Kontraktionen von Präposition und bestimmtem Artikel

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 Präsentation transkript:

Kontraktionen von Präposition und bestimmtem Artikel Maria Cieschinger (mcieschi@uos.de) NLK07, 08.03.2007

Übersicht Das Problem Meine Lösung einige Einschränkungen einige Beispiele Meine Lösung der generalisierende Gebrauch der small-world Gebrauch der kontextuelle Gebrauch

Das Problem einige Einschränkungen Kontraktionen in der Umgangssprache oder in bestimmten Dialekten (z.B. umme Ecke, aufer Straße, inner Uni) Kontraktionen vor Vor- und Nachnamen Kollokationen, die Kontraktionen enthalten (z.B. im Geheimen, im stillen Kämmerlein, im Nachhinein) innere Struktur von Kontraktionen

Das Problem einige Beispiele Fritz sitzt in dem (*im) Auto, das er sich letzte Woche gekauft hat. Fritz erzählt Anna von den Plänen für seine Hochzeit am kommenden Samstag: ... Und am (*an dem) Abend gibt‘s dann noch ein Feuerwerk. (3) Julius Cäsar starb im (*in dem) März.

Das Problem einige Beispiele (4) Felix und Anna gucken sich eine Reportage über das St.-Marien-Hospital in Osnabrück an. Felix sagt zu Anna: (a) Mein Freund arbeitet in dem Krankenhaus. (b) Mein Freund arbeitet im Krankenhaus.

Das Problem Normalerweise kann nur entweder die kontrahierte oder die unkontrahierte Form in einem bestimmten Satz verwendet werden.  Der Gebrauch von Kontraktionen ist nicht zufällig, sondern scheint gewissen Bedingungen zu unterliegen. Welchen? Wenn (wie in (4)) beide Formen akzeptabel sind, werden die beiden Sätze gemeinhin unterschiedlich interpretiert.  Wie lässt sich dies erklären?

Meine Lösung Nominale können auf drei unterschiedliche Arten verwendet werden: kontextuell, „small-world-lich“ und generalisierend. Je nach Gebrauch muss entweder die kontrahierte oder die unkontrahierte Form verwendet werden: kontextuell  keine Kontraktion small-world & generalisierend  Kontraktion

Der generalisierende Gebrauch ... wird verwendet um nicht auf ein bestimmtes Objekt zu referieren, sondern irgendein Objekt, das den deskriptiven Inhalt des Nominals erfüllt (vgl. Donnellans attributiver Gebrauch). ... wird charakteristisch in generischen Sätzen und/oder Nominalen verwendet (im Sinne von Krifka (1995)). ... erfordert die kontrahierte Form

Der generalisierende Gebrauch Beispiele (5) Mein Freund arbeitet im Krankenhaus. (6) Fritz ist beim Arzt.  Identität des Referenten ist irrelevant.

Der generalisierende Gebrauch Beispiele (7) Julius Cäsar starb im März.  Sprecher bezieht sich nicht auf ein bestimmtes Objekt.

Der generalisierende Gebrauch Beispiele (8) Anders als beim Menschen geht beim Leguan der Kopf einfach in die Schnauze über.  generischer Satz (Aussage über eine allgemeine Eigenschaft von Leguanen) generischer Nominal (bezieht sich auf die Art iguana iguana)

Der small-world Gebrauch ... wird verwendet, um sich auf ein bestimmtes Objekt zu beziehen, das nicht unbedingt den deskriptiven Inhalt des Nominals erfüllen muss (vgl. Donnellans referentieller Gebrauch). Referenzobjekt übt eine einzigartige Funktion oder Rolle in einer eingeschränkten Domäne aus. ... enthält Brückenanaphern und local names. ... erfordert kontrahierte Form.

Brückenanaphern (11) Fritz hat neulich sein altes Radio repariert. Am Verstärker war etwas kaputt gegangen. Referent von Verstärker hat in eingeschränkter Domäne eine einzigartige Funktion, nicht jedoch generell. Domäne wird mit Hilfe des ersten Satzes eingeschränkt.

Local Names ... beziehen sich eindeutig auf ein bestimmtes Objekt in einer eingeschränkten Domäne oder einer bestimmten Gemeinschaft. ... können auch verwendet werden, um sich auf Regionen oder bekannte Gebäude zu beziehen (hier kann die Gemeinschaft auch ziemlich groß sein).

Local Names (12) Der Sohn vom Bürgermeister wurde gestern verhaftet. eine Stadt hat normalerweise nur einen einzigen Bürgermeister. Bürgermeister wird hier als Name verwendet, dies ist allerdings nur in einer bestimmten Gemeinschaft möglich.

Local Names (13) Fritz ist beim Arzt. Nehmen wir an in Fritz‘ Dorf gibt es nur einen einzigen Arzt. Arzt wird hier ebenfalls als Name verwendet, der den Referenten eindeutig bestimmt.

Local Names (14) im Irak, im südlichen Italien, im Deutschland der Nachkriegszeit, beim Brandenburger Tor, zum Jüdischen Museum, im Nahen Osten,... Nominale beziehen sich auf Regionen oder bekannte Gebäude. Auch Nominale, die normalerweise ohne bestimmten Artikel verwendet werden, folgen der kontrahierten Form in Anwesenheit einer passenden Präposition.

Der kontextuelle Gebrauch ... wird verwendet, um sich auf ein bestimmtes Objekt zu beziehen, das nicht unbedingt den deskriptiven Inhalt des Nominals erfüllen muss (vgl. Donnellans referentieller Gebrauch). ... enthält anaphorische, endophorische und deiktische Nominale. ... erfordert die unkontrahierte Form.

Der kontextuelle Gebrauch Beispiele (15) Fritz hat sich ein Haus gekauft. Zu dem Haus gehört ein riesiger Garten. (16) Fritz sitzt in dem Auto, das er letzte Woche im Lotto gewonnen hat. (17) Auf einen Laden zeigend: In dem Laden kann man Wein kaufen.

Der kontextuelle Gebrauch (18) ... und dann habe ich zu der blöden Kuh gesagt, sie soll mich endlich in Ruhe lassen. Epitheta werden anaphorisch verwendet und erfordern daher immer die unkontrahierte Form. Der deskriptive Inhalt des Nominals muss nicht vom Referenten erfüllt werden.

Zusammenfassung Art von Gebrauch Charakteristika generalisierend Sprecher referiert nicht auf ein bestimmtes Objekt Identität des Referenten ist irrelevant, deskriptiver Inhalt muss jedoch erfüllt sein wird in generischen Sätzen und als generische Nominale verwendet erfordert kontrahierte Form small-world Sprecher referiert auf bestimmtes Objekt, das eine einzigartige Rolle oder Funktion in eingeschränkter Domäne ausübt. enthält Brückenanaphern und local names kontextuell Sprecher referiert auf bestimmtes Objekt enthält anaphorische, endophorische und deiktische Nominale erfordert unkontrahierte Form

Referenzen Donnellan, Keith, 1966: Reference and Definite Descriptions. Abgedruckt in: Martinich, Aloysius P. (Hrsg.): The Philosophy of Language, Oxford University Press, New York 2001, pp. 247-259. Krifka, Manfred et al., 1995: Genericity. An Introduction. In: Carslon, Gregory N. et al. (Hrsg.): The Generic Book, University of Chicago Press, Chicago: 1-124.