Prof. Dr. Klaus Wolf Universität Siegen.

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also gut ich erzähl was mal sehen ob es klappt
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 Präsentation transkript:

Prof. Dr. Klaus Wolf Universität Siegen

Was können professionelle ambulante Erziehungshilfen leisten? Reparatur defekter Familien? Vermeidung von Kindeswohlgefährdung? Clearing? Begleitung von Übergängen Nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen und der Entwicklungschancen der Kinder?

Erhebliche Zunahme der ambulanten Erziehungshilfen: das Beispiel SPFH

Erhebliche Zunahme der ambulanten Erziehungshilfen Deutlich sinkende FLS-Zahl/Fall Familien mit erheblichen Belastungen Besserer Kinderschutz durch ambulante Erziehungshilfen?

Konzeptionelle Leitideen ambulanter Hilfen Der ethnografische Blick Der systemische Blick Der biografische Blick (Interventionsgeschichte und Lebenserfahrung) Der Blick auf Resilienz Der lebensweltorientierte Blick

Können die ambulanten Erziehungshilfen die Belastungs-Ressourcen-Balance der AdressatInnen positiv beeinflussen?

Woran erkennen wir eine wirksame Hilfe Woran erkennen wir eine wirksame Hilfe? Welche Faktoren beeinflussen die Wirksamkeit?

„Sozialpädagogische Familienhilfe aus Sicht der Klientinnen und Klienten Projektleitung: Prof. Dr. Klaus Wolf Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dipl.Päd. Anja Frindt Anschlussprojekt: http://www.uni-siegen.de/zpe/projekte/aktuelle/lamo-spfh/

Nachhaltigkeit: Ermutigung, Aktivierung und Kontrollgewinn werden nachhaltig angeregt, Reflexive Professionalität: Direktiven und kontrollierende Elemente werden konstruktiv eingeführt, Fokussierung auf Entwicklungsbedingungen: Systematische Nutzung auch des außerfamilialen Sozialisationsfeldes Selbstevaluation und qualifizierte Beendigung

Ziel: Nachhaltigkeit: Ermutigung, Aktivierung und Kontrollgewinn nachhaltig anregen

Was ist Ermutigung? „Mit ‚Ermutigung‘ i.w.S. wird die Eigenschaft situativer Gegebenheiten bezeichnet, als Stimuli den Aufbau von Zuversicht anzuregen. Kurz: ‚Ermutigung‘ ist Zuversichtsanregung. Ermutigung i.e.S. ist eine Handlung, mit der versucht wird, die Zuversicht einer Person zu stärken. Kurz: ‚Ermutigung‘ ist beabsichtigte Zuversichtsanregung.“ Peter H. Ludwig: Ermutigung. Optimierung von Lernprozessen durch Zuversichtssteigerung. Opladen (Leske & Budrich) 1999: 119

erlernte Hilflosigkeit Hierarchie der Kontrolle / Eskalation des Kontrollverlustes primäre Kontrolle  Reaktanz indirekte Kontrolle sekundäre Kontrolle erlernte Hilflosigkeit erlernte Hoffnungslosigkeit „Sozialpädagogische Familienhilfe aus Sicht der Klientinnen und Klienten“ niversität Siegen

„Ich hab sie einmal mitgenommen zum Sozialamt, na denn war Feierabend bei mir. Ich kam da überhaupt nicht zum Vor..., sie hat denn das gesagt, denn hatte die ‘nein’ gesagt und denn war das für sie erledigt. Und wenn ich mit der Frau Weber, mit Helga hingegangen bin, die hat denn noch diskutiert, da haben wir wenigstens was raus gekriegt. Ich stand da immer wie Pik Sieben auf Bahnsteig Acht. Na was soll das, wenn ich mit jemanden reingeh, ich möchte was erreichen und sie sagt, die sagt ‘nein’, na denn ist gut, denn gehen wir wieder. Und wir haben, wir sind ja hart geblieben, Helga und ich, wir haben denn solange diskutiert, bis wir. Und wir haben denn ‘n Weg gefunden, das da irgendwie rauszukommen. Das haben wir auch geschafft. Wir hatten ja auch in Lüttenklein Mietschulden und das hab ich auch alles alleine, bin ich hingegangen mit Helga und da hab ich das geregelt, dass ich das Bekleidungsgeld denn für Danny erst mal da lasse und denn hab ich die Mietschulden erst mal alle so zurück gezahlt und denn sind wir mit dem bisschen ausgekommen, was ich denn hatte. (...) Und das haben wir dann so aufgesetzt und denn, das ging. Mit der andern hätt’ ich das aber nicht machen können. Die hätt’ gesagt, und die hätten ‘nein’ gesagt und denn wär’s gut gewesen, denn wären wir wieder raus gegangen.“ (6,33)

Es reicht mir, wenn ich mit Ihnen darüber reden kann Frau G.: „Am besten konnte ich aber mit Frau W. darüber reden. Da hab ich, wenn was gewesen war bei die Behörden, da hab ich Frau W. angerufen, hab ihr die Situation erklärt und da hat sie mir das gesagt, so und so, und denn hat sie nachher gesagt, ‘Soll ich denn mitkommen?’. Da hab ich gesagt, ‘Nein, es reicht mir, wenn ich mit Ihnen darüber reden kann.’ Das haben wir per Telefon gemacht, und ich versuch das alleine. Und denn hab ich nachher, wenn das alles fertig war, denn nach ein paar Tagen sie angerufen, dass alles o.k. ist und da hat sie sich gefreut, dass ich das alleine geschafft hab.“ „Sozialpädagogische Familienhilfe aus Sicht der Klientinnen und Klienten“

2. Ziel: Reflexive Professionalität: Direktiven und kontrollierende Elemente werden konstruktiv eingeführt.

Interventionen mit direktiven und kontrollierenden Elementen brachten nur unter folgenden Bedingungen konstruktive Effekte hervor: Die Kontrolle erfolgte durch einen bekannten, akzeptierten, als wohlwollend erlebten Menschen (nicht durch den Funktionär einer Institution). Die kontrollierenden Handlungen waren auf einzelne Felder beschränkt, auf partielle (und nicht umfassende) Kontrolle und explizit kontrollfreie Bereiche. Es erfolgte im Verlaufe der Intervention eine allmähliche Reduzierung der Kontrolle (die Freude und der Stolz des „Das-kann-ich-jetzt-alleine“). Die kontrollierenden Interventionselemente waren Teil eines gemeinsamen Planes, die KlientInnen waren an der Konstruktion des Planes („unser Projekt“) beteiligt.

Interventionen mit direktiven und kontrollierenden Elementen brachten nur unter folgenden Bedingungen konstruktive Effekte hervor: - Fortsetzung - 5. In den Außenkontakten gegenüber „kritischen“ Institutionen (Schule, Kindergarten, Sozialamt, manchmal Jugendamt) wurden die KlientInnen verteidigt; wenn die Klientin hingegen eine Situation als Verrat durch die SPFH-Mitarbeiterin erlebte, war die Wirkung der Kontrolle ausnahmslos destruktiv. 6. Auch die Kontrollierenden waren in den Plan eingebunden, es gab explizite Verpflichtungen für die professionelle Mitarbeiterin. Sie konnte so auch zum Modell werden für den Umgang mit (zunächst) nicht eingehaltenen Zusagen.

…. so kannst du das machen Frau G.: „Ich brauchte einen Partner, mit dem ich reden konnte. Und das hilft mir sehr viel. Nicht so, dass die Person dann sagen tut, ‘So musst du das machen, so musst du das machen.’ Bloß sagen, ‘So kannst du das machen, so würde ich das machen’, und das ich mir überlegen kann oder aussuchen kann, wie ich das nu letztendlich machen tu.“ (490)

Frau G. : „Ne da geh ich so wie meine Mutter das mit mir gemacht hat Frau G.: „Ne da geh ich so wie meine Mutter das mit mir gemacht hat. Meine Mutter hat mich unter Druck gesetzt. Und wo ich die Frau D. . hatte, sie wollte auch anfangen. Da hab ich zu ihr gesagt, ‘Ist gut, dass Sie mir das sagen, aber ich bestimme, wann ich das mache. Und unter Druck mache ich nichts. Das habe ich Jahre lang von meine Mutter gehabt. So nicht’.“

… und im Stillen hab ich bei mir gedacht, das hat die Frau Bodner eingerührt. Da hat ich Frau Bodner auch gesagt, hat sie mich bloß hingestellt und das hat mich gestört, auf’m Jugendamt. Sie hat da noch mal angerufen, und dadurch hab ich das rausgekriegt, dass sie mir, wie soll ich sagen, ein über die Schnauze gefahren ist. Dass ich das nicht kann, dass sie denn dafür immer da ist ne. Dass ich das nicht kann, dass sie denn dafür immer da ist ne. Ich sag, ich war ja wohl dagewesen und das ist ja auch auf Rechnung zu sehen. Und ich hab auch angerufen alles. Und das mag ich nicht, wenn man mir, hinter mir so schlecht machen tut. (5,26)

In diesem Milieu rein versetzt Partner: ‘N paar Tage nur und in unser, in unser Milieu paßte sie da rein. (...) Sie hat uns halt eben aus diesem Milieu heraus geholt. Ne, nicht das sie jetzt auch was damit selber zu tun hatte, aber sie hat in diesem Milieu rein versetzt. Ne, sie konnte mitarbeiten mit diesem Milieu. Und hat aus diesem Milieu was gemacht. Und das is eben das gute, was sie draus gemacht hat (7,24)

3. Ziel: Systematisch auch die außerfamilialen Sozialisationsfelder zu nutzen, um Resilienzprozesse zu fördern.

Methodisches Handeln in der SPFH Sozialpädagogische Diagnose Interventionsplanung Intervention Evaluation

Interviewerin:„Wie fanden sie das, als sie das gesagt hat, ‘Sie brauchen mich ja nicht mehr’?“ Frau G.: „Sozusagen, ach sie will mich loswerden, sie will mehr Freizeit haben.“

Ja das vermisst man. Das man doch, man brauch’ ja nicht jeden Tag oder jede Woche oder so, das man doch ab und zu in Abständen und wenn das mal bloß anruft und mal fragt, wie’s einem geht, denn, die Stimme schon mal wieder hört oder so, aber dies ganze Abgerupte. Sie war einmal ganz kurz hier und sagte denn, sie kommt noch mal und denn nachher war ganz vorbei, denn kam sie nachher nicht mehr. (3,14)

Zusammenfassung: Die ambulanten Erziehungshilfen sind wirksame Hilfe wenn es gelingt, Balancen herzustellen zwischen dem Respekt vor der Eigenständigkeit der Familien/ Menschen und zielgerichteten Lern- und Entwicklungshilfen dem Anknüpfen an den bisherigen Lebenserfahrungen und der Eröffnung neuer Optionen den Bewältigungsversuchen der Erwachsenen und dem Schutz der Kinder.

„Da nützt der beste Professor und Doktor nichts, wenn man kein Vertrauen hat.“ „Ich hab gesehen, meine Tochter isst, meinem Buben wird geholfen. Endlich anständige Leute da, die was mir den Weg zeigen.“ http://www.sos-kinderdorf.at/Informationen/SOS-Kinderdorf-in-Oesterreich/Beratungsstellen/Documents/Ergebnisbericht-AFA-Juni08.pdf

Prof. Dr. Klaus Wolf (Universität Siegen, Sozialpädagogik) Weitere Materialien finden Sie hier: http://www.uni-siegen.de/~wolf/ http://www.uni-siegen.de/zpe/hze-tagung2009/index.html http://www.foster-care-research.org/ http://www.uni-siegen.de/zpe/projekte/aktuelle/lamo-spfh/ Kontakt: Klaus.wolf@uni-siegen.de