Wiener Moderne Cafe Griensteidl.

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Wiener Moderne Cafe Griensteidl

Habsburgermonarchie um 1900 auch hier „Gründerzeit“-Effekte => äußere Stabilität allm. Zuspitzung mehrerer Problementwicklungen: 1. Nationale Spannungen - Emantipationsbestrebungen - „großdeutsche“ Ideologeme – Georg von Schönerer 2. Soziale Spannungen - Folge rascher Industrialisierung 3. Antisemitismus - Reaktion auf jüd. Emantipation – Karl Lueger + Sionismus – Theodor Herzl: Der Judenstaat (1896) 4. Schwächung des Staats(apparats) - innen- sowie außenpolitisch

Gründungsurkunde des Turnvereins in Floridsdorf (Schönerer)

Habsburgermonarchie: Kultur moderner und fruchtbarer als im Dt. Reich Furcht vor einer unabwendbaren Vernichtung der Wiener Kultur => spezifische Frage: Identität philosophische und psychologische Fundierung des Identitätsproblems: 1. Ernst Mach (1838-1916) - Problematisierung des Ich-Begriffs 2. Sigmund Freud (1856-1939) – Psychoanalyse, Sexus 3. Sprachkrise – Fritz Mauthner, H. von Hofmannsthal: Ein Brief (Chandos-Brief), 1902

Ernst Mach (1838 Chirlitz – 1916) „Das Ich ist nicht scharf abgegrenzt, die Grenze ist ziemlich unbestimmt und willkürlich verschiebbar.“ Man habe erkannt, „dass die vermeintlichen Einheiten "Körper", "Ich" nur Notbehelfe zur vorläufigen Orientierung und für bestimmte praktische Zwecke sind [...]. Der Gegensatz zwischen Ich und Welt, Empfindung oder Erscheinung und Ding fällt dann weg, und es handelt sich lediglich nur um den Zusammenhang der Elemente [...].“ „Nicht das ich ist das Primäre, sondern die Elemente (Empfindungen). […] Bewusstseinsinhalte von allgemeiner Bedeutung durchbrechen [die] Schranken des Individuums und führen, natürlich wieder an Individuen gebunden, unabhängig von der Person, durch die sie sich entwickelt haben, ein allgemeineres unpersönliches, überpersönliches Leben fort. Zu diesem beizutragen, gehört zu dem größten Glück des Künstlers, Forschers, Erfinders, Sozialreformators u.s.w.“ (Beiträge zur Analyse der Empfindungen, 1886)

Sigmund Freud (1856 Freiberg – 1939)

Sigmund Freud (1856 Freiberg – 1939) Traumdeutung (1900) Totem und Tabu (1913) Unbehagen in der Kultur (1930) Stichworte: Ödipus-Komplex Modell der Psyche: Es – Ich – Über-Ich Libido Verdrängung Natur x Kultur Realitätsprinzip x Lustprinzip

Musik Große Sinfoniker in Wien: Johannes Brahms (1833–1897) seit 1862 Anton Bruckner (1824–1896) seit 1868 Gustav Mahler (1860 Kalischt – 1911) seit 1875 2. Sinfonie c-Moll Auferstehung (Text: F.G. Klopstock) Leiter der Wiener Hofoper 1897-1907 Zweite Wiener Schule – eigentliche Avantgarde um Arnold Schönberg (1874–1951) + seine Schüler Alban Berg, Anton Webern Atonalität (ab dem 2. Streichquartett fis-Moll, 1908) später Zwölftontechnik

Hermann Bahr (1863–1934) Kritiker, Programmatiker, Vermittler Zur Kritik der Moderne (1890) Die Überwindung des Naturalismus (1891) Expressionismus (1916)

Jung-Wien um H. Bahr: Arthur Schnitzler, Peter Altenberg, Hugo von Hofmannsthal, Richard Beer-Hoffmann Café Griensteidl, Café Central contra: konsequenter Naturalismus, Realismus pro: Symbolismus, Impressionismus, teils auch Dekadenz ästhetische, aber auch ethische Ziele (x Dekadenz) Zeitschriften: Die Zeit (1894–1904), Österreichische Rundschau (1904-24) neue Themen und Formen Gesellschaftskritik als Kulturkritik Bewusstsein, am Ende einer Kulturtradition zu sein => Lösungen: kultureller Kosmopolitismus vs. neuer Traditionalismus

Karl Kraus (1874 Jitschin – 1936)

Grundzüge der Kraus’schen Kulturkritik Zielscheiben: 1. Journalismus: „Der Historiker ist nicht immer ein rückwärts gekehrter Prophet, aber der Journalist ist immer einer, der nachher alles vorher gewusst hat.“ - Fackel 298/299; Nachts 2. Sexualmoral, Selbstbestimmung der Frauen „Zum Teufel mit dem Geschwätz über die sexuelle Aufklärung der Jugend! Sie erfolgt noch immer besser durch den Mitschüler, der im Lesebuch das Wort »Horen« anstreicht, als durch den Lehrer, der die Sache als eine staatliche Einrichtung erklärt, die so wichtig sei und so kompliziert wie das Steuerzahlen.“ - Fackel 264/265; Sprüche und Widersprüche 3. Fortschritt: „Jetzt erst erkenne ich den Fortschritt als das, was er ist — als eine Wandeldekoration. Wir bleiben vorwärts und schreiten auf demselben Fleck.“ Der Fortschritt 4. Komerzialisierung des Lebens „Es gibt eine Idee, die einst den wahren Weltkrieg in Bewegung setzen wird: Dass Gott den Menschen nicht als Konsumenten und Produzenten erschaffen hat. Dass das Lebensmittel nicht Lebenszweck sei.“ Die letzten Tage der Menschheit

Die Fackel (1899–1936)

Arthur Schnitzler (1862–1931) Mittelpunkt des Jung-Wiener Kreises thematisch <= Naturalismus Gespür für aktuelle sozialpsychologische Probleme Atmosphäre des „Ewigen Wiens“ Figuren zwischen Dekadenz und Melancholie + Kritik solcher Zwiespältigkeit

Arthur Schnitzler Dramen: Anatol (1893) Liebelei (1896) Reigen (1896) Der grüne Kakadu (1899) Novellen und Erzählungen: Leutnant Gustl (1900) Fräulein Else (1924)

A. Schnitzler: Leutnant Gustl „Ist das ein Gedränge A. Schnitzler: Leutnant Gustl „Ist das ein Gedränge! Lassen wir die Leut' lieber vorbeipassieren ... Elegante Person ... ob das echte Brillanten sind? ... Die da ist nett ... Wie sie mich anschaut! ... O ja, mein Fräulein, ich möcht' schon! ... O, die Nase! – Jüdin ... Noch eine ... Es ist doch fabelhaft, da sind auch die Hälfte Juden ... nicht einmal ein Oratorium kann man mehr in Ruhe genießen ... So, jetzt schließen wir uns an ... Warum drängt denn der Idiot hinter mir? Das werd' ich ihm abgewöhnen ... Ah, ein älterer Herr! ... Wer grüßt mich denn dort von drüben? ... Habe die Ehre, habe die Ehre! Keine Ahnung hab' ich, wer das ist ... Das Einfachste wär', ich ging gleich zum Leidinger hinüber nachtmahlen ... oder soll ich in die Gartenbaugesellschaft? Am End' ist die Steffi auch dort? Warum hat sie mir eigentlich nicht geschrieben, wohin sie mit ihm geht? Sie wird's selber noch nicht gewußt haben. Eigentlich schrecklich, so eine abhängige Existenz ... Armes Ding! – So, da ist der Ausgang ... Ah, die ist aber bildschön! Ganz allein? Wie sie mich anlacht. Das wär' eine Idee, der geh' ich nach! ... So, jetzt die Treppen hinunter: Oh, ein Major von Fünfundneunzig ... Sehr liebenswürdig hat er gedankt ... Bin doch nicht der einzige Offizier herin gewesen ... Wo ist denn das hübsche Mädel? Ah, dort ... am Geländer steht sie ... So, jetzt heißt's noch zur Garderobe ... Daß mir die Kleine nicht auskommt ... Hat ihm schon! So ein elender Fratz! Laßt sich da von einem Herrn abholen, und jetzt lacht sie noch auf mich herüber! – Es ist doch keine was wert ... Herrgott, ist das ein Gedränge bei der Garderobe! ... Warten wir lieber noch ein bisserl ... So! Ob der Blödist meine Nummer nehmen möcht'? ...“