Seminar aus Softwareentwicklung: Programmierstil Effizienz Friedrich Priewasser
Übersicht Überschlagsrechnungen Profiling Code Tuning Effiziente Speichernutzung
Überschlagsrechnungen Ermöglichen das Abschätzen von Laufzeiten und Speicherbedarf Schon vor Implementierung kann Machbarkeit überprüft werden Für jede Operation wird die durchschnittliche Ausführungsdauer gemessen: n=... for (int i=0; i<n; i++); n=... for (int i=0; i<n; i++) i1=i2+i3;
Kosten für eine Operation Probleme: Compileroptimierungen verwendeter Speicher (Cache oder Hauptspeicher) Ergebnis nur für ähnliche Prozessoren einsetzbar an „sinnvollen“ Bsp. überprüfen ob Schätzung stimmt (Größenordnung) Sicherheitsfaktoren verwenden
Profiling Profiler: Werkzeug zum Auflisten der Häufigkeit mit der ein Programmteil ausgeführt wurde Bsp: Primzahlen bis 1000 ermitteln: int prime(int n){ int i; for (i=2; i<n; i++) 999 if (n % i == 0) 78022 return 0; 831 return 1; 168 } main(){ int i,n; n=1000; 1 for (i=2; i<=n; i++) 1 if (prime(i)) 999 printf("%d\n", i); 168 } 999 Zahlen werden überprüft 168 Zahlen sind prim
Reduzieren der Tests auf Teilbarkeit int root(int n){ return (int) sqrt((float) n); 5456 } int prime(int n) { int i; for(i=2;i<=root(n);i++) 999 if (n%i == 0) 5288 return 0; 831 return 1; 168 } main(){ int i,n; n=1000; 1 for (i=2; i<=n; i++) 1 if (prime(i)) 999 printf("%d\n", i); 168 } 5288 statt 78022 Tests Laufzeit steigt allerdings
Verwenden eines Profilers mit Zeitmessung %Zeit Name 82.7 sqrt 4.5 prime 4.3 root 2.6 frexp ... ... Wurzelberechnung benötigt über 4/5 der Gesamtzeit Arbeit innerhalb Schleifen minimieren Komplexe Funktion durch einfache ersetzen int prime(int n) { int i, bound; bound = root(n); for (i=2; i<=bound; i++) if (n%i == 0) return 0; return 1; } int prime(int n) { int i; for (i=2; i*i<=n; i++) if (n%i == 0) return 0; return 1; }
Code Tuning Gründe die gegen Code Tuning sprechen: optimierter Code ist schwierig zu programmieren, zu lesen und zu überarbeiten fehleranfällig mit viel Zeitaufwand beim Erstellen verbunden im schlimmsten Fall Langsamer Falsche Vermutungen können die Laufzeit erhöhen das Aus für das Projekt Zu frühes Optimieren führt zu nicht korrekten, schlecht modularisierten Code Programmcode (noch) nicht optimieren
Methoden zur Geschwindigkeitssteigerung Programm Design überdenken (Modularisierung, Grobentwurf, ...) Modul- und Methodendesign überarbeiten (Wahl geeigneter Datenstrukturen und Algorithmen) Zugriffe auf Betriebssystem reduzieren (Ausgabe auf Bildschirm, Festplatte, ... Einlesen von Festplatte, ...) Geeigneten Compiler wählen (Compileroptimierungen) Andere Hardware verwenden (Hardware ist billiger als Software) Code Tuning
Vorgehensweise beim Code-Tuning Geschwindigkeit des Programms messen ca. 5% des Codes benötigen über 50% der Laufzeit „Hot Spot“ im Programm überarbeiten, „tunen“ Erfolg der Optimierung überprüfen Ist Programm wirklich schneller geworden? Läuft es weiterhin fehlerfrei? Sinnhaftigkeit weiterer Optimierung überdenken
Ein Beispiel: Zweier-Logarithmus-Berechnung für Integer static uint Log2(uint n){ return (uint) (System.Math.Log(n)/System.Math.Log(2)); } 700ns Ersetzen von Funktionsaufrufen durch Ergebnis static uint Log2(uint n){ return (uint) (System.Math.Log(n)/0.6931471805599453094); } 450ns Geeignete Datentypen verwenden / Algorithmus ändern static uint Log2(uint x){ if(x<0x2) return 0; if(x<0x4) return 1; if(x<0x8) return 2; if(x<0x10) return 3; ... if(x<0x20000000) return 28; if(x<0x40000000) return 29; if(x<0x80000000) return 30; return 31; } 120ns
Ein Beispiel: Zweier-Logarithmus-Berechnung für Integer Algorithmus verbessern static uint Log2(uint x){ if(x<0x10000){ if(x<0x100){ if(x<0x10){ if(x<0x4){ if(x<0x2) return 0; else return 1; } else { if(x<0x8) return 2; ... else return 29; if(x<0x80000000) return 30; else return 31; } } } } } 40ns Vergleich: Originalversion 700ns mit Konstante 450ns -36% ohne Math.Log 120ns -83% mit Binärsuche 40ns -94%
Komplizierte Operationen durch einfache ersetzen Positionsbestimmung bei Zyklischer Puffer: pos=(pos+1) % n; ersetzen durch: pos++; if(pos>=n) pos=0; Polynom-Auswertung val=0; for(int p=0;p<=power;p++) val=val+coef[p]*Math.pow(x,p); ersetzen durch: Weitere Verbesserung durch Ändern des Algorithmus: val=0; powerOfX=1; for(int p=0;p<=power;p++){ val=val+coef[p]*powerOfX; powerOfX*=powerOfX; } val=0; for(int p=power;p>=0;p--) val=val*x+coef[p];
Inline-Codierung Vermeidet Aufwand des Funktionsaufrufs Beliebtes Mittel in C: Makros Bsp.: max Funktion int max(int a, int b){ return a>b ? a : b; } wird ersetzt durch #define max(a,b) ((a)>(b) ? (a) : (b)) Je nach Compiler bis zu 50% schneller
Beispiel zur Anwendung: int[] x={5,2,1,3}; int max=arrmax(4); int arrmax(int n){ if (n==1) return x[0]; else return max(x[n-1],arrmax(n-1)); } Komplexität steigt durch Verwenden des Makros von O(n) auf O(2n)
Loop-Unrolling 6.5 mal schneller = 85% Zeit Ersparnis Allgemein: for (int i=0;i<5;i++) a[i]=i; a[0]=0; a[1]=1; a[2]=2; a[3]=3; a[4]=4; 6.5 mal schneller = 85% Zeit Ersparnis Allgemein: i=1; while (i<=Num){ a[i]=i; i++; } i=1; upper=Num-N+1; while(i<=upper){ a[i]=i; a[i+1]=i+1; ... a[i+N-1]=i+N-1; i+=N; } while(i<=N){ i++;
Speichern für Wiederverwendung Einmalige Berechnung von Funktionsergebnissen zur Implementierungszeit (Ergebnisse in Datei speichern) zur Initialisierungszeit bei erstem Aufruf z.B.: Tabelle mit vorberechneten Sinuswerten 0 bis 90 Grad (Rest kann berechnet werden) 0.1 Grad Schritte bei Initialisierung: bei erstem Aufruf: void InitTab(){ for(int x=0;x<=900;x++) sinTab[x]=Math.sin(x); } double SinTab(int n){ if(sinTab[n]<-1) sinTab[n]=Math.sin(n/10); return sinTab[n]; }
Schreiben von Programmteilen in Assembler Vorgehensweise Programm vollständig in Hochsprache schreiben Testen und feststellen ob das Programm den Anforderungen entspricht Feststellen welche Teile des Codes nicht schnell genug arbeiten (Profiler) Vom Compiler erzeugten Assembler-Code optimieren Korrektheit und Geschwindigkeitsgewinn überprüfen bzw. messen Nachteil: Portabilität geht verloren
Compiler Optimierungen Kosten nichts Leistungsgewinn hängt ab von Programmcode Sprache Compiler Bereich: 0 bis 50 Prozent
Weitere Techniken Gleich oft durchlaufene Schleifen zusammenfassen Arbeit innerhalb Schleifen minimieren Tests beenden wenn Ergebnis bekannt ist Mit break Schleife beenden „Sentinels“ verwenden beim Suchen in Arrays Letztes Element durch gesuchten Wert ersetzen Ersetzt dir Abfrage ob der Index noch gültig ist if else und switch Statements der Häufigkeit nach ordnen
Speichereffizienz Bsp.: Geographische Datenbank: 200x200 Felder 2000 Nachbarn geg.: x und y Position ges.: Nr. des Nachbarn Einfachste Lösung: Array mit 200x200 Einträgen 40000 Elemente: bei 32-Bit Werten 160 000 Byte bei 16-Bit Werten 80 000 Byte
Verwenden verketteter Listen: Suchaufwand: Max: über 200 Punkte Mittel: über 10 Punkte Speicherbedarf: 200*4 Byte + 2000*12 Byte = 24800 Byte durch malloc steigt der Bedarf auf das mehrfache
Ersetzen der Listen durch eine Liste mit fixer Länge: 17 538 1053 98 15 1800 ... 437 832 2 5 126 1 138 11 67 3 1889 2000 pointnum row firstincol 199 200 find(int i,int j){ for (k=firstincol[i];k<firsincol[i];k++){ if (row[k]==j) return pointnum[k]; } return -1; Suchaufwand: Max: über 200 Punkte Mittel: über 10 Punkte Speicherbedarf: bei 32-Bit Werten: 201*4 Byte + 2000*4 Byte + 2000*4 Byte = 16804 Byte bei 16-Bit Werten: 201*2 Byte + 2000*2 Byte + 2000*2 Byte = 8402 Byte
Entfernen des Row-Arrays: find(int i,int j){ for (k=firstincol[i];k<firsincol[i];k++){ if (point[poinnum[k]].row==j) return pointnum[k]; } return -1; Speicherbedarf bei 16 Bit-Werten: 201*2 Byte + 2000*2 Byte = 4402 Byte Vergleich: 32 Bit 16 Bit 2-dim Array: 80 000 Byte 40 000 Byte Linked-Lists: >= 42 800 Byte 1-dim Arrays: 16 804 Byte 8 804 Byte ohne „Row“ 8 804 Byte 4 402 Byte Platzersparnis: 75.6 kB = 94.5%
Zusammenfassung Speichereffizienz Kleinst mögliche Wert-Typen verwenden Werte neu berechnen statt speichern Geeignete Datenstrukturen verwenden Keinen Platz für Null-Werte verschwenden Menge an Hilfsdaten (Zeiger, ...) reduzieren Nicht übertreiben (Jahr 2000 Problem)
Schlüsselpunkte beim Optimieren Performance alleine führt nicht zu guter Softwarequalität Wenige Prozent des Codes (ca. 5%) benötigen über 50% der Laufzeit Messen der Geschwindigkeit (vor und nach der "Optimierung") ist das A und O des Code Tuning Nur von Anfang an sauberer Code führt zu guten Ergebnissen