorgehen – wenn diese gerade ein Schiff angreifen. Das tat Anfang der Woche die Besatzung der Fregatte Кarlsruhe, die sich derzeit (3.6.08) in der Region befindet – ohne Auftrag zur Seeräuber-Jagd. Mit dem bewaffneten Bordhubschrauber der Кarlsruhe verscheuchten die Soldaten schwer bewaffnete Angriffskommandos, die einen Überfall auf einen äthiopischen Frachter und einen britischen Tanker starten wollten. Dafür musste die Bundeswehr noch nicht einmal einen Schuss abfeuern.

Die Piraten sind aber nicht immer so erfolglos: (aus einem Bericht des „Stern“ vom 24.11.08) Piraten hatten den Öltanker "Sirius Star", der einer Tochtergesellschaft des saudischen Konzerns Aramco gehört, vor neun Tagen vor der kenianischen Küste in ihre Gewalt gebracht. Das Schiff ist mit zwei Millionen Barrel Öl beladen und die bislang größte Beute der Seeräuber.

Nach Drohungen islamistischer Milizen in Somalia haben die Piraten mit dem gekaperten Super-Tanker "Sirius Star" den Ankerplatz vor der Hafenstadt Haradhere verlassen. Die Islamisten hatten in den vergangenen Tagen mehrfach gedroht, sie nähmen den Kampf gegen die Seeräuber auf.