Einfluss des rezenten Klimawandels auf den Obstbau in Westeuropa

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 Präsentation transkript:

Einfluss des rezenten Klimawandels auf den Obstbau in Westeuropa M. Blanke und A. Kunz, INRES - Universität Bonn

Gliederung : Obstbau im Klimawandel Vorwort, strittige Fragen Blühstadien bei Kernobst Digitalisierung der Klima-Aufzeichnungen in Bonn Datenqualität / Plausibilität Europa-Vergleich F1 Temperaturanstieg Heiße Tage Frostrisiko Laubfall Blühdauer Fazit und Strategien Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

1. Vorwort : Obstbau im Klimawandel Dieser Vortrag enthält ausschliess-lich eigene „Primär-Daten, d.h. keine simulierten oder modellierten Daten Der Obstbau ist ein sehr guter Zeiger/Indikator für Klimawandel. Sie/ Ihre Kinder können an der land- wirtschaftlichen Fakultät der Uni-versität Bonn „Obstbau“ studieren. Stipendien des DAAD und Beratung des Goethe-Institut Sarajewo helfen Ihnen dabei. Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

1. Strittige Fragen und Zielstellung Strittige Ergebnisse der Klimaforschung späterer Laubfall im Herbst längere Vegetationsperiode “ Trockener Sommer, bes. August weniger Frost (Rupp; DWD, 2007) längere Blühdauer, besonders nach warmen Wintern (Legave, 2008) Kürzere Fruchtentwicklung (Rueß) Ziel der Studien an der Universität Bonn Eigene Datenqualität und –analyse Klimawandel im Obstbaugebiet um Bonn im europäischen Vergleich Ursachenforschung Diskrepanzen Frost: Ab- oder Zunahme ? Blühdauer: wirklich länger ? Fruchtentwicklung: länger.. ? Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011 Blühbeginn-Sonnenbrand-Hagelschaden

2. Phänologische Aufzeichnungen und Frost-Empfindlichkeit 53 jährige Phänologie-Aufzeichnungen bei 4 Apfel- und 1 Birnensorte Blüte Beginn F1 (BBCH 61) Vollblüte F2 (BBCH 65) Abblühen Erntedatum Ertrag Laubfall Erfrie-rent bei -5°C -2,2°C -1,6°C Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

3. Eigene Klima-Aufzeichnungen Täglich seit 1958 (53 Jahre) Bodentemperatur 20 cm tief Lufttemperatur in 2 m Höhe Niederschläge Frosttage und tiefste Frosttemperatur Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

4. Datenqualität der Klimadaten der Universität Bonn Plausibilitätsprüfung - 10°C < Tmax < +40°C - 20°C < Tmin < +20°C Tmin < Tmax Ergebnisse der Plausibilitätsprüfung Fehlstellen: 44 ( 18.000 Daten) : 0,12% Fehler (Tmin <Tmax) 59: 0,29% Fehler (Tmax=Tmin) 66: 0,35% Alle Fehler 144 = 0,77% => korrigiert Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

5. Vergleich des F1 Aufblühstadiums bei Golden Delicious nach Prof 5. Vergleich des F1 Aufblühstadiums bei Golden Delicious nach Prof. Legave an 8 Standorten in Europa Bonn.. Nimes, Süd-Frankreich Forli, Bologna, Italien Gembloux, Belgien Cothey, Wallis, Schweiz Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

Lange Aufzeichnungen und späte Apfelblüte in der Obstbauregion Bonn 5. Europäischer Vergleich des F1-Aufblühstadiums bei Golden Delicious ab 1958 Lange Aufzeichnungen und späte Apfelblüte in der Obstbauregion Bonn Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

6. Temperatur-Abweichungen vom langjährigen Temperaturmittel => Periode I 1956-1987 ohne, Periode II ab 1988 m i t Temperaturanstieg Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

6. Temperaturdifferenz zwischen Phase II (1988-2007) gegenüber Phase I (1958-1987) => Temperaturanstieg am stärksten in den Monaten Januar, Februar, August, d.h. zum Austrieb und vor der Blüte sowie zu Beginn der Fruchtreife Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

7. Veränderung der Zahl heißer Tage (> 30°C Tageshöchst-Temperatur) von Mai bis Oktober in Phase I (1958 – 1987) und Phase II (1988 – 2007) Fazit: Die Zahl der Hitzetage hat sich verdreifacht: => die Fruchtentwicklung ist nun länger (nicht kürzer!) Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

8. Frostrisiko: Veränderung der Monatsminimumtemperatur ab 1958 bis heute => Fazit: Die Minimum-Temperatur ist höher im März und Mai, aber tiefer im A p r i l zur Zeit der Obstblüte Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

8. Zahl der Frosttage (<0°C) in den Monaten März, April und Mai Zeitraum März April Mai Periode I: 1958-1987 10,7 3,5 0,5 Periode II: 1988-2007 7,3 4,0 0,2 Differenz Periode I zu Periode II -3,2 + 0,5 -0,3 Im Klimawandel weniger Frosttage im März, aber n i c h t im A p r i l und Mai zur Zeit der Obstblüte Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

9. Blühbeginn, Erntebeginn und Laubfall Boskoop Golden Del. Periode I: 1958-1987 3. Mai 6. Mai Periode II: 1988-2007 22.April 27. April Differenz [Tage Verfrühung] -11 -9 Erntebeginn Boskoop Golden Del. Periode I: 1958-1987 1. Okt 8. Okt. Periode II: 1988-2007 28. Sept. 29. Sept. Differenz [Tage Verfrühung] -3 -9 Laubfallbeginn Boskoop Golden Del. Periode I: 1958-1987 5. Nov. 9. Nov. Periode II: 1988-2007 4. Nov. Differenz [Tage Verfrühung] -1 -4 Die Blüte ist in Bonn mit 9-11 Tagen stärker verfrüht als die Ernte mit 3-9 Tagen und als der Laubfall mit 1-4 Tagen früher Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

10. Blühbeginn, Blühende und Blühdauer Cox Orange Golden Del. Periode I: 1958-1987 6. Mai Periode II: 1988-2007 27.April 27. April Blühende . Periode I: 1958-1987 18. Mai 20. Mai Periode II: 1988-2007 8. Mai 10. Mai Blühdauer . Periode I: 1958-1987 12 Tage 15 Tage Periode II: 1988-2007 11 Tage 14 Tage Differenz [Tage Blühverkürzung] 1Tag 1 Tag Die Blühdauer ist im Durchschnitt um mindestens einen 1 Tag ver k ü r z t; in der Hälfte der Fälle verringerte sich die Blühdauer von 12 -14 auf 6-8 Tage Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

11. Ergebnisse aus 53 Jahren Vergleich 1988-heute /1956-1987 Klimawandel ab ca. 1988, + 1,45 °C Blüte 9- 11 Tage früher Ernte 3- 9 Tage früher Fruchtentwickl. länger Laubfall 1-4 Tage früher Verschiebung der Vegetations- Vegetationszeit im Herbst kürzer . zeit in Frühling, nicht Herbst Blühdauer ca. 1 Tag kürzer => Indiz für Kältereiz Minimum-Temperatur (Monatsmittel) 2,6°C höher, aber April geringer weniger Frosttage im März, aber nicht im A p r i l + Mai (Blüte) Frostgefahr leicht erhöht, da a) Frost bleibt und b) in Blütezeit fällt Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

…. an der Universität Bonn 11. Ergebnisse …. der Klimaforschung späterer Laubfall im Herbst längere Vegetationsperiode “ Trockener Sommer,bes.im August weniger Frost längere Blühdauer, besonders nach warmen Wintern (Legave) Kürzere Fruchtentwicklung …. an der Universität Bonn Früherer Laubfall Längere Vegetationsperiode nicht nutzbar, da n a c h Laubfall Verschiebung in Frühling als Herbst erhöhte Frostgefahr im April 1 Tag kürzere Blühdauer - auch 2006/7- Indiz für Kältereiz-Erfüllung Längere Fruchtentwicklung durch 3fache Hitzetage mit Wachstumsstau Universität Bonn alte Aufzeichnun-gen, späte Apfelblüte Mitteleuropas Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

11. Strategien für den Obstbau im Klimawandel Fruchtertrag optimieren – auch aus wirtschaftlichen Gründen Beregnung gegen Trockenheit und als Frostschutz Diesel der Traktoren möglichst effizient nutzen Hagel: bei seltenem Hagelschlag: Risiko tragen– keine Maßnahme Hagelversicherung Hagelnetz bei häufigem Hagel: auch gegen Sonnenbrand und rote Backen bei Granny Smith Lagerung und kurzer Transport: Energie-effizienz optimieren: Isolierung und neue Kühlanlagen Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

Literatur zum Klimawandel und Obstbau Sonderheft Klimawandel im Obstbau. September 2009 Blanke, M.M, 2007: Farbige Hagelnetze: Ihre Netzstruktur bestimmt die Ausfärbung der Früchte. Erwerbs-Obstbau (Springer Heidelberg) 49, 127-139 http://www.springerlink.com/content/0014-0309 (u.U kostenpflichtig) Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011

Hvala- vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit ! Dr. Michael Blanke, Universität Bonn- Obstbau im Klimawandel Goethe Institut Bihac 24 März 2011