Fechtbücher und Waffen als historische Quellen Christoph Kaindel
Ansichten zur Fechtgeschichte... „Die gewichtigen Rüstungen und Schutzwaffen hatten eine unbeholfene Führung der Waffen zur Folge.... Die schwere Rüstung und das Schwert sowie die Lanze machten eine Fechtkunst so ziemlich unmöglich.... Da das Schlagen und Treffen mit den langen Schwertern nicht ganz leicht war, so warf man diese Waffe fort, und lief den Gegner an, um ihm im Ringen die Waffe zu entwinden.“ Altrock 1926 „Eine Kombination von Waffenzweikampf und einer Art Ringen, welches bisweilen Jiu-Jitsu oder Judo ähnelte, war auch nicht ungewöhnlich. Man versuchte, sich gegenseitig die Arme festzuhalten und genierte sich auch nicht, mit den Füßen zu treten. Die Fechtkunst war dieser Auffassung nach ohne Regeln – roh und primitiv. Manchmal wurde das Schwertgefäß auch als Keule benutzt. Welchen Weg könnte die Ritterlichkeit in der Epoche der Ritterschaft gehen?“ Seitz 1965
... und wie es im Fechtbuch steht "Item wiltu lernen hoflich und weidalich mit dem langen schwert vechten, damit du on hentschuch und on allen harnesch behutest hend und allen dinen lib für allerhand waffen, für schwert, für spies, für hellbarten, für lengi messer und och für andri waffen...“ Hugo Wittenwiler 1492? „Das ist: wann du ainem gewapneten man ansetzen wilt, so solt du der blöß eben war nemen. Der ersten in daß gesicht; oder vnder den vchsen oder in den tennern oder hindern in die handtschůch; oder in die knykeln oder zwischen den bainen oder in allen glidern, da der harnesch sin gelenck innen hat. Wann an den stetten ist der man am besten zegewinnen. Vnd die blossen solt du recht wissen zu sůchen, das du nach ainer nicht wyt griffen solt, wann dir ain nächere werden mag. Daß tů mitt aller were, die zů dem kanpff gehörent.“ Siegmund Ringeck 1452
Fechtgeschichte Eliten und ihre Rituale Sport- geschichte Didaktik des Sports Tanz Gestik Konflikt und Gewalt Ehre Bewegungs- formen
Fragen zum Thema Zweikampf Wer hat Wann Wo Warum und Wie gekämpft?
Ehre = Kontrollfähigkeit Gewalt = Macht
Ehrenbeleidigung Weisthum zu Neukirchen „Der dem andern sprichet an sin ere, der sol buossen mit iij lib. imperial. Der den ander beschiltet also, das ez im an sin ere niht gat, der sol buossen mit iij sz. imperial.“ „Item die hoeste busze nüne phunt. Item die mittel busz eine phunt, die dritte busze zwenzig groschen. Item die flieszende wonden wist man umme die hoeste busze. Item scheltworte, die lip und ere belangen, wist man die hoeste busze. Item sleit einer den anderen mit eime knottel, wist man ein phunt. Item sleit einer den andern mit einer fust, wist man zu busze umme zwenzig groschen.“
„Das vij. anlauffent ringen. Wann du zu im lauffest, so begryff im sine baid arm; vnd stoß in mitt dem haupt an die brüst, so fölt er an den rucken.“ Ringeck, Fechtbuch
Kampfsituationen
Krieg und Fehde Kampfordal (Gerichtlicher Zweikampf) Duell Turnier Fechtschule Klopffechten „sportliches“ Ringen Alltagsgewalt
Pieter Brueghel der Ältere, Bauerntanz (Detail) 1568
Pieter Brueghel der Ältere, Hochzeitstanz, 1568
Fechtschule
Fechtschul-Befreiung „Jedoch soll ein jeder wissen, was auff dieser Fechtschulen soll verboten seyn, als Ort, Knopff, Spitz, Einlauff, Armbruech, Gemächtstoß, Augengrieff, Steinworff, und alle unredliche Stück, die mancher wohl zu brauchen weiß, die ich nicht aller erzehlen kann, und auch nicht gelernet habe, auch schlage mir keiner uber noch unter die Stangen.“ Um 1550
Fechtbücher
Peter von Danzig 1452
Tragekomfort Hitze Atemnot Geringes Sichtfeld Reiterharnisch, lb. Infanterieharnisch, lb. Brit. Infanterist, lb.11oz.
Harnisch als Maske Deutsch, Italienisch, USA, 1977
Techniken
Ringen: Die Basis allen Fechtens „Item schlecht dir einer nach den kopff oder angesicht, so far mit den henden nach dem schlag und stoß in mit einem fuß in den pauch, so erwerstu (erwehrst du) im den schlag, daz er dir nit schaden mag.“ Dürer 1512
Ranggeln heute
Improvisierte Waffen
Dolch gehört zur Kleidung und ist Beiwaffe zur Stangenwaffe
Dussack, Messer
Schwert
Siegmund Ringeck 1452 „Daß vernym also: wann dir ainer von siner rechten sytten oben ein hawet, so haw ainen zorn haw mitt der langen schniden och von diner rechten achslen mitt im starck ein. Ist der dann waich am Schwert, so schüß jm den ort für sich lang ein zu dem gesicht. Vnnd träw im zu stechen.“
Duplieren „Item, wann du in mitt dem zorn haw oder sunst oben eyn hawst, versetzt er dir mitt störck, so stos „indes“ deines Schwerts knopff vnder deinen rechten arm mitt der lincken hand; vnd schlach in mitt gecrutzten henden am Schwert hinder sines Schwerts klingen, zwischen dem Schwert vnd dem mann, durch daß maul. Oder schlach in mitt dem stück vff den kopff.“ Ringeck 1452
Mordaxt (Pollaxe) Kreuzung aus Streitaxt und Streithammer, mehrere Formen für Krieg und Turnier