Übersetzung Italienisch - Deutsch

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erstellt von Lorella Pantani
Vo#1:Semantik als Wissenschaft Semantik I Matej-Bel-Universität in Banská Bystrica Zuzana Tuhárska.
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 Präsentation transkript:

Übersetzung Italienisch - Deutsch Sitzung – 15.10.2009 Kleine Geschichte der Übersetzungstheorie und -praxis

I. DIE ITALIENISCHE ÜBERSETZUNGSGESCHICHTE Zunächst Übersetzungen aus dem Lateinischen und Griechischen Latein als Zwischenstufe aus dem Griechischen „Relatinisierung“ des Italienischen durch Übersetzungen aus dem Lateinischen Einfluss der Nachbarkulturen zu unterschiedlichen Epochen 14. Jh.: zahlreiche Übersetzungen aus dem (Alt)Französischen 17. Jh.: Dominanz von Übersetzungen aus dem Spanischen 18. Jh.: Mehrheitlich Übersetzungen aus dem Französischen 19. Jh.: wenige Übersetzungen aus dem Deutschen und Spanischen

II. KLEINE GESCHICHTE DER ÜBERSETZUNGSTHEORIE Der Beginn übersetzungstheoretischer Überlegungen in der Antike Übersetzung im Mittelalter Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit Übersetzungstheorie im 18. und 19. Jahrhundert Sprachwissenschaft und Übersetzungstheorie im frühen 20. Jahrhundert

Kleine Geschichte der Übersetzungstheorie 1. Kapitel Der Beginn übersetzungs-theoretischer Überlegungen in der Antike Cicero Horaz Hieronronymus Augustinus

Der Beginn übersetzungstheoretischer Überlegungen in der Antike Römische Antike – die Übersetzung griechischer Texte: Cicero (106-46 v.Chr.) Ciceros Kommentare zum Übersetzen stellen einen der ersten Schritte in die theoretische Analyse des Übersetzungsvorgangs dar. Cicero steht vor der konkreten Frage, wie Reden aus dem antiken Athen, die als Beispiele für junge Redner in Rom dienen sollen, übersetzt werden müssen, damit man überhaupt ihre Vorbildlichkeit erkennen kann.

Der Beginn übersetzungstheoretischer Überlegungen in der Antike Cicero Er rechtfertigt seine Vorgehensweise in De optimo genere oratorum mit der Formel „non converti ut interpretes sed ut orator“ („ich habe sie nicht als Dolmetsch übertragen, sondern als Redner“).

Der Beginn übersetzungstheoretischer Überlegungen in der Antike Ziele des Übersetzens nach Cicero Übereinstimmung mit dem aktuellen Sprachgebrauch; der übersetzte Text soll sprachlich wie ein authentischer einheimischer Text wirken; die Übersetzung soll nicht nur Idee und Konzept vermitteln, sondern auch deren Form und die davon abhängige Wirkung, dh. die pragmatische Dimension des Textes;

Der Beginn übersetzungstheoretischer Überlegungen in der Antike Cicero Die Forderung nach Wirkungsgleichheit wird vom Kriterium der Textart abhängig gemacht (ähnlich wie in der modernen Textlinguistik).

Der Beginn übersetzungstheoretischer Überlegungen in der Antike Römische Antike – Horaz (65 - 8 v.Chr.) Horaz unterscheidet in seiner Ars poetica zwischen wörtlicher und sinngemäßer Übersetzung

Der Beginn übersetzungstheoretischer Überlegungen in der Antike Römische Antike – Hieronymus (347-419 n.Chr.) Hieronymus ist der Schutzpatron der Übersetzer. Neben seiner Bibelübersetzung schrieb er über Bibelauslegung und theologische Kontroversen, historische Texte, und machte weitere Übersetzungen.

Der Beginn übersetzungstheoretischer Überlegungen in der Antike Hieronymus Am besten bekannt ist Hieronymus als Verfasser der Vulgata, einer Bibelübersetzung in das gesprochene Latein seiner Zeit, die eine Korrektur der Itala oder Vetus Latina (der „Italischen“ oder „Alten Lateinischen“ Version) war . Die Vulgata brauchte einige Jahrhunderte, bis sie die Vetus Latina überall abgelöst hatte. Erst ab dem 8. bis 9. Jahrhundert war sie im ganzen westlichen Christentum im Gebrauch. Ungefähr ab dem 9. Jahrhundert wurde sie im Westen als einzig gültige Bibel angesehen, die Bibelübersetzung in die Volkssprachen kam bis zur Reformation weitgehend zum Erliegen.

Der Beginn übersetzungstheoretischer Überlegungen in der Antike Hieronymus Anhänger eines sinnorientierten Übersetzens Kampf gegen die starke Strömung des wörtlichen Übersetzens Ausnahme: die sinnorientierte Methode in heiligen Schriften ist dort nicht zulässig, wo auch die Wortfolge ein Mysterium ist (Brief an Pammachius).

Der Beginn übersetzungstheoretischer Überlegungen in der Antike Hieronymus „Ich gebe nicht nur zu, sondern ich bekenne frei heraus, dass ich bei der Übersetzung griechischer Texte – abgesehen von den Heiligen Schriften, wo auch die Wortfolge ein Mysterium ist – nicht ein Wort durch das andere, sondern einen Sinn durch den anderen – ausdrücke“

Der Beginn übersetzungstheoretischer Überlegungen in der Antike Römische Antike – Augustinus (354-430 n.Chr.) Augustinus entwickelt im 2. Buch von De Doctrina Christiana die komplexeste Theorie der sprachlichen Zeichen in der Antike und der Möglichkeiten ihrer Übersetzung und exemplifiziert die Spannung zwischen einer rein semantischen und einer rein pragmatischen Orientierung.

Der Beginn übersetzungstheoretischer Überlegungen in der Antike Die Übersetzungstheorie von Augustinus Unterscheidung zwischen übersetzbaren und nichtübersetzbaren sprachlichen Elementen; Unterscheidung zwischen textuellen Eigenschaften der rationalen Argumentation und emotionalen Äußerungen, die kulturspezifischen Charakter aufweisen; Kenntnis der Sprachen in ihrem kulturellen Kontext ist wichtig, sonst wird der Übersetzer mit unbekannten und unübersetzbaren Zeichen konfrontiert.

Der Beginn übersetzungstheoretischer Überlegungen in der Antike Die Übersetzungstheorie von Augustinus Idiomatik ist nicht das alleinige Kriterium einer guten Übersetzung; Spannung zwischen richtigem Verständnis und Idiomatik wird hingenommen; Hauptinteresse übersetzungstheoretischer Überlegungen: die Wahrheit der hl. Schrift und deren Verbreitung (bestimmte Theorie und Praxis bis zur Renaissance).

Kleine Geschichte der Übersetzungstheorie 2. Kapitel Übersetzung im Mittelalter Die „Übersetzerschule“ von Toledo

Übersetzungspraxis im Mittelalter Die „Übersetzerschule von Toledo“ Übersetzerschule von Toledo ist ein im frühen 19. Jahrhundert von Armand Jourdain geprägter Begriff, unter dem verschiedene Aktivitäten der Übersetzung aus dem Arabischen zusammengefasst werden, die seit dem 12. Jahrhundert in Toledo nachweisbar sind. Es handelte sich dabei nicht um eine Schule im Sinne einer Institution, sondern um verschiedenartige Aktivitäten der Übersetzung, die durch den Kontakt zwischen arabischkundigen Mozarabern und Juden mit Romanen bzw. lateinischen Autoren ermöglicht und zum Teil durch bischöfliche oder königliche Initiative gefördert wurden.

Übersetzungspraxis im Mittelalter Die „Übersetzerschule von Toledo“ Ein einheitlicher Entstehungsprozess lässt sich für die in Toledo entstandenen Übersetzungen nicht nachweisen. Aus den Incipits und Prologtexten einiger dieser Werke und aus dem Vergleich erhaltener Fassungen ergibt sich aber in vielen Fällen ein Zusammenwirken arabisch- und lateinkundiger Autoren, bei dem zunächst ein Jude oder Mozaraber nach dem arabischen Original eine romanische Zwischenstufe erstellte, die unter Umständen nur mündlich bestand und ihrerseits die Grundlage für die lateinische Version bildete. Mozarabisch oder Kastilisch dienten in diesem Fall nur als nur Übermittlersprachen. Später, in der alfonsinischen Periode, wurde im Regelfall aus dem Arabischen ins kastilische Spanisch übersetzt und durch einen emendador die Schlussredaktion vorgenommen.

Übersetzungspraxis im Mittelalter Die „Übersetzerschule von Toledo“ Im 13. Jahrhundert gingen neue Übersetzungsinitiativen von Alfons X. aus, wobei nun nicht mehr die Übersetzung ins Lateinische, sondern die ins Kastilische im Vordergrund stand und hierbei speziell der Dialekt des toledaner Hofes eine sprachlich normierende Rolle spielte. Thematisch bildeten Astronomie, Physik, Alchemie und Mathematik den Schwerpunkt, aber auch Spiele und orientalische Literatur sowie Werke zur Kenntnis der islamischen Religion wurden übersetzt.

Übersetzungspraxis im Mittelalter Die „Übersetzerschule von Toledo“ Da Schriften mit einer Vielzahl von im Westen bis dahin noch nicht oder wenig bekannter wissenschaftlicher Themen zu übersetzen waren, standen die Übersetzer vor der Aufgabe, geeignete Übersetzungen für arabische Wörter zu finden, für die in der Zielsprache noch kein Äquivalent existierte. Sie lösten diese Aufgabe vielfach durch Entlehnungen aus dem Arabischen und trugen so wesentlich dazu bei, dass bis heute ein wesentlicher Teil des wissenschaftlichen und technischen Wortschatzes in den europäischen Sprachen arabischen Ursprungs oder arabisch aus anderen orientalischen Sprachen vermittelt ist.

Übersetzungspraxis im Mittelalter: Italien: volgarizzamenti Volgarizzamento Traduzione in lingua volgare di un’opera latina o più raramente greca, con alcune modifiche rispetto al testo originale per adattarlo al nuovo contesto culturale. Fu un genere particolarmente diffuso in Italia nei secoli XIII e XIV, in concomitanza con la nascita di una cultura letteraria in volgare e quindi con l’esigenza di rendere disponibili a un pubblico più vasto modelli e insegnamenti provenienti da altre letterature.

Übersetzungspraxis im Mittelalter: Italien: volgarizzamenti L’autore di un volgarizzamento non si pone come obiettivo la fedeltà al testo originale, bensì l’utilità o il piacere che può trarne il lettore moderno: per questo motivo si sente libero di omettere delle parti considerate poco significative, aggiungere spiegazioni sia di singole parole sia di concetti o avvenimenti, trasporre un racconto da un’ambientazione a un’altra, rielaborare completamente lo stile dell’opera.

Übersetzungspraxis im Mittelalter: Italien: volgarizzamenti Tra i più importanti volgarizzamenti medievali in lingua italiana abbiamo quello di Cicerone realizzato da Brunetto Latini, quello di Sallustio a opera di Bartolomeo da San Concordio, di Virgilio e Ovidio a opera di Andrea Lancia, e di Boezio a opera di Alberto della Piagentina. Il giovane Boccaccio volgarizzò alcuni libri di Livio.

Quelle "Volgarizzamento," Microsoft® Encarta® Enciclopedia Online 2009 http://it.encarta.msn.com © 1997-2009 Microsoft Corporation. Tutti i diritti riservati.

Kleine Geschichte der Übersetzungstheorie 3. Kapitel Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit Martin Luther Erasmus v. Rotterdam César Oudin

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit Martin Luther (1483-1546) Auf der Wartburg blieb Luther bis zum 1. März 1522 inkognito als „Junker Jörg“. Auf Anraten Melanchthons übersetzte er im Herbst 1521 das Neue Testament in nur elf Wochen ins Deutsche. Als Vorlage diente ihm ein Exemplar der griechischen Bibel des Erasmus von Rotterdam, zusammen mit dessen eigener lateinischen Übersetzung sowie der Vulgata. Luthers Bibelübersetzung erschien ab September 1522. 1523 erschien auch Luthers erste Teilübersetzung des Alten Testaments; beide zusammen erlebten bis 1525 bereits 22 autorisierte Auflagen und 110 Nachdrucke, so dass bis zu einem Drittel aller lesekundigen Deutschen dieses Buch besaßen.

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit Martin Luther Luther machte biblische Inhalte auch dem einfachen Volk zugänglich. Zwar gab es vorher schon 14 hochdeutsche und vier niederdeutsche gedruckte Bibelausgaben. Jedoch waren diese Übersetzungen durch ihr „gestelztes“ Deutsch für das einfache Volk schwer verständlich. Vor allem fußten sie auf der Vulgata, der die griechische Septuaginta zugrunde lag: Sie hatten also zuvor mindestens zwei Übersetzungsschritte hinter sich. Luther dagegen bemühte sich wie die Humanisten um eine möglichst direkte Übersetzung der hebräischen und griechischen Urtexte. Er übersetzte weniger wörtlich, sondern versuchte, biblische Aussagen nach ihrem Wortsinn ins Deutsche zu übertragen.

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit Martin Luther Sendbrief vom Dolmetschen […] So wenn Christus spricht: "Ex abundantia cordis os loquitur." Wenn ich den Eseln soll folgen, sie werden mir die Buchstaben vorlegen und so dolmetschen: Aus dem Überfluss des Herzens redet der Mund. Sage mir, ist das deutsch geredet? Welcher Deutsche verstehet solches? Was ist Überfluss des Herzen für ein Ding? Das kann kein Deutscher sagen, es sein denn, er wollte sagen, es bedeute, daß einer ein allzu groß Herz habe oder zuviel Herz habe; wiewohl das auch noch nicht recht ist, denn Überfluss des Herzens ist kein Deutsch, so wenig als das Deutsch ist: Überfluss des Hauses, Überfluss des Kachelofens, Überfluss der Bank, sondern so redet die Mutter im Haus und der gemeine Mann: Wes das Herz voll ist, des gehet der Mund über. Das heißt gutes Deutsch geredet, des ich mich beflissen und leider nicht allwege erreicht noch getroffen habe, denn die lateinischen Buchstaben hindern über die Maßen sehr, gutes Deutsch zu reden. […] http://luther.glaubensstimme.de/luther48.html

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit Erasmus von Rotterdam (1465/69 ? - 1536) 1516 veröffentlichte Erasmus eine kritische Edition des griechischen Neuen Testaments Novum Instrumentum omne, diligenter ab Erasmo Rot. Recognitum et Emendatum., mit einer lat. Übersetzung und Kommentar. Vertreter einer philologischen Position Der Übersetzer wird zum Textkritiker

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit Übersetzung als Bereicherung der eigenen Sprache im Frankreich der Renaissance Ziel: der kulturelle Rückstand gegenüber Italien sollte beseitigt werden Theoretiker wie Thomas Sébillet (1512–1589), Art poétique françoys (1548), und Barthélemy Aneau (ca.1510–1561), Imagination poétique / traduicte en vers françois, des latins & grecs (1552), sahen im Übersetzen nicht nur eine unerlässliche Stilübung für den künftigen Schriftsteller, sondern auch einen hocherwünschten Dienst an der eigenen Sprache. Diese Auffassung vertrat auch Jacques Peletier du Mans (1517–1582) in seiner 1555 erschienenen Art poétique.

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit Jacques Peletier du Mans 1547: Œuvres poétiques u.a. mit Übersetzungen aus Homers Odyssee, Virgils Georgica sowie 12 Sonnette von Petrarca J.P. unternahm außerdem den Versuch einer phonetischen Orthographie des Französischen (z.T. durch die Einführung neuer typographischer Zeichen) Peletier setzte die reformierte Orthographie in seinen eigenen Werken ein, fand aber keine Anhänger.

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit Übersetzung als Bereicherung der eigenen Sprache im Frankreich der Renaissance – skeptische Stimmen Joachim du Bellay (1522-1560), Deffence et illustration de la langue françoyse (1549) [im 5. Kap.] Warnung vor einer Überschätzung der Übersetzung als Mittel der Sprachbereicherung: sie genügen nicht, um der frz. Sprache Vollkommenheit zu verschaffen Nachschöpfung / Nachdichtung bevorzugt Dilemma: Verteidigung der Volkssprache gegen das Lateinische, doch Glanz konnte das Frz. nur mithilfe des Lat. erlangen

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit Quelle: http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k1050733.chemindefer

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit Claude-Gaspard Bachet de Méziriac (1581-1638) Vorläufer einer Sprachwissenschaftlich orientierten Übersetzungswissenschaft Wurde von literarisch orientierten Übersetzungstheoretikern als „Erbsenzähler“ verspottet Lateinisch Hebräisch, Griechisch Italienisch Spanisch

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit Das Zeitalter der belles infidèles in Frankreich (17. bis 18. Jh.) Im Zeitalter der Klassik und der Aufklärung ging es den französischen Übersetzern in der Regel vor allem darum, den fremden Autor zu 'französieren', d.h. ihn dem strengen klassischen Stilideal und dem daran orientierten Publikumsgeschmack anzupassen. Die Bezeichnung «belles infidèles» geht auf eine Kritik zurück, welche die freien Nachdichtungen mit einer zwar schönen, aber untreuen Frau verglich («une femme qui était belle, mais infidèle»). Der Vergleich geht wohl auf Gilles Ménage zurück.

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit Das Zeitalter der belles infidèles in Frankreich Als „Kopf“ der Bewegung der belles infidèles gilt Nicolas Perrot d'Ablancourt (1606-1664). Er übersetzte u.a. Werke von Cicero, Tacitus und Julius Caesar. Seine Nachahmer wurden als «perrotins» bezeichnet. http://www.academie-francaise.fr/immortels/base/academiciens/fiche.asp?param=42

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit Das Zeitalter der belles infidèles in Frankreich am Beispiel von zwei Catull-Übersetzungen Obwohl sich Catull sowohl als Liebesdichter als auch als Epigrammatiker im Geistesleben der französischen Renaissance einen festen Platz gesichert hatte, entstanden nur zwei Gesamtübertragungen bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Die erste entstand im Jahre 1653 von Michel de Marolles, die zweite 1771 von einem Dichter namens Alexandre Masson de Pezay.

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit Das Zeitalter der belles infidèles in Frankreich am Beispiel von zwei Catull-Übersetzungen Während sich der Abbé de Marolles der Forderung des franciser der antiken Texte nicht anschloss und daher auch seine Catull-Übersetzung beim Lesepublikum durchfiel, ist Pezays Nachdichtung in 'poetischer Prosa' als Beitrag zur französischen Unterhaltungs-Literatur seiner Zeit in die belles-infidèles-Strömung eingegangen.

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit Kritik an den belles infidèles Anne Lefebvre (Madame Dacier) (1647-1720) kritisierte die zu freien Übersetzungen und setzte sich für genaue Übersetzungen ein. Les comédies de Terence (1688) Iliade d'Homère (1699) Odyssee d'Homère (1716) Les poésies d'Anacreo et Sapho (1681) Trois comédies de Plaute (1683)

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit César Oudin (* ca. 1560 - 1625) Offizieller Hofdolmetscher für den französischen König Heinrich IV. und Übersetzer, der 1614 die erste französische Übersetzung von Don Quijote anfertigte. „ eine wörtliche Übersetzung, in der die Grenze der ‚Idiomatizität‘ nicht respektiert wird“ (Albrecht 1998, 304) Obwohl nicht zu den belles infidèles gehörig, ein großer Publikumserfolg. Oudin war für die italienische, spanische und deutsche Sprache als Dolmetscher am Hofe des französischen Königs beauftragt. Als Anerkennung seiner Dienste betraute Heinrich IV. ihn am 11. Februar des Jahres 1597 mit dem Amt eines „Secrétaire et Interprète des langues étrangères“.

Übersetzungstheorie und -praxis in der frühen Neuzeit César Oudin Der Hofdolmetscher übersetzte auch Schriften aus dem Ausland und publizierte Bücher, die Franzosen bei dem Erlernen der Sprachen halfen. 1597: Grammaire et observations de la langue Espagnolle recueillies & mises en François 1607: Tesoro de las lenguas francesa y española. 1609: Thrésor des trois langues, espagnole, françoise et italienne 1610: Grammaire italienne mise et expliquée en François.

Kleine Geschichte der Übersetzungstheorie 4. Kapitel Übersetzungstheorie im 18. und 19. Jahrhundert Herder Goethe Schleiermacher W. v. Humboldt

Übersetzungstheorie im 18. und 19. Jahrhundert Neuorientierung beim Übergang von der Aufklärung zu Klassik und Romantik Die Übersetzung wird zum Instrument der kulturellen Vermittlung Unterschiedliche Übersetzungsauffassungen in Deutschland und in Frankreich In Frankreich versuchte man, das Fremde möglist nah an die eigenen literarischen Formen anzugleichen In Deutschland sollten Defizite der deutschen Sprache ausgeglichen oder neue Formen hinzugewonnen werden.

Übersetzungstheorie im 18. und 19. Jahrhundert Johan Gottfried v. Herder (1744-1803) Über die neuere deutsche Literatur (1767) Bewusstsein über die Grenzen der Übersetzung Übersetzungen können die eigene Sprache bereichern, aber sie kann nicht den pragmatischen Kontext eines Werkes importieren Interlinguales Interesse an Übersetzungen

Übersetzungstheorie im 18. und 19. Jahrhundert Johann Wolfgang v. Goethe (1749-1832) West-Östlicher Divan (1819) Kulturelle Vermittlung Annäherung des Fremden und Einheimischen, des Bekannten und des Unbekannten

Übersetzungstheorie im 18. und 19. Jahrhundert Johann Wolfgang v. Goethe Skizzierung von 3 Übersetzungsarten 1. Die Prosa: „Ich ehre den Rhythmus wie den Reim … aber das eigentlich tief und gründlich Wirksamme, das wahrhaft Ausbildende und Fördernde ist dasjenige was vom Dichter übrigbleibt, wenn er in Prose übersetzt wird“

Übersetzungstheorie im 18. und 19. Jahrhundert Johann Wolfgang v. Goethe 2. „Parodistische“ Übers.“. Nach Goethe charakteristisch für die frz. Übersetzer des 18. Jahrhunderts: „Der Franzose, wie er sich fremde Worte mundrecht macht, verfährt auch so mit den Gefühlen, Gedanken, ja den Gegenständen, er fordert durchaus für jede fremde Frucht ein Surrogat, das auf seinem eigenen Grund und Boden gewachsen sei“.

Übersetzungstheorie im 18. und 19. Jahrhundert Johann Wolfgang v. Goethe 3. Ideal einer kulturellen Begegnung ohne prosaische Vereinnahmung oder totale Assimilation fremder Werke: „Eine Übersetzung, die sich mit dem Original zu identifizieren strebt, nähert sich zuletzt der Interlinearversion und erleichtert höchlich das Verständnis des Originals; hiedurch werden wir an den Grundtext hinangeführt, ja getrieben, und so ist denn zuletzt der ganze Zirkel abgeschlos-sen, in welchem sich die Annäherung des Fremden und Einheimischen, des Bekannten und Unbekannten bewegt“.

Übersetzungstheorie im 18. und 19. Jahrhundert Friedrich Schleiermacher (1768-1834) Vorlesung von 1813 Ziel: Kennenlernen einer fremden Kultur durch das Mittel der Übersetzung Im Mittelpunkt stehen die praktischen Übersetzungsprobleme Radikalisierung des Übersetzungsproblems: Zeichen und Bezeichnetes lassen sich nicht trennen. Der Übersetzer als verstehender Leser wird zum 2. Autor:

Übersetzungstheorie im 18. und 19. Jahrhundert Wilhelm von Humboldt (1767-1835) Denken in Abhängigkeit von der Muttersprache: „Die Sprache ist gleichsam die äußerliche Erscheinung des Geistes der Völker; ihre Sprache ist ihr Geist und ihr Geist ihre Sprache, man kann sich beide nicht identisch genug denken“ Übersetzen als unmögliche Aufgabe? Potentielle Übersetzbarkeit

Übersetzungstheorie im 18. und 19. Jahrhundert Wilhelm von Humboldt „Alles Übersetzen scheint mir schlechterdings ein Versuch zur Auflösung einer unmöglichen Aufgabe. Denn jeder Übersetzer muß immer an einer der beiden Klippen scheitern, sich entweder auf Kosten des Geschmacks und der Sprache seiner Nation zu genau an sein Original oder auf Kosten seines Originals zu sehr an die Eigentümlichkeiten seiner Nation zu halten. Das Mittel hierzwischen ist nicht bloß schwer, sondern geradezu unmöglich.“

Kleine Geschichte der Übersetzungstheorie 5. Kapitel Sprachwissenschaft und Übersetzungstheorie im frühen 20. Jahrhundert Inhaltsbezogene Sprachwissenschaft Sapir-Whorf-Hypothese

Sprachwissenschaft und Übersetzungstheorie im frühen 20. Jahrhundert Leo Weisgerber (1899-1985) Sprachinhaltsforschung (s. nächste Seite) Sprache als geistige Zwischenwelt Weltbild der Muttersprache Sprache als relativ geschlossenes, gegen andere Sprachen abgegrenztes System

Sprachwissenschaft und Übersetzungstheorie im frühen 20. Jahrhundert Sprachinhaltsforschung von L. Weisgerber begründete Richtung der Sprachwissenschaft (inhaltsbezogene Sprachbetrachtung), die besonders Wortbedeutung und Satzsinn untersucht und die Weltansicht einer Sprache zu erschließen versucht. Die Sprachinhaltsforschung gründet in der Sprachauffassung W. von Humboldts und bestimmt Sprache als Energeia, als eine Kraft geistigen Gestaltens, deren Entfaltungsformen die natürlichen Sprachen (Muttersprachen) seien. Eine der Sprachinhaltsforschung nahestehende Richtung ist die Ethnolinguistik von B. L. Whorf.

Sprachwissenschaft und Übersetzungstheorie im frühen 20. Jahrhundert Die „Sapir-Whorf-Hypothese“ – die Grenzen der Übersetzbarkeit Die Sapir-Whorf-Hypothese besagt, dass die (Mutter)Sprache das Denken formt. Daraus folgt im Extremfall, dass es bestimmte Gedanken einer einzelnen Person in einer Sprache gibt, die von jemandem, der eine andere Sprache spricht, nicht verstanden werden können. Die Sapir-Whorf-Hypothese setzt sich aus zwei Thesen zusammen: dem Prinzip der sprachlichen Relativität und der Abhängigkeit der Begriffsbildung von der Sprache. Geht man von einem linguistischen Determinismus aus, folgt daraus eine prinzipielle Unübersetzbarkeit fremdsprachlicher Texte.

Literaturhinweise Zur ersten Orientierung Internet Albrecht, J.: Literarische Übersetzung. Geschichte, Theorie, Kulturelle Wirkung. Darmstadt 1998. Apel, F./ Kopetzki, A.: Literarische Übersetzung. 2., vollständig neu bearbeitete Auflage. Stuttgart/Weimar 2002. Best, J. / Kalina, S. (Hg.): Übersetzen und Dolmetschen. Eine Orientierungshilfe. Tübingen/Basel 2002. Knauer, G.: Grundkurs Übersetzungswissenschaft Französisch. Stuttgart u.a. 1998. Koller, W.: Einführung in die Übersetzungswissenschaft. 7. aktualisierte Auflage, Wiebelsheim 2004. Stolze, R.: Übersetzungstheorien. Eine Einführung. Tübingen 1993. Internet http://www.uebersetzungswissenschaft.de/ http://lexikon.meyers.de/meyers/Sprachinhaltsforschung

Übersetzungen im neuzeitlichen Italien Interkulturelle Differenzen Übersetzungen des klassischen französischen Theaters in Italien in stark bearbeiteten Versionen Französisch als Mittlersprache in Italien insbes. vor dem 19. Jh. Übersetzung französischer Übersetzungen aus dem Englischen ins Italienische

Übersetzungen im neuzeitlichen Italien Übersetzungen aus zweiter Hand Lodovico Antonio Loschi

Übersetzer von Homer und Voltaire Melchiorre Cesarotti Übersetzer von Homer und Voltaire Vorläufer einer adressatenorientierten Übersetzungstheorie und -Praxis