Spezielle Balneotherapie Schwefel – Radon – CO2 - Sole

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 Präsentation transkript:

Spezielle Balneotherapie Schwefel – Radon – CO2 - Sole

Die Permeabilität der Haut für gelöste Bestandteile in Wasser µl Lösung/cm2/h 1000 CO2 100 Radon Octanol Heptanol Methylsalicylat Camphen 10 H2S Phenylquecksilberborat Estron Wasser Kampfer 1 Propanol Progesteron Ethanol Wasser Methanol Testosteron DMSO 0,1 Acetylsalicylsäure Natrium Eisen II Strontium Heparin Kalium Arsenit Sulfat Corticosteron Chlorid Bromid Jodid Indometacin Die Permeabilität der Haut ist ausgesprochen gering. So biete die Haut einen hervorragenden Schutz gegen das Eindringen vor allem bei den meisten Mineralstoffen. Daraus ergibt sich auch der eingeschränkte Nutzen von Heilwässern für medizinische Bäder. Es sind vor allem die gasförmigen Bestandteile, denen eine medizinische Bedeutung beim Baden zukommt, also Radon, Schwefelwasserstoff und Kohlendioxid. Bei den Mineralstoffen ist es vorwiegend die osmotische Wirkung durch die Summe an Mineralstoffen, die ein Heilwasser zum Baden medizinisch tauglich macht. Es ist ein völliger Unsinn, wenn Normen aufgestellt werden, die an ein Badewasser gleiche Anforderungen stellen, wie an ein Trinkwasser. Man kann doch wohl nicht davon ausgehen, daß Badende ihr Badewasser trinken? Eine solch unsinnige Forderung hat sich in die Diskussion für den Arsengrenzwert für Badewässer eingeschlichen. Ich habe dazu einmal geschrieben: “Man nimmt beim Rauchen einer einzige Zigarette mehr Arsen in den Körper auf, als wenn man wochenlang in dem Wasser badet, welches den höchsten Gehalt an Arsen in Deutschland hat.” Hier fehlt es bei manch einem an der nötigen Sachkunde und wie so oft in unserem Lande stößt man auch hier auf mangelhafte Entscheidungskompetenz. 0,01 Calcium Pertechnetat Cäsium Cobalt Salicylsäure Cortison Cadmium Silber Hydrocortison 0,001 Eisen III Chrom III 0,0001 Selenit

Schwefelwässer in der Balneologie

Heilquellen mit Schwefel-wasser

Schwefelverbindungen in natürlichen Schwefelwässern Schwefelwasserstoff (H2S) und in wässriger Lösung vorliegende Ionen wie Hydrogensulfid (HS-) Sulfid (S--) Polysulfid (Sx--) Thiosulfat (S2O3--) Nicht zu den Schwefelbädern gehören Sulfat-Bäder! (SO4--) Was sind Schwefelwässer ?

Der pH-Wert entscheidet wie viel H2S im Wasser vorliegt

Toxikologie des Schwefelwasserstoffs in Luft Geruchsschwelle Maximale Arbeitsplatzkonzentration Maximale Spitzenbelastung Toxische Grenzkonzentration Tödliche Konzentration in 0,5-1 h 0,1 ppm 10 ppm 20 ppm 50 ppm 1000 ppm

Nebenwirkungen Bei Konzentrationen im Wasser über 50 mg/l und über 150 ppm in der Luft und Aufenthalt über eine Stunde: Rötung der Konjunktiven Reizung der Schleimhäute Brechreiz Kopfschmerz Unruhe

Vorsichtsmaßnahmen Durchlüftung der Räume Über 50 mg/l Aufsicht durch geschultes Personal

Gegenmaßnahmen Bei Nebenwirkungen Bad abbrechen Patient mit frischer Luft versorgen

Pharmakologische Wirkungen Schwefelwässer gehören zu den reaktiv wirkenden sog. Reizstoffen, Der Schwefel wird in der Haut oxidiert und hat dann für der Schwefelstoffwechsel keine Bedeutung mehr, Die Primärwirkung des Schwefels kann nur in der Haut und Schleimhaut liegen, die Penetrationsrate in die Haut ist sehr hoch, epidermale Zellen reagieren sehr empfindlich auf geringe Konzentrationen des Schwefels,

Pharmakologische Wirkungen durch die reduzierende Wirkung verschiedener Schwefelverbindungen wird ein zellulärer Reiz verursacht, zur Reizantwort wird eine Mediatorenkaskade stimuliert, die systemische Wirkung ist durch Mediatoren aus der Haut erklärbar, die reaktive Antwort - vorwiegend beim rheumatischen Schmerz - beruht in einer verstärkten Entzündungsabwehr und Erhöhung der Schmerzschwelle.

Pharmakologische Wirkungen Senkung der allgemeinen Schmerzempfindlichkeit Hemmung der zellulären Immunreaktion in der Haut Gefäßerweiternd auf Hautgefäße (H2S) Stimulation der Wärmerezeptoren (H2S) Senkung der Empfindlichkeit der Kaltrezeptoren (H2S)

Wirkprinzip in der Rheumatologie Die primären Wirkungen an den Langerhans-Zellen führen wahrscheinlich zu einer Modulation des Immunsystems.

Die Langerhanszellen der Hornschicht Was sind Langerhans-Zellen ?

Das Immunsystem der Haut Die Langerhanszellen der Haut entsprechen als immunpräsentierende Zellen den Dendritischen Zellen und Makrophagen in der Mucosa der Lunge und im GI-Trakt. Die Langerhanszellen der Haut entsprechen als immunpräsentierende Zellen den Dendritischen Zellen und Makrophagen in der Mucosa der Lunge und im GI-Trakt.

Wirkung von Schwefelwässern auf Langerhanszellen (ATPase-Rezeptoren) % Aktivität Konzentration an H2S in mg/L

Wirkung von Schwefelwässern auf Langerhanszellen (ATPase-Rezeptoren) % Aktivität Dauer der Wirkung von einem 20-Minuten-Bad mit 50 mg/L H2S

Wirkung von Schwefelwässern auf Langerhanszellen (CD1a-Rezeptoren) Zellen/mm2 Kontrolle H2S-Effekt Konzentration an H2S in mg/L

Wirkung von Schwefelwässern auf Langerhanszellen (HLA-Dr-Rezeptoren) Zellen/mm2 Kontrolle H2S-Effekt Konzentration an H2S in mg/L

Zellvermittelte Reaktion, IgM Typ1 Proinflammatorische Reaktion Ag Nebenniere Hypophyse Hypothalamus CRH ACTH IL4 Allergen Akutphase Cortisol Zellvermittelte Reaktion, IgM Typ1 Proinflammatorische Reaktion Ag AK-vermittelte Reaktion IgG, IgA Typ2 Antiinflam. R Undifferenzierte T-Zelle Typ2- Helferzelle LZ Ag Th0 CD4 MZ IL1 IL12 Th1 CD4 IFN-γ IL1 IL4 TNFα Entzündung IgE AK Th2 CD4 IL4, IL10 IFN-γ Typ1-Helferzelle IL4 IL2 Tcyt CD8 IFN-γ NK IL4 IL5 IL6 B-Ly Plasmazelle Killerzellen

Indikationsübersicht für Schwefelwässer Rheumatischer Formenkreis Hauterkrankungen Gynäkologie HNO-Erkrankungen (Spülungen) Atemwegserkrankungen (Inhalation) Gefäßerkrankungen Kreislauferkrankungen

Konsensus-Statement zur Schwefeltherapie zwischen Balneotherapeuten und Rheumatologen Wien 1996

Indikationen für Schwefelbäder (Rheumatischer Formenkreis) Degenerative Gelenkserkrankungen Extraartikulärer Rheumatismus Chronische Polyarthritis (inaktive Polyarthritiden) Posttraumatische Schäden Postoperative Therapien

Indikationen für Schwefelbäder Hauterkrankungen Juckreiz bei Hämorrhoiden Pyodermien Perniones Mykosen Urticaria Verbrennungsnarben Keloide Hyperhidrosis Psoriasis Neurodermitis Erkrankungen des seborrhoischen Formenkreises Furunkulose Ekzeme Juckende Hauterkrankungen

Indikationen für Schwefelbäder Gynäkologie Zur Vaginalspülung bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen: Chronisch entzündliche Erkrankungen der Adnexe Ovarialinsuffizienz Vegetativ bedingte Erkrankungen der weiblichen Fortpflanzungsorgane Pelvipathia vegetativa

Indikationen für Schwefelbäder HNO-Erkrankungen Spülungen mit isotonen Schwefel-Wässern: Entzündliche Erkrankungen im Mund- und Nasenbereich Eitrige und atrophische Rhinitis Sinusitis Rhinopharyngitis, Pharyngitis, Tonsilitis Rezidivierende Laryngitis Rezidivierende Otitis

Penetration in die Ohrtrompete nach Flurin 1990

Das Nasenbad nach Flurin 1990

Die Rachendusche nach Flurin 1990

Indikationen für Schwefelbäder Atemwegserkrankungen Aerosolinhalation mit isotonen Schwefelwässer: Chronisch bronchiales Syndrom

Indikationen für Schwefelbäder Gefäßerkrankungen Trophische Störungen aufgrund von Venenerkrankungen Varicosis Mikroangiopathien

Indikationen für Schwefelbäder Kreislauferkrankungen Hypertonie WHO II

Wirkung von H2S-Bädern auf die periphere Durchblutung relat. Einheiten 32 °C 1 Mindestkonzentration 22 °C 10 20 30 40 50 mg H2S/L

Hyperämie durch Schwefelwasserstoff

Vasomotion und Puls Vasomotion Puls

Vasomotion durch Schwefelwasserstoff 30 mg/L H2S vorher nachher

Vasomotion bei verschiedenen Erythemen 0,1 mA/cm2 Capcaicin CO2 H2S

Doppelblindstudien mit Druckschmerzschwellen-Messung bei Muskelverspannungen

Druckschmerzschwellenmessung Druckpunkte 1. M. levator scapulae 2. M. supraspinatus 3. M. teres minor 4. M. deltoideus 5. M. glutaeus maximus 6. M. glutaeus medius 7. M. bizeps femoris 8. M. semimembranosus 1

Doppelblind-Kontrolle bei Bädern Durch elektrische Steuerung über einen Bar-Code-Leser

Schmerzen bei Muskelverspannungen Behandlung mit Schwefelbädern kg/cm2 1,8 nach 1 Woche 2,1 2,4 nach 2 Wochen 2,7 SCHWEFELWASSER LEITUNGSWASSER 3,0 nach 3 Wochen 3,3 Beobachtungsdauer

Schwefelbäder bei muskuloskeletalem Schmerzsyndrom MAX Schwefel Polysulfid PPT 5.5 4 3 Bäder 3 Bäder 3 Bäder 4.5 Placebo 3 3.5 2 nach 3 Wochen nach 2 Wochen nach 1 Woche 2.5 Anfangswert 1 PPT allgemeine Druckschmerzschwelle MAX Druckschmerzschwelle am Beschwerdepunkt

Schwefelbäder bei muskuloskeletalem Schmerzsyndrom Thiosulfat PPT MAX 3.5 3 3 Bäder 3 Bäder 3 Bäder 3 2.5 2.5 2 Placebo 2 1.5 nach 3 Wochen nach 2 Wochen 1.5 nach 1 Woche 1 Anfangswert PPT allgemeine Druckschmerzschwelle MAX Druckschmerzschwelle am Beschwerdepunkt

Schwefelbäder bei muskuloskeletalem Schmerzsyndrom mit Arthrosen Schwefel/Sole VAS PPT 2.5 3 Bäder 3 Bäder 3 Bäder 10 Sole 20 2 30 40 50 1.5 nach 4 Monaten 60 nach 2 Monaten nach 3 Wochen 70 nach 2 Wochen nach 1 Woche 1 Anfangswert 80 PPT allgemeine Druckschmerzschwelle VAS Selbsteinschätzung der allgemeinen Schmerzempfindung

Schwefelduschbad

Druckschmerz Hitzeschmerz und Kälteschmerz (nach Gutenbrunner 1999)

Systemische Schwefelwirkung nach Gutenbrunner 1999

Schwefel bei Fibromyalgie nach Gutenbrunner 1999 Schwefel wirkt systemisch Kältekammer wirkt lokal

Zusammenfassung Die Wirksamkeit der Schwefelbäder ist relevant und nach heute gültigen Kriterien der Forschung belegt. Nicht bekannt ist, ob auch gering konzentrierte Schwefelwässer ausreichende Wirksamkeit haben. Der Kumulationseffekt lässt dieses aber vermuten. Zum Trinken und im HNO-Bereich sind nur geringe H2S-Konzentrationen geeignet. Desinfizierte Schwefelpools gehören nicht zu den Schwefelbäder, weil dort der Schwefel zu unwirksamen Verbindungen oxidiert wird.

Zusammenfassende Literatur Schwefel in der Medizin, Hrsg. von Pratzel, Bühring, Evers 1991, Demeter-Verlag (vergriffen) Sulphur in Health Resort Medicine, Ed. by Pratzel 1995, ISMH-Verlag

Radon in der Balneotherapie

Heilquellen mit Radonwasser

Indikationen für Radonbäder Rheumatoid Arthritis im nicht akuten Stadium Morbus Bechterew Schmerzbehandlung bei Radikulitis, Neuritis, Neuralgie Hypertonie Stadium I und II WHO Sklerodermie Osteoporose

Druckschmerzschwelle nach Radonbädern Ende der Behandlung kg/cm2 Ende der Behandlung 3,0 2,8 2,6 nach 4 Monaten nach 2 Monaten 2,4 nach 1 Woche 2,2 nach 2 Wochen nach 3 Wochen 2,0 Beobachtungsdauer RADON WASSER LEITUNGSWASSER

Radonbäder bei muskuloskeletalem Schmerzsyndrom VAS PPT 3 kBq/L 2 3 Bäder 10 Placebo 3 Bäder 20 3 Bäder 1.5 30 40 50 1 nach 4 Monaten 60 nach 2 Monaten 70 nach 3 Wochen nach 2 Wochen 80 nach 1 Woche 0.5 Anfangswert 90 PPT allgemeine Druckschmerzschwelle VAS Selbsteinschätzung der allgemeinen Schmerzempfindung

Radonbäder bei muskuloskeletalem Schmerzsyndrom MAX Radon PPT 0,8 kBq/L 2.5 2 3 Bäder 3 Bäder 3 Bäder 2 Placebo 1.5 1.5 nach 2 Monaten nach 3 Wochen nach 2 Wochen nach 1 Woche nach 4 Monaten 1 Anfangswert 1 PPT allgemeine Druckschmerzschwelle MAX Druckschmerzschwelle am Beschwerdepunkt

Allgemeines Schmerzempfinden nach Radonbädern Wasser Radon

Bewegungsschmerz nach Radonbädern Wasser Radon

Ruheschmerz nach Radonbädern Wasser Radon

Radon gegen Radon+CO2 Druckschmerzschwelle muskelskeletales Schmerzsyndrom Bad Steben 1997 Follow-up period after 4 months after 2 months after 3 weeks after 2 weeks after 1 week before

Radon gegen Radon+CO2 maximale Druckschmerzschwelle muskelskeletales Schmerzsyndrom Bad Steben 1997 Follow-up period after 4 months after 2 months after 3 weeks after 2 weeks after 1 week before

Radon gegen Radon+CO2 Schmerzempfinden nach VAS-Skala muskelskeletales Schmerzsyndrom Bad Steben 1997 before Follow-up period after 1 week after 4 months after 2 months after 2 weeks after 3 weeks

Radonbäder bei entzündlich rheumatischen Erkrankungen Chronische Polyarthritis Baln

Bewegungsfunktionstest nach Keitel Zehenstand, Fersenstand Kniebeuge Stehen auf einem Bein Außenrotation Hüftgelenk Beweglichkeit der Beine und Füße Gehen Treppensteigen Beugung der Finger Beweglichkeit der Handgelenke und Arme Aufrichten aus dem Liegen Aktives Spreizen der Beine im Liegen Aufstehen vom Hocker

Bewegungsfunktionstest nach Keitel Rheumatoide Arthritis (Radonstudie Bad Brambach 1997) Skt BESSERUNG Differenzen zum Ausgangswert und 95%-Konfidenzintervall Radon Ausgangswert CO2 N = 30 N = 28/30 N = 30/29

Measurement Of Patient Outcome - MOPO Körperlichen Beeinträchtigung und psychosoziale Konsequenzen bei Rheumatoid Arthritis Der Test erfaßt: Mobilität körperliche Aktivität Geschicklichkeit Aktivitäten im Haushalt Aktivitäten im täglichen Leben Soziale Aktivitäten Schmerzen Depressivität Ängstlichkeit

Körperliche Beeinträchtigung (MOPO) Rheumatoide Arthritis (Radonstudie Bad Brambach 1997) Skt BESSERUNG Differenzen zum Ausgangswert und 95%-Konfidenzintervall Radon Ausgangswert CO2 N = 29/30 N = 29/30

Subjektives Schmerzempfinden Rheumatoide Arthritis (Radonstudie Bad Brambach 1997) mm VAS Differenzen zum Ausgangswert und 95%-Konfidenzintervall CO2 Ausgangswert BESSERUNG Radon N = 30 N = 30/27 N = 28/30

Radonstollentherapie Spondylitis ankylosans Morbus Bechterew Baln

Relat. Schmerz nach Stollentherapie Bad Kreuznach Spondylitis Ankylosans (Studie Lind-Albrecht)

Relat. NSAIDS-Verbrauch nach Stollentherapie Bad Kreuznach Spondylitis Ankylosans (Studie Lind-Albrecht)

Meta-Analyse Forest-Plot treatment control

Wirkung von Alpha-Strahlen auf Langerhanszellen

Dosis an den anderen Organen Bestrahlungsdosis durch Radonbäder (Radonkonzentration 1,5 kBq/L; 37 °C) Badedauer 20 Minuten Hautdosis Das Risiko durch die Hautdosis von etwa 1 mSv pro Kur ist geringer als das allgemeine Risiko durch den langen Gebrauch von Medikamenten. Nierendosis Dosis an den anderen Organen Maximum natürliche Dosisleistung Zeit in Stunden

Literatur zu Radonbädern Pratzel, Deetjen: Radon in der Kurortmedizin, I.S.M.H. Verlag 1997, ISBN 3-9804437-2-8 Pratzel: Application of Pressure Algometry in Balneology for Evaluation of Physical Therapeutic Modalities and Drug Effects. Journal of Musculoskeletal Pain:1998:6:111-137 Deetjen, Falkenbach: Radon und Gesundheit, Peter Lang Verlag 1999, ISBN 3-631-35532-7 Franke, Reiner, Pratzel, Franke, Resch: Long-term efficacy of radon spa therapy in rheumatoid arthritis – a randomized, sham-controlled study and follow-up. Rheumatology 2000:39:894-902

Kohlensäurebäder Baln

Kohlensäure-Bäder Kohlendioxid in Wasser gelöst oder als Kohlensäurequelle: Natriumhydrogencarbonat und zur Freisetzung von Kohlendioxid Aluminiumsulfat oder Natriumhydrogensulfat oder Ammoniumchlorid

Künstliche Kohlensäure-Bäder Dosierung Für ein Badevolumen von 100 l sind mindestens erforderlich: 220g Natriumhydrogencarbonat und mindestens 290g Aluminiumsulfat oder 280g Natriumhydrogensulfat oder 330g Ammoniumchlorid Badedauer 10-30 Minuten Badetemperatur 30-35 °C bei kardialen Erkrankungen 36-38 °C bei rheumatischen Erkrankungen 28-30 °C bei Venenerkrankungen

Indikationen für Kohlensäurebäder Mikrozirkulationsstörungen der Haut Trophisch bedingte Ulcera der Haut, venöse Ulcera Dekubitus Periphere arterielle Verschlußkrankheit in jedem Stadium Funktionelle arterielle Durchblutungsstörung

Konzentration und Durchblutung H2S 32 °C CO2 32 °C H2S 22 °C CO2 22 °C 10 20 30 40 50 mg/L H2S 0,8 1,6 2,4 3,2 4,0 g/L CO2

CO2-Bäder-Behandlung im Fuß-Knöchel-Bereich Plastikbeutel Wasser CO2-Wasser

CO2-Wasser-Trinkkuren Mindestkonzentration 1 g/l CO2 Stimulation der Verdauung Appetenzstörungen Mindestkonzentration 2 g/l CO2 Stimulation der Diurese bei urologischen Erkrankungen

Kontraindikation von CO2 Trinkkuren Vorschädigung der Magenwand (z.B. Ulcus) Trinkkuren mit größeren Flüssigkeitsmengen sind bei Insuffizienz von Herz-Kreislauf-System und Nierenfunktion kontraindiziert

Nebenwirkungen von CO2-Wasser-Trinkkuren Die durch Freisetzung der Kohlensäure erzeugte Magendehnung kann subjektive Druckbeschwerden hervorrufen (z.B. Roemheld-Syndrom) Bei Zufuhr größerer Trinkmengen können Beschwerden im Sinne des Reizmagens (Dyspepsie) hervorgerufen werden, die allerdings bei kurmäßiger Anwendung in der Regel zurückgehen.

Hydrogencarbonat-Wasser Trinkkuren Mindestens 1 g /l gelöste Mineralstoffe und davon mindestens 20% Äquivalente NaHCO3

Indikationen für Hydrogencarbonat-Wasser Trinkkuren Prophylaxe und Metaphylaxe von Harnsäure-, Cystin- und Calciumoxalat-Harnsteinen, auch postoperativ bzw. nach Lithotripsie Zur unterstützenden Behandlung chronischer Harnwegsinfekte, mit Ausnahme von E. coli-Infektionen Funktionelle Erkrankungen des Magens, Reizmagens. Zur unterstützenden Behandlung bei chronisch rezidivierender Ulcuskrankheit Als Begleitbehandlung bei Störungen des Harnsäurestoffwechsels (Gicht)

Kontraindikationen für Hydrogencarbonat-Wasser Trinkkuren Eine Harnalkalisierung über den Neutralpunkt hinaus begünstigt E. coli-Infektionen der ableitenden Harnwege und Infektsteinbildung (Phosphat- und Karbonatsteine) Akute Gastritis und Enteritis, Blutungsneigung und Rupturgefahr im Intestinaltrakt (z.B. bei Ulcera, nach Operationen), Passagehindernisse höheren Grades (Stenosen, Invaginationen) Insuffizienz von Herz-Kreislauf-System und Nierenfunktion

Literatur zur Kohlensäure-Balneotherapie Marktl: Grundlagen und Praxis der Anwendung von CO2 in der Balneologie. Facultas Universitätsverlag 1996, ISBN 3-85076-422-2

Solebäder Baln

Bei welcher Konzentration ist die Aufnahme und Abgabe an Natrium über die Haut beim Baden ausgeglichen? Etwa bei der Konzentration des Meerwassers an Natrium

Die Isotonie der Hornschicht liegt bei 6 % NaCl ! Bei der Differenzierung werden alle anorganischen Bestandteile der Epidermiszellen in die Hornschicht überführt. Aber der Wassergehalt der Hornschicht liegt bei etwa 10 % gegenüber dem Wassergehalt im Stratum spinosum mit etwa 65%. Für die Konzentration der anorganischen Stoffe ist somit ein 6,5fach höherer Wert anzusetzen. Das ergibt gegenüber der Isotonie im lebenden Gewebe eine Hornschichtisotonie von 0,9 x 6,5 = 6 %

Der Harnstoffverlust beim Baden 0,1 0,2 n = 10 Gehalt in der Hornschicht Verlust bei einem Bad durch Desquamation an einem Tag µmol/cm2 Die Hornschicht verliert bei einem einzigen Bad etwa ein Drittel ihres Gehalts an wasserlöslichen Inhaltsstoffen, wie hier am Beispiel des Harnstoffs gezeigt wird. Der Verlust durch Abschilferung ist wesentlich geringer. Was durch ein Bad verloren geht wird etwa in einer Woche durch Differenzierung epidermalen Gewebes wieder regeneriert. Was bei einem Bad verloren geht, wird in einer Woche ausgeglichen

Badedauer-Gewohnheiten und Harnstoffgehalt in der Hornschicht 5 10 15 20 25 n = 14 n = 161 n = 17 unter 10 min Badedauer 10 - 30 min über 30 min mol%der Aminosäuren Der Verlust an wasserlöslichen Substanzen der Hornschicht beim Baden ist in hohem Maße von der Badedauer abhängig, wie hier am Beispiel des Harnstoffs gezeigt wird. Personen die lange baden haben weniger wasserbindende Substanzen in der Hornschicht

Reinigungsmittel-Gewohnheiten und Harnstoffgehalt in der Hornschicht 2 4 6 8 10 12 14 16 18 keine Badezusätze wenig Schaum- bäder n = 93 n = 63 n = 22 mol%der Aminosäuren Der Verlust an wasserlöslichen Substanzen aus der Hornschicht beim Baden wird durch Detergentien forciert., wie am Beispiel des Harnstoffs gezeigt wird. Personen die Detergentien benutzen haben weniger wasserbindende Substanzen in der Hornschicht

Solebäder schonen die Haut Messung der Urocaninsäure durch UV-Absorption des Badewassers 1 cm 0,4 E 265 nm Wasser 0,3 0,2 27%ige Sole Je höher die Salzkonzentration im Bad ist, desto weniger werden wasserlösliche Substanzen herausgelöst, wie hier durch Messung der UV-Absorption des Badewassers gezeigt wird. 0,1 Minuten Badedauer 5 15 25 35 45 55

Konzentrationsverteilung von Natrium in der Hornschicht nach Solebädern 7 nach 2. Bad mit 6%iger Sole 6 5 nach 1. Bad mit 6%iger Sole 4 Konzentration in µg/cm2 3 Stratum corneum conjunctum Bei dieser Person kann eine Zunahme der Natriumkonzentration durch Kochsalzbäder in tieferen Schichten der Hornschicht nachgewiesen werden. Dieses ist eine Voraussetzung, dass am Übergang zum lebenden Epidermisgewebe ein osmotischer Reizeffekt eintreten kann. 2 Vorher 1 Hautoberfläche Abrissfolge mit Tesafilm Untere Hornschichtgrenze

Konzentrationsverteilung von Natrium in der Hornschicht nach Solebädern 12 nach 2. Bad mit 6%iger Sole 10 8 nach 1. Bad mit 6%iger Sole 6 Konzentration in µg/cm2 Stratum corneum conjunctum 4 Bei dieser Person kann eine Zunahme der Natriumkonzentration durch Kochsalzbäder in tieferen Schichten der Hornschicht nicht nachgewiesen werden. Damit ist eine Voraussetzung, dass am Übergang zum lebenden Epidermisgewebe ein osmotischer Reizeffekt eintritt nicht gegeben. Vorher 2 Hautoberfläche Abrissfolge mit Tesafilm Untere Hornschichtgrenze

Sind Solebäder wirksam ? Eine Wirkung von Salzlösungen mit Komponenten, die auch in der Haut vorhanden sind, kann nur durch osmotische Reize angenommen werden. Eine höhere perkutane Resorption als die Ausspülung von NaCl ist bei intakter Hornschicht nur bei Konzentrationen oberhalb der Meerwasserkonzentration anzunehmen.

Sind Solebäder wirksam ? Osmotische Reize sind bei intakter Hornschicht erst oberhalb 6% NaCl zu erwarten. Bei vorgeschädigter Hornschicht (trockene, rissige Haut) können osmotische Reize auch bei geringeren Konzentrationen auftreten. Deshalb sind erhebliche interindividuelle Wirkungsunterschiede zu erwarten.

Phythobäder Baln

Sedierende Bäder Baldrian Hopfen Melisse Heublumen Lavendel

Atemwegs-wirksame Bäder Koniferenöle Thymian Eukalyptus Menthol

Hautbäder Bäder mit Kamille, Schafgarbe, Schachtelhalm Bäder mit Pflanzenölen Bäder mit Gerbstoffen oder Eichenrinde Bäder mit Kleie oder Haferstroh Thymianbäder Schwefelbäder Bäder mit Bituminosulfonat (Ichthyol) Solebäder Teerbäder Kohlensäurebäder Rosmarinbäder

Hautschützende Bäder Sojabohnenöl Eichenrinde Schachtelhalm Haferstroh Kleie

Indikationen Bäder mit Kamille, Schafgarbe oder Schachtelhalm Haut- und Schleimhautentzündungen bakterielle Hauterkrankungen Nachbehandlung offener Abzesse, eröffneter Furunkel, infizierter Wunden als Sitzbad: Pruritus ani, Hämorrhoiden, Analekzem, Analfissuren als Sitzbad: Episiotomien, vaginale Operationswunden

Indikationen für Bäder mit Pflanzenölen Dermatosen mit trockener Haut Endogenes Ekzem Psoriasis Ichthyosis Pruritus senilis Windelekzem Waschekzem

Indikationen für Bäder mit Gerbstoffen oder Eichenrinde Akut entzündliche, nässende und juckende Hauterscheinungen Dyshidrosis Intertrigo Windeldermatitis Pruritus ani Entzündungen im Genito-Analbereich Verbrennungen 1. und 2. Grades

Indikationen für Bäder mit Kleie oder Haferstroh Entzündliche und juckende Hauterscheinungen (Kleie) Juckende Ekzeme (Haferstroh)

Indikationen Bäder mit für Thymian Pruritus bei Dermatosen

Indikationen für Solebäder in der Dermatologie Psoriasis (Photo-Sole-Therapie UVB 15% Sole) Neurodermitis (Photo-Sole-Therapie UVA ab 1% Sole) Seborrhoisches Ekzem Akne

Bäder bei entzündlichen Hauterkrankungen Kamillen-Bäder Schafgarbe-Bäder Schachtelhalm-Bäder Eichenrindenbäder synth. Gerbstoffbäder

Bäder bei Juckreiz Haferstroh-Bäder Kleie-Bäder Teer-Bäder Öl-Bäder

Literatur zu Medizinischen Bädern Chronisch kranke Patienten sind auf die angebotenen Möglichkeiten der Kurorte angewiesen. Aber gesunde Touristen können von den Kurorten ebenfalls profitieren. Das Ziel beider Gruppen durch präventive Maßnahmen oder Krankenbehandlung ist das gleiche: “Jung sterben, aber so spät wie möglich”. Pratzel, Schnizer: Handbuch der Medizinischen Bäder, Haug 1992, ISBN 3-9804437-7-9 Pratzel, Rimpler, Kimmel: Medizinische Bäder. I.S.M.H. Verlag 1996, ISBN 3-9804437-3-6

Literatur zur Kurortmedizin Hillebrand, Weintögl: Handbuch für den Kurarzt. 3. Aufl. OAK-Verlag 2001, ISBN 3-901488-30-8 Schmidt: Kompendium der Balneologie und Kurortmedizin. Steinkopff 1989, ISBN 3-7985-0794-5 Amelung, Hildebrandt: Balneologie und medizinische Klimatologie, Springer 1985-86, Bd. 1: ISBN 3-540-11449-1; Bd. 2: 3-540-13989-3; Bd. 3: 3-540-13990-7 Geplanter Nachdruck Amelung, Evers: Handbuch der Bäder- und Klimaheilkunde, 1006 S. Schattauer Verlag 1962, Nachdruck I.S.M.H. Verlag 2002, Preis ca. 100 €