Was macht aus Papier Geld?
Anselm Dohle-Beltinger Referent: Anselm Dohle-Beltinger
Was ist das? Heute: Eine Kette aus Kauri-Schnecken (weiß) und Korallenperlen (rot). Früher: Kauris waren über mehrere hundert Jahre in verschiedenen Ländern eine kleine Münze; 1896: 8 Kauri = 1 Hühnerei © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Weitere Geldformen sind aus Muscheln Steinen Stoffen Waffen und Werkzeugen unedlen Metallen Edelmetall (Gold, Silber) Steingeld auf Yap © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Weitere Geldformen sind aus Muscheln Steinen Stoffen Waffen und Werkzeugen unedlen Metallen Edelmetall (Gold, Silber) Raffiaplüsch aus Zaire © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Geld gibt es seit Jahrtausenden und in den unterschiedlichsten Formen aus Muscheln aus Steinen aus Stoffen aus Waffen und Werkzeugen Waffengeld der Azteken © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Geld gibt es seit Jahrtausenden und in den unterschiedlichsten Formen Kupfer-As des Nero aus Muscheln aus Steinen aus Stoffen aus Waffen und Werkzeugen aus unedlen Metallen (Kupfer, Elektron, Bronze) © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Geld gibt es seit Jahrtausenden und in den unterschiedlichsten Formen Silberstater aus Ägina aus Muscheln aus Steinen aus Stoffen aus Waffen und Werkzeugen aus unedlen Metallen aus Edelmetall (Gold, Silber) Goldstater des Krösus © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Geld gibt es seit Jahrtausenden und in den unterschiedlichsten Formen aus Muscheln aus Steinen aus Stoffen aus Waffen und Werkzeugen aus unedlen Metallen aus Edelmetall aus Papier Chinesischer Kuan von 1375 © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Was unterscheidet wertvolles Geld von wertlosem Papier Der Druck? Das war nie wertvolles Geld Das war wertvolles Geld © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Was unterscheidet wertvolles Geld von wertlosem Papier Die Sicherheitsmerkmale? Jetzt nicht mehr verwendbar Weiter verwendbar © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Warum also sind manche wertlos und andere nicht? © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Wieso braucht man überhaupt Geld? © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Jede Ware kann grundsätzlich gegen eine andere Ware getauscht werden Jede Ware kann grundsätzlich gegen eine andere Ware getauscht werden. Der Warentausch tritt dann an die Stelle des Geldtausches. Beispiele: KaugummiLutscher Diddl-BlattDiddl-Tüte © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Der Anfang: Opfergabe Ursprünglich diente es vor allem zur Bestimmung des Wertes einer Opfergabe Beispiel: auf Papua-Neuguinea betrug der Sühnepreis für einen Mord 50 Schnüre mit jeweils etwa 320 Nassa-Schnecken. Damit wurde der Kreislauf der Blutrache unterbrochen. © Anselm Dohle-Beltinger 2005
zum Einkaufen von Waren aller Art Später: zum Einkaufen von Waren aller Art Aber: Ist es nicht einfacher, die eigenen Erzeugnisse anzubieten als sich erst Geld holen zu müssen? © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Hans ist Landwirt und braucht Er geht einkaufen einen neuen Füller und einen Telefonanschluss Er geht einkaufen © Anselm Dohle-Beltinger 2005
im Schreibwarenladen Guten Tag, ich bräuchte einen neuen Füller. Kann ich mit einem halben Schwein zahlen? © Anselm Dohle-Beltinger 2005
im T-Punkt Was, Sie nehmen keinen Hahn als Grundgebühr fürs Telefon? © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Hans erstes Problem: Wie viel ist sein Tauschangebot wert? Kein Verkäufer kennt sofort den Wert der Tauschware, die Hans angeboten hat. Es kostet Zeit und Geld, sich darüber zu informieren. © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Hans zweites Problem: Die Verkäufer wissen nicht, ob sie auf der Tauschware sitzen bleiben Das von Hans vorgeschlagene Gegengeschäft ist für die Verkäufer nur etwas wert, wenn sie die Ware entweder selbst brauchen oder aber jemanden kennen, an den sie sie weiterverkaufen können. Will z.B. der Hersteller der Füller Schweinewurst oder Schweineschnitzel oder ist er vielleicht Vegetarier? © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Geld kann bei einer Vielzahl von Geschäften verwendet werden Einer der wesentlichen Unterschiede zwischen Spielgeld und „echtem“ Geld ist nicht der Druck, das Wasserzeichen etc, sondern, dass das Spielgeld nur für den Kauf von Spielteilen verwendet werden kann, „echtes“ Geld für alle möglichen Waren. © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Einkaufen unmöglich Bei der Vielzahl von Einkäufen, die wir tätigen, wäre ein Tauschhandel schon aus Zeitgründen unmöglich. Die Waren müssten viel teurer sein, weil nur geringe Mengen hergestellt und verkauft werden können und Die Kosten des Verkaufens für den Verkäufer stark ansteigen. © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Welche Eigenschaften muss Geld also haben? Die Verwendbarkeit für eine fast unbegrenzte Menge von Güterkäufen; jeder muss es gerne annehmen © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Hans drittes Problem: Die Verkäufer können mit seiner Tauschware nicht umgehen Die Ware, z.B. das halbe Schwein, muss gelagert werden und dabei verkaufsfrisch bleiben. Dafür entstehen hohe Kosten. © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Welche Eigenschaften muss Geld also haben? Die Verwendbarkeit für eine fast unbegrenzte Menge von Güterkäufen ; jeder muss es annehmen Gleich bleibende Materialbeschaffenheit © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Warum nicht zum Beispiel Gold nehmen? Gold ist überall begehrt, Preis und Materialeigenschaften sind halbwegs bestimmbar und es verdirbt nicht. Ich bekäme dann noch 20 Cent oder 0,016 Gramm Gold © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Aber es lässt sich nur schlecht teilen Ich bekäme dann noch 20 Cent oder 0,016 Gramm Gold © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Welche Eigenschaften muss Geld also haben? Die Verwendbarkeit für eine fast unbegrenzte Menge von Güterkäufen ; jeder muss es annehmen Gleich bleibende Materialbeschaffenheit Gute Teilbarkeit, leicht weiterzugeben © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Mit Warengeld lässt sich schlecht rechnen + = ? + = © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Welche Eigenschaften muss Geld also haben? Die Verwendbarkeit für eine fast unbegrenzte Menge von Güterkäufen ; jeder muss es annehmen Gleich bleibende Materialbeschaffenheit Gute Teilbarkeit, leicht weiterzugeben Leichtes Rechnen © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Praktisch sein allein genügt aber nicht: Vertrauen und Inflation © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Grund für die allseitige Verwendbarkeit Grundlage dafür, dass jeder das Geld nimmt ist vor allem Vertrauen Fehlt das Vertrauen, so wird auch „echtes“ Geld wertlos und es droht der Tausch- handel Inflationsgeld von 1923 Die Tatsache, dass eine Regierung Geld- scheine zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt, bewirkt also noch gar nichts! © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Wie wird Geld wertlos? Auf dieser Insel kann man nur eine Cola-Flasche kaufen. Mehr Waren sind nicht da. Ist auf der Insel als einziges Geld ein Euro vorhanden, so kann dafür maximal eine Flasche Cola gekauft werden. Der Wert/Preis der Flasche beträgt einen Euro. © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Das nennt man Kaufkraftverlust des Geldes oder Inflation! Steigt der Geld-bestand auf 2 Euro, so kann dafür immer noch maximal die eine Flasche Cola gekauft werden. Der Preis hat sich verdoppelt Das nennt man Kaufkraftverlust des Geldes oder Inflation! © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Flucht aus der Inflation Die Leute reagieren auf hohe Inflation damit, dass sie Güter nur noch gegen Waren (z.B. Zigaretten) oder wertvolle ausländische Währung verkaufen Ein solches lebenswichtiges Gut war die Milch, die 1923 gegen Dollar verkauft wurde. © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Die Folge von Inflation Die Leute sind verhun-gert, weil der Lohn nicht zum Leben reichte. Quelle: Allgäu-Museum Kempten © Anselm Dohle-Beltinger 2005
30 Milliarden für ein bis zwei Semmeln Wie viel ist das Januar Juni Dezember 5 3 3 0. 0. 0. © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Was folgt daraus? Wenn man mit Geld etwas kaufen will, dann müssen alle darauf vertrauen können, dass es knapp ist. © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Sich selbst viel Geld wünschen, das geht noch. Also: Sich selbst viel Geld wünschen, das geht noch. Allen ganz viel Geld wünschen bringt aber niemandem etwas, weil es dann wertlos ist. © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Welche Eigenschaften muss Geld also haben? Die Verwendbarkeit für eine fast unbegrenzte Menge von Güterkäufen Gleich bleibende Materialbeschaffenheit Gute Teilbarkeit, leicht weiterzugeben Leichtes Rechnen Werterhaltung über lange Zeiträume und – damit verbunden - Knappheit © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Das macht den Unterschied zwischen wertlosem bedrucktem Papier und wertvollem Geld © Anselm Dohle-Beltinger 2005
Ende
Prof. Dr. Arnulf Deinzer: Nächster Vortrag: Prof. Dr. Arnulf Deinzer: Geheimsprachen Dienstag, 29. November 2005