Die Schweiz in der Konjunkturkrise – Fakten und Herausforderungen

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 Präsentation transkript:

Die Schweiz in der Konjunkturkrise – Fakten und Herausforderungen Direktion für Standortförderung Die Schweiz in der Konjunkturkrise – Fakten und Herausforderungen Dr. Eric Scheidegger, stv. Direktor SECO, Leiter Direktion für Standortförderung 60 Jahre VCU, Basel, 16. Mai 2009 1

Aufbau Finanzkrise und Konjunktur Internationale Konjunktur Wirtschaftslage Schweiz Konjunkturprognose Schweiz Stabilisierungsmassnahmen des Bundes 2 2

1. Finanzkrise und Konjunktur Entstehung der internationalen Finanzkrise Überhitzung des US-Immobilienmarktes Verteilung der US-Immobilienrisiken über das internationale Finanzsystem Platzen der US-Immobilienblase Übergreifen auf die internationalen Finanzmärkte 3 3 3

1. Finanzkrise und Konjunktur Übertragungskanäle auf die Konjunktur Negative Effekte auf die Wertschöpfung des Finanzsektors Kreditkanal („Kreditklemme“) Negative Vermögenseffekte auf Konsum und Investitionen Bankeninsolvenz und Systemrisiko Aussenhandel (indirekte Betroffenheit) Für die Schweiz sind vor allem die Kanäle 1. und 5. von Bedeutung 4 4 4

2. Internationale Konjunktur Wirtschaftswachstum international Veränderung des realen Bruttoinlandprodukts in % gegenüber Vorjahresquartal Quelle: OECD 5 5 5

2. Internationale Konjunktur Geschäftsklima international Einkaufsmanagerindizes für die Industrie, USA und Euroraum Quelle: EcoWin 6 6

2. Internationale Konjunktur Deutschland: Exporte und Industrieaufträge Saisonbereinigte Indizes (2003=100) Quelle: EcoWin 7 7 7

2. Internationale Konjunktur Expansive Fiskalpolitik in vielen Ländern (einige Beispiele) USA: Ankündigung eines Programms im Umfang von 800 Mrd. US-Dollar (rund 5% des BIP) Deutschland: Ankündigung eines Massnahmenpakets von 50 Mrd. Euro (2% des BIP) für 2009 und 2010 Japan: Ankündigung eines Fiskalprogramms im Umfang von 2% des BIP Bezüglich der Fiskalprogramme gibt es zwar noch viele Unsicherheitsfaktoren (z.B. zeitliche Umsetzung, effektive Nachfragewirkung der einzelnen Massnahmen) Angesichts ihres grossen Umfangs sowie der hohen internationalen Koordination sind jedoch im Verlauf von 2009 und 2010 spürbare Konjunkturimpulse – zumindest temporär – wahrscheinlich 8 8 8

3. Wirtschaftslage Schweiz BIP-Entwicklung Schweiz Veränderungsraten zum Vorquartal und Niveau Quelle: SECO 9 9

3. Wirtschaftslage Schweiz Warenexporte real Niveau und Veränderungsraten zum Vorquartal Quellen: OZD, SECO 10 10 10 10

3. Wirtschaftslage Schweiz Arbeitslosigkeit Registrierte Arbeitslose in 1‘000 Personen, saisonbereinigte Werte Quelle: SECO 11 11

3. Wirtschaftslage Schweiz Inflationsentwicklung Vorjahresveränderungen LIK total und Kernteuerung Quelle: BFS 12 12

4. Konjunkturprognose Schweiz Weltwirtschaftliche Annahmen (März 2009) Quellen: OECD, Eurostat, Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes 13 13

4. Konjunkturprognose Schweiz Frühindikatoren Schweiz Saisonbereinigte Indizes Quellen: KOF, Credit-Suisse 14 14

4. Konjunkturprognose Schweiz Prognose Schweiz (März 2009) Veränderungen zum Vorjahr in %, Quoten Quelle: Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes, März 2009 15 15

4. Konjunkturprognose Schweiz Quelle: SECO 16 16

4. Konjunkturprognose Schweiz Risiken Weltwirtschaftlicher Einbruch kurzfristig womöglich noch ausgeprägter als bereits angenommen. Noch nicht überstandene Finanzkrise mit der Gefahr einer weiteren Abwärtsspirale zwischen Finanz- und Realwirtschaft Starke Aufwertung des Franken zum Euro und Dollar mit schädlichen Folgen für den Export (zeichnet sich bislang aber nicht ab!) Positive Faktoren Die weltweit expansive Geld- und Fiskalpolitik sollte das Risiko einer langen und tiefen weltwirtschaftlichen Rezession begrenzen In der Schweiz keine tiefgreifenden konjunkturellen Ungleichgewichte (keine Immobilienkrise und kaum Anzeichen für generelle Kreditklemme) 17 17 17

4. Konjunkturprognose Schweiz Zusammenfassung Binnenwirtschaftlich solide Konjunktur seit Herbst 2008 in den weltwirtschaftlichen Abwärtssog geraten (Einbruch der Exporte). Inlandnachfrage – namentlich der private Konsum – noch solide. Arbeitsmarktentwicklung bis Herbst 2008 noch gut, seither aber beschleunigter Anstieg der Arbeitslosigkeit. Starker Teuerungsrückgang seit Mitte 2008 im Zuge tieferer Ölpreise. Deutliche Lockerung der Geldpolitik durch die SNB (fünf Zinsschritte seit Oktober 2008). 18 18

5. Stabilisierungsmassnahmen des Bundes Konjunkturelle Stabilisierungsmassnahmen Finanzmarktstabilisierung Geldpolitik Finanzpolitik => In dieser Präsentation: Konzentration auf Finanzpolitik 19 19

5. Stabilisierungsmassnahmen des Bundes Zwei Ansätze von Stabilisierungsinstrumenten automatische Stabilisatoren diskretionäre fiskalische Impulse 20 20

5. Stabilisierungsmassnahmen des Bundes Automatische Stabilisatoren Arbeitslosenversicherung ALV Schuldenbremse (Bund und einige Kantone) Sozialhilfe (öffentliche Sozialhilfe, Alimentenbevorschussung etc.) Ergänzungsleistungen ALV/IV Invalidenversicherung IV Krankenversicherung etc. 21 21

5. Stabilisierungsmassnahmen des Bundes Automatische Impulse der ALV bei aktueller Prognose   Quelle: SECO   2009 2010 Aktuelle Prognose Arbeitslosenquote (%) 3.8 5.2 Impuls (Mia. CHF) +2.5 +2.4 22 22 22

5. Stabilisierungsmassnahmen des Bundes Fiskalische Impulse Vor dem Hintergrund der ausserordentlich grossen Unsicherheit über die Tiefe und Dauer des Abschwungs empfiehlt sich ein stufenweises Vorgehen Beschluss des Bundesrates über ein dreistufiges Massnahmenpaket vom 12. November 2008 Kein Abweichen von der Schuldenbremse (finanzpolitischer Spielraum von rund 1 Mrd. Franken) Auslösen der drei Stufen: Stufe 1: definitiv per Ende 2008 (Ergänzung der Botschaft zum Voranschlag 2009) Stufe 2: definitiv per Anfang 2009 (Nachtrag zum Voranschlag 2009) Stufe 3: bleibt abzuwarten (nur im Falle einer schweren Krise) 23 23

5. Stabilisierungsmassnahmen des Bundes Fiskalische Impulse Massnahmen Stufe 1 (beschlossen November 2008) Finanzpolitische Massnahmen: rund 430 Mio. CHF Freigabe der Arbeitsbeschaffungsreserven (ABR): rund 550 Mio. CHF 24 24

5. Stabilisierungsmassnahmen des Bundes Fiskalische Impulse Massnahmen Stufe 2 (beschlossen Februar 2009) Finanzpolitische Massnahmen: 700 Mio. CHF u.a. Infrastruktur Strasse und Schiene: (+ 390 Mio. CHF) Neue Regionalpolitik (+ 100 Mio. CHF) Forschung (+ 50 Mio. CHF) Umweltschutz (+ 70 Mio. CHF) Tourismus (+12 Mio. CHF) Massnahmen im Bereich der Exportrisikoversicherung SERV Verlängerung der Kurzarbeit von 12 auf 18 Monate 25 25

5. Stabilisierungsmassnahmen des Bundes Konjunkturelle Impulse der bisherigen Stabilisierungsmassnahmen Übersicht Stabilisierungsmassnahmen   [Alle Angaben in Mio CHF] Jahr der voraussichtliche Wirkung Diskretionärer Impuls Total 2009 2010 2011 Stufe 1 822 280 1102 Stufe 2 1210 50 1260 Stufe 1 und 2 insgesamt 2032 330 2362 Steuerbeschlüsse 650 1680 2330 Kantone und Gemeinden 2800 1000 4800 Stabilisierender Zusatzbeitrag der ALV 2500 2400 4900 Konjunkturimpulse Total 7332 3730 14392 In Prozent des BIP 1.38% 0.82% 0.50% 2.70% Zudem: Massnahmen zur Stabilisierung des Finanzsystems Pflichtwandelanleihe UBS 6000 SNB Stabilisierungsfonds "Toxic Assets" 45560 26 26

5. Stabilisierungsmassnahmen des Bundes Zusammenfassung: 08.10.08: SNB beginnt Zinssenkungen 16.10.08: Bundesrat, SNB und EBK beschliessen Massnahmenpaket UBS 12.11.08: Bundesrat beschliesst 1. Stufe konjunktureller Stabilisierungsmassnahmen 11.02.09: Bundesrat beschliesst 2. Stufe 12.03.09: SNB beschliesst „unkonventionelle“ geldpolitische Massnahmen Juni 09: Bundesrat beschliesst, ob 3. Stufe ausgelöst werden muss 27 27

Besten Dank für die Aufmerksamkeit! 28 28