Kapitel VI: Der Aufbau der Sterne
Beobachtete Eigenschaften von Sternen Was können wir direkt messen scheinbare Helligkeit in wenigen Ausnahmen: Winkeldurchmesser (→ Doppelsterne) Abstand (schwierig) Farbe (über Filter) Spektrum
Scheinbare Helligkeit m „Helligkeit“ eines Sterns Fluß F einer Quelle der Leuchtkraft L im Abstand d Da L und d erst einmal unbekannt, betrachte relativen Helligkeitsunterschied zwischen zwei Quellen Nullpunkt durch Vega definiert, d.h. Vega hat scheinbare Helligkeit m=0 abhängig von verwendeten Filter nach Korrektur: bolometrische Helligkeit
Abstand via Parallaxen Wichtigste direkte Methode zur Entfernungsbestimmung Abgeleitete Größe: 1 parsec Abstand bei dem 1AU unter dem Winkel von 1″ erscheint 1 pc = 3.085678 x 1018 cm diverse indirekte Methoden (siehe später)
Zustandsgrößen Was können wir daraus ableiten: scheinbare Helligkeit + Abstand absolute Helligkeit Leuchtkraft Winkeldurchmesser + Abstand Radius Farbe oder Spektrum Temperatur Leuchtkraft und Temperatur Radius (über Stefan-Boltzmannsches Strahlungsgesetz) Spektrum Elementhäufigkeiten (verlangt detailliertes modellieren) Umlaufzeiten/Bahndurchmesser in Doppel-sternsystemen Masse (via Kepler III)
Absolute Helligkeit M Scheinbare Helligkeit eines Sterns im Einheitsabstand von 10 pc Mit mWega=0, dWega=8.0pc und LWega=49.5L m-M: „Entfernungsmodul“ M bekannt Leuchtkraft L
Schwarzkörperstrahlung Wellenlängenverteilung Ableitung Wellenlänge des Maximums (Wiensches Ver- schiebungsgesetz) Wellenlänge Fläche Raumwinkel
Schwarzkörperstrahlung Gesamte bei allen Wellenlängen in alle Raumwinkel abgestrahlte Energie pro Fläche und Zeit: integriere B(T) über und Leuchtkraft eines sphärisch symmetrischen Sterns: integriere über Sternoberfläche
Farbe und Temperatur Bemerkung: für jede Wellenlänge gilt
Farben als Thermometer
Spektren Sternatmosphäre: äußere Gebiete optisch dünn Temperaturschichtung Dichteschichtung äußere Gebiete optisch dünn „leuchtende Oberfläche“ Übergang von optisch dünn zu optisch dicht Atomare Übergänge Hohe optische Dichte in der Umgebung atomarer Übergänge zu höheren Energien, während optische Dichte noch gering im Kontinuum (Details: später) Besetzungszahl eines Übergangs ist temperaturabhängig Kühleres Gas in oberen Atmosphärenschichten Absorptionslinien Absorptionslinienspektrum in Abhängigkeit von der Temperatur
Spektralklassen
Spektralklassen Änderung in der Stärke der Absorptionslinien mit Temperatur Balmer Linien CaII H und K TiO Molekül-Bande
Besetzungszahl als Funktion der Temperatur
Spektralklassen „Harvard Klassifikation“ (Annie Cannon) Oh Be A Fine Girl Kiss Me Now Right Smack !!
Das Hertzsprung-Russel-Diagramm Beobachter x-Achse: Farbe y-Achse: absolute Helligkeit (von positiv nach negativ) Theoretiker x-Achse: log Temperatur (von rechts nach links) y-Achse: log Leuchtkraft wg Stefan-Boltzmann : Linien konstanten Radius sind Geraden
Hertzsprung-Russel-Diagramm
Hertzsprung-Russel-Diagramm Bei konstanter Temperatur (Farbe, Spektralklasse) haben hellere Sterne einen größeren Radius Radius variiert entlang der Hauptreihe nur wenig
Leuchtkraftklassen I: Überriesen II: Helle Riesen III:Riesen IV: Unterriesen V: Zwerge (Hauptreihe) VI: Unterzwerge (VII: Weiße Zwerge)
Leuchkraftklassen Sterne identischer Spektralklasse aber verschiedener Leuchtkraftklasse unterscheiden sich im Detail in ihren Spektren. Bei niedrigerem Druck in den oberen Atmosphärenschichten sind Absorptionslinien enger. Riesen haben so engere Absorptionslinien als Zwerge
Spektroskopische Parallaxe Beobachtetes Spektrum Spektralklasse Linienbreite Leuchtkraftklasse absolute Leuchtkraft Vergleich mit scheinbarer Helligkeit Entfernung Spezialfall Sternhaufen alle Sterne haben dasselbe Alter alle Sterne haben dieselbe „Metallizität“ alle Sterne haben dieselbe Entfernung main sequence fitting
Hertzsprung-Russel-Diagramm m-M d
Chemische Zusammensetzung Nur in der Sternatmosphäre beobachtbar Sterninneres im allgemeinen inhomogen (Kernfusion) bei den meisten Sternen in Sonnenumgebung: ähnlich der solaren Häufigkeit: 70% H, 28% He, 2% Metalle sogenannte Population I Chemischer Gradient in der Milchstraße Metallhäufigkeit (Metallizität) nimmt nach außen ab Kugelsternhaufen, galaktischer Halo Metalle bis zu 100 mal seltener (im Extremfall auch bis zu 10000 mal) sogenannte Population II
Chemische Zusammensetzung Andere Galaxien zeigen unterschiedliche mittlere Häufigkeiten Milchstraße: solar Andromeda: solar Große Magellansche Wolke: 0.3 solar Kleine Magellansche Wolke: 0.1 solar Heliumhäufigkeit zeigt nur geringe Variation von Stern zu Stern (und Galaxie zu Galaxie)
Rotation der Sterne Nachweis: Verbreiterung der Spektrallinie (Dopplereffekt) Bahnebene Beobachter misst vrot sin i Bahnneigung i im allgemeinen nicht bekannt vrot [km/s] Abbremsung durch Magnetfelder? Zum Vergleich die Sonne
Massenbestimmung Aus detaillierter Spektralanalyse Druckskalenhöhe Oberflächenschwerkraft g ungenau Bei extremer Oberflächenschwerkraft (weiße Zwerge) Gravitationsrotverschiebung von Spektrallinien Primäre Methode: Doppelsterne
Doppelsterne Etwa 50% (oder mehr) aller Sterne sind Doppelsterne Optische Doppelsterne Zwei Sterne zufällig entlang einer Sichtlinie Physische Doppelsterne Visuell: beide Komponenten getrennt sichtbar Astrometrisch: Bewegung um (unsichtbaren) Begleiter Spektroskopisch: periodische Rot-/Blauverschiebung von Spektrallinien Photometrisch: Bedeckungsveränderliche