Pflegeberatung in Pflegestützpunkten

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 Präsentation transkript:

Suchtsensible Pflegeberatung und Pflege „Seelische Gesundheit und Sucht im Alter“ Podium Altenhilfe, 16.12.2014 Dr. Katharina Graffmann-Weschke, MPH

Pflegeberatung in Pflegestützpunkten 2008 das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz tritt in Kraft wesentliche Neuerung  die mögliche Einführung von Pflegestützpunkten zur Etablierung einer neutralen Pflegeberatung (§ 92 c SGB XI) die jeweiligen obersten Landesbehörden entscheiden über die Einführung von Pflegestützpunkten 2009 Pflegekassen müssen Pflegeberatung als Leistungsanspruch vorhalten (§ 7a SGB XI) seit 30.10.2012 Rechtsanspruch auf Pflegeberatung durch die Pflegekassen innerhalb von 14 Tagen Außer Sachsen und Sachsen Anhalt haben alle Bundesländer inzwischen Pflegestützpunkte

Aufgaben der Pflegestützpunkte Auskunft/ Information, Beratung und Case Management Ermöglichung eines stabilen Pflegealltags durch Kenntnis der Unterstützungsmöglichkeiten, Finanzierungen, Rechte, Arbeitsteilungen (Pflege Mix) Begleitung der Entscheidungsfindung für individuellen Bedarf (Heime, ambulante Pflege, Wohngemeinschaften ...) Entlastung pflegender Angehöriger Hinzuziehung spezieller Beratungskompetenzen ( z. B. zu den Themen: Demenz, Kinder, Sucht ...) Vermittlung regionaler Dienstleister, Einrichtungen, Pflegedienste, Selbsthilfegruppen Kenntnisse und Vermittlung ehrenamtlicher Angebote Im Mittelpunkt der Beratung steht die/ der Ratsuchende/ Gepflegte und Angehörige

Netzwerk eines Pflegebedürftigen Professionelle Helfer Pflege Netzwerk In der Pflege eines pflegebedürftigen Menschen wirkt ein Netzwerk von Akteuren mit professionellem und nicht-professionellem Hintergrund. Netzwerk eines Pflegebedürftigen Professionelle Helfer Freunde/Bekannte Med. Fußpflege Nachbar Ergotherapie Ehem. Schulfreundin Hausarzt Pflegedienst Pflegeberatung/Pflegestützpunkt Nachbarin Sohn Tochter Krankenkasse/Pflegekasse Enkel Cousine MDK Sozialamt Verwandte Behörden/Kostenträger Achtung: logo kommt nur mit diesem hellen blauton richtig raus beim posterdruck!!! Für hp8500 muss man wieder das dunkle (richtige) blau als logo nehmen!

Wer arbeitet im Pflegestützpunkt? Berlin entweder Pflegeberaterinnen der Pflegekassen oder Sozialarbeiterinnen des Landes

Berater/innen in den PSP Berufliche Grundqualifikationen waren definiert in den „Empfehlungen des GKV-SV zur Anzahl und Qualifikation der PflegeberaterInnen vom 29.08.2013; Weiterbildungsumfang wurde mit mindestens 400 Stunden gefordert in den Bereichen Pflegefachwissen, Casemanagement und Recht; Einige Pflegeberater haben zusätzlich die Zertifizierung als Casemanager erworben Berater/innen in den PSP Sozialversicherungsfachangestellte Pflegefachkräfte Sozialarbeiterinnen Die AOK Nordost beschäftigt 86 Pflegeberater/innen in 56 von 60 PSP und 28 Außenstellen mit abgeschlossener Weiterbildung zu Pflegeberatern und zusätzlicher Case Manager Qualifizierung

Suchtsensible Beratung

Menschen mit Demenz und türkischem Migrationshintergrund Besondere Herausforderungen in der Beratungssituation durch besondere Zielgruppen bedürfen der Vernetzung der PSP mit ausgewählten professionellen Akteuren Menschen mit Demenz Alzheimer Gesellschaften Familien mit zu pflegenden Kindern und Jugendliche Lesben und Schwule Sucht im Alter, Sucht in der Pflege Fachstelle für Suchtprävention Pflegende Kinder Gewalt in der Pflege Beratungsstellen Pflege in Not Menschen mit Migrationshintergrund kultursensible Pflegeberatung Menschen mit Demenz und türkischem Migrationshintergrund Sexualität im Alter Institut für Innovation und Beratung an der Evangelischen Hochschule Berlin e. V

Suchtsensible Pflege

Hauptdiagnosen in stationärer Behandlung Deutsche Suchthilfestatistik 2011: Verteilung Hauptdiagnosen (stationär)

Zahlen und Fakten Alkoholabhängigkeit im höheren Alter: 2-3% der Männer, 0,5-1% der Frauen Quelle: Weyerer 2011 Alkoholbezogene Störungen treten laut einer Studie bei knapp 6% der Altenpflegeheim-Bewohner/innen auf Quelle: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen o.J.: Substanzbezogene Störungen im Alter. Laut einer vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten repräsentativen Erhebung zum Umgang mit suchtmittelabhängigen älteren Menschen schätzen Pflegekräfte, dass ca. 14% der Menschen, die von ambulanten Pflegediensten und in stationären Einrichtungen betreut werden, Alkohol- oder Medikamentenprobleme haben Studie: ZIS Hamburg 2009

Zahlen und Fakten In Deutschland sind schätzungsweise 1,4 - 1,5 Mio. Menschen medikamentenabhängig, davon 1,1 Mio. von Benzodiazepinen 70 % Frauen überproportional viele alte Menschen (besonders in Alten-/Pflegeheimen) Quelle: Hrsg: Drogenbeauftragte der Bundesregierung Bundesministerium für Gesundheit Drogen- und Suchtbericht Berlin 2008 S.69

Benzodiazepine sollten aufgrund des hohen Abhängigkeits-potenzials nicht länger als 4 bis 6 Wochen verordnet werden gelten zum großen Teil laut PRISCUS-Liste für über 65-jährige als potentiell ungeeignet, denn der Körper braucht doppelt so viel Zeit, Medikamente abzubauen bei etwa 90% der älteren Menschen liegt Dauermedikation vor (länger als sechs Monate) besonders häufig sind Langzeitverordnungen bei älteren Menschen mit Schlafstörungen und bei älteren Menschen in Alten- und Pflegeheimen Quelle: Weyerer 2011

Sucht im Alter - Wer ist wie betroffen? Early Onsets überwiegend Alkoholproblematik, aber auch kleine Gruppe der von illegalen Drogen Abhängigen (Junkies) – Herausforderung für Pflegedienste und Einrichtungen der Altenhilfe – auch verbunden mit rechtlichen Problemen (ggf. Besitz illegaler Drogen – was tun?) Gemäß der vom BMG geförderten repräsentativen Erhebung zum Umgang mit suchtmittelabhängigen älteren Menschen in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen geben knapp 80 Prozent der befragten Einrichtungen an, dass es bei ihnen Bewohnern bzw. zu Pflegende mit Suchtproblemen (Medikament und Alkohol) gibt. Nach Einschätzung der Pflegenden sind im Mittel 7 Prozent der Klientinnen und Klienten in den stationären Pflegeeinrichtungen medikamentenabhängig. Antwort der Bundesregierung  auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Angelika Graf (Rosenheim), Petra Crone, Bärbel Bas, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD – Drucksache 17/9605 – Sucht im Alter – Aufklärung fördern und Nationale Strategie mit Leben füllen Sucht im Alter - Wer ist wie betroffen? überwiegend männlich Quelle: 10. DHS Kooperationstagung, Weimar 2013

Ursachen von Sucht im Alter – late onset körperlich Schlafstörungen, Chronische Schmerzen, Muskelverspannungen, Einschränkungen durch Gebrechen, erhöhter Bedarf an Medikation, Verträglichkeit nimmt ab gesellschaftlich psychisch Individualisierung, Mangelnde soziale Kontrolle, höhere Belastungen im Berufsleben, Arbeitslosigkeit, Altersarmut Einsamkeit, Verlust von Tagesstruktur, Problematischer Lebensrückblick, Verfestigung psychischer Probleme

Behandlung und ihre „Hindernisse“ Mangelnde Inanspruchnahme der Suchthilfe Kein Problembewusstsein Mobilitätseinschränkungen bei Komm-Struktur Schwellenängste (Scham, Tabu, „Kulturunterschiede“) Kaum altenspezifische Angebote (kurzfristigere Behandlungskonzepte, Orientierung stärker auf Jetzt) Kaum Zuweisung in Hilfen Zuschreibung geringer Behandlungsmotivation Konsummuster gelten als verfestigt „Lohnt“ sich nicht mehr den letzten Spaß nicht auch noch wegnehmen Netzwerke nicht ausreichend

Erfolgsaussichten bei Behandlung Insbesondere Late Onset – eher hohe soziale Kompetenz, gute Behandlungsmotivation und Compliance (Regeltreue), stabile soziale Netzwerke Erfolgsaussichten bei Behandlung sind mindestens ebenso hoch wie bei Jüngeren ausgeprägte vorhandene Ressourcen gute Compliance (Bereitschaft ärztlichen bzw. therapeutischen Anweisungen zu folgen) großes Pflichtgefühl bedingt geringere Abbruchquoten Gelingt eine Verhaltensänderung, verbessert sich Wohlbefinden sowie körperliche und geistige Leistungsfähigkeit innerhalb kürzester Zeit deutlich Intervention lohnt sich in jedem Alter

Methodische Umsetzung Mix aus Gruppenarbeit Vortrag Fallbesprechung Übungen Umfangreiches Handout, das auch dem Wissenstransfer in den Einrichtungen dient

Evaluationsergebnisse Pflegeberatung, n=44 Bislang ca. 60 Pflgeberater/innen Evaluationsergebnisse Pflegeberatung, n=44

Evaluationsergebnisse Pflegeberatung, n=44 Inzwischen weitere 39 – insgesamt 83 Evaluationsergebnisse Pflegeberatung, n=44

Zusammenfassung Warum „suchtsensible“ Pflegeberatung und Pflege? Vielfalt der Biographien und Lebensformen Ggf. besondere Bedarfe für die Unterstützung im Pflegealltag Die Mitarbeiter/innen in den Pflegestützpunkten und in der Pflege können durch die Kenntnisse und Sensibilisierung zu besonderen Zielgruppen diese Bedürfnisse erkennen und berücksichtigen = Biographiesensible Beratung Die Ansprache der zielgruppenspezifischen Themen erfolgt professionell Grundlage ist eine Vernetzung der Beratungsakteure in der Region Aktive Beratungsvermittung gewährleistet, dass die/ der zu Beratende nicht „verloren“ geht

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

BVA-011511-092B-20091070-VMS2-k Verbandsportrait 2005 22