Dr. C. Gamm, Hamburg Baby Blues oder Wochenbettdepression?

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 Präsentation transkript:

Dr. C. Gamm, Hamburg Baby Blues oder Wochenbettdepression? Vortrag auf dem Fachnachmittag Frühe Hilfen, Kreis Herzogtum Lauenburg am 14.9.2011

Seelische Krisen nach der Geburt haben unterschiedliche Ausprägungen: Baby Blues, „Heultage“ Postpartale Depression (PPD), Wochenbettdepression Postpartale Psychose (PPP)

Häufigkeit Der Baby Blues wird mit 25-80 (!) der Mütter und 10% der Väter angegeben Die PPD betrifft 10-20% der Mütter und 4 % der Väter Die PPP ist selten: 0,1- 0,3% der Mütter sind betroffen

Der Baby Blues der Mütter Kurzfristige Verstimmung in den ersten Tagen (spätestens Wochen) nach der Geburt. Abklingen nach Stunden, spätestens Tagen Labile, subdepressive Stimmung, häufiges Weinen, Ängste, Erschöpfung, Reizbarkeit, Schlaf- und Ruhelosigkeit Ursächlich: seel. Erkrankung in der Vorgeschichte, hormonelle Gründe, geringe soziale Unterstützung, Enttäuschung

Baby Blues bei Vätern? Bis zu 10% der Väter sind nach der Geburt des Kindes davon betroffen Ursächlich sind Ängste, Enttäuschung, Einbuße an Freiheiten, Schlafmangel, mögliche Erkrankung der Partnerin an PPD

Hilfreiche Massnahmen Aufklärung der Betroffenen u. der Angehörigen über die vorübergehende Symptomatik Vermeiden von gegenseitigen Vorwürfen Unterstützung der Partnerschaft durch Gespräche, gemeinsame Zeit (auch mal ohne Baby!) Suche nach sozialer Unterstützung

Ziel Liebevolle und entwicklungsangemessene Beziehung beider Eltern zum Baby und Erhalt der Partnerschaft

Die PPD Kann jederzeit innerhalb der ersten 2 Jahre nach Geburt entstehen Oft langsame Entwicklung mit v. a. körperlicher Symptomatik (Schlafstörungen, Appetitmangel) Risikofaktoren: vorbesteh. seel. Erkrankungen, Trauma, Belastende Lebensumstände Unzufriedenheit i. d. Partnerschaft

Die PPD hat vielfältige Symptome Antriebsmangel, Traurigkeit, Schuldgefühle, ambivalente Gefühle dem Kind gegenüber, Ängste u. Panikanfälle, Hoffnungslosigkeit, Reizbarkeit, sexuelle Unlust, eventuell Tötungsgedanken (auf sich selbst, manchmal auch auf das Kind bezogen) Kopfschmerzen, Herzbeschwerden, Schwindel, Konzentrations- und Schlafstörungen

Bei PPD müssen Fachleute hinzugezogen werden ist nicht selten aufsuchende Hilfe erforderlich Entscheidung über: ambulante Hilfen ausreichend oder stationäre/teilstationäre Behandlung erforderlich?

Die PPP Aus psychiatrischer Sicht schwerste Komplikation im Wochenbett Typisch ist abrupter Beginn in den ersten zwei Wochen nach Entbindung Angst-, Erregungs-, und Verwirrtheitszustände der Mutter sollten zur Einweisung in eine psychiatrische Klinik führen Die Prognose ist günstiger als bei Psychose zu anderen Zeiten im Leben.

Behandlungsoptionen Kombinierte pharmakologische und psychotherapeutische Behandlung der Mutter Eltern- Säuglings- Psychotherapie Entwicklungspsychologische Beratung Familientherapie Selbsthilfegruppen naturheilkundliche Behandlung

Literatur Dave et al. Incidence of Maternal and Paternal Depression in Primary Care, Arch. Pediatr. Adolesc. Med. 2010; 164: 1038-1044 Bennett HA, Prevalence of depression during pregnancy; systemic review. Obstet Gynecol 2004; 103 (4): 698-709 Spitzer M., Der Blues der Väter. Nervenheilkunde 2010; 29: 579-582 Dix, C., Eigentlich sollte ich glücklich sein. Kreuz-Verlag 1998

Literatur Nispel, P., Mutterglück und Tränen. Herder Spektrum 2001 Sachse, L. , Ich bin ganz und richtig. Paranus 2000 Cierpka, M. et al, Psychoanalytische Säuglings-Kleinkind-Eltern-Psychotherapie. Brandes und Apsel Verlag 2007 Riecher-Rössler A., Psychische Erkrankungen bei Frauen, Karger 2001