Aktuelle Entwicklungen in der albanischen Wirtschaft

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
BAU 2011 Europas Bauwirtschaft nach der Krise – wie geht es weiter?
Advertisements

Ausgangssituation Immer mehr Bürger pflegen aus beruflichen oder familiären Gründen Kontakte zu Personen aus anderen Mitgliedstaaten! Folge= Rechtsberatungsbedarf!
DER WIRTSCHAFTSKREISLAUF UND SEINE TEILNEHMER
3. Das keynesianische Modell der Volkswirtschaft
Business Frühstück „Messbar mehr Erfolg“
Einbringung Kreishaushalt 2008 Kreistag 13. Dezember 2007.
Belarus in der Finanzkrise: Staatsbankrott oder die Modernisierung der Wirtschaft? Hanna Masiuk
Aufbruchstimmung in der albanischen Wirtschaft
9. Zulieferforum der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie in Düsseldorf Die Osterweiterung der EU - Chance und Risiko der deutschen Zulieferindustrie.
Internationale Marktentwicklungen & Marketing von Öko-Produkten Wer versorgt den Öko-Markt ? Bio-Handelsforum Köln – 17. September 2008.
Die Finanzkrise meistern – Wachstumskräfte stärken
Antonia v. Saint Paul & Clara Cowley (10a)
Entwicklungspolitische Bedeutung der Telekommunikationsprojekte der DEG in Entwicklungsländern (Schwerpunkt Afrika) Tagung des Forums für Technologie und.
Trends im europäischen Privatisierungsprozess
Bildungsarmut Dieter Eißel, Universität Gießen
Wirtschaftliche Bedingungen und Spielräume der Tarifpolitik
Staatsverschuldung in Folge von Hartz 4
Aufgabe und Rolle der beruflichen Weiterbildung in Krisenzeiten Bamberg 24. September 2009.
2050 Perspektiven der EU Energiepolitik
Diplomarbeit in Rahmen des Studiums
für die Länder des Südens
Entwicklung neu abgeschlossener Ausbildungsverhältnisse
Gesundheitstourismus Chancen für D und GR
MOZAMBIQUE.
1 Thematische Schwerpunkte innerhalb der Prioritätsachse 3 Ressourcenschutz, CO 2 -Reduzierung EFRE - Investitionsprioritäten: Energieeffizienz und Nutzung.
Entwicklung der Chemieproduktion in Deutschland
DISPARITÄTEN Disparität = räumliche Ungleichheit innerhalb einer Volkswirtschaft, „unausgeglichene Raumstruktur“ Ebenen: ökonomisch, sozial, kulturell,
DKB –Eliteforum Milch, Schloss Liebenberg, Prof. Dr. Bernhard Brümmer
5. Bodenforum der Neuen Landwirtschaft auf der IGW 2008 in Berlin Dienstag, 22. Januar 2008 Wolfgang Jaeger Nord Ost Bodenmanagement.
Kommentar: Sehr geehrter Herr Abgeordneter,
Industrieland Deutschland
GRIECHENLAND AKTUELL Mai 2006 Wirtschaft in Griechenland expandiert seit 1990 stärker als in der EU Euphorie genährt durch EM, Olympiade und Eurovision.
Diskussion von Harald Badinger: Die Auswirkungen des Euro auf den Außenhandel der EU und Österreichs 4. FIW-Vorlesung Wien, April 16, 2012 Doris Ritzberger-Grünwald.
Krise – Wer bezahlt die Rechnung?
Vision oder Möglichkeit?
Ideologie und Wirklichkeit Von der Finanzarktkrise zur Schuldenkrise
Bundesrepublik Deutschland
Der KMU-Sektor in der Ukraine: Überblick und aktuelle Lage
Eine andere EU-Wirtschaftspolitik Wege aus der Krise, 11. Mai 2012 Markus Marterbauer, AK Wien.
HOLZ-HANDWERK 2012 Pressekonferenz 29. November 2011 Stuttgart
European Conference EUROPE: 20 Years in Transition Univ.-Prof. Dr Ewald Nowotny Gouverneur Oesterreichische Nationalbank.
DIE UKRAINISCHE BANKAKADEMIE DER NATIONALBANK DER UKRAINE.
Der Salzburger Mittelstand
Bedeutung, Technik, Einsatzbereiche, CH-Potenziale
Industrieland Oberösterreich Daten & Fakten
Kollektivverhandlungen in der Krise Christoph Hermann FORBA FORBA-Fachgespräch 27. Juni 2011.
Weltwirtschaftskrise 1929 – ca. 1930
Willkommen zur VDW-Jahres-Pressekonferenz 2009
Demokratie und Entwicklung: Ghana auf guten Wegen?
Globalisierung für Arme?
KV Österreichische und Internationale Energiepolitik SS07 An energy policy for Europe - the quantitative targets Florian Brence Thomas Schinko Mark Sommer.
REGIONAL POLICY EUROPEAN COMMISSION Überlegungen zur Zukunft städtischer Aktionen EU Kohäsionspolitik nach 2013 Dr. Alexander FERSTL, Europäische Kommission,
Diskussionsbeitrag: Ausländische Direktinvestitionen aus der Sicht der Staaten: Slowakei, Ukraine, Tschechien, Kroatien Andrea Hoisová, Ondrej Mäsiar,
% +0,8% -7,9% -9,5% +1,1% +0,6% +1,5% +0,45% -5,5% -17,7% VRG 15-ORF -17,7% % -10,85% -2,4%
Infrastruktur Die Verkehrsinfrastruktur in China wird ständig verbessert. Hohe Summen werden in den Bau von Straßen, vor allem auch in den Städten, Eisenbahnlinien.
China 中华人民共和国.
Ulrike Straka Stellvertretende Handelsdelegierte in Kiew Ukraine 2003/2004 Wirtschaftliche Entwicklung und Prognose.
Der europäische ITK Markt auf dem Weg zu neuem Wachstum Thomas Mosch, Geschäftsführer EITO 3. Dezember 2009 European Information Technology Observatory.
Wirtschaftsperspektiven: Finanzkrise / Wirtschaftskrise: Wie sieht es wirklich für die Kärntner Wirtschaft aus? Ao.Univ.-Prof. MMag. Dr. Gottfried Haber.
Lektion 10 Warum lohnt es sich aus wirtschaftlicher Sicht für Euch, Deutsch zu studieren?
Ukraine energieeffizienz / erneuerbare energien
Investitionen in Deutschland
Umsetzung der EED – EU Energie Effizienz Directive
Freundschaftsgesellschaft
Auslandsgeschäft Prok. Mag. Franz Rogi 11. Oktober 2007 Zukunftschance Südosteuropa in der Forst- und Holzwirtschaft.
Historischer Hintergrund der Landwirtschaft
Regionalökonomie Hochschule Neubrandenburg WS 2013/2014
Magisches Viereck.
Id901 Benchmarking - Analyse für die Euroregion Villa Manin unter besonderer Berücksichtigung der Rolle KÄRNTENS im Vergleich mit den NACHBARREGIONEN und.
Wirtschaftsbeziehungen Schweiz-Russland
 Präsentation transkript:

Aktuelle Entwicklungen in der albanischen Wirtschaft Deutsch-Albanische DAFG Freundschaftsgesellschaft Aktuelle Entwicklungen in der albanischen Wirtschaft DAFG OG Hamburg, 11.03.2011 Kay Schlette

Überblick Daten und Fakten Hintergründe Aktuelle Wirtschaftslage in einzelnen Sektoren

1. Daten und Fakten

Energieengpässe Finanzkrise Pyramidenskandal

Wirtschaftswachstum Stetiges Wachstum zwischen 2005 und 2008 vor allem im Bau- und Dienstleistungssektor (z.B. durch Ausbau von Straßen) Verglichen mit anderen Ländern relativ geringe Auswirkungen der Finanzkrise 2009 Banken nur begrenzt integriert in Weltmärkte Hohes Niveau an Liquidität und Eigenkapitalquoten Strukturelle, fiskalische und ökonomische Reformen Geringeres Wachstum für 2010 als Folge der Finanzkrise Weniger Exporte Weniger Direktinvestitionen Konservativere Kreditvergabe von Banken Geringerer Anteil an Schattenwirtschaft (10% Steuersatz, obligatorische Zahlungsabwicklung über Banken)

Wirtschaftswachstum Weniger Überweisungen aus dem Ausland, auch wg. Krise in GR

AL ähnlich wie Tunesien, Thailand oder China Rang 98 von 181 Staaten. D = 40.875 (nach IWF)

Ohne Landbevölkerung, obwohl dort bis 50% der Bevölkerung arbeiten (Selbstversorger) Rückkehr aus GR?

Importe 2009 Quelle: GTAI Maschinen, Ausrüstungen 22,8% Nahrungsmittel, Getränke + Tabak 17,3% Baumaterialien und Metalle 15,5% Mineralische Brennstoffe, Kraftstoffe, Elektrizität 14,4% Chemie- und Kunststofferzeugnisse 11,8% Bekleidung, Textilien, Schuhe 9,2% Holz und Papierwaren 4,0% Leder, Lederwaren 1,6% Sonstige 3,4%

Exporte 2009 Quelle: GTAI Bekleidung, Textilien, Schuhe 46,8% Mineral. Brennstoffe, Kraftstoffe, Elektrizität 19,8% Baumaterialien und Metalle 12,5% Nahrungsmittel, Getränke, Tabak 7,5% Maschinen, Ausrüstungen 4,7% Holz- und Papierwaren 3,3% Sonstige 5,4%

Statistischer Bruch

2. Reformen

Investitionsklima Deutliche Verbesserungen des Geschäftsklimas: Deutliche Verbesserung des Straßennetzes und damit Reduzierung der Transportzeiten Seit 2006: Symbolische Preise für den Erwerb von staatlichem Grund+Boden Seit 2008: 10% flat tax für natürliche und juristische Personen bei gleichzeitiger Stärkung der Finanzämter, führte zu höheren Steuereinnahmen 2007: Business registration centre / one-stop shop für Lizenzen und Konzessionen -> Gründung eines Unternehmens in 1 Tag statt 8 Noch bestehende Probleme: Schwache Justiz, schwaches Rechtssystem „Hohes gefühltes Niveau“ an Korruption (Finanzämter, Katasterämter)

Armut 2002: 25,4% 2005: 18,5% 2008: 12,4% der Bevölkerung lebt in Armut (EBRD  Weltbank), d.h. < 2 USD/Tag Öffentliche Gesundheitsversorgung stark verbesserungsbedürftig Schulbildung an weiterführenden Schulen problematisch, speziell auf dem Land Besonders Frauen leidtragend

Umweltaspekte Erhebliche Probleme bzgl. Luftverschmutzung, Erhaltung der Artenvielfalt, Müllentsorgung, Wasserver- und –entsorgung sowie Katastrophenmanagement Problemkreise: Entforstung, Auswirkungen von Tourismus und Landreformen, Armutsreduzierung  Weitere Anpassung der Gesetzgebung und der Institutionen an die EU

Rechtsrahmen Deutliche Verbesserungen erzielt (z.B. Sicherheiten, Unternehmensführung, Konzessionen). Noch ausstehend: Hypothekenrecht EBRD: „Bisweilen fehlender Respekt der Regierung gegenüber dem Rechtsstaat und zur eigenen Justiz“ Personelle Seilschaften Keine Kontinuität in der Verwaltung nach Regierungswechseln -> Ist eine Abmachung mit einem alten Bürgermeister noch gültig, wenn ein neuer gewählt wird?

Privatisierung 1999: Mobilfunknetz an Telenor / Cosmote (GR) 2001: 2. Mobilfunknetz an Vodafone Konzession zum Betrieb des Flughafens an Hochtief et al. Konzession zum Betrieb des Hafens in Durrës Management-Verträge zum Betrieb der Wasserversorgung in Elbasan, Sarandë, Durrë, Lezhë, Fier und Kavajë mit gemischtem Erfolg Konzession für Betrieb von Albkrom (Chrom) an Darfo (I) und AlbBaker (Kupfer) (?) Privatisierung von 85% der Anteile von Albanian Refinery and Marketing Oil (ARMO) (Recep Taci) Privatisierung von 76% an Albtelecom (Türk Telekom und Calik Enerji Telekomunikasyon) 2009: Teilprivatisierung der KESH (Verteilung: OSSh) an CEZ

3. Ausgewählte Sektoren

Wirtschaftswachstum nach Sektoren 2009 Land- und Forstwirtschaft 5,2 % Industrie 0,0 % Handel, Hotels + Restaurants 7,6 % Transportwesen 10,0 % Post, Telekom 23,6 % Sonstige Dienstleistungen 5,1 % FISIM = stat. Bankdienstleistungen 14,0 % Quelle: Deutsche Bank / JP Morgan: Anleiheprospekt

Landwirtschaft Umverteilung von Land abgeschlossen, trotzdem noch viele strittige Eigentumsfragen Viele Probleme: hoher Parzellierungsgrad, durch kostenlose Verteilung von Land an Ex-Mitglieder der Kooperativen Anfang der 90er Jahre Schlechte Infrastruktur und veraltete landwirtschaftliche Geräte Ineffiziente Produktion Schlechte Versorgung mit Krediten Wenig Investitionen

Grundeigentum  Tourismus Probleme: Baugenehmigungen Mangelnde Effizienz bei der Umsetzung des Rechtsrahmens De facto mangelnde Handelbarkeit von Grund+Boden Kaum vorhandener Hypothekenmarkt Strittige Landeigentumfragen. Projekt von Club Med bewirkt Klagen von 129 Familien -> Projektabbruch

Telekommunikation Albtelecom (2007 privatisiert) ist Monopolist bei Festnetz und Internet-Markt, bislang kaum Wettbewerb DSL-Zugang noch unterentwickelt Intensiver Wettbewerb im Mobilfunkmarkt: AMC, Plus, Eagle Mobile, Vodafone im Aufbau

Energie Unbundling von Netz und Verteilungsarmen von KESh 2007 durchgeführt 2009: Verkauf von 76% der Verteilungsgesellschaft OSSh an die tschechische CEZ 90% der Stromerzeugung durch Wasserkraft. Konzessionsvergabe für 50 von 100 Wasserkraftwerke an private Unternehmen Hohe Netzverluste (38% in 2008) Stromtarife trotz Tariferhöhungen noch nicht kostendeckend Regulierungsbehörde klein und nur begrenzt unabhängig Gelegentliche Stromunterbrechungen aufgrund von Wartungsarbeiten

Kommunale Versorgungsbetriebe Formell sind die Kommunen zuständig für ihre Versorgungsbetriebe, de facto aber hoher Einfluss der Zentralregierung aufgrund widersprüchlichem Recht für Grund+Bodenverhältnisse Lage bessert sich zwar, trotzdem oft noch kein Betrieb nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten: intransparente und oft politisch motivierte niedrige Tarife, Mangel an Messeinrichtungen, unvollständige Eintreibung von Rechnungsbeträgen  fehlender Anreiz zu Investitionen Bis auf wenige Ausnahmen keine Beteiligung von privaten Firmen im Wassermarkt Teilweiser Betrieb von ÖPNV durch private Firmen

Natürliche Ressourcen Heimisch produzierter Diesel hat niedrige Qualität, daher Import aus GR, I, RUS usw. 2008 Privatisierung von 85% der Albanian Refining and Marketing Oil (AL‘s zweitgrößter Ölraffinerie)

Transport Betrieb des modernisierten Flughafens Tirana in 20-Jahres-Konzession durch privates Konsortium Eisenbahn nicht ansatzweise europäischer Standard Privatisierung des Baus und Unterhalts von Straßen läuft, 2008 über 50% des Straßenunterhalts durch Privatfirmen Ausbau der Straßenverbindungen zwischen Sarandë und Shkodër sowie zwischen Durrës und Kukës Betrieb einiger Häfen auch von privaten Firmen

Bankwesen Wurde komplett privatisiert. 15 von 16 Banken sind vollständig oder teilweise in ausländischer Hand Probleme: Geringe Kredite an KMU Über 70% der Kredite in Fremdwährung 2007: Bankenaufsicht verbessert Kaum Private Equity Sektor 2010 erfolgreiche Platzierung einer Staatsanleihe über 300 Mio. €. Nom. Zinssatz: 7,5%, Ausgabekurs: 99,5, notiert derzeit bei 95.

Versicherungen Sehr geringer Markt Privatisierung der staatlichen Versicherung INSIG abgeschlossen (?) Keine Markteingangsbarrieren für ausländische Versicherungen

Literatur EBRD: Strategy for Albania 2009 – 2012 as approved by the Board of Directors at its meeting on 17 November 2009 Germany Trade & Invest: Wirtschaftsdaten kompakt: Albanien, Stand: Mai 2010 Deutsche Bank / JP Morgan: Anleiheprospekt über 300 mn € vom 2.10.2010